Hypnosis Special Nov./Dez. 1998: HIDDEN IN THE FOG

Was soll ich noch groß sagen: Der Underground bebt, und ein weiterer Teil des Demo-Band-Features ist am Start. Diesmal sind zwar nur zwei Bands aus den Weiten des nachrückenden Untergrunds vertreten, dafür aber zwei, die es, nach meiner Einschätzung, von der musikalischen Qualität sehr weit bringen könnten. Ihr werdet wahrschienlich denken, daß ich schon immer gut mit den Bands im Kontakt stand, aber dem ist nicht so. Oft habe ich die Bands zum ersten Mal gehört. Und es ist absolut meine freie Entscheidung, welche Band ich hier vorstelle. Die Musik muß einfach stimmen! Nun wünsche ich euch aber wieder viel Spaß beim Lesen meiner Zeilen.

Wie ihr unschwer aus dem letzten ABLAZE (Ausgabe Sept./Okt. 1998) entnehmen konntet, war und ist die Band HIDDEN IN THE FOG mit ihrem Demo ‚Into The Moonlight’s Cold Embrace‘ mein Favorit. Somit war es also für mich mehr als logisch, die Band zu kontakten und ein paar Fragen zu stellen, die etwas Licht in den düsteren Nebel bringen sollen. Angefangen haben die Jungs irgendwann anno’96, mit Ghash (g, voc), Gorbag (g), Draug Carcharoth (b), Muth (dr) und Grond (keyb), welcher allerdings im April’98 ausschied und durch Botis ersetzt wurde.

Wie ihr jetzt sicherlich schon an den ganzen Pseudonymen, am Foto und am Namen der Band richtig erkannt habt, spielen HIDDEN IN THE FOG Black Metal. „Über den Stil habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht, denn wir entwickeln uns und somit unsere Spielweise immer weiter, so daß mir eine Kategorisierung doch ziemlich schwerfällt. Wir streben eine Vision von dunkel-atmosphärisch-aggressiver Musik entgegen und versuchen, unsere Kompositionen immer weiter anzureichern, sowie durch gesteigerte Fähigkeiten immer mehr Möglichkeiten für unsere Musik zu entdecken. Auf das Demo, ‚Into The Moonlight’s…‘, bezogen, wurden wir relativ oft mit Bands wie EMPEROR verglichen, was ich als großes Kompliment auffasse. Dennoch glaube ich, daß sich unser neues Material ziemlich von den ‚Into The…‘ Songs unterscheidet.“

Der Vergleich mit EMPEROR trifft den Nagel auf den Kopf! Selten hört man eine Band, welche die Keyboards, Gitarren, Drums und dieses einzigartige Gekrächze des Black Metals derartig verschmilzt, daß Härte, Aggression, Geschwindigkeit und Melodie einem zu Berge stehen lassen. Andererseits wird auch oft behauptet, wenn Keyboards mit von der Partie sind, daß Weicheier am werkeln sind. „Ich respektiere es sehr, wenn eine Band auch gut ohne Keys auskommt, doch erwarte ich es im umgekehrten Fall ebenso. Außerdem muß ich sagen, daß bei den meisten der meiner Meinung nach wirklichen High-Quality-Bands mit Black-Metal-Wurzeln Keyboards eingesetzt werden. Man denke nur an EMPEROR, LIMBONIC ART, BAL-SAGOTH, ARCTURUS usw.. Mit diesem Instrument kann man vielfältiger arbeiten und durch geschicktes Arrangieren mehr Atmosphäre erzeugen, als nur mit Gitarre und Bass.“

Ebenfalls hat es die Band meisterhaft geschafft, im finanziell und zeitlich eng bemessenen Rahmen einen guten Sound für das Demo hinzubiegen, was logischerweise immer von Vorteil ist. „Wir haben bei LES in Erfurt auf 16 Spuren aufgenommen. Inklusive Mix hatten wir dafür nur drei Tage, was natürlich eine gewisse Eile hervorrief. Schlußendlich standen für den Mix nur ca. sieben Stunden zur Verfügung, also war es schon etwas hektisch, den Sound noch hinzukriegen. Das Endergebnis ist jedoch okay, denn es ist ein guter Demo-Sound, weder zu rauh, noch zu glatt.“ Mit reinem Gewissen kann ich zustimmen, daß eine saubere Produktion vorliegt, und ihr keine Angst haben braucht, nur ein Rauschen aus den Boxen hören zu müssen.

Viele Schnellschußbands, die einfach mal ein Demo aufnehmen, sollten sich doch auch ein paar Gedanken über die folgenden Sätze von Ghash machen, wobei es sich um die Entstehung der Band dreht: „Bevor es zur Gründung von HIDDEN IN THE FOG kam, spielte ich nirgendwo mit. Ich hielt es für besser, zunächst meine musikalisch-spieltechnischen Fähigkeiten auszubauen, bevor ich mit anderen proben würde. Ich glaube das mein erstes Metal-Album IRON MAIDENs ‚The Number Of The Beast‘ war, und von diesem Zeitpunkt an erweiterte und entwickelte ich meinen Musikgeschmack, bis irgendwann am Black Metal kein Weg mehr vorbeiführte! Die Gründe für mich, in einer Band zu spielen, waren hauptsächlich Selbstverwirklichung und allgemein Erfahrung. Hinzu kam, daß Gorbag und Muth eine Band planten, jedoch noch auf der Suche nach geeigneten Mittreitern waren. Draug Carcharoth und Grond, die vorher bereits gemeinsam in einer Band gespielt hatten, stießen wenig später zu uns. So schlossen wir uns gegen Ende ’96 unter dem Banner von HIDDEN IN THE FOG zusammen.“

Und wenn man Ghash weiter so reden hört, meinen die Jungs es wirklich ernst: “Die Band füllt einen großen Teil unseres Lebens aus und stellt für uns ganz klar mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung dar. Wenn wir könnten, würden wir der Musik noch viel mehr Zeit widmen. Doch durch widrige Bedingungen wie Geldnot, Proberaummangel usw. ist dies nur schwer möglich. Dennoch werden wir nicht aufgeben und weiterhin unsere Emotionen in Noten umwandeln. Leider müssen wir uns bis heute mit einer provisorischen Lösung für die einmal pro Woche bei Muth stattfindenden Proben zufriedengeben. Diese Proben werden ausschließlich zum Einstudieren von neuem Songmaterial oder zum Feinschliff genutzt, denn komponiert wird zu Hause, so daß bei der Probe fertige Songs vorliegen. Natürlich müssen wir dann auch sehr konzentriert an die Sache herangehen, besonders wenn wir viel neues Material haben, so daß es auch mal stressig werden kann.“ Da stellt sich doch die Frage, ob mit den neuen Stücken eine Weiterentwicklung zu verzeichnen ist? „Nun, unser neues Matrial unterscheidet sich von den Songs des ersten Demos, was einerseits auf den Line-Up Wehsel zurückzuführen ist, andererseits jedoch auch auf die Tatsache, daß diesmal die anderen Bandmitglieder ebenfalls erheblich am komponieren beteiligt waren. Das gesamte Demo-Material hatte ich geschrieben. Und somit ist der Einfluß, den die anderen nun auf die Musik ausüben, ein entscheidener Faktor für die Entwicklung der Band. Auch stellt Botis zweifelsfrei eine Bereicherung in unserem musikalischen Schaffen dar, so daß uns nun mehr Möglichkeiten offen stehen. Unsere Musik klingt nun bei weitem majestätischer, und es sind auch mehr klassische Elemente und Strukturen vorhanden.“ „Wir haben in näherer Zukunft ein Promotion-Demo in Planung. Es werden zwei relativ lange Songs darauf enthalten sein, wodurch die Spielzeit bei ca. 20 Minuten liegt. Der erste Song trägt den Titel ‚In Clirvoyant Profanity‘ und wird von einem erhabenen Intro eingeleitet, an welches sich sofort ein, für unserer Verhältnisse, sehr melodiebetonter Part anschließt. Im weiteren Verlauf haben wir die bereits vom ersten Demo bekannten Elemente mit neuen Ideen verbunden, weshalb der Song etwas anders klingen wird als das Material auf dem Demo. Grob umfaßt ist das Lied in zwei Teile gegliedert, deren Zusammenhang im Text deutlich wird. Der zweite Titel, ‚Of Hidden Chronicles & Stellar Fires‘, ist durchsetzt von neo-klassischen Zitaten aus der Feder von Basil Poledouris. Wir haben Themen seiner Kompositionen in unsere Musik einfließen lassen, um einen neuen Winkel in der Bandbreite unseres Schaffens zu erkunden. Doch natürlich wurde das Hauptaugenmerk darauf gelegt, diese Teile in einem Metal-Geand zu präsentieren, so daß es sich recht eigen anhört.“ Jetzt hat Ghash uns natürlich erst so richtig heiß gemacht. Und wenn bereits in nur zwei Songs so viel steckt, sollten auch die Texte ordentlich was hergeben. „Den Schlüssel, welcher einen Song für den Hörer genau nachvollziehbar macht, formen sowohl der Titel als auch die Wörter und bildhaften Wendungen in den Lyrics. Wir sind nicht daran interessiert, die böseste und primitivste Band der Welt zu sein, denn meist sind solche aufgesetzten Attitüden nur das Deckmäntelchen, unter welchem die Inkompetenz derjenigen zu verhüllen versucht wird, die solcherlei Mist von sich geben.“

„Meine Texte basieren generell auf persönlichen Sichtweisen, deren Inhalte durch die Verbindung zu alten Mythen und Philosophien zum Ausdruck kommt. Ein weiteres Merkmal ist sicherlich die auffallend deutliche Spur astraler Themen, welche sich durch alle Songs zieht. Es ist jedoch selten, daß jemand die Bedeutung zwischen den Zeilen ohne Probleme nachvollziehen kann, denn ich vermeide es, die Dinge driekt anzusprechen. Stattdessen benutze ich Metaphern und Vergleiche, um den Anspruch, den ich an mich selbst stelle, auch auf den Hörer zu übertragen. Der Song ‚A Breath Of Lunar Myths‘ ist z.B., wie die meisten meiner Texte, in einer theatralistischen-beschreibenden Weise geschrieben, um eine Situation, einen Handlungsablauf oder Gedankengänge zu schildern. Vertieft man sich in den Text, so ist eine Vernetzung von Handlung, okkulten Metaphern und Philosophie zu erkennen. Vor allem wird die Frage nach der Uniformität des Diesseits sowie die These angeschnitten, daß ein jeder über die Möglichkeit verfügt, sein eigener Gott zu sein.“ Hört sich ja alles sehr hochgestochen an, weshalb das sehr schlichte Cover ein wenig verwundert. Aber auch das Einfache hat wohl bei HIDDEN IN THE FOG einen tieferen Sinn, hinter den man wahrscheinlich nie steigen würde, ohne eine genaue Erklärung zu bekommen. „Das Cover besitzt trotzdem Aussagekraft sowohl in Bezug auf die Bandphilosophie wie auch dauf den Inhalt des Tapes selbst. Es wurde kein aufwendiges Cover-Bild oder –Foto angefertigt, um bei den Leuten dadurch besser anzukommen, sondern es war für uns einfach perfekt, so wie es war. Desweiteren kann man mit etwas Phantasie auch eine Verbindung zum Titel herleiten: das Bandlogo (Mond) ‚umschließt‘ nit seinen Ausläufern (Mondlicht) den Titel. Dieser Titel steht im metaphorischen Sinne für die Umschließung des Ganzen durch die Nacht, welche hier durch den Mond symbolisiert wird. Es ist in meinen Augen ein sehr bildhafter und erhabener Titel, der sich mit der sublimenSchönheit der Nacht auseinandersetzt.“ Da jetzt unser Gehirn mit reichlich Hintergrundwissen vollgestopft wurde, würde ich doch ganz gerne noch wissen, auf welche Resonanz das Tape gestoßen ist. „Die reaktionen waren durchweg positiv. Und von vielen Leuten hörten wir, daß ihnen unsere Musik sehr gefallen hat. Es ist jedoch nicht unser Ziel, die Musik so zu gestalten, daß sie möglichst gut ankommt. An vorderster Stelle steht unser Anspruch, selbst mit unserem Schaffen zufrieden zu sein. Wenn also jemandem unsere Kompositionen, unser Sound usw. nicht gefallen, so haben wir kein Problem damit, seine subjektive Meinung zu akzeptieren. Es kümmert uns nicht weiter, denn wir wissen in dieser Hinsicht genau, was wir wollen.“

Zum krönenden Abschluß möchte ich Ghash noch die Möglichkeit geben, ein wenig die Werbetrommel zu rühren. Also frage ich ihn, was denn nun HIDDEN IN THE FOG von anderen Black-Metal-Bands unterscheidet. „Darüber habe ich mir noch nie den Kopf zerbrochen, und zwar ganz einfach deshalb, weil es mich absolut nicht interessiert. Wir spielen die Musik, die uns gefällt. Und es ist dabei ganz sicher absolut nebensächlich, ob wir die einzige Band sind oder eine unter tausen anderen, die diese Musik spielt.“ Nun gut, wenn er meint…Wer nun mehr Geschmack auf die Band bekommen hat, die ihren musikalischen Werdegang mit den beiden Alben ‚Abstract Maelstrom Paragon‘ (2003) und ‚Damokles‘ (2005) fortführten (beide beim Twilight-Vertrieb GbR erschienen) sollte sich die Webseite der Combo reinziehen:

http://www.hiddeninthefog.com/

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