Vital Remains „Dechristianize“ 6/6

Century Media
Bewertung: 6/6
Spielzeit: 60:40
Songs: 9

Totgeglaubte leben länger, dies ist auch im Falle von Death Metal Urgestein Vital Remains zutreffend. Seit 1989 (1. Demo „Reduced To Ashes“) schlug man sich durch den Untergrund. Nach dem zweiten Demo „Excruciating Pain“ (1990) und der 7“ „Black Mass“ (auf Thrash Records) ergatterte man für das Debutalbum „Let Us Pray“ (1992) mit Deaf Records (Sublabel von Peaceville). Darauf folgten 1994 „Into Cold Darkness“ und 1996 „Forever Underground“ (auf Osmose Productions). Nach dem 99er Album „Dawn Of The Apocalypse“ wurde es ruhig um die Jungs und Auflösungsgerüchte machten die Runde. Tatsächlich ist von der Urbesetzung (vom „Reduced To Ashes“ Demo 1989) nur Tony Lazaro (damals wie heute Gitarre) übrig geblieben. Bass, Drums und Leadgitarren wurden von Dave Suzuki eingeprügelt (wow, ein Multitalent). Doch es gibt neben den Änderungen im Line-up auch einige musikalische Neuerungen. Zunächst ist die Produktion im Gegensatz zu frühren Scheiben, wo diese doch eher räudig gehalten wurde, ungewöhnlich fett (Morrisound Studio) ausgefallen. Die zweite Auffälligkeit spiegelt sich in den Vocals wieder, man konnte keinen geringeren als Mr. Glen Benton himself (Deicide Diktator) dazu verpflichten, sein unverkennbares pervers- brutales Organ zur Verfügung zu stellen. (Da haben sich ja die richtigen Satanisten wieder gefunden) Die dritte Neuerung sind die Heavy Metal Riffs ( z. B. bei „Savior To None…Failure For All“, „Rush Of Deliverance“ oder „Unleash Hell“), was in Schweden schon lange gängige Praxis ist (Schwedentod + Heavy Metal), gelingt Vital Remains auch perfekt auf „Dechristinize“ mit Ami Death und Heavy Metal. Tja, da merkt man, dass die Wurzeln irgendwo bei Venom, Celtic Frost, Mercyful Fate, etc. liegen. Den Kontrast zum Heavy Metal bilden die brachialen Ami Death Riffs ( z.B. bei „At War With God“) und Glens Grunts. Tempomäßig verlässt man selten den Blastbeatbereich („Infidel“, wo sich die Schießbude nach dem Kaliber Brodequin anhört), um in Moshtempo zu verfallen wie z.B. am Anfang von „Entwined By Vengeance“. Pompös ist das Intro „let the Killing Begin“, Camina Burana von Carl Orff. Ein besonderes Schmankerl ist auch die Spielzeit von „Dechristianize“ – eine Stunde, bei gerade 9 Songs! Songs wie „Infidel“ (6:18) und „Savior To None…Failure For All“ sind über 6 Minuten lang, „Rush of Deliverance“ und „At War With God“ über 7 und den Oberhammer bildet der Rausschmeißer „Entwined By Vengeance“ mit 10 Minuten. Andere Bands hätten bestimmt zwei Alben daraus gemacht. Fazit: sicherlich kann man darüber streiten, ob der Name Vital Remains beibehalten werden sollte, wenn nur noch ein Gründungsmitglied mit von der Partie ist und die neuen Musiker das Gesicht der Band nachhaltig verändert haben. Aber das Beispiel der Namensänderung von Asphyx zu Soulburn und wieder zu Asphyx hat bewiesen, dass solche Umbenennungsgeschichten auch ganz schön verwirrend sein können. Man kann es eben nie allen Recht machen, die einen werden sagen, das ist nicht mehr Vital Remains, und den anderen ist es eben wurscht, weil’s geil klingt. Wie dem auch sei…Das Ergebnis ist, das was zählt. Quantität und Qualität sind bei den Jungs aus Providence, Rhode Island vereint. Keine Kompromisse, kein Weichspüler, kein Trenddreck. Ein heavy Death Metal Granatsplitter mitten in die Eier, bei dem es einen das Pipi in die Augen treibt. www.vitalremains.cjb.net / www.centurymedia.de

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