RESPAWN, HORRORSCOPE, FIRST AID, Magnet Club, Berlin

Berlin, Magnet Club, 20.09.2005

“The Boys Are Back In Town”. Mit dem Titel dieses Thin Lizzy-Klassikers könnte man den letzten Gig der Berliner Underground Helden RESPAWN passend umschreiben. Die Band ist gerade frisch aus Polen zurück, wo sie mit den einheimischen Thrashern HORRORSCOPE eine Reihe von Shows abgerissen hat. Dieser Auftritt soll sozusagen Höhepunkt und Abschluß der Tour sein. Als Austragungsort ist der Berliner MAGNET CLUB auserwählt worden. Dieser Laden versprüht ein kleines bisschen von dem Charme, den das K17 früher mal besaß. Im Eingangsbereich lauern schon die Merchandiseverkäufer, die CDs und Shirts der auftretenden Bands feilbieten. Die Preise sind hierbei wirklich fanfreundlich (ein RESPAWN Longsleeve für 12 Euronen!!), das nur so am Rande. Der Laden ist an diesem Abend ganz anständig gefüllt, man merkt schnell, das RESPAWN inzwischen ein eingeschworenes Stammpublikum in der Hauptstadt haben…

FIRST AID
Als erstes dürfen FIRST AID auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Der etwas Metallica/ Megadeth-beinflußte, melodische Heavy Thrash der Truppe kommt bei den Anwesenden gut an und die Menge geht ganz gut mit. Der Sound von FIRST AID hat den enormen Vorteil, dass er live prächtig funktioniert und selbst ein Publikum mitreißen kann, das mit dem Material der Band nur wenig bis gar nicht vertraut ist. So wie meine Wenigkeit zum Beispiel. Obwohl ich die Songs von FIRST AID bisher praktisch gar nicht kenne, finde ich schnell Zugang zum Sound dieser Formation. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase steht einem vergnüglichen Konzertspaß nichts mehr im Weg. Der Sound ist hier und da ein wenig kratzig und matschig, verschluckt aber zum Glück nicht allzu viele Details.
Insgesamt legt die Bande heute Abend einen überzeugenden Gig hin und der Applaus ist verdient. Den Namen FIRST AID solltet ihr euch auf jeden Fall merken!!

HORRORSCOPE
Als nächstes entern die polnischen Dreschflegel HORRORSCOPE die Bühne. Wie bereits erwähnt, war die Band mit RESPAWN in Polen auf Tour. Jetzt wird der Spieß herumgedreht und die Osteuropäer dürfen mit den Berlinern in deren „Homezone“ spielen. Diese Idee finde ich übrigens ziemlich cool und empfehle sie dringend zur Nachahmung weiter!!
HORRORSCOPE legen auf jeden Fall mächtig los und heizen dem Mob ordentlich ein. Das erste, was einem an HORRORSCOPE auffällt, ist die Stimme von Sänger Baryla, der wie eine Mischung aus Chuck Billy und Jeff Waters klingt. Als nächstes fräsen sich dann die fiesen, mechanisch-präziesen (Hey, das reimt sich ja!!) Riffs des Klampfenduos Blackpitfather und Pistolet in die verkrusteten Gehörgänge. Mein lieber Scholli, was die beiden da abziehen, macht Jeff Waters und Dimebag alle Ehre!! Erst nachdem man den ersten O(h)rgasmus überstanden und verarbeitet hat, stellt man obendrein noch fest, wie verdammt tight und druckvoll die Rhythmussektion eigentlich agiert. Besonders Drummer Pienal macht richtig Dampf hinter seinen Kesseln. Basser Walec wirkt mit seiner Kurzhaaroptik martialisch und angriffslustig, seine kraftvollen Basslines legen ein zentnerschweres Fundament unter die Riffs seiner Kollegen. Der Sound ist etwas besser als noch bei FIRST AID, es gibt hier kaum Grund zur Klage.
Die Setlist der fünf thrashenden Polen umfasst sämtliche Hits ihrer bisherigen Veröffentlichungen. So kommen die Ohrwürmer „Firebolid“ , „Paranoico“ und „Wrong Side Of The Road“ zum Zuge, was dem Publikum offenkundig sehr zusagt. Das Highlight der Show ist das Ohrwurmmonster „24/7“, zu dem die Band auch einen professionellen Videoclip fabriziert hat. Dieser Song scheint der Mehrheit des Publikums bekannt zu sein, entsprechend sind die Reaktionen vor der Bühne. Dieser Song hätte dann auch der Höhepunkt des Auftritts werden können, nur entschließt man sich, noch einen draufzusetzten und mit dem ANNIHILATOR-Evergreen „King Of The Kill“ die Reihen der Zuschauer endgültig zum überkochen zu bringen. Das ist ganz großes Thrash Kino, Amigos!! Ein sehr, sehr starker Auftritt…

Nach diesem bärenstarken Gig muß man sich natürlich fragen, ob RESPAWN das vorgegebene Niveau halten oder gar toppen können…

RESPAWN
Nun ist es an der Zeit, den Headliner zu begrüßen. Bereits innerhalb der ersten Sekunden merkt man, wie sehr diese Band in den vergangenen Monaten gereift ist und wie viel sie durch die Erfahrung an Ausstrahlung gewonnen hat. Sänger Roland faucht das Publikum gleich zu Beginn an und versucht, auch noch die letzten Lahmärsche auf die Beine zu bringen. Selbstsicher isser ja, der Knabe. Und singen kann er auch. Seine Stimme würde ich als Mischung aus Matt Barlow, Chuck Billy und Chris Boltendahl bezeichnen. Tieftöner Clemens zieht ein paar fiese Grimassen, bangt wie ein Wilder und stellt neben dem tobenden Roland den zweiten Aktivposten der Band. Die Klampfenfront verhält sich eher ruhig, brilliert dafür aber mit geilen Riffs, schönen Melodien und feinen Soli. Hinterm Schlagzeug sitzt übrigens eine als menschliches Wesen getarnte Schweizer Präzisionsuhr mit langen Haaren, das nur so am Rande. Klasse Drumming, Daumen hoch!! Obwohl RESPAWN erst ein Demo und ein Minialbum am Start haben, verfügen sie schon über ein beachtliches Repertoire an bühnentauglichen Gassenhauern. Der neue Song „New Solution“ feiert heute Abend seine Deutschlandpremiere, nachdem er auf der Tour in Polen schon Bestandteil der Setlist war. Dazu gibt’s noch meine Lieblinge „Clearance Of Thoughts“ (vom 2002er Demo) und „Snapping Rope“ (vom „Nature’s Foul Child“-Minialbum). Als Krönung gibt’s zum Schluß ein granatiges Cover von TESTAMENTS „Trial By Fire“ (auf der Setlist unter dem Codenamen „Gericht“ geführt…) sowie eine geile Interpretation des AC/DC-Hammers „TNT“. Spätestens jetzt brechen alle Dämme und der Magnet Club kocht über vor Begeisterung. Was für eine grandiose Vorstellung!! Oder um den MTV-Cartoon-Dummdödel Butthead zu zitieren: „Das war COOL!!“

Fazit: Ein in jeder Hinsicht geiler Abend und ein wahres Fest für Freunde des thrashenden Metals. Kollege Jens ließ sich auf dem Rückweg sogar zu der Aussage „das war der bisher beste Gig des Jahres“ hinreißen. Dieser Meinung kann ich mich bedenkenlos anschließen…

HORRORSCOPE Setlist
1. Mental Slave
2. Paranoico
3. Highway Of The Lost
4. 24/7
5. Black Is Black
6. Wrong Side Of The Road
7. King Of The Kill
8. Spiritual Void
(ein Overkill Cover, daß ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muß, zunächst nicht erkannt habe…Das ist mir ja sooo peinlich!!)
9. One Minute Queen
10. Firebolid
11. Killed By Permission
12. Hunger
13. Titel vergessen, ganz ehrlich…

RESPAWN Setlist
1. Changing Symbols
2. Edge of Hostility
3. New Solution
4. Solid Deserts
5. Clearance of Thoughts
6. Of Opression and Resistance
7. Liberate
8. The Unchanged
9. Snapping Rope
10. Witness My … (The Dead)

11. Trial by Fire
12. T.N.T.

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