Virulence Interview

Grenzenlose Kreativität scheint das Motto der Grind/Death Metaller Virulence zu sein. Zumindest bedienen sich die Bonstoner bei zahlreichen anderen Stilen und klingen so erfrischend anders. Alles wichtige zum aktuellen Album erzählen die Jungs nun.

Hallo, erzähl uns bitte zuerst, wie die Bandgeschichte von Virulence begonnen hat.
Chris: Wir haben uns mit einem geringfügig anderen Line-Up vor zwei Jahren gegründet. Eigentlich einfach so zum Spaß und um etwas mit Grind zu experimentieren. Dann haben wir uns entschieden, das Material, das wir schon hatten, aufzunehmen. Daraus wurde ‘Dormant Strains’ und dann nahm alles seinen Lauf. Dave und ich kommen aus dem Herzen der USA, wo es Korn und Käse im Überfluß gibt. Nick ist aus dem Süden und Darren aus New England. Ein ziemlich gemischter Haufen.

Wenn man eure Musik hört, fragt man sich, welche Drogen ihr wohl bevorzugt, he he.
Nick: He he. Nun, Dave und ich sind die einzigen, die ab und zu etwas rauchen und in der Vergangenheit ein wenig experimentiert haben. Koffein ist mein Gift – und zwar sehr viel davon.
Wie entsteht bei euch ein neuer Song?

Nick: Bisher war es meist so, daß ich mit einer Reihe neuer Riffs und musikalischen Ideen wie Songstrukturen oder Arrangements ankomme. Daran arbeiten wir dann als gesamte Band im Proberaum. Da können wir ausprobieren, wie es klingt, neue Ideen einfügen oder alles komplett umändern bis es genauso ist, wie wir es wollen. Im Proberaum stimmen die Chemie und die Emotionen. Diese Elemente brauchen wir, um dem Song den richtigen Sound zu geben. Manchmal jammen wir auch nur einfach rum und kommen dann auf gute Ideen.

Dann erzähl uns etwas über euer neues Album ‘A conflict scenario’. Wann sind die Songs für das Album entstanden und hattet ihr im Vorfeld schon eine Art Konzept? Was soll der Titel ausdrücken bzw. worauf bezieht er sich?
Chris: Nun, ein Konzept hatten wir nicht. Wir haben einfach die Musik geschrieben, die sich in dieser Zeit ergeben hat.
Ich wollte einen Titel, der soetwas wie einen Doppelsinn hat. Dieser sollte den Hörer dazu anregen, sich näher mit den Texten und der Musik auseinander zu setzen. Ich persönlich fühle mich von Alben, die mein Interesse für die behandelten Themen auf sich ziehen können, am stärksten berührt. Sie sollten aber nicht zu explizit sein sondern etwas Freiraum für meine Phantasie lassen. Meiner Meinung nach gibt das einem Album und den einzelnen Songs einen stärkeren Charakter. So gesehen deuten der Titel und das Cover ein Thema an, erklären es aber nicht. Der Rest bleibt dem Hörer überlassen.

Wer hat euer Coverartwork gemacht? Erzähl uns mehr über die Bedeutung.
Der Titel ‘A conflict scenario’ bezieht sich auf eine Story, die auf wissenschaftlichen Daten darüber, wie ein bestimmter Charakterzug des menschlichen Verhaltens entstanden ist, basiert. Es wird vermutet, daß dieser Prozeß aufgrund der entgegengesetzten Interessen der konkurrierenden Individuen oder Gruppen in der Natur einen gewaltsamen Konflikt beinhaltet hat. Die Bienen auf dem Cover sind eine Darstellung des unumgänglichen Konfliktes über eine limitierte Ressource zwischen zwei Wesen, eine versteckte Handlungsweise der Evolution. Das Artwork wurde von Jason Hellman, HydraHead Records, gemacht.

Und wovon handeln eure Texte im allgemeinen?
Chris: Ich schreibe darüber, was mir im Kopf herum geht. Ich habe dann eine Idee im Kopf und in den Texten vertiefe ich sie. Es gibt aber kein Hauptthema oder Konzept für die Alben oder die Band. Aber es passiert meist, daß die Ideen, die mich interessieren, aus kulturellen oder internationalen Studien stammen. Deshalb sind Themen wie Ethnische Konflikte oder Evolutionspsychologie beständig vertreten.

Wo hattet ihr euren besten und schlechtesten Gig?
Chris: Ich glaube, ich kann keine speziellen Shows nennen, es hängt immer von der Energie der Menge und den anderen Bands ab. Normalerweise sind die kleinen Kellergigs die besten, da die Leute kommen, um Spaß zu haben und alles viel intensiver ist. Im Gegensatz zu den Clubs, wo die Leute meist mit verschränkten Armen rumstehen und sich gegenseitig beäugen und einschüchtern.

Wie hat sich eure MCD ‘The dormant strains’ bisher verkauft?
Gut. Wir haben etwa 1000 Stück selbständig verkauft und müssen nachpressen lassen. Ich muß zugeben, daß wir sie in letzter Zeit nicht mehr gepuscht haben, aber das wird sich ändern.

Wie läuft es mit Morbid Records? Seid Ihr zufrieden?
Morbid waren großartig; besonders bei allem, was Europa betraf. Andererseits müssen wir, was die Staaten betrifft, einige Opfer dafür bringen, bei einem deutschen Label zu sein. Sie sind großartige Typen und arbeiten unglaublich hart, sind aber in unserer Heimat nicht so leistungsfähig. Das ist ein zweischneidiges Schwert.

Eure Musik ist zwar großartig, aber ich schätze, daß es einige Leute gibt, die sie nicht verstehen. Was sagen zum Beispiel eure Familien zu eurer Musik?
Chris: Ha ha, ich habe schon vor sehr langer Zeit aufgegeben, meiner Familie irgendetwas, was die Musik, die ich liebe, betrifft, zu erklären. Leider sind sie immer noch daran interessiert, was ich tue. Meine Mutter hat neulich nach einem Exemplar von unserer neuen Scheibe gefragt; das ist immer wieder lustig.

‘A conflict scenario’ ist ein kurzes Album geworden. Seid ihr faul?
Chris: Nun, wir sind verdammt faule Bastarde, aber nicht, wenn es um die Musik geht. Wir haben viel Zeit und Überlegung in dieses Album investiert, und die Länge ist so, wie wir es wollten. Ich finde zu lange Alben nicht gut. Da verliere ich das Interesse. Der unvergleichliche Sound eines Albums schwindet dann.
Nick: Wenn es sich um Grind oder etwas hektisches handelt, bevorzugen wir definitiv kürzere Alben. Ein kürzeres Album hat mehr Ausdruckskraft. Das stärkt seine Persönlichkeit und hinterläßt wirklich einen bleibenden Eindruck. Wie ein Konzentrat.

Werkelt ihr schon an neuen Songs?
Ja, klar. Es ist ziemlich viel Stoff in der Mache.

Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft?
Chris: Momentan hat die Arbeit an den neuen Songs für das nächste Album Priorität. Außerdem wollen wir so viel wie möglich touren. Die Morbid Jungs planen, uns für ein paar Shows nach Europa zu holen und nichts würde unsere Zukunftspläne perfekter machen als über das Kontinent grinden zu können und in deutschem Bier zu schwimmen!

Ist jemand von euch noch in anderen Bands aktiv?
Chris: Mein anderes Projekt ist eine Black Metal Band namens Encrimsond, beeinflußt von Landvolk, Brot und Schweinen (anzuhören unter: www.mp3.com/encrimsond)
Nick: Ich spiele noch in einer melodic mathemo Band namens Those Who Wait und in der technic spastic Death Metal Band Incarrion; neben ein paar kleineren Sachen.

Wie beschreibt ihr selbst eigentlich euren Stil?
Chris: Wir denken nicht, daß wir in einen Stil oder ein Genre passen. Es ist sehr schwer zu erklären, wie wir klingen. Unser Riffing hat keine Grind Herkunft; es kommt eher aus der melodic Rock Richtung. Manchmal wird es dann in ein grindiges Format transformiert, manchmal nicht.

Man könnte vielleicht auch sagen, daß Ihr Death/Grind mit Jazz anreichert. Wie passen Grind und Jazz eurer Meinung nach zusammen?
Chris: Eigentlich gar nicht. In ihrer Herkömmlichen Form sind sie total gegensätzlich. Wir entleihen einiges vom Jazz und nutzen diesen Sound für musikalischen Sarkasmus. Es ist nicht so, daß der Hörer eine Jazz-Umgebung vorfinden würde. Wir benutzen es im Grunde für die Farbgebung der Musik. Außerdem denke ich, daß viele cleane Gitarrenmelodien auf dem Album als Jazz fehlgedeutet werden.

Welche Art von Musik hört ihr euch persönlich am liebsten an?
Chris: Ich liebe Black Metal und dreckigen Grind. Meine momentanen Favoriten sind die neuen Dark Funeral und Nagelfar. Beide sind großartig! Und ich liebe wirklich emotionalen Kram wie Loreena McKennit.
Nick: Ich liebe eine ganze Bandbreite von Musikstilen. Das ist zu kompliziert, um nur die Genres aufzuzählen.

Last words.
Danke für das Interview, wir wissen den Support zu schätzen. Long live the three Bs: Bratwurst, Beer and Brutality!!

Interview aus Eternity #21

www.virulencegrind.com
www.morbidrecords.de

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