Sigh “In somniphobia” 5/6

Candlelight Records
Bewertung: 5/6 – > Mächtig!
Spielzeit: 65:02
Songs: 11

Sigh haftet seit jeher der Ruf an, kauzige, avantgardistische Musik zu kreieren, die jenseits des Easy-Listening-Metals liegt. “In somniphobia” wird daran auch nichts ändern. Wer sich die Japaner in die heimische Anlage holt, sollte wissen was ihn erwartet bzw. darauf eingestellt sein, sich intensiver mit “In somniphobia” zu beschäftigen. Sigh stellen den Soundtrack zur Verfügung, der Euch nach hartem Arbeitstag in den Feierabend beamt – idealerweise mit hochgelegten Beinen und einem alkoholischen Kaltgetränk Eurer Wahl. Willkommen zu einer Reise in die Welt der musikalischen Borderliner, zu der “Purgatorium” den mitreißenden, fast schunkelnden Einstieg darstellt – mit einer Melodie, die sofort ins Ohr geht, huldigen Sigh den frühen Finntroll nach einer Stiege Met. Einen Stimmungswechsel gibt es mit “The transfiguration fear”, dass mich stark an die ersten Sympho-Gehversuche Therion’s erinnern (“Theli”), nebenbei die ersten zarten psychedelischen Soundteppiche webt und Dr. Mikannibal ihr Lisa-Simpson-Gedächtnis-Saxophon aus der Kiste holt. Wahlweise düster-doomig oder spacig wird es bei “Somniphobia”. Streckenweise wirkt das überlange Stücke auch wie der Zusammenschnitt mehrerer parallel stattfindender Jam-Sessions an dessen Ende man anscheinend auch den Radiowellen-Scan ins All und die dabei abgefangenen Signale mitgeschnitten hat. Überhaupt nimmt der spontane, jammige Charakter mit jedem Stückchen gefühlt ein bisschen mehr zu, einzelne Instrumente erhalten mehr Freiraum (die Gitarren manchmal auf feinstem Shrapnel-Soli-Trips) oder  die Herren Musiker versuchen sich zusammen an sphärischen Psycho-Soundtracks. Dabei kann der Verstand schon mal Schluckauf bekommen, wie das irre, hysterische Lachen in “L’excommunication a minuit” zeigt. Im Wechsel zwischen zumindest Black Metal-ähnlichen Klängen und der eher dominierenden Saxophon-Club-Musik wird man bei “Amnesia” zum Spielball. Mit einer krächzend-besessenen Erzählerstimme führt “Far beneath the in between”  walzerartig über einen orientalischen Rummelplatz. “Amongst the phantoms of abandoned tumbrils” lässt erstmalig über längeren Zeitraum die Metal-Bratze von der Leine. Ruhige Zwischenspiele und imaginäre Fanfaren sorgen dafür, dass man sich nicht all zu sehr dran gewöhnt.  Wummernde Beats leiten in in “Ending theme: continuum” zur Schlussetappe ein, die sich mit “Fall to the thrall” noch einmal knurrig-deftig präsentiert und dem ausufernden “Equale” versucht die vorher in einer Stunde gehörten Facetten kompakt zu durchfliegen. Ein Ding der Unmöglichkeit bei den vielen Nuancen, die Sigh in ihre Musik integrieren. Entweder sind die Jungs + das Mädel permanent bedröhnt oder haben ein durchschnittlich großes, musikalisches Kreativzentrum im Hirn.  Anders kann ich mir das multi-polare Schaffen der Japaner nicht erklären, dass ich hier versucht habe noch völlig nüchtern zu beschreiben.

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