Silent Stream Of Godless Elegy Interview

Die tschechischen Düsterlinge sind längst keine Unbekannten mehr. Ihr drittes Album „Themes“ kam gerade heraus und zeigt wie die anderen Werke vorher die sanfte und melancholische Seite des Metal. Gitarrist Radek stellte sich der peinlichen Befragung.

Wo liegen die Unterschiede zwischen „Themes“ und dem letzten Album?
Ich glaube, daß es sich hier um den Unterschied handelt, der zwischen allen Alben liegen sollte. Das neue Album ist viel reifer und ausgeklügelter. Einfach gesagt sind wir zwei Jahre älter geworden, was sich ja in irgendeiner Weise auf die Scheibe niederschlagen mußte.

Was hat es mit dem Titel „Themes“ auf sich?
Die Themenkreise Leben, Liebe, Schmerz, Leidenschaft und Verlangen ziehen sich durch das gesamt Album. Der Titel ist quasi eine Zusammenfassung davon.

Wie kam die Zusammenarbeit mit den Darkside-Sänger Peter Durst zustande, der bei ´My Friend Who Doesn´t Exist´ aushalf?
Wir sind mittlerweile seit zwei Jahren dicke Freund. Ihn zu überreden war überhaupt kein Problem. Er war zusammen mit dem Darkside Keyboarder Wolf, der uns bei den Lyrics geholfen hat, bei uns Studio, und so hat sich sein Gastauftritt ergeben.

Wieso gibt es keine Flöte mehr auf dem neuen Album zu hören?
Eigentlich war sie ohnehin auf dem letzten Album dezidiert als Gastmusikerin angeführt. Da spielte sie auch nur bei zwei Tracks mit. Es drängte sich dieses Mal kein Flöten-Part auf, also haben wir es gelassen.

Welche eigenartigen Situationen hat es bei den Aufnahmen gegeben?
Eigentlich ist es immer sehr verrückt, wenn wir aufnehmen. Dieses Mal haben ein paar Bandmitglieder die aufreibende Arbeit mit ´natürlichen Substanzen´ überkompensiert, was ein paar sehr interessante Effekte mit sich brachte. Unsere Geigerin lag dann zum Beispiel nackt auf einem Billardtisch und hat gefiedelt. Kaum zu glauben, aber wahr….

Frönen Silent Stream of Godless Elegy mehr dem Gothic oder dem Metal?
Ich weiß, daß es mittlerweile üblich ist, alles was mit Doom Metal zusammenhängt (oder eigentlich jegliche langsame, depressive und melancholische Musik) als Gothic zu bezeichnen. Besonders in Westeuropa, aber besonders in Deutschland (wir wurden zum Beispiel im Nuclear Blast-Katalog unter Gothic Metal kategorisiert.). Wir haben nichts mit Gothic am Hut! Unsere Ansichten und Wurzeln unterscheiden sich total davon. Trotzdem kann ich verstehen, wenn jemand als persönliche Ansicht diesen Vergleich zieht. Ich jedenfalls verstehe unter Gothic etwas ganz anderes!

Ist es nicht besonders schwer mit dieser eher sanften Musik auf Konzerten erfolgreich reüssieren zu können?
Nein, weder in Tschechien, noch in der Slowakei. Wir sind zur Zeit gerade ziemlich populär. Die Fans, die zu den Konzerten kommen, kennen alle unsere Songs. Außerdem spielen wir live etwas härter und schneller als auf den Alben. Man kann auch Headbanging und Stagediving bei unseren Gigs sehen. Im Ausland ist die Situation ganz anders. In Deutschland und Österreich standen die Leute wie angewurzelt da und spendeten erst nach den Songs ein wenig Applaus. Die tschechischen Fans sind da viel spontaner und direkter.

Die in der Promo-Bio angeführten slavonischen Folklore-Parts konnte ich nicht ausmachen. Wieso rückt man diese interessante Eigenart nicht weiter in den Vordergrund?
Es gibt schon einige slawonische Folk-Einflüsse in unserer Musik, die wir aber nicht stur einplanen. Das ist eigentlich etwas, das in unseren Herzen ist und unsere Kompositionen unbewußt beeinflußt. Wir wollen auf diesem Aspekt aber nicht künstlich herumreiten, weil man sicher merken würde, daß es dann ein aufgesetztes und erzwungenes Konzept ist.

Wie gefallen dir die orchestralen Metal-Alben von Waltari und Metallica?
Waltaris „Yeah! Die!…“ ist sicher eines der besten Alben dieser Gattung. Im Gegensatz dazu ist das von Metallica richtig schlecht. Ich selbst kenne mich nicht allzu gut mit Klassik aus, schätze aber jeden, der versucht Metal und Klassik zusammenzuführen. Ach ja, Led Zeppelins Zusammenarbeit mit diesem ägyptischen Orchester ist absolut großartig!

Wann wurde die Band gegründet?
Mein Bruder Michal und ich faßten im Sommer ´95 den Entschluß eine Band zu gründen. Innerhalb von zwei Monaten hatten wir die passenden Leute gefunden. Who had initially the idea of mixing strings with a metal band? Daß wir diese ungewöhnlichen Instrumente wie etwa die Geige in die Band nahmen, ergab sich eher zufällig. Irgendjemand sagte, daß wir das einmal ausprobieren sollten, und das taten wir dann einfach. Es ist sehr interessant, welche verschieden musikalischen Backgrounds die einzelnen Bandmitglieder hatten. Ich bin mehr der Doom Metal-Fanatiker, während Peter auf Death Metal steht. Zuzana hört Sachen wie Dead Can Dance und Portis, mein Bruder wiederum Hardrock und progressive Bands. Das einzige was wir gemeinsam haben, ist in SSOGE zu spielen, haha!

Welche Demos habt ihr aufgenommen?
Es gab zwei Demos. Das erste nahmen wir schon einen Monat nach dem Start auf und trug den Titel „Apotheosis“. Ehrlich gesagt kann ich mich an keinen einzigen Song davon erinnern! Das zweite, „Amber Sea“, kam im Sommer 96 heraus und kann als Vorversion unseres Debütalbums „Iron“ angesehen, das ein paar Monate später erschien. Nach diesem Album stieß der Cellist zu uns und wir nahmen 1998 „Behind The Shadows aufgenommen. Zusammen mit „Themes“ gibt es also zwei Demos und drei Alben von uns. Kein schlechter Schnitt für eine fünfjährige Bandgeschichte, oder?

Welche Rolle spielten Master´s Hammer in der Entwicklung des tschechischen Heavy Metal? Schließlich habt ihr ja den Song ´Zapalili Jsme Onen Svet´ zu ihrem Tribute-Album beigesteurt.
Sie waren sehr wichtig, obwohl sie Musik immer nur spaßeshalber machten. Für mich persönlich haben sie eine besondere Bedeutung, weil „Ritual“ mein erstes Album war, das ich mir kaufte. Diesen speziellen Song für das Tribute-Album haben wir deshalb ausgewählt, weil er eine starke Melodie hatte. Ich muß aber dazusagen, daß außer mir und meinem Bruder niemand in der Band vorher Master´s Hammer gehört hat.

Mochtest du ihr letztes, elektronisches Album?
Die sind immer ihren eigenen Weg gegangen und haben sich nicht darum geschert, daß die ganze Welt ein weiteres Black Metal-Album von ihnen erwartete.“Wieso habt ihr „Kashmir“ für den Led Zeppelin-Sampler von Dwell Records aufgenommen?
„Da gab es ähnliche Gründe wie bei Master´s Hammer. Die wunderbare Melodie geradezu danach geschrien, von uns verarbeitet zu werden. Cover-Versions machen uns sehr viel Spaß. Für ´Kashmir´ brauchten wir gerade mal ein paar Stunden. Wir haben auch White Zombies ´Blood, Milk & Sky´ gecovert. Wieso auch nicht?

Bleibt nur zu hoffen, daß Silent Stream of Godless Elegy sich nicht gänzlich auf das Nachspielen von Songs anderer Bands konzentrieren.

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