Orphaned Land „Mabool“ 5/6

Century Media
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 68:02
Songs: 12

ORPHANED LAND, das verwaiste Land. Seltsamer Name. Auf was die Israelis da wohl anspielen wollen? Diese Gruppe gibt aber noch weitere Rätsel auf. Da wäre zum ersten das große schwarze Loch von satten acht Jahren, die seit dem letzten Album „El Norra Alila“ vergangen sind. Zum zweiten ist es auffällig, ja es zieht sich wie ein roter Faden durch alle ihre Alben, daß sie einerseits sehr gläubige Juden zu sein scheinen, andererseits aber ihre Musik einen auffällig starken arabischen Einschlag aufweist. Stellenweise wähnt man sich auf einem Bazar in Bagdad – zu Zeiten, als Schehezerade noch nächtens ihre Märchen erzählen mußte und Errol Flynn, als Sindbad verkleidet, über die Zinnen turnte… Westlicher Gothic/Death, kombiniert mit traditionellen arabisch-orientalischen Klängen und biblisch-jüdischen Texten, das ist kurz zusammengefaßt ORPHANED LAND. Ein mehr als seltsames Gebräu! Die Death Metal und Gothic Wurzeln haben sie auf ihrem aktuellen Album allerdings mehr oder weniger abgetrennt. „Mabool“ ist im Grunde eine klassische Metaloper, in Teilen musikalisch vergleichbar mit AMORPHIS oder THERION. Fette Chöre, Männer- wie Frauengesang, unglaubliche Arrangements und etliche Gastmusiker mit Violine, Cello und sonstigem Zeugs. Angelegt ist die ganze Chose als Konzeptalbum, es wird (vereinfachend) die Geschichte der Sintflut (in Englisch, aber auch in Arabisch, Hebräisch und Latein) nacherzählt. „Mabool“ kann man, was Aufwand und Umsetzung angeht, getrost als Höhepunkt des bisherigen Schaffens ansehen, wozu sicher auch Century Media ihr Scherflein mit beigetragen haben. Rein persönlich hat mir zwar der Vorgänger einen Tick besser gefallen, was aber nichts daran ändert, daß diese vertrackte und dennoch irgendwo auch eingängige Musik mit jedem neuen Durchlauf gewinnt. Man kann sich an ORPHANED LAND so richtig lange satt hören. Ein echter Genre-Höhepunkt und deshalb auch eine dicke Empfehlung an alle THERION-Fans! Bleibt mir noch, zu erwähnen, daß die Erstpressung noch eine Bonus-MCD mit fünf Live-Stücken eines Akustik-Gigs im türkischen Istanbul. Auch das sicher alles andere als normal für eine israelische Gruppe. Wie auch ihre Internetseite, die man sich wahlweise in Englisch oder Türkisch ansehen kann. Wie gesagt, ORPHANED LAND sind eine rätselhafte Band. Vielleicht sollte man mal ein Interview machen…
www.Orphaned-Land.com

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