Kratein „Trauma“ 5/6

Folter Records
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 35:21
Songs: 6

Nach einem fulminanten Erstauftritt voller tiefgehender Emotionen in Hamburg im Februar diesen Jahres, zusammen mit Bands wie Todtgelichter und Geist, und nachdem mir Frederic das Debut-Album „Trauma“ in die Hand gedrückt hatte, war ich gespannt ob die Band Kratein (griechisch für herrschen; zusammen mit demos – Volk, entwickelte sich der Begriff der Demokratie, ergo Volksherrschaft) dieses Potential auch auf der CD verwirklichen kann.

Und ich muss sagen, dass es der Band, welches als Sideprojekt angefangen hatte, aber mittlerweile eine eigenständige Band darstellt, rech gut gelingt. Kratein setzt sich dabei aus Mitgliedern von Bands wie Atras Cineris, Signum:Karg wie auch Todtgelichter zusammen, und dies trotzt mehreren hundert Kilometern Wohndistanz zwischen den einzelnen Mitgliedern.

Dabei gehen Kratein musikalisch jedoch ihren eigenen Weg und bemühen sich gekonnt sich von den anderen Bandprojekten zu emanzipieren.

Kratein kann am ehesten in die Schublade des progressiven Black Metals eingeordnet werden, wo auch Bands wie Geist oder Agrypnie beheimatet sind. Aber auch manche depressiven Melodiebögen, welche an Nagaraoths Album „Jahreszeiten“ (nur wesentlich klarer eingespielt) erinnern, sind vorhanden.

Mit einem Intro, welches sich aus Stadtgeräuschen, politischen Reden und ambientalen Kulissen zusammensetzt wird das Album adäquat eingeleitet. Im ersten Lied wird musikalisch fast die gesamte Bandbreite der Band dargelegt, auch wenn sich dieses Potential in den folgenden Tracks immer weiter ausbaut und die musikalische Linie komplexer und differenzierter wird. Mit dem Titel τέσσερις wird ein Bruch in dem Album vollzogen, da dieses Stück ein reines Akustikstück ist, welches eine sehr intensive Stimmung der Einsamkeit und Melancholie erzeugt, um dann meines Erachtens in das stärkste Stück des Albums, πέντε, über zu gehen. Hier finden sich alle Elemente, welche Kratein auszeichnen: Der cleane Sprachgesang, die manischen Screams, die sehr ausgefeilten Leadmelodien sowie ein recht versiert gestaltetes Drumming.

Hier aber kommen wir auch zu dem Schwachpunkt des Albums: Das Schlagwerk. Es wirkt stellenweise zu fade und ohne Druck eingespielt und manchmal geht das Ganze auch in der, beinahe als Soundbrei zu nennenden, Gesamtkulisse unter. (auch wenn diese Stellen die extreme Ausnahme darstellen). Hier wäre soundtechnisch noch einiges herauszuholen, insbesondere wenn man den wuchtigen Liveauftritt mit dem Album vergleicht. Dieser Liveauftritt hindert mich auch daran dem Album die volle Punktzahl zu geben, denn auf der Bühne haben Kratein gezeigt was Sie musikalisch und emotional wirklich erschaffen können – eine dichte Atmosphäre von Verzweiflung, Hass, Melancholie und Agonie, ausgedrückt auch in Improvisationen und beinahe bluesartigen Einlagen. Dies gilt es beim kommenden Album direkt auf die CD zu bannen – dann würde Kratein sich seine Position im Avantgarde des Black Metals sicher sein können. Aber nichtsdesto trotzt gehört dieses Album sicherlich zu den Überraschungen im Jahr 2010 und zu den Top 10.

http://www.folter666.de

http://www.myspace.com/kratein

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