Sanctus Interview

SANCTUS konnten mich mit ihrem im Juni erschienenen Album „Aeon Sky“ vollauf überzeugen. Ist dieses Werk der Kalifornier (!!!) doch eine gut rübergebrachte Mischung von Emperor mässigem Black Metal sowie Morbid  Angel mässigem Death Metal. Dass ich mit dieser Vermutung gar nicht mal so falsch lag, konnte Jason McCrarey (seines Zeichens Sänger, Gitarrist) bestätigen.

Als ich die Scheibe zum ersten Mal in meinen Klauen hielt und das Booklet durchsah, keimte in mir der Verdacht auf, dass es sich wohl wieder um eine dieser Eierquetsche Combos handeln müsse. Um so überraschter war ich, als der Sound durch meine Boxen dröhnte. Ein wirklich vorzüglicher Mix von Black sowie Death Metal. Die Herren die hier am Werk sind, entsprechen so gar nicht den üblichen Klischees. Lange Haare wie auch Corpsepaint sucht man vergebens. Auch die üblichen (oder besser üblen!?) Lyrics die in Richtung Blut, Hass sowie Krieg zielen haben ebenso keinen Stellenwert bei Sanctus. All dies wertet natürlich ‚Aeon Sky‘ ungeheuer auf. Und alle diese ‚unüblichen‘ Gepflogenheiten machen einen natürlich um so mehr neugierig. Warum, weshalb, wieso? Da war die Überlegung nach einem Interview um so grösser. Dass Sanctus ihre Aufgabe sehr ernst nehmen wurde mir beim Interview bewusst. An einem Donnerstag schickte ich die Fragen raus und am Freitag hatte ich schon die Antworten! Jason McCrarey nahm sich die Zeit meine Fragen durchzugehen und zu antworten.
Meine erste Frage war natürlich, warum gerade Leute, die aus Los Angeles stammen, solche Mucke spielen. Gewöhnlich kann man Black Metal aus dem Norden Europas vernehmen, wie aus Skandinavien oder Deutschland, aber Kalifornien?
Jason schildert die Beweggründe, die sie veranlassten in diese Richtung zu marschieren.
Also, wir wurden nie wirklich von den Leuten um uns herum beeinflusst. Wäre dies der Fall würden wir wohl Ska oder Hip Hop spielen und uns ab und an eine Überdosis Heroin spritzen. Die Art der Musik die wir spielen ist nicht aussergewöhnlich für uns, es ist das wofür wir uns schon immer interessierten.

Wer sind denn eure Idole? Wenn ich mir euer Werk zu Gemüte führe, vermute ich, dass ihr Emperor aus Norwegen nicht abgeneigt seid. Eure Einflüsse sind norwegischer Black sowie amerikanischer Death Metal. Entspricht dies der Wahrheit? Oder liege ich mit meiner Vermutung völlig falsch?
Du liegst überhaupt nicht falsch. Wir sind grundsätzlich beeinflusst von Emperor, Cradle of Filth, Dissection, Morbid Angel  und so weiter, da wir auch ähnlich wie diese Bands klingen.
Jedoch zum Thema Idole wirst du ziemlich überrascht sein. Ich bin vernarrt in Leute wie Robert Smith von The Cure, Steve Howe von Yes, Sebastian Bach (bester lebender Sänger), jederman bei Dream Teater sowie Garm und Simen Hestnaes von Arcturus/Borknagar.

In der Tat. The Cure sowie Yes hätte ich wohl nie in Erwägung gezogen, bei der Art von Mucke die Sanctus rüberbrettern. Da komme ich gleich auf die Lyrics, weil sie doch überhaupt nicht typisch für Black Metal und/ oder Death Metal sind. Ihr schreit nicht über Blut, Satan und Krieg. Was sind denn eure Einflüsse? Woher bezieht ihr eure Ideen für die Texte?
Ich weiss nicht woher die Einflüsse stammen, vielleicht sind es Dinge, die bei My Dying Bride und Arcturus oft zu hören sind. EMPERORs Texte hingegen sind ziemlich aussergewöhnlich – die mag ich besonders. In Bezug auf Ideen, ich halte grundsätzlich an abstrakten Themen fest. Wie Verrücktheit, Depression, Wut, Entfremdung und so weiter – Dinge mit denen ich jeden Tag in meinem eigenen Leben konfrontiert werde.

Zwei Songs auf ‚Aeon Sky‘ haben es mir besonders angetan. ‚Odyssey‘ sowie ‚Thought I Saw Your Wings‘. Was könnt ihr mir über diese Stücke erzählen? Ich glaube ‚Odyssey‘ handelt von einem Kerl, welcher mit der Welt um sich herum nicht zurechtkommt. Und ‚Thought I Saw Your Wings‘ erzählt von einem Mann, welcher seine geliebte Frau verloren hat… Und beide Tracks wurden in drei Teile gesplittet, warum?
Ich bin froh, dass dir diese zwei Lieder gefallen. Wie ich erwähnte, ich halte meine Lyrics ziemlich abstrakt, so dass die Leute sie so interpretieren können wie sie es für richtig halten. Zum Beispiel, was du von ‚Thought I Saw Your Wings ‘ denkst, wo deiner Ansicht nach ein Kerl seine Frau verliert, könnte für jemand anderen etwas völlig anderes bedeuten. Vielleicht könnte es auch über einen Kerl sein, welcher die Beziehung zu seinem Gott verliert. Die Thematik des Songs ist eine Art Verlust, und wenn jemand den Song in Verbindung zu seinem eigenen Leben bringen kann, und sich darin indentifiziert, dann ist meine Mission erfolgreich. In Bezug auf die Kapitel, diese zwei Tracks wurden ein bisschen anders komponiert als die übrigen Songs auf ‚Aeon Sky‘, mehr Keyboard basiert. Dies gab mir Freiraum für meine Lyrics, die ich so ein bisschen mehr ‚begrifflich‘ gestalten konnte.

Diese zwei Stücke sind in der Tat hervorragend, und ich kann sie dir nur nahelegen. Wenn dich die zwei Lieder nicht umnieten, dann magst du wohl keine atmosphärische Schwarzkunst. Unbedingt anhören! Der Sound auf ‚Aeon Sky‘ ist sehr gut. Die Produktion tritt Anus. Ich könnte sogar annehmen, dass ihr schon seit Jahren zusammen seid. Wie viel Zeit verbringt ihr denn in eurem Proberaum?
Wir halten jede Woche einen ziemlich konstanten Probeplan ein, aber wir sollten als Gruppe wohl mehr üben. Zur Zeit verbringen die Mitglieder von Sanctus mehr Zeit damit selbstständig an Dingen zu arbeiten. Was wohl auch gut sein kann, vermute ich.

Und wie waren denn bisher die Reaktionen auf ‚Aeon Sky‘? Meiner Meinung nach ist es ein hervorragendes Debut. Eigentlich würde man nicht einmal vermuten, dass es euer erstes Album ist.
Danke. Die meisten Reaktionen die wir bisher erhielten waren sehr positiv, bis auf die grundsätzlichen Sprüche in Bezug auf unser Aussehen, wie: „Wie können die Black Metal sein ohne lange Haare und Corpsepaint?!“

Ein bisschen beschränkt die Einstellung. Aber wohl angemessen. Auch ich nahm an, es handle sich um eine True Metal Kapelle. Denn im Booklet ist von langen Haaren sowie Corpsepaint keine Spur. Wo ich gerade beim Booklet bin, hat es mich doch interessiert, was es über das Cover zu erzählen gibt.Wo bestehen die Verbindungen vom Cover zur Musik?
Das Cover wurde von Niklas Sundin von Dark Tranquillity gemacht. Wir wählten es, weil wir dachten, dass es die dunkle, majestätische Atmosphäre von ‚Aeon Sky‘ sehr gut einfängt.

Auf Menschen in LA wirken doch viele Gegensätze. Ich denke jetzt gerade an den Glamour auf der einen Seite und das Elend auf der anderen. Beeinflussen diese Konflikte Sanctus?
Wahrscheinlich, aber ich vermute mehr auf einer unbewussten Ebene. Es gibt eine Menge Elend auf der ganzen Welt, so ist es nicht nur auf uns beschränkt. Und der Glamour hier drüben ist nicht so gross wie es oft dargestellt wird.

Dass Musiker die Black Metal machen kaum von der Musik selber leben können liegt auf der Hand. So wollte ich in Erfahrung bringen, welche Berufe denn bei Sanctus so angesagt sind. Welche Jobs übt ihr aus? Ich kann mir nicht denken, dass ihr von der Musik alleine leben könnt.
Ich bin Student und ein Teilzeit Englisch Lehrer bei einer Universität hier draussen. Sanctus Mitglieder haben jedoch viele verschiedene Jobs, dies reicht von Computer Techniker bis zu DJ in einem Strip Club.

Wie schaut es eigentlich mit Touraktivitäten aus? Werdet ihr irgendwann einmal durch Europa tingeln?
Zu touren ist sehr schwer ohne Label Unterstützung. Je mehr sich unser Album verkauft, desto grösser ist die Chance für uns auf eine Major Tour zu gehen. Ich bin sicher, dass dies passieren wird.

Das hoffe ich ebenso. Also, du weisst was zu tun ist – ‚Aeon Sky‘ kaufen! Und hoffentlich werden Sanctus auch in Zukunft noch diese Mucke spielen.Wie seht ihr die Zukunft? Werden Sanctus in sieben Jahren immer noch Musik machen? Oder haben sich Sanctus  nach solch langer Zeit schon längst aufgelöst?
In sieben Jahren sehe ich Sanctus an der Spitze. Bis dann werden wir wirklich fähig sein das tun zu können was wir tun wollen.

Was ist eure Motivation diese Art von Musik zu spielen? Ihr werdet nicht reich werden in dem ihr Black Metal Mucke spielt. Also wo liegt die Motivation? Nur um eure Gedanken den Leuten näher zu bringen, die eure Mucke hören?
Es ist das was wir spielen. Das ist die Musik die uns bewegt. Es gibt keine andere Motivation mit Ausnahme die Besten im Feld zu sein.

Die Black Metal Szene in Amerika wird mehr und mehr populär. Wo sie in den letzten Jahren doch stark im Underground verwurzelt war. Haben Sanctus Kontakt zu Bands wie Summon, Thornspawn und so weiter? Was denkt ihr ist der Grund für die plötzliche Expansion von USA Black Metal? Weil Black Metal so erfolgreich ist und sich so gut verkauft in Europa?
Wir haben nicht wirklich Kontakt zu irgend jemandem. Ich denke die meisten Bands die du erwähnt hast würden uns nicht einmal als Black Metal bezeichnen. Und zur USA Expansion, ich wusste nicht einmal dass es eine gibt. Ich sehe nicht oft Alben von diesen Bands in den Plattenläden, so kann Black Metal wohl kaum sehr bekannt werden. Aber ich wünsche ihnen alles Gute. Ausbreitung für diese Art von Musik ist gut für uns alle.

Und wie sieht die Black Metal Szene in LA aus? Gibt es eine? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Black Metal Kerle die am Strand rumhängen und sich in der Sonne aalen??!!??
Es gibt ein paar eingefleischte Fans, aber keine Szene. Die Club Promoter hier draussen würden lieber eine Aerosmith Tribute Band buchen als Bands wie uns. LA ist Scheisse.

Das ist in der Tat traurig. Da wird ständig nach Kommerz Ausschau gehalten, anstatt sich über die Qualität einer Band Gedanken zu machen!
Das Interview neigt sich schon dem Ende zu. Bevor ich jedoch zu den üblichen letzten Worten komme, wollte ich noch wissen, was denn Sanctus von gewissen Aussagen hält. Statements die mich in irgendeiner Art bewegten, die von mir Besitz ergriffen und über die ich schon so oft nachgedacht hatte. „Das Leben ist wie ein Traum auf dem Weg in den Tod.„. Dieser Satz stammt auf dem Film „The Crow II„.
Was denkt ihr über diese Aussage?
Interessant…. Ich denke, dass für viele Menschen die Vorstellung von Leben und Realität wirklich nur Träume und Fantasien sind, die sie sich selber ausdenken. Das ist der Grund warum Christen so hartnäckig sind Menschen zu überzeugen, weil es ihre eigenen Fantasien von Hoffnung, Gott und das Leben nach dem Tod zementiert, wenn jemand anders dem zustimmt, ganz egal wie lächerlich diese Fantasien scheinen mögen.

Und ein anderer Spruch, ich kann mich nicht erinnern wo ich diesen gehört oder gelesen habe lautet: „Gibt es ein Leben vor dem Tod?“. Euer Statement?
Gibt es Leben vor dem Tod? Ich bezweifle es. Gibt es Leben nach dem Tod? Ich hoffe nicht – dieses Leben war schon hart genug.

Und zum Schluss könnt ihr noch die letzten Worte loswerden.
Danke für all die Unterstützung für unser Album. Es ist sehr ermutigend zu wissen, dass es Leute da draussen gibt, die das selbe fühlen und durch die selben schweren Zeiten gehen wie ich. Wir werden euch alle sehr bald sehen.

https://www.metal-archives.com/bands/Sanctus/3732

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