Veneral Disease Interview

Veneral DiseaseKurz vor Redaktionsschluss erreichte uns noch die starke Debut CD dieses Quintetts, welches bereits seit einigen Jährchen sein Unwesen in der Death Metal Szene treibt. ‘Verdicts’ konnte uns ja schon beim ersten Durchlauf absolut begeistern, als ich die Jungs dann aber live erleben durfte, war ich gänzlich von Veneral Disease beeindruckt. Denn diese Band liefert nicht nur eine energiegeladene Show, in ihr steckt auch ein enormes Potential was ihre Spielfertigkeiten betrifft, so dass sie es scheinbar mühelos schaffen, eine brachiale, klare Death Metal Wand abzuliefern, ohne sich bei dem nicht ganz unkomplizierten Songstrukturen zu verheddern. Ein Interview mußte natürlich her und obwohl das Aufnahmegerät streikte, konnte dies dank der modernen Medien noch rechtzeitig nachgeholt werden.

Mit dem „Kern“ der seit ‘94 existierenden Band, bestehend aus Stefan (git), Ingo (dr), Torsten (bass) und Timo (voc) wurde im Sommer letzten Jahres die ‘Verdicts’ Scheibe eingespielt. Bald darauf schloss sich Alex wieder dem Quartett an, der Veneral Disease schon zu Gründungszeiten durch die zweite Gitarre verstärkte, wegen persönlicher Probleme aber bald wieder das Feld räumte um seine Zeit der eigenen Band zu widmen.
„Meine vorherige Band lebte eigentlich nur noch von meinen Ideen und Enthusiasmus. Das zeigte sich nämlich, als die Band nach meinem Ausstieg zerfiel. Die Probleme mit dem Rest von Veneral Disease haben sich mittlerweile gelegt. Ich habe gesehen, dass neben der guten Musik, die die Jungs machen, alle Bandmitglieder mit vollem Einsatz hinter der Band stehen. Das hat mich dazu gebracht, wieder bei ihnen einzusteigen.“
Vor Alex’ Rückkehr kam hin und wieder ein neuer Gitarrist hinzu, da diese Besetzung aber nie lange hielt hatte man sich bereits mit einer Gitarre abgefunden. Dazu Timo: „Wir wollten eigentlich nur zu viert weitermachen, aber irgendwie hat immer etwas gefehlt. Da gute Gitarristen bei uns Mangelware sind und wir sahen, dass Alex bei seiner alten Band ziemlich unglücklich war, war es eigentlich ein logischer Schritt ihn erneut zu uns zu holen. Er hatte so oder so schon mit dem Gedanken gespielt, wieder bei uns anzufangen.“

Man hat also wieder zueinander gefunden und die früheren Schwierigkeiten aus der Welt geschafft. „Veneral Disease besteht nun wieder aus fünf Death Metal begeisterten Musikern, die zu 100% hinter dem stehen, was sie tun. Unter diesem Namen bilden wir eine Einheit, die ihre Energie in ihren Songs entläd.“
Aber nicht nur im persönlichen Bereich hat man eine Art Weiterentwicklung durchgemacht, auch an ‘Verdicts’ lassen sich einige Unterschiede im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Demos (‘Premature Enslavement’ ‘95 & ‘Wrathfate’ ‘96) erkennen. Ingo: „Wenn man auf das frühere Material zurückblickt kann man schon eine Steigerung in Richtung anspruchsvollerem Death Metal feststellen. Wir haben im Laufe der Zeit musikalisch einiges dazugelernt, jedoch ist unser Potential noch lange nicht ausgeschöpft.“
„Außerdem haben wir uns zu den Aufnahmen von ‘Verdicts’ wesentlich mehr Zeit gelassen um den Sound zu optimieren. Wir wollen den Leuten einfach einen sehr intensiven und ausgereiften Sound präsentieren, dabei wurde das ‘Wrathfate’ Promo-Tape genau wie die ‘Verdicts’ Scheibe mit einer Gitarre eingespielt“, fügt Stefan hinzu. Letzteres hatte ich nicht erwartet, schien mir die Gitarrenarbeit bei den vier ‘Wrathfate’ Songs, welche mit auf die ‘Verdicts’ CD, die sieben neue Tracks enthält, gebracht wurden, noch intensiver zu sein.

Ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwann einmal ohne Death Metal zu leben!

Wie dem auch sei, VD selbst sind mit ihrem Erstling sichtlich zufrieden. Ingo: „Im Nachhinein gibt es natürlich immer Dinge, die man hätte besser machen können, wir sind aber sagen wir zu 90 % mit dem Album zufrieden.“
„Soundmäßig geht die nächste CD wahrscheinlich noch einen Schritt weiter. Wir profitieren von den Erfahrungen, die wir mit ‘Verdicts’ gemacht haben“, so Timo.

In einer Band zu spielen, bedeutet nicht bloß seine eigenen Ideen zu verwirklichen, wichtig ist auch der Austausch verschiedener Ideen und das gegenseitige Ergänzen derselben um gemeinsam ein Ganzes zu erschaffen. So bilden die fünf Musiker auch im Bereich des Songwritings eine Einheit, wie Timo erläutert: „Für die Lyriks bin ich allein zuständig, aber das Songwriting  übernehmen wir alle gemeinsam. Nur so kommen wirklich gute Songs zustande, die dann auch die Arbeit der gesamten Band widerspiegeln. Auf den Inhalt der Lyriks möchte ich eigentlich nicht weiter eingehen, da die Texte bewußt so geschrieben sind, dass jeder sich seine eigene Meinung darüber bilden kann.“ Dies bringt Alex genauer auf den Punkt: „Dabei sammeln Stefan und ich die Grundideen, auf denen die einzelnen Stücke basieren. Diese werden dann wiederum von uns allen gemeinsam weiter ausgearbeitet. So findet eine Idee zur anderen und ein Song entsteht.“
An Ideen scheint es wirklich nicht zu mangeln, denn man ist schon wieder fleißig dabei, neues Material zu sammeln, von denen uns einige Stücke bereits live präsentiert wurden.
Ein Nachfolger für ‘Verdicts’ ist also schon in Sicht wie Alex verrät: „Ende des Jahres wollen wir uns erneut im Studio verschanzen, um die nächste Scheibe einzuprügeln. Wir werden unserem Drang, kompromißlosen Death Metal zu produzieren, in jedem Fall wieder nachkommen. Diese Scheibe wird mindestens die gleiche Qualität wie das ‘Verdicts’ Album aufweisen können, soviel können wir jetzt schon versprechen.“
„Ja, die Songs werden etwa auf dem gleichen Level wie ‘Verdicts’liegen und eher noch ausgereifteren Death Metal bieten“, meint Timo, der sich mit dem letzten Konzert in Köln trotz relativ geringer Besucherzahl zufrieden zeigt. „Mir ist es egal ob nun 5 oder 500 Leute zu unseren Gigs kommen. Wir geben immer 100 %, denn das sind wir den Leuten, die uns sehen wollen einfach schuldig, dafür reißen wir uns den Arsch auf.“

Dabei haben Veneral Disease mit den gleichen Problemen zu kämpfen, wie jede andere Undergroundband, bestätigt mir Alex. „Um an Auftritte ranzukommen muß man sich wirklich Arme und Beine ausreißen. Ohne intensive Bemühungen und Hilfe von selbstlosen Vermittlern käme wohl kaum ein ansehnliches Angebot an Auftrittsmöglichkeiten zustande.“ Tja, ohne Fleiß kein Preis. Sollte aber doch einmal jemand das Talent hinter dieser Band entdecken und zu einer kleinen „Wunsch-Tour“ einladen, wüsste Torsten natürlich gleich mit wem er am liebsten durch die Lande ziehen würde… „Ganz klar Krisiun, Vader, Malevolent Creation und alle anderen krassen, gewillten Death Metal Acts!“ Das wäre wahrlich ein Package was sich sehen lassen könnte. Doch bevor diese Träume Realität werden könnten, müsste erst einmal eine geeignete Plattenfirma gefunden werden. In dieser Hinsicht hat sich jedoch immer noch nichts getan, obwohl man laut Timo gar keine so hohen Ansprüche stellt und schon glücklich wäre, jemanden zu finden, der ein wenig Promotion für die Band betreiben könnte und dieser im Idealfall finanziell unter die Arme greift, um die Produktionskosten der CD’s decken zu können.

Solange dies nicht gewährleistet ist, versuchen die Jungs den Bekanntheitsgrad ihrer Band erst mal auf eigene Faust zu steigern, indem sie für reichlich Merchandise gesorgt haben. Alex: „Von den beiden alten Demos wird das ‘Premature Enslavement’-Tape wieder nachproduziert und ist, wie der Rest von unserem Material, auch über’s Internet erhältlich. Die ‘Wrathfate’-Songs sind auf der ‘Verdicts’ CD als Bonustracks enthalten, aber das ‘A Life In Hate’ – Tape ist leider nicht mehr zu bekommen. Da unsere alten T-Shirts ausverkauft sind, haben wir nun zwei verschiedene TS-Typen fertiggestellt und auch ein Videoclip ist in ferner Zukunft zu erwarten.“ Trotz des hohem Engagement, welches Veneral Disease in ihre Sache infestieren, bleibt man realistisch was die Zukunft dieser Band betrifft. „Meiner Meinung nach ist Veneral Disease ein sehr intensives Hobby von uns. Da der Death Metal aber keinen Geldregen beschert, müssen wir alle einer geregelten Arbeit nachgehen, um unser Leben zu finanzieren. Das würde sich aber bei einem höheren Bekantheitsgrad auch nicht ändern“, glaubt Stefan und Timo fügt begeistert hinzu: „Dennoch ist diese Band ein fester Bestandteil meines Lebens. Ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwann einmal ohne Death Metal zu leben!!“
Ob er als Sänger denn auch schon mal mit dem Gedanken gespielt hat auf ein Instrument umzusteigen, verneint Timo: „Nein, ich bin reines Kreischeisen. Zwar wurden von mir die Keyboards zu den früheren Demos eingespielt, aber sonst habe ich keinerlei Ambitionen ein weiteres Instrument zu bedienen.“
Die richtige Einstellung zum Underground pflegt auch der Schlagzeuger Ingo, der unter diesem Begriff den Stand der Bands innerhalb des Musikgenres versteht, die ihre Musik um ihrer selbst und nicht des Geldes Willen praktizieren.

Welche Veröffentlichungen sie denn im Underground in letzter Zeit besonders beeindrucken konnten, weiß Stefan ganz klar zu sagen: „Decapitated ‘Winds of Creation’, Necrophagist ‘Onset of  Putrefaction’ und Yattering ‘Murder’s Concept’.“
Auf jeden Fall sollte man sich selbst den Gefallen tun und ‘Verdicts’ einmal anchecken. „Wer’s nicht tut hat was verpasst, denn dies ist Death Metal pur, eine Scheibe, in der viel ehrliche Arbeit drinsteckt. Zudem sind wir für jeden Live-Gig zu haben, also wenn’s ein paar Death Metal Bands dort draußen gibt, die was mit uns abziehen wollen, dann meldet euch! Gruß an alle Death Metal-Lunatics auf diesem Erdball!“

Statements von Veneral Disease:
-Death Metal: Alex: Was sonst?
-Slayer: Timo: „Trapped in Purgatory. A lifeless object alive…“
-’Brain Dead’: Ingo: Einer der geilsten Filme aller Zeiten!!!
– Mystic Circle: Alex: Lachhaft!
– großartigster Musiker: Stefan: Chuck Schuldiner

‘Verdicts’ ist für 20 DM im Eternity Mailorder erhältlich.
Bandkontakt:
Alexander Höhne (Adresse entfernt), E-mail: Veneral-Disease@gmx.de, http://www.Veneral-Disease.de

[Interview aus Eternity #15]