Overlife „Last Millenium?“ 6/6

Goldtrack Records
Bewertung: 6/6
Spielzeit:
Songs: 0

Zu viele Töne… Was dem armen Mozart damals zum Verhängnis wurde, dürfte auch den Spaniern, die hier ihr zweites Werk vorlegen, blühen. Guten Gewissens ist die Platte jedenfalls nur Neurotikern und Zappelphilipps zu empfehlen. Was es über mich aussagt, dass mich diese völlig weggeblasen hat, muss glücklicherweise nicht ich, sondern allenfalls meine Psychotante beurteilen, darum kommen wir zur Musik. Ein für meinen Geschmack ja etwas zu langes Intro, das wohl eine Prophezeiung unsrer lieben Mutter Erde (hier Gaia genannt) darstellen soll, führt mich in ihre Welt hinein. Mutter Erde kommt dann auch sofort vorbei und es gibt erst mal ordentlich rechts und links was hinter die Ohren. Da wird gefrickelt wie bei den leider verblichenen Juggernaut und das ganze in ein Progressiv-Gewand gekleidet, wie es auch die ganz Großen dieses Genres nicht besser hinkriegen. Mit einfachen Strophen oder Refrains gibt man sich hier nicht zufrieden, nein: Es geht immer noch schneller und komplizierter, eine Steigerung ist stets drin, was das Album zu einer hervorragenden Achterbahnfahrt durch die eigene Gefühlswelt werden lässt. Trotzdem machen die einzelnen Songs einen sehr geschlossenen Eindruck, die Mucke ist sehr dicht, eine Melodie löst die nächste ab, die Jungs outen sich immer wieder als erstklassige Instrumentalisten, haben einen Wahnsinnstier hinterm Mikro, dessen Aussprache (Last Meilennium) mich zwar manchmal schmunzeln lässt, der aber ansonsten durch seinen emotionalen vollen Gesang über alles erhaben ist. Immer wieder überraschen die Jungs mit eingestreuten Zwischenstücken, und bei den meisten Stücken passt auch einfach alles, so dass die Platte die ideale Überbrückung bis zur nächsten Dream Theater oder Symphony X darstellt. Wahnsinn! Und wo wir gerade beim Thema sind, gewisse DT-Einflüsse sind natürlich unüberhörbar, aber nicht im geringsten störend, da zum einen selten und zum anderen, da die einzelnen Lieder einfach zu gut sind, als dass irgendein Vergleich angebracht wäre. Die Emotionen werden hier gekocht, und als einzige Kritikpunkte habe ich den Pre-Chorus von Freedom, der die auf dem Album ansonsten vorhandene Stringenz unangenehm stört sowie den für mich etwas arg Bon Jovi-mäßigen Refrain von Where my Heart Belongs ausmachen können. Das fällt aber ebensowenig ins Gewicht wie die für arme Zyniker viel zu esoterischen Lyrics über Gaia und die ganzen Selbstfindungstrips, die die Herren vor einem ausbreiten. Der Rest ist ohne Einschränkungen einfach als genial zu bezeichnen (Anspieltips: In the Shadow und Riding through my mind). Einzelne Bejubelungen erspare ich mir (um der Komplexität gerecht zu werden, müsste ich Seiten füllen), und auch übers Cover lästere ich nicht (die Innengestaltung ist allerdings ganz nett). Mich rührt die Platte stets zu Tränen, füllt mich mit Leben und ich weiß wenigstens währenddessen wofür…
www.goldtrackrecords.com

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