Inquisition Interview (Barther Metal Open Air)

2 Uhr morgens ist garantiert kein gewöhnlicher Termin für ein Interview. Doch genau um diese Zeit trafen wir uns mit Inquisition, die gerade ihr Konzert auf dem Barther Metal Open Air absolviert hatten. Während im Hintergrund Baptism spielten, nahm sich Dagon ein wenig Zeit für uns, um uns über Inquisitions Gegenwart und Zukunft zu informieren.

Es war euer erstes Konzert auf dem Barther Metal Open Air? Wie war es für euch hier zu spielen? Seid ihr zufrieden?

Ja, es war exzellent. Das Schönste daran war, dass scheinbar jeder anwesend war und sich unser Konzert ansah. Ich hatte den Eindruck, dass obwohl wir derzeit sehr häufig in Deutschland spielen, wir auch hier großen Support erhielten.

Und was denkst du über das Festival allgemein? Konntest du dir selber einige Konzerte anschauen? Wenn ja, welche mochtest du besonders?

Es gab eine Menge Sachen, die ich so überhaupt nicht erwartet hatte. Es ist ziemlich einzigartig hier. Ich hatte ein großes Feld erwartet, wo reihenweise Zelte stehen und irgendwo ganz am Anfang eine Bühne ist. Aber die Location hier ist total anders. Es wirkt alles wesentlich persönlicher und die Aufmachung ist wundervoll. Die Bühne, die Merchstände, der Campingplatz – Es ist einfach nur perfekt.

Das Barther Metal Open Air gehört zu den kleineren Festivals mit ca. 1000-1500 Besuchern pro Jahr. Was hältst du persönlich von Festivals dieser Größer? Bevorzugst du eher kleinere oder größere Festivals?

Ich bin ehrlich: Keines ist besser oder schlechter. Es ist davon abhängig, was eine Band erreichen möchte. Jede Band hat unterschiedliche dafür Gründe, warum sie auf einem Festival spielen. Das kann die Aussicht auf Party sein, aber auch der Wunsch auf einem bestimmten Festival spielen zu können. Oder man möchte bekannter werden und expandieren oder man möchte auch Bands aus anderen Genren kennenlernen, sodass man dann wohl eher auf größeren Festivals spielt. Für uns gibt es da keine Besonderheiten oder Unterschiede. Jedes hat etwas, was das Andere nicht hat. Ich mag beide, aber große Festivals haben mehr Sachen, die ich selber nicht mag. Ich mag es lieber, wenn Festivals persönlich sind. Aber zum Schluss bekommen wir auf beiden die gleichen Ergebnisse. Wir können gesehen werden und das ist gut.

Eure Musik wird von mystischen, satanischen und astronomischen Themen und Motiven beeinflusst. Ist es nicht schwierig, das auf einem Festival vermitteln zu können? Spielt ihr lieber auf Festivals oder Konzerte mit zwei bis drei Supportbands?

Das ist sicher der schwierige Part daran. Viele denken, dass es kaum möglich ist, ein Publikum für sich zu gewinnen und zu beeinflussen, wenn man zum Beispiel 16 Uhr unter strahlender Sonne auftritt. Wir haben das geschafft. Wir hatten geschätzt 37 Grad, aber wir hatten den selben Zuspruch, wie zum Beispiel heute Nacht als Headliner. Sobald man es geschafft hat, das Publikum zu inspirieren, dann vergessen die Zuhörer auch, was um sie herum geschieht. Von daher ist es vollkommen egal, ob man bei Tag oder Nacht, auf einem Festival oder auf einem kleinen Konzert spielt. Für uns spielt das alles keine Rolle. Allerdings bevorzugen wir schon Konzerte, wie heute Nacht. Sternenklarer Himmel, überall Bäume um uns herum, eine riesige Masse vor der Bühne und so weiter.

Nächstes Jahr ist außerdem euer 25.Jahrestag eurer Bandgründung, oder auch euer 15 jähriges Jubiläum als Black-Metal-Band. Wenn du jetzt auf eure Bandzeit zurück denkst, gab es da einige Konzerte / Momente, wo du sagen würdest, dass jene unglaublich waren und du sie nicht missen möchtest?

Das ist schwierig. Es gab eine Menge lustige und schöne Moment auf der Bühne. Nach all den Jahren hatten wir vor wenigen Monaten eine spezielle Show in Australien und das war unglaublich für uns. Vor zwei Monaten gab es auch eine besondere Show in Bogota. Dieses Jahr war überhaupt das beste für uns. Wir haben größere Shows gespielt und bekamen viele positive Rückmeldungen. Für uns war es auch schön mit einigen Bands zu spielen, die wir persönlich mögen. Wenn ich da an unsere ersten Auftritte denke, dann ist das jetzt einfach nur großartig.

Gab es auch schlimme Shows oder Momente, wo du lieber nicht dabei gewesen wärst?

Natürlich hatten wir auch solche Momente, aber die vergessen wir einfach. Ich hab keine Bedenken, da welche zu nennen. Ich würde sagen, dass die wahrscheinlich schlechteste Erfahrung, die wir gemacht haben, in Sevilla in Spanien war. Das war letztes Jahr an einem Mittwoch Abend. Die Aufmachung war unglaublich. Es war ein Kaufhaus, welches in einen Club umgebaut wurde. Die Bühne und die Beleuchtung war riesig und sehr professionell aufgebaut. Alles schien perfekt, der Sound, die Backline, Alles war super…. und dann waren genau 12 Personen da. Haha …Nicht desto trotz gab es auch etwas Gutes daran. Ein Fan ist 20 Stunden mit dem Bus gereist, um uns zu sehen. Aber es war ein wirklich schlechtes Konzert.

Du hattest sicher auch Träume und Ziele, die du mit Inquisition eines Tages mal erreichen wolltest. Wie sieht es jetzt damit aus? Sind die Träume von dir wahr geworden?

Ja, das sind sie in der Tat. Besonders dieses Jahr. Wir haben alle Ziele erreicht.

Und werdet ihr euren Geburtstag feiern?

Nein. Kein 10-jähriges, kein 20-jähriges, kein 25-jähriges Jubiläum. Der Tag an dem die Band sich auflösen wird, wird auch keiner erfahren. Wir machen einfach keine große Sache daraus, sondern wir lassen den Dingen einfach ihren Lauf.

Du lebst in den USA, aber momentan tourt ihr durch die halbe Welt. Wenn du Black Metal hier mit dem aus Amerika vergleichst, was denkst du dann?

Das ist die Frage, die mir immer Ärger einbringt. Denn ich würde sagen, dass USBM mehr Talent als irgendein Musiker aus Europa hat. Der Unterschied ist, dass meiner Meinung nach die Szene in den USA aufgehört hat nach seinem eigenen Sound zu streben. Bevor jetzt aber irgendjemand denkt, dass wir nichts eigenes entwickelt haben, sage ich gleich: Das ist falsch! Wir haben viel eigenes entwickelt, aber es ist stehen geblieben. Wenn man zurück in die frühen 90er Jahre schaut, wo Bands wie Absu unseren Stil geprägt haben und sieht wie es jetzt ist, dann fällt auf, dass immer mehr versuchen den europäischen Stil zu kopieren. Inquisition will jedoch stets einen eigenen teils neuen Sound kreieren und es scheint auch so, dass die USA-Szene etwas interessantes hervorbringen kann. Es geht hier nicht darum, wer den besseren Black Metal macht. Die allgemeine Meinung ist zwar, dass die Europäer offensichtlich besser sind, aber wir in den USA sind stark im Experimentieren. Wir selbst haben eine Menge Regeln gebrochen, weil wir nicht wollten, dass unsere Identität und unsere Qualität darunter leidet. Und viele Bands werden nun mal dadurch groß, weil sie irgendeinen Stil kopieren, aber es gibt auch genug, die eben experimentieren und ihren eigenen Weg gehen.

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Menschen kaum Bands aus Kolumbien kennen. Könntest du uns einige nennen?

Auf keinen Fall irgendwelche neuen Bands. Sehr gut sind Parabellum, sie machten die extremste Musik, die ich bis jetzt gehört habe.

Und was hörst du gerade selbst?

In letzter Zeit höre ich alles Mögliche. Vom neuen Dead Can Dance Album hin zu Sachen von Judas Priest aus den 70er Jahren. Außerdem höre ich viel polnischen Black Metal.

Ihr habt auch vor kurzem euer Label gewechselt und zwar zu Season of Mist. Was waren die Gründe dafür?

Distribution.

Und welche Veränderungen habt ihr dadurch selber wahrgenommen?

Es ist die selbe Band nur mit einem anderen Label. Wir haben das Label gewechselt, weil wir eine bessere Produktion wollten. Mir ist bewusst, dass viele Fans werden misstrauischen, wenn sie „bessere Produktion“ hören. Aber ich kann versichern, dass die kommende CD sehr natürlich klingen wird. Es wird eine perfekte Produktion. Ich weiß, dass es oft so ist, wenn eine Band zu einem größeren Label wechselt, dass dann Alben überproduziert werden. Das werden wir aber nicht zulassen.

Man kann schon sagen, dass ihr euch auch von einer kleinen Band im Untergrund zu einer Band mit größerem Bekanntheitsgrad entwickelt habt. Wie denkt ihr darüber?

Das ist auch so ziemlich das, nach dem wir gestrebt haben. Ich versuche mir selbst damit etwas zu beweisen. Wir wollen „Kult-Black-Metal“ sein und für uns bedeutet das eine Menge. Aber es ist eben auch keine Musik, die nur für wenige auserwählte Menschen ist. Ich denke, dass satanische Musik für viele Menschen sein kann. Wir alle sollen das Böse in uns finden und wir als Band können dabei vermitteln. Black Metal handelt über Dämonen, Misanthropie und noch vieles mehr. Jeder könnte mit Musik dieses vermitteln, wobei dies natürlich schon von der richtigen Band oder der richtigen Musik abhängt, ob man Menschen dazu bringen kann ihre Gedanken zu öffnen. Für uns ist der ideologische Aspekt sehr wichtig und wir haben damit viel erreicht. Ich bin sehr glücklich, wie wir uns entwickelt haben. Aber ich bin nicht überrascht darüber, weil wir uns selber keine Grenzen setzen.

Was können wir von Inquisition in nächster Zeit erwarten? In Deutschland kann man euch nur noch Ende des Jahres in Bitterfeld sehen. Was kommt danach?

Nächstes Wochenende haben wir zwei Shows in Finnland und dann werden wir nach Hause reisen und das Songwriting beenden. Dann werden wir ins Studio gehen und das Album wird wahrscheinlich im Frühling oder im Sommer nächsten Jahres fertig sein. Danach soll dann auch wieder getourt werden.

Und zum Schluss noch: Wenn jemand Inquisition nicht kennt, welchen Song würdest du als Einstieg empfehlen:

Cosmic Invocation Rites!


https://www.facebook.com/inquisition.official

http://www.myspace.com/inquisitionusa


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