Satyricon Interview

SatyriconEs ist 1 Uhr nachts in Leipzig, Satyricon haben ihren Gig seit gut einer Stunde beendet und kurz vor der Weiterfahrt, inmitten von Essensresten, leeren Getränkeflaschen und mehreren Couches, nahm sich Drummer Frost kurz ein wenig Zeit, um uns über aktuelle Geschehnisse bei Satyricon zu berichten. Die Zeit war dabei dennoch sehr knapp bemessen , denn in gerade mal 15 Minuten musste das Interview fertig sein. Also wurde nicht lange gefackelt und direkt eingestiegen.

Als erstes danken wir euch, dass du dir trotz des ganzen Tourstresses Zeit für uns nimmst. Die Tour endet ja bald und Leipzig war bereits einer der letzten Stationen. Erzähl doch mal! Wie verlief die Tour, was gibt es zu berichten? Wie fandest du heute den Gig hier?

Ich denke, es ist ist wirklich eine interessante Tour für uns, weil wir uns entschieden haben, diesmal einiges anders zu machen. Es sind viele neue Erfahrungen dabei, weil wir einiges an Material gesammelt hatten und auch mehr auf der Bühne improvisieren wollten. Das ist etwas, das wir zuvor noch nie getan haben. Für uns war es etwas neues, eben ein besonderer, dynamischer, kreativer Spirit, eine besonders starke Richtlinie an der sich Satyricon momentan orientiert. Darüber hinaus haben wir eine viel größere und variierende Setlist als je zuvor. Manchmal haben wir starke Veränderungen von Tag zu Tag.
Außerdem lassen wir einige Elemente von der neuen „Live At The Opera“ CD , wie zum Beispiel die Arrangements, einfließen. Auch wenn wir natürlich nicht mit einer gesamten Oper umher reisen können, haben wir dennoch viele Soundeffekte zum Beispiel durch Synthesizer eingebaut, die die Opernelemente an einigen Stellen nach kreieren sollen. Außerdem haben wir unser Live-Set in mehrere Akte unterteilt, da es mittlerweile enorm an Länge angenommen hat. Ich kann es nur nochmal betonen: Es fühlt sich anders an, da wir das zuvor noch nie gemacht haben. Genauso fühlt es sich auch frisch an und es und hält die Band wach und es motiviert uns nach wie vor weiterzumachen. DSC_0178Ebenfalls ist die Reaktion des Publikums sehr erfreulich, worüber wir sehr glücklich sind. Ja und heute Abend… Leipzig ist eine von diesen Städten, wo wir sehr häufig touren und ich glaube, dass wir sogar schon seit dem Beginn unserer Karriere immer wieder hierher gekommen sind. Wir haben einiges an Höhen und Tiefen auf unseren Touren miterlebt. Eine Stadt kann dabei eine Festung für eine Band sein. Genauso kann sich das Interesse an einer Band über die Jahre hinweg immer wieder verändern. Hier ist es allerdings immer ein Hoch. Viele Menschen kommen zu unseren Gigs, wirken recht zufrieden mit allem, genießen die Show, wie auch heute Abend, und das stimmt uns sehr glücklich. Es macht einfach mehr Sinn, wenn das Publikum schätzt, was man macht und ich glaube hier haben wir wirklich viele Fans.

Während eurer Tour habt ihr aber auch an Orten gespielt, wo ihr zum ersten Mal gewesen seid. Im Vergleich zu heute, wie war es dort? Habt ihr die Gelegenheit genutzt, um euch ein wenig umzuschauen?

Es ist diesmal eine weitläufige Tour. So kann man eigentlich nicht sagen, dass es da nur einige Städte gibt, wo wir noch nicht waren. Viel mehr ist es für uns besonders, dass wir neue Länder gesehen haben. Aber einige Shows waren in der Tat auch in Städten, wo wir noch nie gespielt haben und es ist eigentlich immer aufregend zu sehen, wie ein völlig neues Publikum auf einen reagiert, aber auch wie das Feeling, die Atmosphäre an diesem neuen Ort ist. Zum Beispiel war ich noch nie in Wiesbaden und es war eine wirklich großartige Erfahrung dort. Und ich denke, dass wir sicherlich dort mal wieder spielen werden.

DSC_0382Die Tour trägt den Titel „Dawn Of A New Age“. Würdest du sagen, dass es in der Tat ein Wendepunkt bzw. der Anbruch eines neuen Kapitels von Satyricon ist?

Ja, etwas kann ich dem sicherlich zustimmen. Wir haben Songs in einem komplett anderen Weg aufgenommen, der gesamte Spirit hat sich seit dem letzten Album enorm gewandelt. Wir haben verschiedene neue Schritte gemacht , da nach dem letzten Werk verschiedene neue Türen für uns offen standen. Und jetzt suchen wir wieder neue Pfade, denen wir folgen können. Wir haben ein langes Musikalter und da wirst du mit der Zeit einfach freier und wesentlich kreativer. Außerdem arbeiten wir dynamischer als je zu vor. Wir sind mit fast nichts gestartet und haben uns einfach von der Musik leiten lassen. So sind immer wieder Alben entstanden und werden auch weiterhin entstehen. Sicher gibt es Tage, bei denen auch mal nichts besonders Wichtiges entsteht, geschweige denn, dass wir ernsthaft an einer Sache arbeiten. Das ist aber auch ein Zeichen, dass wir immer noch Spaß haben und das insgesamt etwas sehr gutes dabei herauskommt. Wir haben sicher den Vorteil, dass wir nicht an wenige Momente gebunden sind, sondern dass alles recht cool abläuft. Wir arbeiten interaktiv zusammen. So kann ich jederzeit einen anderen Kurs vorschlagen, wenn mal etwas nicht funktioniert. Auf der anderen Seite passe ich meine Drums den Gitarren an, so dass der Sound gut ist und dennoch kann ich spielen, wie ich will. Es mag so wirken, dass bei Satyricon momentan die Gitarren im Vordergrund stehen. Das liegt vermutlich daran, dass ich meistens in der Hinsicht mehr improvisiere, basierend auf meinen Gedanken, wie es klingen sollte und manchmal entsteht daraus etwas komplett neues. Es gibt der Musik neue Impulse und Informationen. Manchmal entstehen dabei auch Veränderungen an den bekannten Songs, die vielleicht sogar besser sind als im Original. Wobei man nie vergessen sollte, ohne die Originale wäre auch das nicht möglich gewesen. Wir fühlen uns sehr wohl mit diesem neuen Spirit bei Satyricon und wir fühlen uns dadurch sehr motiviert. Ich denke, dass passt ganz gut zu dem Titel, den wir für die Tour gewählt haben. Außerdem ist es cool, da wir den Song eigentlich nur sehr selten spielen bzw. seit einer sehr langen Zeit nicht mehr im Set hatten. So gerät er einfach nicht in Vergessenheit.

Und die Vorbands? Wie kam es zur gemeinsamen Tour mit Vredehammer und Oslos Faenskap. War das eure Entscheidung oder die der Agentur?

Wir brauchten einfach Bands, die wirklich den Willen hatten mit uns auf Tour zu gehen und auch dazu satyribereit sind, das zu leisten, was eine Tour mit sich bringt. Das darf man nie vergessen, dass mehr als einige Livegigs zu einer Tour dazu gehören, zum Beispiel die langen Reisen. In erster Linie wussten wir, dass diese Bands eben hart für ihre Musik arbeiten und viel auf der Bühne schaffen, was sehr wichtig für uns ist. Wir fanden, dass es so ein gutes Package geworden ist.

Satyricon geht nun schon seid gut 20 Jahren auf Tour. Die Klassiker wie „Mother North“ oder „K.I.N.G“ dürfen dabei nicht fehlen. Habt ihr da manchmal das Problem, dass es euch vielleicht ein wenig langweilig erscheint, jene Songs immer wieder zu spielen?

Wir sind wirklich viel auf Tour, sicher auch mehr als manch andere Bands. Doch bis heute ist es eigentlich nie vorgekommen, dass ich den Eindruck hatte , dass es schon wieder dasselbe ist oder gar langweilig wird. Ich fühle mich immer wieder mit dem ganzen Spirit sehr verbunden und es gibt auch eine entscheidende Signifikanz, die es immer wieder ermöglicht, dass es nie dasselbe wird, auch wenn wir Songs dabei haben, die wir seid Beginn an immer spielen. Und das ist das Publikum, welches jedes mal anders ist , unterschiedliche Energien mit sich bringt und somit auch die Liveperformances der Songs jedes mal anders macht. So ist es immer wieder eine neue Erfahrung, wie unsere Songs aufgenommen werden und man kann immer wieder die Aufmerksamkeit auf Details der jeweiligen Show legen. Die Musik ist so komplex, reich und sie spricht in so viele verschieden Wegen zu dir. Manchmal kann ich Facetten entdecken, über die ich vorher nie nachgedacht habe, auch wenn ich den Song schon 100 mal gehört oder gespielt habe. Zum Beispiel nehme ich manchmal Veränderungen bei den Vocals wahr , welche in jenem musikalischen Moment wesentlich härter als sonst wirken und das gibt der Musik wieder ein extra Flair und manchmal macht es den Song sogar noch besser, als er im Original schon ist. So zusammengefasst ist da einfach keine Zeit, dass es langweilig werden kann. Und wir sehen auch zu, dass wir eben nie auf die Stufe gelangen , wo alles nur noch Routine ist.

satyriconliveattheoperacdNach der Tour kommt auch gleich ein neues Live-Album namens „Live At The Opera “ heraus. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen neuen Weg mit Satyricon einzuschlagen?

Für uns ging es darum, einfach offen für neue Möglichkeiten zu sein. Wir waren sehr fasziniert von der Idee einen Song mit einem Orchester zu performen. Es war ein Special-Event in 2012 und brachten somit die Musik auf ein neues Level. Beim Hören der Ergebnisse des Teamworks waren wir überzeugt, dass eine gesamte Show in dieser Art einfach magisch sein muss. Um es kurz zu machen, davon kommt die Idee. Wir haben es in erster Linie getan, um neue Erfahrungen zu machen und haben dabei viel bedacht, was das für Satyricon bedeuten könnte. Wir haben das Potenzial darin realisiert und das ist der Grund, warum aus diesem einen Event mehr wurde. Jedoch ohne den Zwang, das das geschafft werden muss.

In Oslo gibt es seit einiger Zeit das Museum Popsenteret , wo es speziell um die norwegische Musikgeschichte der letzten 100 Jahre geht. Auf der Website zur Dauerausstellung heißt es, dass man alles erfährt „Fra Adolf Østby og Rocke-Pelle til Satyricon og Susanne Sundfør“. Ihr werdet also neben einigen anderen Bands ( auch aus dem Black-Metal-Bereich) als ein Teil der Musikgeschichte Norwegens betrachtet und dargestellt. Wie fühlt ihr euch dabei? Ist es für euch eine besondere Auszeichnung?

Das ist sogar neu für mich… ich wusste gar nicht, dass wir da gleich zu Beginn erwähnt werden, da ich davon nicht so viel gehört habe. Das ist sehr interessant für mich. Aber ja sicher, wir existieren seid über 20 Jahren und Norwegen ist ein kleines Land und so haben wir eine sehr große Auswirkung. Ich denke, somit ist es sogar fair, dass wir dort erwähnt und somit auch anerkannt werden. Auch wenn es hier nicht so sehr um Anerkennung geht oder das gar ein Ziel von uns war , dass wir das erreichen. Im Gegenteil: Es ist eigentlich genau, wie es sein sollte. Ich wäre auch nicht traurig, wenn wir in dieser Ausstellung dort nicht erwähnt werden würden, aber im Kontext zur norwegischen Musik ist das schon irgendwie lourlgisch. Die Flamme, die wir mit Satyricon aufrecht halten ist ein Teil vom Geist des Black Metal. Und darum ging es uns immer und war auch das wichtigste in unserer Musik. Wir haben nie vergessen, wo wir her kommen und mit was wir begonnen haben. Aber nochmal: Dieser Geist ist stark verbunden mit Norwegen und mit norwegischen Ausdrücken, was wiederum auch mit der Geschichte und Natur irgendwo verbunden ist . In dieser Hinsicht macht es durchaus Sinn, dass wir dabei sind. Aber dennoch gibt es genügend andere Bands, Künstler, die auch erwähnenswert sind und die man nicht vergessen sollte.

Gut dann noch die letzte Frage: Satyricon feiert nächstes Jahr seinen 25. Geburtstag. Deshalb: Satyricon die nächsten 25 Jahre : Ja oder Nein?

Als wir angefangen, hätten wir nie gedacht so lange zu existieren bzw. haben wir uns überhaupt keine Gedanken um die Zukunft gemacht. Die maximalen Lebzeiten von Bands waren zu der Zeit um die 10 Jahre und es kann so viel in so einer Zeit passieren und es was nur schwer vorzustellen, wo wir eines Tages sein werden oder ob wir uns auch vielleicht komplett anders entwickeln werden, als gedacht. Und wirklich: So viel ist mit dieser Band in dieser Zeit auch passiert und nie haben wir wirklich geglaubt, dass die Band so lange existieren würde. Und jetzt 25 Jahre später fühlt es sich so an, als sei die Zeit wie im Fluge vergangen und wir haben immer noch das Gefühl, dass wir eigentlich erst angefangen haben. So kann ich weder ja und nein sagen. Wollen würden wir sicher, aber natürlich kann man das nicht in Zeiten ausdrücken. Es ist die Leidenschaft und auch der Spirit, der diese Band stets auf Trapp hält. Das ist jetzt immer noch genauso stark wie am Anfang. Sicher sollte man die physischen Dinge nicht außer Acht lassen, aber darum mach ich mir jetzt noch keine Gedanken. Wir sind wirklich auf einer hohen Stufe der Schaffenskraft angekommen und sind nach wie vor voller Motivation. Wie weit wir damit gekommen sind, das hat uns die Geschichte gezeigt. Wie weit wir damit kommen werden, das wird uns die Zukunft verraten.

 

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