Heaven Shall Burn Interview

HEAVEN SHALL BURN heißen die Burschen, welche vor kurzem mit ‘Whatever it make take’ einen absoluten Death Metal Kracher veröffentlicht haben, der alle Fans heftiger Musik von Amon Amarth bis Bolt Thrower mit der Zunge schnalzen lässt. In der Hardcore/ Metalcore Szene schon seit langen DER Geheimtipp, entdecken nach und nach immer mehr Metaller, daß dort, wo Hardcore draufsteht, unter Umständen auch Death Metal drin sein kann. Warum das so ist und was es sonst noch so wissenswertes aus dem Lager der Thüringer gibt verrät uns Drummer Matthias.

Hallo Matthias & HSB. Zuallererst mal meinen Glückwunsch zu eurem aktuellen Silberling ‘whatever it may take’, welcher ein wirklicher Hammer geworden ist. Ich vertraue mal einfach auf den guten Geschmack der anderen Eternity Redakteure und hoffe, daß sich das auch mit einem vorderen Platz in unserem Soundcheck niederschlagen wird. Ich denke dem ein oder anderen Leser seid ihr vielleicht noch nicht so bekannt, deshalb stellt uns doch mal die Band vor, seit wann es euch gibt und welche Veröffentlichungen eurerseits schon vor dem aktuellen Silberling das Licht der Welt erblickten.
Hi! Also erstmal herzlichen Dank für das Lob. Wir sind natürlich sehr erfreut, dass dir die Scheibe gefällt.
Aber nun zuallererst einmal ein paar einleitende Worte zu HSB. Die Anfänge gehen bis ins Jahr 1995 zurück, als unser Gitarrist Maik und ich beschlossen eine Band zu gründen. Auf alle Fälle brachten wir in den nächsten 2 Jahren einige mehr oder weniger unwichtige Namens- und Besetzungswechsel hinter uns. Seit 1997 sind unser Bassist und unser Sänger dabei und 1998 vervollständigte Patrick an der Gitarre das Line-Up. Seitdem gab es in dieser Hinsicht keine Veränderungen mehr. Unsere Zelte haben wir seit einiger Zeit im schönen Thüringer Städtchen Saalfeld aufgeschlagen. 1998 brachten wir unsere erste MCD ‘in battle there’s no law’ auf dem Markt. Veröffentlicht wurde das ganze damals bei Deeds of Revolution, dem Label eines Freundes. Die Scheibe ist jetzt seit anderthalb Jahren komplett vergriffen und wird in den nächsten Monaten über Circulation Records mit ein paar unveröffentlichten Bonustracks und verändertem Lay-Out nochmal aufgelegt. (Circulation ist im übrigen das Label vom Narziß Gitarristen Johannes der auch den Impex Store Mailorder betreibt und somit für alle die sich in dieser Szene ewas auskennen kein Unbekannter sein sollte- Anm. Kai) Im Jahr 1999 veröffentlichten wir dann eine Split 12’’ mit Fall of Serenity, die eben nur auf Vinyl erhältlich war und im Prinzip auch kaum noch zu haben ist. Im Frühjahr 2000 kam dann endlich unsere erste Full-Length ‘asunder’ heraus und im Spätsommer des gleichen Jahres folgte eine Split CD/ LP mit Caliban Tja, und jetzt ist unsere zweite Full-lenght ‘whatever it may take’ auch schon eine Weile draussen. Mittlerweile ist das nun auch schon unsere dritte Veröffentlichung auf Lifeforce Records.

Was hat es mit dem Bandnamen auf sich, da gibt es ja ein gleichnamiges Marduk Album, habt ihr euch davon bei der Namenssuche beeinflussen lassen?
Natürlich haben wir uns den Namen bei Marduk ausgeborgt. Er klingt unserer Meinung nach eben kraftvoll und provokant. Er gefiel uns einfach. Die CD ‘heaven shall burn… when we are gathered’ von Marduk war zum Zeitpunkt der Namenssuche eben für uns allgegenwärtig. So sind wir einfach darauf gestossen.
Ich denke aber, dass wir unseren Bandnamen anders interpretieren als es eben Marduk tun würden, hehehehe.
Für uns steht der Begriff ‘heaven’ für ein falsches Paradies, welches sich einige Leute in ihren Köpfen aufbauen. Viele Menschen leben weitab der Realität und gaukeln sich selbst etwas vor. Eben dieses falsche Paradies soll zerstört werden beziehungsweise ‘brennen’. Diese Leute müssen aus ihren Tagträumen erwachen und endlich begreifen, dass sie ihr Leben beispielsweise selbst in die Hand nehmen sollten und ihnen kein Gott hilft die Ziele zu verwirklichen. Es geht uns also AUCH um Leute, die blind einer Religion folgen. Im Gegensatz zu einigen einigen anderen Bands wollen wir aber nicht ihre Häuser niederbrennen oder ihre Frauen vergewaltigen, sondern einfach nur auf dieses Problem aufmerksam machen.

Beschreibt mal in eigenen Worten was der geneigte Hörer eurer aktuellen Scheibe zu erwarten hat wenn er die Play Taste betätigt. Ihr habt ja die Scheibe und soweit ich weiß auch den Vorgänger, unter der Oberaufsicht von Patrick W. Engel von Impending Doom aufgenommen. Wie seid ihr da ran geraten. Waren es Empfehlungen oder gar schon länger existierende persönliche Kontakte, schließlich stammt ihr ja ebenso aus Thüringen.
Natürlich ist es immer ziemlich schwer die eigenen Sachen zu beurteilen. Ich denke aber dass es bei uns schon ziemlich in die Death Metal-Richtung geht. Sicherlich ist auch das eine oder andere Thrash Metal-Riff zu hören… ebenso unsere Vorliebe für metallischen Hardcore.
Wir alle vergöttern Bands wie Bolt Thrower, At The Gates, Amon Amarth oder eben auch Hatebreed und Earth Crisis. Mit HSB versuchen wir irgendwie das unserer Meinung nach Beste aus diesen verschiedenen Stilrichtungen zu vereinen. Wir versuchen nicht auf Krampf innovativ oder originell zu sein, sondern einfach nur die Musik zu machen, die uns gefällt. Das ist alles.
Die Zusammenarbeit mit Patrick W. Engel hatte sich ergeben, nachdem uns unsere Freunde von Damaged (jetzt Nail/ Rodeo Queen) und von God only Word (jetzt Verge of Reason) auf das ‘rape of harmonies’ in Triptis aufmerksam gemacht hatten. Sie hatten dort ihre Sachen aufgenommen und waren überaus zufrieden mit der Arbeit. Wir wollten unsere erste MCD aufnehmen und waren auf der Suche nach einem Studio. So fiel dann die Wahl auf das ‘rape of harmonies’. Eben auch weil wir wussten, in welchen Bands Patrick W. Engel aktiv war und dass er die nötige Kompetenz für eine ordentliche Produktion haben würde. Persönliche Kontakte bestanden zu dieser Zeit aber noch nicht. Wir sind immer mehr als zufrieden aus dem Studio gekommen und sehen auch für die Zukunft keine Veranlassung für einen Wechsel der Aufnahmestätte. HSB werden also auch weiterhin dort aufnehmen. Mittlerweile verbindet uns mit Patrick W. Engel und Ralf Müller ausserdem mehr als nur der Job, den sie dort erledigen. Sie sind beide zu guten Freunden der Band geworden und haben an unseren Werken einen beachtlichen Anteil.

Eingefleischten Freaks seid ihr ja schon lange keine Unbekannten mehr und noch bevor ihr mit eurem aktuellen Album auch in größerem Maße in der Metal Szene für Aufregung gesorgt habt, wart ihr quasi schon seit längerem ein absoluter Geheimtip in der Hardcore Szene. Wie seht ihr euch eigentlich selbst, mehr als Metal oder mehr als Hardcore Band und worin begründet ihr die offenbar völlig verschiedenen Sichtweisen beider Szenen. Ich meine wenn ich mir eure aktuelle Scheibe anhöre, oder auch das mir noch bekannte ‘Asunder’ Album, frage ich mich allen Ernstes wo denn da nun Hardcore aufhört, Metal anfängt und andersrum. Ich glaube jeder Metaller würde euer aktuelles Album unstreitbar als stark Schweden lastiges Death Metal Album einordnen, welches mir von der Intensität der Ausstrahlung her Vergleiche mit Amon Amarth abnötigt. Und wenn ich nicht wüsste wie sehr sich beide Szenen gegenseitig versuchen voneinander abzukapseln und auf ihre Eigenständigkeit berufen, ihr aber gleichzeitig in der HC Szene schon sowas wie Kultstaus genießt und das mit einem Stil der jedem Death Metaller das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt, frage ich mich schon was hier schief läuft. Wie beurteilt ihr beide Szenen selbst und wie erklärt ihr euch die Abneigungen der einen gegen die andere. Ihr selbst scheint ja zwischen den Stühlen zu sitzen und habt sicher einen Einblick in beides.
Tja, das mit diesen beiden Szenen ist so eine Sache. Woher die verschiedenen Ansichten der Szenen kommen, kann ich nur vermuten. Wir selbst sehen uns allerdings schon als Hardcore Band. Ich denke mal, dass der Hauptunterschied darin liegt, dass sich der Hardcore ursprünglich aus dem Punk heraus entwickelt hatte und sich eben inhaltlich mit realen Dingen beschäftigte. Wenn man sich dagegen die Heavy Metal Bands der 80er ansieht, so erkennt man den Unterschied. Da wurde eher auf Fantasy-Kram herumgeritten. Was ich persönlich nicht als schlimm empfinde. Es gab natürlich auch Metal Bands, die sich mit sozialkritischen Themen auseinandergesetzt haben, aber das war wohl eher die Ausnahme. Die meisten Fans interessierten sich sicherlich auch nicht grossartig dafür. Im Hardcore Bereich hat das mit den sozialkritischen Texten schon einen längere Tradition. Es gehört halt einfach dazu. Wobei ich nicht ausschliessen will, dass sich hier einige in Wirklichkeit auch nicht sonderlich damit beschäftigen und das politische Bewusstsein teilweise ziemlich aufgesetzt ist. Ist ja nun nicht so, dass die HC-Leute intelligenter sind, auch wenn das viele von sich denken und die Szene zu einem teilweise elitärem Haufen gemacht haben.
Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass die meisten Metaller darauf pochen, unpolitisch zu sein. Wohin das führen kann, sieht man ja nun gerade in der Black Metal Szene, die ja ziemlich von Nazis unterwandert wurde. Hier hätte man durch energisches Auftreten, das Erscheinen dieser Spacken auf Konzerten verhindern können. Aber es herrscht teilweise immer noch eine Gleichgültigkeit dem gegenüber. In der Hardcore Szene waren auch Tendenzen in diese Richtung zu erkennen, aber durch die Good Night White Pride (http://www.good-night.de.lv) Aktion der braunen Pest einiges entgegengesetzt.
Musikalisch werden die Unterschiede sowieso immer geringer und die beiden Szenen nähern sich weiter an. Aber ich denke, dass man rein musikalisch gesehen schon lange nicht mehr sagen kann, was Hardcore und was Metal ist. Eine genaue Abgrenzung ist eh Blödsinn.

Stört es den Teil der ‘Hardcore’ in euch ist, wenn man euch als Metal bezeichnet. Ich denke da nur an Gäste-bucheinträge auf eurer Website, die euch als ‘derzeit Deutschlands beste Death Metal Band’ loben. Sowas müsste doch eigentlich auf euer Mißfallen stoßen. Oder wie sieht es mit dem Teil ‘Metaller’ in euch aus und den damit eventuell verbundenen Berührungsängsten zum Hardcore. Welche Dinge der einzelnen Szenen sind euch dabei besonders wichtig? Seid ihr Vegetarier oder Veganer?
Wenn man uns als ‘beste Death Metal Band’ Deutschlands bezeichnet, dann ist uns das sicherlich schon etwas unangenehm. Immerhin gibt es ja auch noch Fleshcrawl und einen Haufen andere Bands, die in Deutschland die Fahne des Death Metal hochhalten und die haben dieses Prädikat sicherlich eher verdient als wir. Da liegen meiner Meinung nach schon noch Welten dazwischen. Wenn wir dagegen als Metal Band bezeichnet werden, stört uns das nicht. Das kommt ja musikalisch auch sicherlich hin.
Bei HSB leben alle Mitglieder vegan. Das war allerdings kein Aufnahmekriterium, sondern eine Sache, die sich bei jedem von uns über die Jahre hinweg so entwickelt hat. In den 80er Jahren hatte wohl die Tierrechtsbewegung angefangen vor allem in der englischen HC/ Punk Szene Fuss zu fassen. Auf alle Fälle hat sich diese Tradition bis heute irgendwie gehalten und wenn du in die HC Szene involviert bist, wirst du einfach auf Konzerten oder auch in den Texten vieler Bands viel häufiger als andere Leute mit dem Thema konfrontiert. Das ist wohl der Grund, warum die vegetarische oder vegane Lebensweise in der HC Szene so verbreitet ist. Viele machen es auch nur, weil sie denken es gehört halt dazu oder ist halt gerade Mode, aber diese Leute sind in der Regel nach 1 bis 2 Jahren wieder verschwunden. 4 Leute bei HSB sind darüber hinaus auch Straight Edge. Das heisst das man auf Dinge wie Alkohol, Nikotin oder andere Drogen komplett verzichtet. Oft wird uns auch Intoleranz vorgeworfen, was aber meiner Meinung nach völlig grundlos ist. Wir beurteilen Menschen nicht nach dem was sie essen oder trinken. Es ist die freie Entscheidung eines jeden Einzelnen, ob er diese verdammte Industrie unterstützen will oder nicht. Für uns stellt es kein Problem dar auf solchen Sachen zu verzichten, aber wir verlangen das nicht von anderen. Wer uns also Respekt und Toleranz entgegenbringt, kann damit auch von unserer Seite rechnen. Sicherlich ist diese ganze Geschichte auch ein Grund, warum wir uns der Hardcore Szene zugehörig fühlen.

Wie erklärt ihr euch das diese Art Musik in der Hardcore Szene derzeit so populär ist? Jeder von sich voreingenommene Metaller scheut ja irgendwie den Kontakt zum Hardcore, weil er damit etliche Klischees von Kopf-socken tragenden, prollenden Hüpf Groove Nachwuchsgangstern verbindet, sieht dann fassungslos mit an wie seine Lieblingsmusik scheinbar aus den Regalen verschwindet, weil sich Bands wie Unanimated, At the Gates, Dark Tranquillity ect. auflösen oder ‘erwachsener’ und ‘reifer’ werden und somit ihre musikalischen Wandlungen begründen. Während abseits seines Horizontes scheinbar genau die Dinge, die er an diesem Sound mag, in einer anderen Szene eine richtiggehende Rennaisance erleben. Ich denke da mal nur an Beyond the Sixth Seal, die musikalisch mehr ‘fast melodic death metal’ sind als es diverse Roots vielleicht je waren, aber eben unter dem Hardcore Banner firmieren. Am Ende lebt doch alles nur unter einem anderen Namen fort, haben sich die Szenen einfach nur ‘verschoben’ oder ist diese betrachtungsweise von mir zu oberflächlich?
Wir selbst kommen alle eher aus dem Metal Bereich und so geht es vielen anderen auch. Nahezu jeder in der HC Szene hat auch genug Metalplatten zuhause stehen. Andersrum sieht das wohl eher nicht so aus. Es ist nun mal der metallische Sound, auf den auch viele HC-Kids abfahren. Wenn ich mir zum Beispiel HC anhöre, dann eigentlich auch nur diese ganzen metallischen Sachen, wie Merauder, Earth Crisis, Kickback usw.. Irgendwann stossen die Leute dann auf den ‘richtigen’ Metal und finden Gefallen daran. Kein Wunder also, dass sich das auch auf den Sound der Bands auswirkt. Gerade diese typisch skandinavischen Sachen gehen nun mal gut ins Ohr und bleiben dort auch hängen. Und die Zeiten, in denen HC mit nur 3 Akkorden gespielt wurde, sind längst vorbei. Es gibt zwar immer noch so ein paar verbohrte selbsternannte HC-Päpste, die sich diese Zeiten zurückwünschen (und einer schreibt sogar für ein grosses deutsches Metal-Magazine), aber im Grossen und Ganzen wird die ganze Geschichte langsam schon etwas anspruchsvoller.
Was die Klischees mit den Nachwuchsgangstern im HC angeht, so kann ich nur sagen, dass dieses Ding auch etwas ist, was mir ziemlich widerstrebt. Meist sind das irgendwelche Leute, die eben auch nach kurzer Zeit wieder weg sind aber in der kurzen Zeit dafür sorgen, dass die Szene einen schlechten Ruf abbekommt. Ihr kurzes Szenedasein fristen sie mit einer derartigen Intensität, dass ihr dämliches Getue weit über die Genregrenzen hinaus für Aufsehen sorgt. Diese Personen haben nichts mit dem zu tun, was wir unter HC verstehen.

Was sind eure persönlichen Einflüsse, woraus zieht ihr eure Inspiration? Oder rockt ihr einfach nur drauflos so wie es gerade kommt?
Auf alle Fälle Bands wie Bolt Thrower, At the Gates oder auch Earth Crisis. Generell die ganzen schwedischen Bands wie Dismember, Unanimated (yes! – endlich mal einer der Unanimated kennt und sie auch noch verehrt! – Anm. Kai) oder auch neuere Kapellen wie The Haunted. Wir versuchen halt nichts neues zu machen, sondern einfach die Musik zu spielen, die uns Spass macht. Ich denke, dass wir mittlerweile irgendwo zwischen diesen ganzen Kapellen unsere eigene Nische gefunden haben.

Wie wichtig sind euch die Lyrics, wer ist für sie verantwortlich und in welchem inhaltlichem Rahmen bewegen sich diese?
Maik, unser Gitarrist schreibt die Lyrics alleine. Sie sind ein sehr wichtiger Bestandteil von HSB. Generell versuchen wir aber mit unseren Texten nicht zu predigen, sondern vielmehr die Leute zum nachdenken oder diskutieren anzuregen. Inhaltlich geht es dabei beispielsweise um den Umgang von ‘normalen’ mit Behinderten oder auch um Kriege oder ökologische Probleme. In unserer neuen CD ‘whatever it may take’ haben wir beispielsweise mit ‘the martyrs‘ blood’ einen Song, der sich mit der Ermordung des chilenischen Ex-Präsidenten Salvador Allende durch die Truppen des faschistischen Diktators und Massenmörders Pinochet befasst. Zum Text sind auch Liner-Notes verfasst und abgedruckt worden, die die Lyrics leichter verständlich machen sollen. Das gleiche bei ‘the few upright’. Hier geht es um die studentische Untergrundorganisation ‘Die weisse Rose’, die im Nazi-Deutschland dem Hitler-Regime mutig entgegen trat und deren Mitglieder ihren Freiheitswillen fast alle mit dem Leben bezahlen mussten. Maik macht eben auch Texte gern an konkreten historischen Ereignissen fest.

Was erwartet einen Konzertbesucher der sich ein Heaven Shall Burn Konzert ansieht?
Trotz der ernsten Themen steht live dann der Spass im Vordergrund. Auf der Bühne kommen wir sicherlich etwas roher und rotziger rüber als auf Platte. Viele sagen auch, dass livetechnisch bei uns mehr rüberkommt als von Tonkonserve. Wem also unsere Platten gefallen, der sollte sich wohl ein HSB-Konzert nicht entgehen lassen.

Stichwort Konzert. Ihr ward Anfang des Jahres soviel ich weiß in Brasilien auf Tour. Wie kam das zustande? Ging das über persönliche Kontakte oder wurde die Tour über euer Label angeleiert?
Teils, teils. Stefan Lifeforce hatte schon mehrere Jahre Kontakte zu Marcos, der das brasilianische Label Liberation Records am laufen hat. Irgendwann fragte Marcos wohl an, ob er nicht eine brasilianische Lizenzpressung von ‘whatever it may take’ machen könne und wir sagten zu. Schliesslich haben die Leute dort auch nicht unbedingt das Geld sich unsere Platte als Import für 16 US-$ zu holen. Die Brasilienpressung ermöglicht es den Kids dort unsere CD für 4 US-$ zu bekommen. Wir nahmen auf unserer neuen Platte übrigens auch noch ein Cover der brasilianischen Band Point of no Return (‘casa de caboclo’) auf, in der Marcos singt. Als dann mit der Li-zenzpressung alles in trockenen Tüchern war, lud uns Marcos gleich noch für eine 2-wöchige Tour durch Brasilien ein. Wir überlegten natürlich nicht lange und plünderten die Bandkasse. So etwas muss man einfach erlebt haben…
Naja, PonR hatten sich eigentlich schon aufgelöst, aber sie kommen diesen Sommer ein zweites mal nach Europa. Wenn sie in der Nähe spielen, sollte man unbedingt hingehen, denn sie werden wohl alles in Schutt und Asche legen. Die Konzerte in Brasilien selbst haben dann Liberation eingerührt. Wir haben dort an den Wochenenden gespielt und in der Woche Urlaub gemacht.

Ihr spielt dieses Jahr unter anderem auch auf dem With full Force Open Air. Mir persönlich wäre zwar HSB in Wacken wesentlich lieber gewesen, weil ich dort 100%ig zugegen bin, aber ich denke von eurer Seite gibt’s da sicher keinen Grund zur Beschwerde. Wie kommt man dazu, auf einem derart etablierten Open Air auftreten zu können und wie seht ihr euerm Auftritt auf dem WFF entgegen?
Nee, beschweren tun wir uns da wirklich nicht… hehehehe. Da geht schon mehr als ein Traum in Erfüllung. Wir sind ja selbst über Jahre hinweg dem WFF treu geblieben und hätten nie gedacht dort mal auf der Bühne zu stehen. Ein etwas mulmiges Gefühl beschleicht mich schon, wenn ich daran denke, dass wir auch noch auf der Hauptbühne spielen dürfen, aber die Vorfreude überwiegt natürlich. Ich bin natürlich auch mal gespannt, wie wir denn mit dieser grossen Bühne so zurechtkommen. Da geht im direkten Vergleich zu ’ner Clubshow sicherlich einiges an Energie flöten, aber wir sind heiss drauf. Um den Auftritt dort hat sich unser Label gekümmert. Ausserdem darf ja jedes Jahr auch eine mehr oder weniger regionale Band auf der Hauptbühne zocken und so sind wir dieses Jahr wohl mal an der Reihe. Ist auf alle Fälle eine sehr grosse Herausforderung. Ob wir der gewachsen sind, wird sich zeigen.

Ihr seid bei Lifeforce unter Vertrag. Wie seid ihr mit der Arbeit des Labels zufrieden. Schätzt ihr die Vorteile eines kleineren Independent Labels oder würdet ihr lieber nach einem Major Vertrag schielen? Wenn ja welches Label würde in eurer Gunst ganz oben stehen und warum?
Wir sind hochzufrieden und könnten es uns nicht besser vorstellen. Lifeforce reissen sich für alle Bands richtig den Arsch auf und langsam sind ja auch die ersten Erfolge zu verzeichnen. Darüberhinaus ist die ganze Geschichte zwischen HSB und Lifeforce auch auf einer sehr freundschaftlischen Basis. Ich glaube kaum, dass wir bei einem Major gut aufgehoben wären. Da bist du ziemlich schnell wieder weg, wenn die Verkaufszahlen nicht stimmen und sowieso nur eine von vielen Bands. Demzufolge gibt es auch kein grösseres Label, an dem wir Interesse hätten. Sag niemals nie, aber im Moment steht soetwas überhaupt nicht zur Diskussion.

Die Veröffentlichung eures aktuellen Albums stand irgendwie nicht unter einem besonders guten Stern, ich hörte da von so einigen Mißgeschicken, so soll unter anderem auch der LKW mit der Erstlieferung einen Unfall gehabt haben und eure CD’s gut zwischen Leitplanke und Straßengraben auf irgendeiner Autobahn verteilt haben. Ist da was dran? was genau ist passiert? Gabs noch mehr unangenehme Zwichenfälle?
Ja, der LKW verünglückte als er die fertigen Digipacks zum Presswerk bringen sollte. Die Veröffentlichung verzögerte sich daraufhin nochmal um eine Woche. Mit der Releaseparty gab es ein ähnliches Drama. An dem Tag, an dem sie eigentlich stattfinden sollte brach der Winter über Deutschland herein. Das war der 21.12.01, falls sich noch jemand erinnert. HSB, XMaroonX und auch Fall of Serenity standen alle in ein und demselben Stau auf der A4. Es gab kein Vor und kein Zurück. Die müssen wohl 6 Stunden dort gestanden haben. Nur ich war schon zufälligerweise am Veranstaltungsort, weil ich Mittag losgefahren war, um noch ein paar Weihnachtseinkufe zu erledigen…hahahaha. Es war wirklich verflixt. Naja, Ende März haben wir die Releaseparty jetzt doch noch nachgeholt. Vorher wollten wir keinen zweiten Versuch starten, weil alle vom ersten noch ziemlich traumatisiert waren. Unnötig zu sagen, dass es am 23.03. als der zweite Versuch startete auch wieder schneite…diesmal haben wir aber alles über die Bühne gekriegt.

Kommen wir nochmal zur aktuellen Scheibe. Da gibt es auf der CD eine Classicversion von ‘implore the darken sky’, der ja auch so nochmal mit drauf ist. Während auf dem Original mit harten, aggressiven screamigen Vocals zu Werke gegangen wird, ist der Song in der Classicversion von fast himmlisch anmutenden melodischen cleanen Gesängen mit Chorcharakter ausgestattet, was die gesamte Stimmung und Atmosphäre des Songs beeinflusst und man es für eine komplett andere Version hält. Doch bei genauem hinhören stellt man fest, dass es instrumental gesehen die 1:1 Kopie des Originals ist und der Eindruck wirklich nur durch den völlig anderen und HSB untypischen Gesangsstil entsteht. Wie seid ihr auf diese Version gekommen? War das eher eine Fun Idee oder spiegelt sie gar eine ernstzunehmende Seite in euch wieder? Irgendwie musste ich beim Hören an einige Impending Doom Arrangements denken, was mit dem Wissen das das Ganze bei Patrick im Studio aufgenommen wurde, die Vermutung nahelegt, dass es einer spontanen Idee während der Studioarbeiten entspringt. Wie weit weg ist diese Vermutung von der Wahrheit?
Da wir selbst auch alle grosse Fans von Impending Doom sind und Patrick W. Engel dort auch schon das eine oder andere Stück mit seinen cleanen Vocals veredelt hat, wollten wir eben diese Stimme auch schon immer mal auf einer HSB Scheibe haben. Das war eigentlich für einen Refrain oder soetwas geplant. Als das Material fertig aufgenommen war, haben wir aber recht schnell realisiert, dass keine Nummer dabei ist, wo sich das anbieten könnte. ‘implore the darken sky’ war aber von seiner Grundstimmung her sowieso schon etwas melancholischer als der Rest und erinnerte als Instrumental schon ziemlich an Katatonia, welche ja bekanntlich mittlerweile auch mit Clean-Gesang arbeiten.
Nunja, Patrick gefiel der Song auch sehr gut und er versuchte es einfach. Wir alle waren von dem Ergebnis völlig begeistert und wollten es auf der CD dabei haben. Beide Versionen sind instrumental gesehen fast identisch. Bei der ‘Classic-Version’ wurde nur an einer Stelle eine Leadklampfe weggenommen, weil sonst alles zu überladen geklungen hätte. Wir hatten das Gefühl, dass beide Versionen völlig unterschiedliche Stimmungen verbreiten. Viele Leute haben auch gar nicht realisiert, dass es sich um ein und denselben Track handelt.

Die Veröffentlichung von ‘whatever it may be’ liegt nun schon ein Stück zurück. Ihr könnt zurückblickend sicher schon ein kleines Fazit ziehen. Wie sehr seid ihr selbst mit dem Endergebniss zufrieden? Was würdet ihr heute anders machen? Wie waren die bisherigen Resonanzen? Inwieweit wurden eure eigenen Erwartungen an das Album erfüllt oder gar übertroffen?
Wir sind natürlich mehr als zufrieden mit den ganzen positiven Resonanzen, die wir soweit bekommen haben. In dem Umfang hätte keiner von uns damit gerechnet. Wir sind selbst auch sehr zufireden, da wir das zu dem Zeitpunkt bestmögliche aus uns herausgeholt haben.
Sicherlich gibt es schon wieder einige Dinge, die wir das nächste mal anders machen werden, aber die werde ich hier nicht sagen. Sonst hört dann jeder die Platte nur noch unter dem Aspekt und bekommt die Schwächen mit. Wenn wir schon unser Zeug nicht mehr objektiv beurteilen können, dann soll es wenigstens der Hörer können…hahaha. Es ist aber auch zum Beispiel das erste Mal, dass ich mir die Scheibe nach so relativ langer Zeit immernoch anhhören kann. Das war bei den alten Sachen nicht so.

Was macht euch am Musikerdasein mehr Spaß, das Arbeiten im Studio oder Live spielen?
Die Bühne ist natürlich der Ort, an dem sich eine Band bewähren muss. Und es macht auch wahnsinnig viel Spass alles rauszulassen. Im Studio dagegen muss man die Nerven behalten und sich konzentrieren. Trotzdem freue ich mich jedesmal wieder auf’s Studio. Das Beste ist zu sehen, wie die Songs langsam wachsen bis man dann das Endergebniss in den Händen hält. Also ich könnte nicht sagen ‘Bühne oder Studio’. Es macht beides Spass. Das kann man so nicht vergleichen.

Wenn ihr 3 Wünsche bezüglich eurer musikalischen Zukunft frei hättet, welche wären das?
1. noch möglichst lange Musik machen und Auftreten können
2. mit der nächsten Scheibe eine Steigerung zu ‘whatever…’ hinzubekommen
3. nochmal 3 Wünsche in Bezug auf unsere musikalische Zukunft freihaben

Wenn ihr es euch aussuchen könntet mit welchen Bands würdet ihr am liebsten mal auf eine längere Tour gehen, und apropos Tour, ist da für die nähere Zukunft innerhalb Deutschlands was geplant? Ich denke, es gibt so einige (mich eingeschlossen) Leute die noch keine Gelegenheit hatten euch live zu sehen und die gespannt sind, wie ihr das musikalische Inferno eurer Scheiben Live umsetzt.
Mit Bolt Thrower natürlich, wenn es eine grössere Band sein sollte. Musikalisch über jeden Zweifel erhaben und auch von der Einstellung her absolut korrekt. Ich denke, dass sie ihre Support-Acts fair behandeln. Sie sind eben auch sympathisch, weil sie alles selbst machen und nicht noch tausend Agenturen zwischengeschaltet sind. Eine Tour durch Deutschland ist nicht geplant. Wir spielen hier ausreichend Gigs an den Wochenenden. Das Gleiche gilt auch für die Benelux-Staaten. Eine Tour lohnt sich für uns nur dort, wo wir mal nicht eben an einem Samstag Nachmittag hinfahren können. Wir spielen ja haufenweise Wochenend-Shows. Wir werden wohl eher in deutschen Gefilden in Zukunft etwas kürzer treten, damit sich die ganze Sache nicht noch tot läuft. Das geht schneller als man denkt.

Stehen darüberhinaus noch irgendwelche Bandaktivitäten an? Wisst ihr schon wann man mit dem nächsten Album rechnen kann?
Wir werden demnächst wieder ins Studio gehen, um ein Paar Bonustracks für die Wiederveröffentlichung unserer ersten MCD ‘in battle there’s no law’ auf Circulation Records einzuprügeln. Es werden ein paar Demosongs neu aufgenommen und auch eine Coverversion. Über ein neues Album machen wir uns im Moment noch keine Gedanken. Das hat noch Zeit.

Gibt es noch irgendetwas was ihr unseren Lesern mit auf den Weg geben wollt? Dann ist das jetzt die Gelegenheit dazu.
Erstmal vielen Dank an alle, die sich das Interview bis zum Schluss durchgelesen haben. Falls ihr unsere aktuelle Scheibe ‘whatever it may take’ auf Lifeforce Records noch nicht angetestet habt, solltet ihr das tun. Und das wichtigste: FIGHT FASCISM!!!
Bis denne und vielleicht sieht uns ja der eine oder andere auf dem With Full Force .

Interview aus Eternity #21

www.heavenshallburn.com
www.lifeforcerecords.com

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