Repulsion „Horrified (2 CD)“ 4/6

Relapse Records
Bewertung: 4/6
Spielzeit: 94:21
Songs: 0

Repulsion kommen aus Flint in Michigan (wer ‚Bowling for Columbine‘ gesehen hat, weiß, wo das liegt) und standen im vorletzten Jahrzehnt ganz vorne mit in der ersten Reihe, als der Death Metal sein blutverschmiertes Haupt erhob, um fortan für einige wenige Jahre die Musik der Stunde zu werden. Viel gerissen haben sie allerdings nicht: 4 Demos, eine 7“‘ und eine LP, das ist die magere Ausbeute der Jahre 1984 – 89. Ein kurzes Aufflackern gab es noch mal 1991, ihr wißt schon, mit Reunion-Shows und so, und auch einem weiteren Demo, danach war endgültig Schicht. Die Zeitgenossen hat?s damals nicht groß interessiert, wenn man auch unter Musikerkollegen ein wenig Anerkennung einheimsen konnte. So waren NAPALM DEATH bekennende Repulsion-Fans, und es waren Mitglieder von CARCASS, die auf ihrem eigenen Label Necrosis Rec. 1989 die Urfassung von ‚Horrified‘ rausbrachten.
Musikalisch standen Repulsion den frühen DEATH sehr nahe, tatsächlich spielte Gitarrist Scott Carlson zeitweise auch in einer der ersten DEATH-Besetzungen mit Chuck und Kam Lee. DEATH gingen später, als Chuck alleine das Sagen hatte, mehr in die rifforientierte, technische Richtung, während Repulsion mehr dem stumpfen, schnellen Blastbeat-Geballer frönten. Hauptsache schnell! ‚Horrified‘ erreichte die Klasse von DEATH’s ‚Scream bloody gore‘ zu keiner Zeit, und auch die Schockwirkung der Demos war im Falle von DEATH um einiges größer. Die frühen Repulsion-Demos waren zudem auch noch sehr punklastig; chaotische Proberaumaufnahmen mit gräßlichem Sound. Rehearsal-Demos halt, wie sie verwöhnte Ohren anno 2003 kaum noch ertragen. Ob Repulsion damit aber spätere Grindcore-Bands wie NAPALM DEATH oder CARCASS beeinflußt haben, steht auf einem anderen Blatt. Möglich wär?s. Dem Grindcore Genre zuordnen möchte ich sie aber nicht, Repulsion waren immer eine reinrassige Death Metal Band, wie sie damals in den Staaten zu Hunderten entstanden sind.
Erstmals auf CD gab es ‚Horrified‘ (incl. einem Bonustrack) drei Jahre später, 1992, bei Relapse, und die bringen jetzt, nochmals 11 Jahre später, das ultimative Vermächtnis der Band als opulente Doppel-CD raus, quasi alles, was Repulsion je aufgenommen haben. CD Nr.1 enthält die LP, CD Nr.2 ist auf über 65 min. vollgepackt mit sämtlichen Demos der Band. Dazu gibt es ein fettes Booklet mit sämtlichen Texten. Insgesamt also eine lohnende und empfehlenswerte Wiederveröffentlichung, für neugierige ‚Zu spät geborene‘, vor allem aber für musikhistorisch Interessierte, die gerne auch mal in der Geschichte kramen. Die Musik selber hat, wie ich finde, den Test der Zeit nur bedingt bestanden. Das Album wirkt aus heutiger Sicht doch arg angestaubt, und viele nachfolgende Bands haben die Sache wesentlich spannender und besser gemacht (Von ‚wegweisend und Kult‘ also keine Spur, laßt euch von derartigem Geschrei nicht blenden. Ihr wißt ja, woher es kommt!). Ihren festen Platz in der Death Metal Geschichte haben Repulsion aber allemal, die Band ist ein Original und keine Kopie. Dafür gebührt ihnen Anerkennung und Respekt.
PS: Die Einleitung im Booklet stammt von einem kleinen Franzosen namens Laurent Ramadier. Derselbe hat auch in der aktuellen Ausgabe des (englischsprachigen) Snakepit (Nr.11) ein ellenlanges, großartiges Inti mit zwei der Gründungsmitgliedern auf die Beine gestellt. Très bien fait, Laurent! Gigantisch und extrem empfehlenswert für alle an Repulsion Interessierte. Das Snakepit und diese beiden CDs hier zusammen machen euch zum absolutem Repulsion-Experten, weil ihr dann schlicht und einfach alles von der Band gehört und gelesen habt, was gibt.

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