Wraith of the Ropes „Ada“ 6/6

Totalrust Music
Bewertung: 6/6
Spielzeit: 58:28
Songs: 6

Ich glaube, ich habe mein persönliches Highlight im Jahr 2005 gefunden, und es wird mir von
einem brandneuen Label aus Israel geliefert. Die US-Amerikaner Wraith of the Ropes spielen nach eigenem Bekunden „Horror Metal“, liefern aber mit „Ada“ ein astreines Funeral Death Doom Album ab, was sie auch nicht leugnen, aber darauf verweisen, daß sie sich stilistisch nicht gebunden fühlen, und das nächste Album schon wieder ganz anders klingen könnte. Mit „Ada“ stürzen sie den Hörer jedenfalls in nahezu eine Stunde völliger klaustrophobischer Kälte, in eine Atmosphäre musikalischer Gewalt voll Schmutz und Blut, wie sie keine Highspeed Metal Band wohl je schaffen könnte. Horror ist eben mehr als eine Aneinanderreihung billiger Horrorfilm Samples und Highspeedgegrunze. Die Musik auf diesem Album ist dreckig, roh und psychopathisch. Man hat unweigerlich das Gefühl, hier offenbare eine eiternde Seele ihre krankhaften Triebe. Dies ist ein wahrhaft würdiger Soundtrack für einen Horrorfilm, und diverse Elemente in der Art des Synthesizer Einsatzes scheinen auch ihre Inspiration aus eben jenem musikalischen Genre zu beziehen. Die einzelnen Songs sind hypnotisch und fesselnd, die Gitarren genretypisch extrem tief und dreckig. Der Gesang ist eine interessante schwarzmetallische Variante typischen Funeral Doom Gegrunzes, die man selbst gehört haben muß, um sie zu begreifen. Hinzu kommen absolut akkurat auf die Musik abgestimmte Texte von überdurchschnittlich hoher, gar brillanter Qualität, die auf einen literarischen Geist hinter der Gesamtkonzeption schließen lassen. Sie sind wohl konstruiert, sehr einfühlsam und tiefgreifend, stilistisch sicher und bedienen sich einer ganzen Bandbreite dichterischer Stilmittel. Es ist ein (morbider) Genuß sich mittels paralleler Lektüre des Booklets noch tiefer in die musikalische Welt dieses kranken Duetts zu versenken und all die Lethargie, Ausweglosigkeit, Einsamkeit, Alpträume und Halluzinationen, diese gesamte Depression und Schizophrenie zu durchleben. Trotz aller Kälte, trotz aller Hässlichkeit mag man anschließend gar nicht mehr aus dieser Parallelwelt erwachen. Abgerundet wird das positive Gesamtbild übrigens von einem interessanten, nicht minder schmutzigen, und vor allem in den USA wohl sexuell sehr provokativen, optischen Konzept. Fazit: Doom Fans können blind zugreifen, aber auch Liebhaber anderer extremer Genres sollten mal ein Ohr riskieren.

wraithoftheropes.com
http://www.soundclick.com/bands/pagemusic.cfm?bandID=24431

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*