Vader Interview

Nach ihrem letzten sehr starken Longplayer ‘Litany’ ist es nach Ansicht der Jungs an der Zeit, ein neues Lebenszeichen von sich zu geben. Dies geschieht nun mit dem Album ‘Reign Forever World’, welches zwar eher wie eine Compilation aufgebaut ist und nur drei wirklich neue Songs bietet, aber ein erneutes Mal beweist, dass Vader diese Metal Welt wahrlich regieren. Grund genug, sich mit dem sympatischen Frontmann Peter über das Schaffen Vaders zu unterhalten, einer Band, die einfach zu den genialsten Death Metal Acts gehört, die dieser Planet je gesehen hat.

Angefangen hatte das ganze Desaster in den frühen 80ern, als ein paar Jungs in ihrem judendlichen Leichtsinn entdeckten, dass man mit Instrumenten richtig ordentlich Krach veranstalten konnte und aufmarschierten, die Metalszene unsicher zu machen. Dass diese musikalische Errungenschaft sich einmal zum heutigen Schrecken einer lächerlich wirkenden Regierung Polens hocharbeiten würde, hatte damals sicherlich noch niemand geahnt.
„Unsere ersten Schritte haben wir bereits ’83 gemacht, als ich Pika getroffen hatte, unseren zweiten Gitarristen damals. Es war zu der Zeit gar nicht so einfach, ein komplettes Line-Up auf die Reihe zu stellen und die richtigen Leute zu finden. Das dauerte erst mal zwei Jahre, Ende ’85 war dann unsere Besetzung komplett, zu dieser Zeit haben wir auch das erste Mal live gespielt. Diesen Zeitpunkt sehe ich als eigentlichen Anfang der Geschichte Vaders an. Das erste Line-Up bestand damals aus fünf Personen. Außer Pika, der zu den einzigen Personen gehört, die ich aus dieser Zeit bis heute noch kenne, waren da noch Rob am Bass, der Sänger Czarnie (von ‘czarny – schwarz’ – Anm. d.Verf.), der heute mit seiner Familie in Deutschland wohnt, und unser alter Drummer Jam. Ihn habe ich letztens noch mal auf der Strasse getroffen und er meinte er wäre jetzt Polizist, ha ha. Keine Ahnung ob er noch Metal hört, er war damals ein großer Destruction und Exodus Fan und mag diese Bands wohl immer noch. Zur selben Zeit, als wir dann unser erstes Demo, das ‘Necrolust’ Tape fertigstellten, gab es dann wieder Besetzungswechsel, da unser damaliger Sänger und Bassist die Band kurz vor den Aufnahmen verließen. Wir waren schließlich nur noch zu dritt, mit Doc an den Drums, der bereits seit ein paar Monaten dabei war, und Jackie als neuer Bassist, der erst bei den Aufnahmen dazustieß. Um ehrlich zu sein, habe ich das Demo damals alleine mit Doc eingespielt, wir haben Jackie aber trotzdem mit auf’s Bandfoto genommen. Das Tape kam ’89 raus, da ging es dann mit Vader richtig los. Unser Problem war eben, das wir fünf Jahre warten mußten, bis wir unser Tape im Studio aufnehmen konnten. Das waren damals ganz andere Zustände, Polen ist ein ganz anderes Land. Es war sehr schwer, an ein Studio heranzukommen oder irgendetwas zu veröffentlichen was man Studioproduktion nennen konnte.“
Die Absicht, die man damals mit Vader verfolgte, war dabei nicht sehr viel anders, als die der heutigen jungen Bands auch.
„Nun wir fingen an mit der Idee, eine extreme Band zu sein, so extrem wie eben möglich. Zu dieser Zeit bedeutete Extremität für uns natürlich etwas anderes als das heute der Fall ist. Extrem waren verschiedene Bands die in Polen bekannt waren bevor Slayer kamen. Bands wie Judas Priest, Black Sabbath, Saxon, diese Bands der sogenannten NWOBHM (New Wave of British Heavy Metal), das bedeutete zu dieser Zeit Extremität. Daher ging auch unsere Musik eher in Richtung Judas Priest, Saxon oder Maiden, als wir anfingen zu spielen. Als Slayer dann kamen haben wir natürlich gemerkt, dass wir lange nicht so extrem waren wie wir dachten. In der Zwischenzeit fanden wir dann gute Drummer, die fähig waren schneller zu spielen. Und ich denke zu dieser Zeit waren wir eine der schnellsten Bands in Polen. Aber das waren alles ganz andere Dimensionen…“
1992 brachte man es dann zu einer weiteren, wichtigen Veröffentlichung, der Morbid Reich EP. Die ersten Resonanzen auf beide Aufnahmen, waren erstaunlich gut.
„Die ersten Leute, die das Necrolust Tape gehört hatten, waren eher Freunde von mir. Viele von ihnen konnten es einfach nicht glauben, dass dies eine polnische Band sein sollte, eine Band aus ihrer eigenen Stadt. Die Aufmerksamkeit die man uns schenkte, war gut für uns, denn wir wurden angespornt und versuchten einen guten Sound zu erreichen, brutal und heavy zu klingen… Weißt du, das Studio wo wir das Tape aufgenommen hatten, war nicht gerade professionell, kein Studio, welches sichtbar einen heavy Sound garantieren konnte. Denn Heavy Metal war etwas sehr exotisches für die Leute der Massenmedien und Radiostationen etc… Aber wir wollten versuchen den Sound zu verbessern. Necrolust war recht gut, es war auch das erste Tape welches ich anfing an die Leute, Freunde und Magazine etc. zu senden. Ich bin mit vielen dieser Leute aus der damaligen Zeit noch heute in Kontakt, per Post oder bei unseren Touren. Das ist sehr schön. Mit Necrolust und dem Anfang der 90er, fingen wir dann auch an, außerhalb Polens bekannt zu werden.“
Einen großen Schritt nach vorne unternahm man auch mit dem zur selben Zeit erschienenen ‘The Ultimate Incantation’ Debut, welches mit China, einem neuen, zweiten Gitarristen eingespielt wurde, der die Band aber schon ’93 wieder verließ und von dem heutigen Mitglied Shambo ersetzt wurde.
„China stieß nach der Morbid Reich EP, so ‘91/’92 zu uns und bei der ‘Ultimate…’ war er dann schon mit von der Partie. Warum China die Band verlassen hatte? Ich hatte niemals die Chance richtig mit ihm darüber zu reden. Er spielt heute in einer anderen Band namens NIYA. Doc hat jetzt wohl vor zwei Monaten mit ihm gesprochen. Niya spielen auch harte Musik, recht heavy, aber auf eine ganz andere Art. Ja und das ist alles was ich darüber weiß. Irgendwann, bevor wir anfingen ein paar Touren zu spielen, wir hatten so drei, vier Shows in Belgien und Holland etc.., also am Tag bevor wir uns auf die Tour machten, kam China zu Shambo und meinte er wolle die Band verlassen. Das war in Ordnung von ihm, obwohl es schade ist, da wir schon einige Jahre zusammen gespielt hatten. Aber Menschen sind manchmal sehr schwierig, weißt du?“
‘The Darkest Age’, das erste Live Album Vaders, war dann das Resultat dieser ersten, großen Tour, der ‘World Incantation’ Tour. Für die Jungs natürlich ein großes Erlebnis, schließlich bekam man endlich die Möglichkeit geboten, auch außerhalb Polens zu spielen.
„Es war ein großartiges Gefühl, ein Gefühl auf das wir Jahre lang gewartet hatten. Wir starteten unsere ersten großen Tourneen, wie die Europa Tour bei der wir ‘93 BOLT THROWER, GRAVE etc. supporteten. Das waren zwei Monate nur in Europa. Direkt danach nahmen wir dann noch mit DEICIDE an der Amerika-Tour teil. Eine weitere Tour mit SUFFOCATION. Wir waren also ein halbes Jahr nur un-terwegs. Die Bands waren großartig und so für uns auch eine tolle Promotion. Wir haben jede Nacht vor einer Menge Leuten gespielt. Das war ausgezeichnet für uns, denn der Response für Vader, für das erste Mal, war sehr sehr gut. Und da die Demo Tapes bereits gute Kritiken in der Presse erhielten, kamen sie auch bei den Fans sehr gut an, viele kannten uns bereits und so wurden wir sehr gut aufgenommen. Das war ein großartiges Gefühl für uns. Ja und nach diesen beiden Touren unternahmen wir eine weitere große Tour in Polen, mit PROLETARYAT. Außerhalb Polens ist diese Band kaum bekannt, aber in Polen selbst waren sie zu dieser Zeit sehr groß. D.h. wir spielten jeden Abend vor 1500-2000 Leuten. In Polen war das wohlmöglich die größte Tour, die wir jemals gespielt haben. Das war dann wieder gute Promotion in unserem eigenen Land, seit dieser Zeit waren wir überall sehr bekannt.“
Trotzdem war es auch zu dieser Zeit nicht immer möglich, im eigenen Land aufzutreten.
„Wir hatten schon immer Probleme und haben sie auch bis heute, wenn wir über die Gigs in Polen sprechen. Der Unterschied zu dieser Zeit war, dass diese Musik damals etwas ganz Neues darstellte. Für so etwas gab’ es keine richtigen Orte zum auftreten. Die meisten Clubs waren für große Shows gedacht, für um die 1000 Leute. Die Kosten und der Aufwand waren nicht für uns oder irgendeine andere Band, die diese Art von Musik spielt, gedacht. Trotzdem hatten wir nie Probleme damit Auftrittsmöglichkeiten zu finden, denn es gab’ viele Orte und Möglichkeiten für junge Leute und Musiker, wo man etwas veranstalten konnte, ganz egal was für eine Musik man jetzt fabrizierte. Heute ist es umgekehrt. Es gibt kaum noch Plätze wo man auftreten könnte. Ein wenig besser scheint sich die Situation vielleicht in letzter Zeit zu entwickeln, da ein paar neue nette Clubs gebaut werden. Aber das ist einfach nicht genug für ein so großes Land wie Polen. Das größte Problem für den Heavy Metal und seine Fans ist jedoch die Regierung. Der Staat ist einfach gegen diese, wie sie es nennen, „Teufelsmusik“. In ihren Augen ist diese Musik absolut schlecht und stellt eine Verehrung Satans dar. Du weißt das ist, wie soll ich sagen? Stupide? Es ist einfach schwachsinnig, man kann das gar nicht in Worte fassen. In meinen Augen sind sie einfach paranoid, denn keine Regierung sollte Musik oder generell Kunst verbieten dürfen, ganz egal um was für eine Musik es sich handelt. Menschen können so verschieden sein. Ich denke jedes Land hat seine nationalen Probleme. Die ganze Kirche und all diese Leute, die sich so schön als Wissenschaftler bezeichnen, es ist ganz klar, was sie eigentlich nur damit beabsichtigen. Sie wollen die Macht fühlen, die Macht, alles kontrollieren zu können. Das ist einfach nur Politik und nichts anderes. Aber alles scheint sich inzwischen etwas zu lockern. Lass’ uns mal zwei, drei Jahre warten, ich denke dann sieht die Sache schon etwas besser aus. Weißt du im Vergleich zu den alten Zeiten, ich bin nicht sicher, aber ich denke die Probleme heutzutage sind nicht mehr ganz so groß wie früher, auch wenn es heute andere sind. Damals gab es halt Probleme mit dem Equipment, mit den Gitarren, mit den Aufnahmen und CD’s und solchen Sachen. Die einzige Quelle für Musiker und die Fans waren eben Familien, die außerhalb von Polen lebten und Pakete mit CD’s, Magazinen und anderen Sachen zuschicken konnten. Das war die einzige Möglichkeit an die Sachen ranzukommen. Ich kann mich daran erinnern, wie ich damals manchmal mit meinen Freunden und all’ den Bands und Metalmaniacs hier viele hundert Kilometer in verschiedene Städte gereist bin, um die Typen zu treffen, die solche Tapes hatten, nur um sie zu hören und zu überspielen. Das war cool, ein großartiges Gefühl weißt du, da kommen sehr viele Emotionen bei dir auf. Alleine das Reisen selbst war ein riesiges Erlebnis, sehr lustig. Wir waren manchmal 20, 30 Leute, alles reine Metalfreaks. Wir nannten diese Gruppen wie im Militär Brigaden, weißt du, jede Stadt hatte ihre eigenen Brigaden von Metalmaniacs. Wir haben uns dann immer an speziellen Orten getroffen, der größte Treffpunkt war in Katowice, wo das größte, älteste Metalfestival stattfand und immer noch stattfindet, das Metalmania. Das war das erste größte Metalfestival wo wir mit Vader teilnahmen, beim ersten Metalmania ’86. Seitdem existiert dieses Festival und ich denke, dass es eines der besten ist hier in Polen. Viele andere Festivals haben die Sache drangegeben, weil es eben Schwierigkeiten von oben gab.“
Vielleicht sind es gerade diese Zensurprobleme, die viele Ostbands zu solch starken Bands heranwachsen ließ, wie sie es heute sind. Aber zurück zur Geschichte Vaders: ’94 gab’ es erneut einen kleinen Besetzungswechsel, bei dem Shambo Jackie am Bass ablösen sollte, gerade zu der Zeit, als man mit den Aufnahmen zu der ’94 erschienenen Sothis Scheibe im Studio war. Mit diesem starken Line-Up kam dann auch im folgenden Jahr das legendäre ‘De Profundis’ Album heraus, welches für viele Fans das beste Vader Album überhaupt darstellt. Wie steht Peter dazu?
„Ich kann nicht sagen, dass dieses Album jetzt besser ist als die anderen. Wir mögen alle unsere Alben, sonst würden wir sie nicht aufnehmen. Ich bin nicht die richtige Person dafür, das objektiv zu entscheiden, das muß jeder für sich selbst tun. Mir gefallen alle unsere Aufnahmen, weil sie alle voller Geist und Emotionen sind, sie sind alle mit der gleichen Leidenschaft aufgenommen wurden. Der einzige Unterschied ist, dass wir sie in verschiedenen Studios aufgenommen und bei verschiedenen Plattenfirmen herausgebracht haben. Das ist alles. Jedoch war ‘De Profundis’ das zweite richtige Album Vaders und daher haben die Leute nach der ‘Ultimate Incantation’ natürlich gespannt auf das nächste Album gewartet. Es war insofern sehr wichtig, dass das Album gezeigt hat, dass Vader so weitermachen, wie wir angefangen haben, d.h. extrem zu bleiben. Und ich denke ‘De Profundis’ war sogar ein noch extremeres Album, mit einem besseren Sound. Das hat meiner Meinung nach dazu beigetragen, dass viele Leute sagen würden, dass das ein Meilenstein im Death Metal war.“
Wieder ein Jahr später erschien dann ’96 das erste reine Coveralbum Vaders, ‘Future Of The Past’. Was hat die Band dazu bewogen eine solche CD zu veröffentlichen?
„Der größte Grund dafür war, ähnlich wie bei der neuen CD ‘Reign Forever World’, ein Album herauszubringen, bevor das nächste Studioalbum herauskommen sollte. Denn das Studio für das nächste Werk ‘Black To The Blind’ war bereits gebucht, wir brauchten aber noch etwas Zeit für die Songs. In der Zwischenzeit waren wir auch live sehr aktiv, wir hatten viele Gigs auch außerhalb Polens, was viel Zeit in Anspruch nahm und wir uns so nicht genug Gedanken über neue Songs machen konn-ten. Daher entstand dieses Coveralbum mit Songs von all den Bands, die uns, und die Bands die anfingen Extremität in die Musik zu bringen, beeinflusst haben. Das war eine nette Sache und es ist sehr viel leichter, altbekannte Songs zu spielen. Deshalb kam ‘Future Of The Past’ eigentlich raus.“
Gespannt war dann die Metalgemeinde auf das ‘De Profundis’ Nachfolgealbum ‘Black To The Blind’, der ’97 das Licht (?) der Welt erblickte. Genau wie bei dem letzten Output handelte es sich wieder um ein sehr starkes Album, welches nicht nur in musikalischer, sondern auch in lyrischer Hinsicht sehr interessant ist. Wer sich hinter den beiden Texteschreibern, Pawel Wasilewski und Pavel Frelik verbirgt, konnte Peter mir näher erläutern.
„Also bis zur ‘Black To The Blind’ war Pawel Wasilewski tatsächlich der, welcher außer mir, hauptsächlich für die Texte verantwortlich war. Seit der ‘Black…’ fingen wir dann an mit Pavel Frelik zu kooperieren, um verschiedene Gedankengänge in den Texten deutlich werden zu lassen. Bei diesen Menschen handelt es sich um zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, wie man in den Lyriks erkennen kann. Der Stil beider Leute ist in meinen Augen großartig, sie waren auch seit den Anfängen von Vader und der Musik, seit dem Underground in Polen, gute Freunde von uns. Leider hat sich die ganze Geschichte für mich sehr traurig entwickelt. Es fing alles damit an, dass ich irgendwann Pawel Wasilewski fragte, ob er seine ganzen Texte nicht alle ins Polnische übersetzen könnte, denn wir wollten so etwas wie ein großes Poster herausbringen inkl. aller Lyriks in polnischer Sprache. Das sollte vor allem den Leuten aus Polen gewidmet sein, denn nicht jeder beherrscht hier das Englische so gut, wir wollten auch diesen Leuten unsere Texte etwas näher bringen. Aber Pawel wollte das nicht machen, weil er, wenn er seine Lyriks schreibt, auch in Englisch denkt, sie werden also in Englisch erstellt. Aber er erzählte mir von Pavel, einem Freund von ihm, dass er versuchen wollte, die Texte ins Polnische zu übersetzen. Als dann das Poster mit den polnischen Lyriks herauskam, das war zu der Zeit als wir gerade auf Europa Tour waren, meinte Pawel zu mir, dass er von der Übersetzung ziemlich angepissed war. Seit diesem Zeitpunkt hatte sich die Sache zwischen uns irgendwie erledigt, Pavel schrieb’ nun die meisten Texte für uns. So wurden die ‘Black…’ Lyriks zur Hälfte schon von Pavel geschrieben und das ‘Litany’ Album fast vollständig. Es ist schade, dass die Geschichte so gelaufen ist, aber so eine Scheiße passiert eben manchmal im Leben. Ich kann immer noch nicht verstehen, warum Pawel Wasilewski damals nicht die Lyriks selbst übersetzt hat. Die Texte sind einfach schwer zu übersetzen, weil es nicht einfach irgendwelche Geschichten sind, sie lassen viel Raum offen für eigene Vorstellungen, jeder kann etwas anderes dabei fühlen. Und deswegen entstanden eben die Unterschiede bei der Bedeutung der Lyriks, bei Pavels Übersetzung und bei seinen eigenen Songs. Das ist eine traurige Sache, aber ich habe jetzt aufgehört, darüber weiter zu sprechen, denn ich will den beiden auch nicht meinen Respekt nehmen, den sie beide verdient haben. Ich hoffe für mich immer noch – es ist mein Wunsch, Pawel Wasilewski noch einmal wiederzutreffen und vielleicht doch wieder etwas mit ihm zusammenzuarbeiten. Leider lebt er jetzt in Breslau, aber ich denke ich werde vielleicht mal versuchen seine Adresse herauszufinden und mit ihm darüber zu reden. Es ist einfach nicht gut, wenn man einen so guten Kontakt einfach abbricht. Pawel ist einfach ein Mann mit einer enormen Vorstellungskraft, es wäre schade, wenn er sein Talent nicht weiter ausleben könnte, das war ein Teil seines Lebens. Für mich war es großartig die Musik für seine Stücke zu schreiben.“
Den Stil beider Schreiber zu beschreiben, ist dabei gar nicht so einfach.
„Ich denke diese Texte haben einfach ihren speziellen Vader Stil, er hat diesen Stil ins Leben gerufen. Pavel Frelik versucht das auch zu erreichen, aber die Sache ist etwas anders. Was aber die Lyriks beider Leute ähnlich macht, ist das spezielle Feeling im Vergleich zu den Sachen die andere Bands schreiben. Das sind ganz andere Persönlichkeiten und daher sind auch die Texte einfach anders. Sie sind nicht so einfach, eben keine Stories, über die man reden könnte, die man erklären könnte; sie wirken eher wie Träume. Jeder Traum wird versucht von seinem Schöpfer erklärt zu werden. Beide Pawel’s tun wirklich das was ich sehr an der Sache liebe, sie setzen, ja sie sind der Samen für die Imagination. Und doch sind es verschiedene Persönlichkeiten, was zur Folge hat, dass sie unterschiedliche Bilder im Geiste von so vielen unterschiedlichen Leuten aus der ganzen Welt hervorrufen können. Das ist großartig und das ist meiner Meinung nach der Hauptpunkt, der beide Schreiber miteinander verbindet. Aber natürlich hat jeder für sich dabei seinen eigenen, speziellen Stil, wenn du die Sachen liest.“
Nach dem ‘Black To The Blind’ Album kam dann das ‘Kingdom’ Album heraus, ein sehr außergewöhnliches Werk, welches viele Fans sehr enttäuscht hatte, da sie nicht verstehen konnten, warum die CD Techno-Remixe enthielt. Peter konnte mich beruhigen, dass es sich dabei wohl um ein einmaliges Experiment gehandelt hat.
„Also ich denke nicht, dass es sich dabei wirklich um Techno handelt, denn Techno ist mehr eine Tanzmusik, manche Leute nennen es so, nur wegen dem speziellen Beat. Der Un-terschied ist, dass es sich hier wirklich um Techno-Remixe handelt und die Remixe wurden nicht von Vader produziert. Okay, ein Song wurde sogar von Doc erschaffen, aber nur, weil es ihm einfach Spaß macht mit Sounds und Noten zu experimentieren. Er hat da eine ganz besondere Art, er ist sehr offen für verschiedenste Arten von Musik, auch für Musik, die über den Computer erschaffen wird. Das ist auch ein Teil seines Hob-bys. Ich habe es schon sehr oft gesagt, weil ich oft danach gefragt wurde, aber ich betone es hier noch einmal: Die Kingdom-Remixe sind nicht Vader, sie wurden nur von Vader gemacht. Wir haben das nur gemacht, um die Sache interessant zu machen. Jeder weiß, was für eine Musik wir wirklich spielen, jeder weiß, dass wir eine extreme Band sind. Wir wollten nur zeigen, was die moderne Technologie sogar mit Vader Songs anstellen kann. Jeder ist fähig absolut unterschiedliche Musik zu produzieren. Wir haben damit eine Erfahrung gemacht, genau wie wohl auch die Metalfans da draußen. Aber man darf nicht das ‘Kingdom’ Album sehen, man sollte sich die Musik danach anhören, auf der ‘Litany’ oder dem neuen Album. Da sieht man, dass wir immer noch Vader sind, das ist für alle die da draußen, die enttäuscht von ‘Kingdom’ waren. Ich habe nie jemanden gezwungen, dass er diese Songs mögen muß. Vader erscheinen auf dem ‘Kingdom’ Album, aber es ist nicht wirklich Vader, denn wir sind keine Techno Band. Zwei der drei Remixe wurden überhaupt nicht von Vader hergestellt.“
Auf Grund des ungewöhnlichen Vorwortes wurden bei der ‘Kingdom’ CD schon Spekulationen angestellt (Hail Veles!), dass diese Remixe nur entstanden sein könnten, weil es sonst unmöglich gewesen wäre, die Songs in ihrer ursprünglichen Art und Weise in Polen zu veröffentlichen. Das streitet Peter jedoch ab.
„Nein, Vader ist eine sehr berüchtigte Band wenn es um die Stellung geht, die wir in den Massenmedien einnehmen, aber wir haben nie irgendwelche Mittel oder Remixe benutzt, um irgendetwas anderes herauszubringen. Das ist das erste Mal das ich so etwas höre, also damit hat es nichts zu tun.“
Mit der zweiten Live Scheibe von ’98, der ‘Live In Japan’ schafft man es perfekt, eine sehr geniale Atmosphäre einzufangen, bei der man regelrecht hören kann, dass es sich bei Vader um eine absolute Live Band handelt.
„Oh ja, das sind wir wirklich. Ich bin der Meinung dass für diese Art von Musik das Live-Spielen das wichtigste überhaupt ist. Denn das ist real. Vor den Maniacs zu stehen, oder auch mich innerhalb der Fans zu befinden, ist das größte Gefühl überhaupt. Die Verbindung untereinander, eine Einheit mit allen anderen zu bilden, das ist wie ein einziger Körper. Seit den Anfängen, noch bevor ich selbst anfing zu spielen, war ich ein riesiger Fan von Konzerten. Es war für mich das Größte, eine Band live zu erleben. Ich liebe es noch heute selbst zu spielen, oder einfach nur zuzuschauen. Die ‘Live In Japan’ war ein Album auf das wir lange Zeit gewartet hatten. Denn es ist sehr schwer ein gutes Heavy Metal Live Album herauszubringen, welches einen guten Sound bietet und dazu noch die Atmosphäre einfängt und den Spirit dieser Konzerte. Die ‘The Darkest Age’, die ’94 rauskam, nach der ersten Tour, war mehr eine Art Liveaufnahme, aber sie war eher vom Mischpult aus aufgenommen. Du kannst einen Sound nicht richtig einfangen, wenn du die Sache vor der Bühne aufnimmst, zwischen den Fans. Es ist einfach anders, wenn du einen Sound bei einem Konzert vor den Fans abmixt als wenn du ihn im Studio mischst. Die einzige Möglichkeit einen Sound live richtig einzufangen ist, alle Instrumente beim Konzert aufzunehmen und dann spä-ter im Studio abzumischen. Der Sound ist dann immer noch echt, da die Musik direkt von den Instrumenten und auch die Leute direkt aufgenommen werden, sie werden nur anders gemischt. All die Bands und Live-Albums mit einem guten Sound in der Metalhistory sind auf diese Weise entstanden. So war die Japan Tour unsere erste Möglichkeit, ein solches Live-Album ganau auf diese professionelle Weise aufzunehmen.“
In welchem Land man jedoch spielt, scheint für Peter nicht so wichtig zu sein, da sich die Metalfans nicht an einem speziellen Ort festmachen lassen.
„Im Prinzip spielt das keine Rolle. Manchmal spielen wir wieder im selben Ort und im selben Club und dann sind die Reaktionen wieder etwas anders. Es hängt immer von den Bands ab, von der Jahreszeit, der Promotion und von jeder Menge anderer Faktoren, die über den Ablauf der Show entscheiden. Ehrlich gesagt kann ich mich, nach all den Jahren, nach denen wir viele hunderte von Gigs gespielt haben, nicht an einen einzigen Auftritt erinnern, der richtig schlecht war. Manchmal sind nicht so viele Leute da, aber die Leute die da sind, sind gewöhnlich die richtigen Maniacs, die wissen was zu tun ist. Auch dann, wenn sie einfach nicht genug Platz zum bangen oder moshen finden können, dann schreien sie eben und sie fühlen die Musik wirklich. Das ist sehr, sehr wichtig für uns. Bei der ‘Live In Japan’ war es das erste Mal, dass wir dort gespielt haben. Japan ist natürlich ein sehr exotisches Land und war eine Art Mysterium für uns. Und sogar in Japan war das Feedback für Vader beim ersten Mal so hervorragend, das war einfach nur großartig. Es war wieder ein anderes Land auf diesem Planeten, bei dem wir gemerkt haben, dass die Leute uns dort brauchen, dass sie diese extreme Art von Musik brauchen. Und das ist schön zu wissen. Aber wenn du mich fragst, wo wir am liebsten spielen, dann muß ich sagen, es gibt nicht den besten Ort. Wir wollen für alle Maniacs auf der ganzen Welt spielen, wir spielen für sie alle mit der selben Leidenschaft, wir geben alles. Es sind meistens immer die richtigen Leute da, die einzigen Probleme sind höchstens, dass die Bedingungen für die Show nicht immer so gut sind wie wir es uns wünschen würden. Aber im Heavy Metal macht das nichts, da die Leute offen sind und wissen, dass wir das beste aus der Sache machen, wie wir nur können.“
Dass Vader zu den tourfreudigsten Bands innerhalb der Metalszene zählen ist auch kein Geheimnis.
„Oje, ich habe die Gigs nie gezählt, ha ha… Aber ich schätze mal seit ’93, nachdem wir anfingen auch außerhalb Polens zu spielen, waren es jedes Jahr um die Hundert Konzerte, es dürften also heute um die Tausend sein oder so. Keine Ahnung.“
Bleibt dann überhaupt noch Zeit zum proben?
„Wir proben lange nicht so viel wie wir sollten. Aber wir müssen auch nicht mehr so viel proben wie in der Vergangenheit, eben weil wir als Live-band so aktiv sind. Nach all den Jahren haben wir sehr viele Erfahrungen gesammelt, es ist nicht mehr nötig, dass wir immer alle zusammen proben. Wir entwerfen uns einen Plan, wenn wir an etwas Neues arbeiten wollen oder Songs für ein neues Album vorbereiten. Normalerweise arbeite ich dann zuerst mit Doc das Grundgerüst und das Wesentliche aus und dann arbeite ich mit den anderen Jungs, mit jedem einzelnd. Wenn wir dann alle im Proberaum zusammenkommen, kennt jeder seinen Part bereits und dann brauchen wir die Sache nur noch drei, vier Mal runterzuspielen bis das Ganze fertig ist. So geht’s einfacher und es schont deine Ohren, ha ha…“
Volles Programm also, um das alles so konsequent durchzuziehen, muß man schon sehr von seiner Sache überzeugt sein.
„Vader ist mein Leben, meine Kraft, das Wichtigste überhaupt für mich. Die wichtigeste Entscheidung in meinem Leben war wohl die Band. Aber Vader ist nicht einfach irgendeine Band oder ein Hobby für mich. Es ist mein Leben, mein Job, alles was ich habe.“
Das letzte richtige Album ‘Litany’, welches noch kein Jahr zurück liegt, konnte bei den Fans erneut Begeisterung wecken. Kein Wunder, denn das Album ist nicht besonders kompliziert, sondern eher straight und „just forward“, um es mal mit den Worten Vaders auszudrücken…
„Ja, ‘Litany’ ist um einiges rauher und grober in der Struktur und wie du bereits sagtest ist es straighter. Aber wenn du jetzt jedes Vader Album mit dem anderen vergleichst, wirst du feststellen, dass jedes Album anders ist, und doch versuchen wir immer den Vader Spirit beizubehalten. Doch weißt du, es gibt keine Regeln, wenn du Musik komponierst und neue Songs schreibst. Deshalb klingt jedes Werk anders.“
Vielleicht ist das auch das Geheimnis, warum Vader dieses spezielle, eigene Feeling haben. Denn obwohl es da draußen viele Bands zu geben scheint, welche versuchen diese Band nachzuahmen, gelingt es einfach niemandem, den Stil in dieser Art zu imitieren. Die Erklärung dafür scheint einleutend.
„Es ist so gut wie unmöglich für mich, den Vader-Spirit mit Worten zu umschreiben. Vader sind einfach wir, wir schaffen diese Musik. Vielleicht weil wir, Doc und ich hauptsächlich für die Songs verantwortlich sind, und wir schon so viele Jahre zusammenarbeiten, vielleicht läuft es deswegen wirklich so ab, dass wir die Musik richtig kreieren und nicht wie eine Maschine nach Regeln und Vorschriften den Samen für diese Musik setzen. Manchmal, wenn ich andere Bands treffe, höre ich, dass diese Bands wie dies oder jenes klingen wollen und ich sage ihnen, dass sie so klingen sollen, wie sie selbst sind. Natürlich hat jeder am Anfang seine Einflüsse. Aber es kommt dann die Zeit, wo du deinen eigenen Weg finden solltest, wenn du Musik erschaffst, man sollte nicht so sehr danach schauen, was andere machen. Ich denke es ist für jeden einfacher, wenn er versucht seinen Weg zu finden, besonders wenn er Neues erschaffen will.“
Wenn man wieder auf ‘Litany’ zu sprechen kommt, entgeht einem auch nicht der Videoclip zu „Cold Demons“, der zusätzlich auf diesem Album enthalten ist. Sehr interessant ist, wie dort Panzer- und Kriegsszenen mit Live-Konzert-mitschnitten der Band zu einer Einheit verbunden werden und vor allem welche Energie und Kraft dabei zum Ausdruck kommt. So spiegelt der Clip all die Energie und Macht wieder, die in der Musik zu „Cold Demons“ erzeugt wird.
„Das stimmt, die Sache mit den Panzern finde ich auch ziemlich cool. Eigentlich ist der Clip sehr einfach gehalten, denn wir hatten nicht viel Zeit, um das Ganze vorzubereiten und aufzunehmen. Um das richtig professionell aufzuziehen, müssten wir erst einmal eine Menge Geld hinlegen. Dazu kommt, dass man dann auch die Medien haben muß, die das Ganze zeigen können. In den letzten Jahren sind auch die TV Sender, die Heavy Metal Clips zeigen könnten verschwunden. Ich glaube in Deutschland sind Viva so ziemlich die einzigen, die ab und zu mal einen Metal Clip ins Program reinnehmen. Das ist alles. Der Rest bringt Pop Musik und nicht’s anderes. Deshalb gibt’s auch nicht mehr so viel Metal-Clips, wie es noch vor mehreren Jahren der Fall war.
Einen solchen Clip in Polen zu zeigen, ist nach Peter’s Ansicht jedoch durchaus möglich.
„Wir sind so ziemlich eine der einzigen Bands Polens, die auch im Ausland sehr bekannt sind und deshalb haben wir auch das Glück, dass die Sender hier versuchen, den Videoclip zu spielen. Ich denke die Aufnahmen von Vader waren die am meisten gehandelten und gezeigten Aufnahmen solch extremer Heavy Metal Musik in Polen. Aber wie ich bereits sagte, diese Musik ist nicht so verbreitet in Polen, zwischen den Maniacs und den Metalfans natürlich wohl, aber eben nicht in den Massenmedien. Es ist also möglich das zu zeigen, aber es ist nicht leicht. In den großen Städten gibt es ein paar Orte die es tun, aber es ist nichts für die allgemeine Gesellschaft.“
Da Peter ja bekanntlich ein Faible für Militär- und Kriegszubehör jeglicher Art hat, mußte man auch nicht lange nach Material für die Panzerszenen suchen.
„Mein Hobby ist eben der Zweite Weltkrieg, besonders die Armeen und Truppen und die Panzer. Ich habe eine Menge Tapes, Magazinen usw., es war also kein Problem die Sachen für den Hintergrund der Musik zu nutzen. Was mich dabei beeindruckt? Weißt du Panzer sind ähnlich wie Musik, der Track „Cold Demons“ sagt das eigentlich schon ganz genau aus, deshalb habe ich ihn auch „Cold Demons“ genannt. Panzer sind wie Dämonen, sie können töten, sie wurden von der Menschheit erschaffen, daran sollte man denken. Sie sind kalt, da sie aus Stahl hergestellt sind. Das ist Heavy Metal! Wie ich sagte, es ist mein Hobby, aber nicht’s weiter. Ich bin in keiner Weise an Politik oder Faschismus interessiert oder sonst was. Ich fing damit an Plastik-Modelle zu sammeln und herzustellen, das mache ich bis heute. Und um ein gutes Modell zu entwerfen, solltest du einiges darüber wissen. Deshalb habe ich Bücher darüber gesammelt. Dazu kamen Videos etc… Und heute habe ich eine große Sammlung an Militär Sachen und Modellen und alles Mögliche in dieser Richtung. Das ist mein Hobby.“
Im Übrigen sind die ausrastende Fans, welche in dem Video zu sehen sind, wohl alles Leute aus eigenem Lande.
„Das Konzert fand hier in unserer Stadt in Olsztyn statt. Das war eine Show zwischen den zwei Tourneen in Polen, irgendwann letztes Jahr. Der Typ der das Video gemacht hat, ist auch einer der Hauptleute vom Selani Studio, wo wir früher mit ‘Black To The Blind’ etc. aufgenommen haben, ihm gehört das Studio.“
Sollte jemand den Drang verspüren, seine nächste Platte in Polen aufzunehmen, kann das Selani Studio als kleiner Geheimtip empfohlen werden, da es eine sehr gute Qualität zu günstigen Preisen abliefert. „Ja, die Inhaber des Studios sind auch sehr ehrliche Leute und haben auch schon immer gute Arbeit geleistet, deswegen nehmen auch viele Metal und extreme Bands dort auf. Es war früher eines der einzigen Studios und so die einzige Möglichkeit, etwas auf professionelle Art aufzunehmen. Denn die Studios in Polen sind recht teuer, zumindest für Polen, das ist natürlich nicht vergleichbar mit Studios in westlichen Ländern. Und wenn du dann etwas mit gutem Sound aufnehmen willst, mußt du schon ein paar Mark vorher sparen.“
Der neuste Output, „Reign Forever World“ wurde trotzdem in einem anderen Studio aufgenommen. „Mit dieser CD sind wir wieder wie bei ‘Litany’ ins Red Studio gegangen. Wir haben aber diesmal nicht mit Adam Toczek aufgenommen, sondern mit Piotr Koczewski. Wir mögen es einfach mit verschiedenen Leuten zusammenzuarbeiten, nur, um wieder etwas anders zu machen. Piotr ist selbst auch Gitarrist und ein sehr talentierter Mann. Wir haben bei ‘Reign Forever World’ vier Wochen mit den Aufnahmen verbracht. Wir hatten also genügend Zeit.“
‘Reign Forever World’ bietet wieder erstklassiges neues Material, Songs, die wieder richtig schön voller Energie stecken. Es ist nur schade, dass das Album gerade mal drei neue Stücke enthält und so trotz sieben weiterer Bonusstücke, ein recht kurzes Vergnügen darstellt. Peter kann diese Sache jedoch entschuldigen.
„‘Reign Forever World’ ist kein Longplayer wie die anderen, es soll nur einen Vorgeschmack bieten für unser nächsten Full Length Album, welches wir Ende ‘01 aufnehmen wol-len, so dass es wohl im Frühjahr ‘02 herauskommen wird. Aber mehr kann ich dazu leider noch nicht sagen. ‘Reign…’ soll also nur die Zeit zwischen den beiden Longplayern ‘Litany’ und dem folgenden überbrücken. Wir arbeiten auch schon an dem neuen Werk. Wir haben überlegt ob wir eine MCD oder ein Livealbum zwischen den beiden Alben herausbringen sollen und haben uns schließlich für eine Art Compilation entschieden.‘Reign Forever World’ enthält also eine Mischung aus neuen Songs, Cover-Versionen, Livesongs und Bonustracks, die auf der ‘Litany’ Japan Edition enthalten waren und zuvor nie in Europa veröffentlicht wurden.“
Es wurde also ziemlich viel zusammengewürfelt bei diesem Album, trotzdem gehen alle Songs sehr schön ineinander über. Peter erzählt:
„Der Hauptteil des Albums besteht also aus den ersten drei neuen Stücken. Das sind der Titeltrack, „Frozen Paths“ und „Privilege Of The Gods“. Außerdem gibt es die Bonustracks von der Litany Japan Edition „Red Dunes“ und „Lord Of Desert“ zu hören. Dann kommen zwei Coversongs „Total Desaster“ und „Rapid Fire“ von Destruction und Judas Priest, sowie das Mayhem Cover „Freezing Moon“. Letzterer Song war eigentlich für ein Mayhem Tribut Album gedacht. Aber da viele Leute meinten, dass dieser Song einen ganz speziellen Sound hat und ein eigenes Flair versprüht, dachten wir, der Song wäre sehr interessant für dieses Album. Die zwei Live Tracks „Carnal“ und „Creatures Of Light And Darkness“ wurden bei dem letzten Thrash’em All Festival in Polen aufgenommen, bei ihrem zweiten Festival. Im Vergleich zu dem Metalmania Festival, ist dieses Event mehr Underground, aber trotzdem sehr bekannt in Polen. Bei dem Festival waren dieses Mal so um die 2500 Leute da. Es war auch eine gute Jahreszeit, am Ende der Ferien und der Ort war sehr gut. Außerdem ist es das einzige Festival was so viele extreme Metalbands auf einer Bühne präsentiert und ich denke das waren Gründe dafür warum so viele Menschen da waren. Der Herausgeber des Thrash ‘Em All Magazins Mariusz war sichtlich zufrieden damit, daher wird er wohl nächstes Jahr wieder dieses Festival veranstalten. Wir haben dort eigentlich sogar vier Songs aufgenommen, aber zwei mußten wir für die Japan Edition aufbewahren.
Wir können das nicht ändern, denn seitdem wir in Japan CD’s vertreiben, müssen wir uns für jede Japan Edition etwas Besonderes einfallen lassen, das ist Teil des Vertrags mit dem Vertrieb in Japan, nicht mit dem eigentlichen Label. Wir machen das also nicht von uns aus, wir haben da keinen Einfluss drauf.“
Wenn man sich das Drumming auf den letzten beiden Scheiben anhört, scheint es als sei Doc nie in besserer Verfassung gewesen. Die Musik scheint ihm sehr dabei geholfen zu haben, seine Probleme in der Vergangenheit zu verarbeiten, ja die Sache scheint ihn sogar noch stärker gemacht zu haben…
„Ja, das ist doch toll, nicht wahr? Ich glaube es war wirklich das Schlagzeug, was ihm beim Kampf gegen seine Drogenprobleme geholfen hat. Wir sind alle sehr froh darüber, dass er wieder bei uns und in so guter Verfassung ist. Ich hoffe wirklich sehr, dass diese Drogenprobleme sich niemals in der Band wiederholen werden. Jeder von Vader gehört einfach in dieBand hinein, es ist nicht gut für eine Band, wenn das Line-Up ständig wechselt. Manchmal ist es einfach die einzige Lösung, aber mir gefällt das nicht. Ich möchte mit den Leuten arbeiten, die ich kenne. Und es ist vor allem auch nicht einfach, immer die richtigen Leute für eine Band zu finden. Es geht ja nicht nur um das Spielen. Man verbringt ja auch viel Zeit miteinander, ist manchmal ein halbes Jahr zusammen auf Tour. Da muß man auch miteinander klarkommen.“
Wenn man sich die Metalszene im Osten näher betrachtet, fällt auf, dass sie in den letzten Jahren enorm stark geworden und auf dem besten Weg ist, zu eine der wichtigsten Metalszenen überhaupt heranzuwachsen. Sieht man das bei Vader genauso? Dazu Peter:
„Ich denke das läuft nicht nach Regeln ab. Es wäre schön wenn es so wäre. Aber ich denke dass all diese Probleme die wir in Polen haben, die Leute, vor allem die Metaller und Musiker, härter werden lässt. Dadurch ist die Szene so stark geworden. Das ist meine Meinung. Wenn wir über den Underground reden, dann muß ich sagen, dass es auch einen großen Unterschied zwischen dem Underground früher und dem der heutigen Zeit gibt. Ich denke die Bands heute artbeiten nicht genug zusammen, es gibt zu viel Konkurrenzdenken untereinander und das ist nicht gut. Man will besser sein als der andere, es geht viel um Geld etc. und all diese schlechten Einflüsse und Gefühle schaden der Szene am Ende nur. Aber das ist nicht nur ein Problem in Polen, sondern überall. Es gibt allerdings viele Bands, die hervorragende Musik schaffen. Ich kann sie hier nicht alle aufzählen. In Kontakt stehe ich z.B. mit BEHEMOTH, die wohl auch sehr bekannt sind außerhalb Polens, vor allem in Deutschland. Da sind dann noch THE YATTERING oder DECAPITATED…“
Ob er auch PERFECT mag?
„Perfect? Aber das ist kein Heavy Metal! (aber gute Musik! – Anm. D. Verf.) Aber du kennst sie? Das ist cool. Ich habe einen Schock gekriegt, als ich in Japan war, da habe ich einen Typen getroffen, der mir seine Vinyls gezeigt hat, von sehr, sehr alten polnischen Bands, einige von denen spielten Heavy Metal wie Turbo, Dragon, Destroyer… Die meisten dieser Bands gibt es heute nicht mehr, das war lustig, aber es war ein gutes Gefühl zu sehen, dass Polen ein so bekanntes Land ist, wenn man auf den Metal zu sprechen kommt. Sogar bei Bands die nicht so gut promoted werden, die teilweise überhaupt nie promoted wurden, ist die persönliche Kommunikation zwischen den Metalfreaks untereinander so stark, dass sogar diese unbekannten Bands in den exotischsten Ländern bekannt sind. Das ist wirklich wunderbar. Was Perfect angeht, ich mag sie jetzt nicht unbedingt, aber ich höre sehr viel unterschiedliche Musik. Du würdest bestimmt einen Schock bekommen, wenn du meine Sammlung an CD’s und Tapes sehen würdest, he he… Ich bin immer noch ein Metalfreak, aber manchmal höre ich mir ganz gerne mal was anderes an. Jetzt nicht unbedingt Perfect, aber andere perfekte Musik, ha ha…“
Wenn man auf polnische Metal Bands zu sprechen kommt darf man KAT natürlich nicht vergessen. Weiß Vader etwas Neues über die Jungs?
„Ja, KAT ist ja immer noch eine Legende hier in Polen, bis heute. Aber seitdem einer der Hauptmitglieder gestorben ist (Gitarrist Jacek Regulski kam ’99 bei einem Motorradunfall ums Leben – Anm. D. Verf.), haben sie eine Pause eingelegt. Ich habe die Jungs öfter getroffen wenn wir nach Schlesien kamen, in die Katowice Gegend, sie kommen ja von dort, daher auch der Name KAT („kat“ heißt übersetzt „Henker“ – Anm. d. Verf.). Was ich von ihnen hörte, war, dass sie jetzt verschiedene Projekte am laufen haben. Außerdem hat sich der Sänger der Band, Roman Kostrzewski, an ein sehr interessantes und besonderes Projekt herangewagt: Er veröffentlich die ‘Satanic Bible’, die schwarze Bibel von A.S. La Vey auf Polnisch, indem er die ganze Bibel auf Polnisch vor-liest und das ganze dann auf Tape aufnimmt. Also eine Art special Edition der ‘Satanic Bible’ auf polnisch, von ihm gesprochen. Das ist das Neuste was ich von KAT weiß.“
Coole Sache. Aber nochmal zurück zu Vader: Wie sehen die Pläne für die nächste Tour aus in Deutschland?
„Nun, wir werden Ende Februar in der Tschechischen Republik und in der Slovakei beginnen, dann touren wir endlich wieder in Polen, mit 10 oder 12 Gigs in den größeren Städten. Danach sind wir wieder beim No Mercy Festival in Europa dabei und in der Zwischenzeit touren wir kurz durch Skandinavien, vor allem in Schweden und Norwegen. Im Mai werden wir dann zurück nach Amerika kommen und die richtig große Tour in Europa ist für Juni gebucht. Außerdem versuchen wir im Sommer auf ein paar Festivals zu spielen, wahrscheinlich auf dem Dynamo Festival und auf jeden Fall in Wacken…“
Schon wieder? Das wäre ja wirklich nicht übel, hoffen wir nur, dass die Jungs diesmal eine bessere Zeit in den Abendstunden bekommen…
„Ach ich fand’ das gar nicht so schlecht, ich war sehr glücklich, so viele Fans schon zu dieser frühen Tageszeit zu sehen. Aber natürlich mag ich es auch lieber nachts zu spielen. Doch manchmal sollte man sich die Nächte für andere Dinge aufheben, he he… Du weißt schon, um den Himmel und die Sterne zu beobachten, ha ha…“
Na da bleibt mir ja nur noch ihm viel Spaß beim Sterne beobachten zu wünschen und zu hoffen, dass die Jungs noch lange das Zepter im Death Metal hochhalten werden. Die letzten Worte überlasse ich Peter.
„Die Zeit ist noch nicht gekommen für die letzten Worte. Ich danke dir für deine Zeit und deine Leidenschaft. Auf Wiedersehen!“
http://www.vader-deathmetal.de
http://www.forward.to/deprofundis

www.vader.pl

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*