Ruthless Art Interview

Ruthless konnten mich mit ihrer Demo CD „Untergang 666I“ schwer beeindrucken, wie Ihr auch im Review in dieser Ausgabe nachlesen könnt. Also schickte ich den Black Metallern schnell einen Fragebogen zu. Wie ich dann erfahren mußte, nennt sich die Band mittlerweile „Ruthless Art“ und hat sich vom Black Metal abgekehrt, was wohl auch an der neuen Besetzung liegt. Jaja, so ist das mit den bösen Black Metallern, die dann doch nicht mehr böse sein wollen… Nichtsdetotrotz will ich Euch das Interview nicht vorenthalten und kann nur in gespannter Erwartung auf den nächsten Output der Band warten, schließlich werden aus guten Musikern ja nicht unbedingt schlechte, bloß weil sich der Stil wandelt. Meine Fragen beantwortete Fjodor.

Ihr seid ja bereits einige Jahre am Musizieren. Willst Du die Bandgeschichte darstellen, und etwas zu „Untergang 666I“ sagen?
Nach einigen Jahren des „rummusizierens“ entschlossen wir (d.h. ein paar Kumpels und ich, die wir schon in diversen Punk –  und Metalbands gespielt hatten) uns im Sommer 95 „Ruthless“ ins Leben zu rufen. Wir wollten doch endlich den heißgeliebten Black Metal selbst zelebrieren. Unser größtes Manko bestand von Anfang an darin, keinen Bassisten zu finden, der diese Art von Musik mit uns hätte machen wollen (später mehr dazu). Nach einigen Monaten im Proberaum hatten wir bereits Ende 95 eine gute Stunde Programm auf Tasche, welches wir auch sofort in unserer Stadt live präsentierten. (Es gab damals geteilte Meinungen dazu). Die Musik war rauher, schneller Black Metal in Richtung der norwegischen Vorbilder. Auf unserem Demo von 97 „Als der Mensch die Welt verließ“ hört man das auch ganz gut. In der nächsten Zeit spielten wir einige Konzerte mit Dunkelgrafen, die wir auf dem ersten „Under The Black Sun“ kennenlernten. Ende 1998 wurde dann die jetzige Demo – CD „Untergang 6661“ ein-gespielt. Im März 1999 stieg dann unser Drummer Andy aus. Er hatte diverse Gründe, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. In dem Zuge tat sich ein künstlerisches Loch auf, welches erst im August 99 wieder geschlossen werden konnte. Das Line up wurde komplett umstrukturiert, und wir bekamen „endlich“ Verstärkung am Bass. Damit war eine musikalische Umgestaltung (viele sagen gerne Weiterentwicklung, das ist aber oft relativ zu sehen) und gleichermaßen eine Umbenennung unumgänglich. Fortan nannten bzw. nennen wir uns einfach „Ruthless Art“, das macht das Umgewöhnen einfacher.

Eine Vorstellung der einzelnen Mitglieder wäre sicherlich auch interessant.
Das aktuelle Line up besteht aus 5 Leuten. Jensen am Baß, Berserker an den Drums (auf der CD noch der Sänger), meine Wenigkeit und B. – Lizzard an den Gitarren und Knarf am Keyboard. Weiter müßte man noch sagen, daß Jensen das erste Mal überhaupt im Metalbereich tätig ist. Und wichtig ist auch, daß B. – Lizzard und ich jetzt für den Gesang zuständig sind. (meist cleaner Gesang) Die halbe Band besteht außerdem aus Zivildienstleistenden, der Rest sind Studenten. Die Songs kreieren wir meist im Proberaum. Es gibt zwar von dem einen oder anderen im Vorfeld Vorschläge, aber grundsätzlich entsteht doch alles im Proberaum. Die Texte schreibt B. – Lizzard ausschließlich im Alleingang, deshalb kann ich dazu auch nicht viel sagen.

Ihr habt alle Songs an einem einzigen Tag live eingespielt. Hatte das finanzielle Gründe oder seid ihr Authentizitätsverfechter?
Das hatte leider ausschließlich finanzielle Hintergründe.

Was macht Deiner Meinung nach das Einzigartige an Eurer Musik aus? Worin unterscheidet sie sich von anderen Black Metal Bands?
Ich weiß nicht, ob man die Frage mittlerweile anders hätte stellen müssen. Denn ich würde nicht mehr von Black Metal bei unserer jetzigen Musik sprechen. Es ist jetzt doch eher eine Art rockiger Metal mit Anleihen aus dem Black-, Doom-, und auch Deathmetal Bereich. Stellenweise klingt es sogar ein bißchen Mainstream. laßt Euch einfach überraschen. (Vor allem vom sehr dominanten cleanen Gesang)

Ihr erwähnt in Eurem Info extra, daß ihr Black Metal typische Attribute wie Corpsepaint und auch Feuerspucken verwendet. Was bedeuten sie euch?
Das gehört fürerst der Vergangenheit an. Soll heißen, wir machen das erstmal in der Zukunft nicht mehr, also auch kein Statement dazu.

Wenn Ihr Feuerspuckeinlagen mögt, dann spielt ihr sicherlich gerne live. Wie würdest Du es mir schmackhaft machen, eines Eurer Konzerte zu besuchen, und mein Geld nicht für Marduk auszugeben?
Auch wenn wir nicht mehr die Bösen mimen, spielen wir trotzdem sehr gerne live. Es gibt bloß das Problem Bands zu finden, mit denen wir uns vorstellen könnten, zu spielen. Da unsere Musik doch mittlerweile stark Black Metal untypisch klingt (bis auf die eine oder andere Ausnahme). Ich glaube da brauche ich Dir in Bezug auf Marduk auch nichts schmackhaft zu machen. Hört Euch dann unser neues Demo an.

Wenn du eine Metapher für Ruthless wählen müßtest, welche wäre das und warum?
Ich glaube, wenn es ein Tier geben würde, daß nicht eindeutig bestimmbar wäre, (von Art, Rasse usw.) müßte man es „Ruthless Art“ nennen. Wir sind einfach äußerst vielschichtig in der Art der Musik, die wir momentan machen, und eigentlich auch gemacht haben. Man konnte es doch kaum einer Schublade zuordnen.

Eure Texte sind sämtlich in deutsch gehalten. Hat das einen bestimmten Grund? Was bedeuten sie Euch?
Dazu kann ich eigentlich nicht viel sagen, da ja B. – Lizzard die Texte verfasst. Außerem werden die Texte neuerdings in Englisch vorgetragen. Auf der noch aktuellen CD paßte natürlich das Deutsche ungemein, da es sehr viel emotionaler und kraftvoller rüberkommt. Die neueren Sachen sind doch eher sinnlicher und verträumter, wobei wiederum das Englische doch besser klingt.

Euer Name hingegen ist dem Englischen entnommen….
Was soll ich dazu noch sagen?

Nimm einmal Stellung zu Eurer These „Leben ist Krieg“.
Denkt Euch selber etwas dazu aus. Warum muß man denn immer alles kommentieren müssen, was man von sich gibt? Das kommt dann bloß in die falschen Hälse.

Worin sehr ihr Eure musikalischen Haupteinflüsse?
Ich kann wohl kaum für alle sprechen, aber bei mir sind es vor allem die ganzen alten achtziger Sachen, z.B. Kreator, Slayer, Bathory, Venom oder auch King Diamond. Aber eigentlich ist es der Metal insgesamt, der uns, glaube ich, irgendwie beeinflußt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, Musik zu machen, wenn ich nicht irgendwie zum Metal gekommen wäre. Ansonsten haben uns natürlich auch neuere Stile des Metal, und neuerdings alte Danzig, beeinflußt.

Was bedeutet Euch Black Metal im allgemeinen? Inwiefern verkörpert Ihr ihn?
Was heißt bedeuten? Ich höre nach wie vor gerne Black Metal oder so, aber bedeuten? Mir bedeutet der Metal in all seinen Facetten etwas. Und „verkörpern“, damit kann ich gar nichts anfangen. (Ihr müßt wissen, daß ich auch Jazz oder D&B höre)

Wie beurteilst Du die deutsche Szene? Würdest Du sagen, es gibt nur eine Metalszene, hat sich eine „Black Metal Szene“ separiert?
Die deutsche Szene? Wenn ich davon höre, kann ich nur an die Achtziger denken. Damals gab es noch eine Szene. Mittlerweile hat sich alles so auseinander gelebt. Politik kommt mit ins Spiel, Rechtsextremismus besonders im Black Metal Bereich. Ich finde das alles echt scheiße. Wenn man beispielsweise auf ein Konzert von Immortal oder so kommt, sich einen Joint dreht, und dann kommt so ein böser angemalter Hirnie, und bietet Dir seine „Dienste“ an. Also ich weiß nicht. Oder beim „Under The Black Sun“ in Leipzig: Irgend-welche kaputten Nazi Black Metal Bands, die herumgeistern und „Ausländer raus“ rufen. Da-zu habe ich nichts mehr zu sagen. Laßt doch die ganze Politik aus dem Metal raus und besauft Euch einfach!

Was können wir in nächster Zeit von Ruthless erwarten?
Wie schon gesagt, ist unsere Musik stark verändert. Und in Zukunft wird sich das auch so weiterentwickeln. Also eine Art Metal, in dem sehr viel Gefühl, und auch mehr rockigere Momente enthalten sein werden. Nicht zu vergessen der dominante cleane Gesang, der dem Ganzen doch eine erhebliche andere Note verleiht. Wir sind außerdem dabei, 4 neue Stücke aufzunehmen, ein älterer, neu bearbeiteter wird auch dabei sein.
Live wollen wir natürlich auch wieder präsent sein. An der Stelle suchen wir Bands, die Lust haben mit einer Band, die nicht ganz so „hart“ ist, zu spielen. Übrigens haben wir eine neue Kontaktadresse:
Fjodor Jähne XXXXXXXX Guben.

Was sind Eure größten Träume und / oder Hoffnungen für die nächsten Jahre? Was wollt Ihr konkret mit Ruthless erreichen? Inwiefern ist die Band Hobby und inwiefern Lebensinhalt?
Für uns wäre es das Größte, mal auf einem größeren Festival (mit vielen „Stars“ zusammen) zu spielen. Und natürlich wäre ein „CD – Vertrag“ (Vinyl rules!) auch ganz nett. Auf alle Fälle werden wir weiter unsere Musik machen und versuchen, uns damit zu verwirklichen. Live auftreten wurde ja schon gesagt. Das nächste wird dann das neue CD – Demo sein, so Mitte 2000. Die Band ist für uns mehr als ein Hobby, es ist eigentlich der Sinn in meinem, bzw. unserem Leben. Ohne sie wäre ich nur ein halber Mensch. Es macht mir einfach Spaß, kreativ zu sein und das auch anderen Leuten zu präsentieren. Ich glaube so denken wir alle.

Last Words.
Abschließend möchte ich für das Interview Eurerseits danken und wünsche Euch noch viele gelungene Ausgaben in den nächsten Jahren. Grüße gehen an alle, die uns kennen, speziell an Sven und Dunkelgrafen, unseren Ex – Drummer Andy, unseren allerersten Sänger (auf dem ersten Demo) Sleeper, und zuguterletzt grüßen wir noch unseren größten Fan Börge (sei nicht immer so „Börge“) Tschau bis zum nächsten Gig in Eurer Nähe!

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