Mayhem „Grand Declaration of War“ 2/6

Season of Mist
Bewertung: 2/6
Spielzeit:
Songs: 0

Irgendwie muß da dem Preßwerk ein Fehler unterlaufen sein, denn auch nach dem hundertsten Durchlauf der Scheibe kann ich trotz intensiver Suche kein Jota Mayhem finden! Mayhem anno 2000 sind zahnlose Gesellen, die weder durch Bodenständigkeit noch durch Originalität zu überzeugen vermögen. Dies sind nicht die Mayhem, die ich kenne und liebe! Ein Mythos demontiert sich selbst! Was bei anderen Bands durchaus noch als Entwicklungsprozeß über viele Jahre hinweg gesehen werden kann, wie beispielsweise die Stilwandlungen von Samael, Tiamat oder von mir aus auch Paradise Lost, trifft im Falle Mayhem wohl kaum zu. Erst verschwindet man für viele Jahre, aus bekannten Umständen heraus, von der Bildfläche, um dann mit vollkommen umgekrempelten Lineup eine MCD aufs Volk loszulassen, die Jünger heiß zu machen, und dann nach langer Wartezeit dieses gesichtslose, musikalische Etwas ins Volk zu schleudern. War ich schon bei der Reunion in Verbindung mit Wolfs Lair Abyss leicht irritiert, und hatte mich nach dem furiosen Wacken – Gig wirklich angefangen auf das Album zu freuen, so kann ich nicht umhin, weinerlich in Nostalgie zu versinken. So sind Mayhem am Ende doch nichts weiter als ein Produkt der Reunionswelle, das sich durch stilistische Wandlung und Anpassung an moderne Strömungen mit experimentellen Anstrich von alten Herren wie Venom und Co. abzusetzen versucht. Was ist passiert? Hellhammer scheint im Studio ein wenig zu viel mit den vorhandenen Soundeffekten herumgespielt zu haben, anders kann ich mir diese überflüssigen und Mayhem gar nicht gut zu Gesicht stehenden, Soundtricksereien und die aalglatte, drucklose Produktion nicht erklären. Überwiegend mit merkwürdigen Sprechgesang in Cleanformat ausgestattet und mit netten Gitarrenmelodien auf poppiger Black Metal Basis versehen, steuern Mayhem vom ersten Song an zielstrebig in die Orientierungslosigkeit. Was bei der ersten Hälfte des Albums nicht allzusehr auffällt, bricht sich für den Rest des Albums vollends Bahn. Dabei lassen sie hier ein wenig Ophtalamia durchklingen (hat mir gut gefallen…), kupfern an anderer Stelle dann hemmungslos von Bethlehems Dark Metal ab und verhunzen diesen Lichtblick mittels furchtbarer Sprechgesangseinlagen, um im andern Moment einen überlangen Ambientsong einzustreuen, wie er schöner auf einem Sonic Seducer – Sampler nicht klingen könnte, (Song 7 antesten…) wenngleich die erste Passage zunächst vermuten läßt, Beherit wären mit ihrem selig untergegangenen H418ov.21C zurückgekehrt. Apropos Sonic Seducer: Auch die Fotos, welche die Band hat machen lassen, legen eher die Vermutung nahe, Mayhem legten es darauf an, Stories in Hochglanz Gothic Magazinen zu bekommen, was ihnen freilich aufgrund der musikalischen Rohheit verwehrt bleiben dürfte. Als Fazit bleibt zu ziehen, daß ich zutiefst erschüttert bin über die Entwicklungen im Hause Mayhem, daß ich die Kritik am liebsten nicht geschrieben hätte, daß ich das Album sofort wieder vergessen will, und daß ich hoffe, daß dies nur ein experimenteller Ausrutscher war, und nicht den Weg in die Zukunft weist. Vielleicht hat sich die Band ja nur etwas verrannt, wie seinerzeit Disharmonic Orchestra mit The Pleasuredome, oder My Dying Bride auf dem vorletzten Album. Disharmonic Orchestra gibt es nicht mehr….
(Review aus Eternity #14)

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