Hard Stuff: Technisierung des Undergrounds

Hallo Techno-Fans! Wie? Ihr seid keine Techno-Fans, sondern Metaller? Tja, ich habe ja auch nicht die Musik gemeint (obwohl sich bei Techno eh die Frage stellt, ob das Musik ist….hähä). Nee, auf was ich hinaus will, ist die forcierte Technisierung des Undergrounds heutzutage. Beispiel Internet. Zugegeben, eine nette Erfindung, die auch ihre Reize hat. Per Mausklick schnell an (fast) jede gewünschte Information zu kommen, ohne Bücher lesen  oder Briefe schreiben zu müssen, ist schon von Vorteil. Jedoch wird hier, wie so oft, maßlos übertrieben.

Mittlerweile hat heute schon der letzte Metzger seine Homepage, von der man sich dann seine virtuelle Extrawurst herunterladen kann. Mittlerweile gibt es alles im Netz. Braucht man also keine anderen Kontakte mehr. Der typische Net-User ist ein Ausbund der Bequemlichkeit. Wen interessiert noch ein Fanzine, wenn er alle Infos über seine Favebands im Netz findet? Wer muß noch Briefe schreiben, wenn man per E-mail alles aus dem bequemen Sessel erledigen kann? Natürlich, man erreicht dann auch nur noch diejenigen, die auch ans Netz angeschlossen sind. Aber die anderen sind doch eh uninteressant, nicht wahr? Und je mehr Leute sich ihre Infos ausschließlich aus dem Web holen, umso mehr werden auch ihren Stoff nur übers Netz abwickeln. Schon jetzt hört man von vielen Mags, die ihre Arbeit als Printmedium einstellen, und nur als Webzine fungieren. Schon jetzt geben Bands auf ihren CDs als einzigen Kontakt eine E-mail-Adresse an. Und da diese Sache, gerade in dieser Generation von Leuten, denen ein Computer schon nicht mehr so viel Respekt einflößt, wie z.B. der vorherigen, wird auch die Benutzung des Internets immer weiter ansteigen. Irgendwann – die technische Entwicklung hat dieses Phänomen schon bei vielen Beispielen gezeigt- wird es unumgänglich, daß man einen Netzanschluß hat, da auf anderem Wege kaum noch Infromationen zu erlangen sind. Die Frage ist nur, inwieweit man sich hier zum Sklaven der Technik macht, denn es ist schon irgendwie grotesk, daß selbst Undergrounder heutzutage schon fast gezwungen sind, ins Netz zu gehen, weil sie sonst kaum noch beachtet werden.

Fragt sich auch, ob das noch Underground genannt werden kann, wenn man schon am Anfang der kleinsten Aktivitäten Tausende von Mark investieren muß, um sich mit modernem Schnickschnack auszurüsten. Computer, Modem, dazugehörige Software, Faxgerät, Handy, – und kein Ende abzusehen?

Klarstellen möchte ich hier noch, daß ich es keineswegs mißbillige, wenn jemand ins Netz geht. Ich möchte nur die Tendenz aufzeigen, die irgendwann mal dazu führt, daß man eine Schnittstelle an die Rübe genietet bekommt, mittels welcher man sich überall einstöpseln kann (übertrieben formuliert), und ohne Netz nix mehr geht. Dann kann man sich per mausklick virtuell einen herunterholen lassen, oder eine Weltreise zu machen, obwohl man im heimischen Sessel klebt. Über kurz oder lang wird das Internet zu einem ernsten Konkurrenten für das Fernsehen, da es den Eindruck vermittelt, man könnte selbst sein Programm zusammenstellen, eine Fähigkeit, die man aber Stück für Stück einbüßt. Man hört ja schon von der sprichwörtlichen Faulheit der Netzbenutzer. Irgendwann sind umfangreiche Texte zu öde. Tiefergehende Artikel werden überflogen, und man wendet sich der leichtverdaulichen (nichtssagenden und manipulierten) Information zu. Die Bildzeitung des Computerzeitalters, welche die so schon matschigen Gehirne des Großteils der Menschheit noch mehr aufweicht.

Wie gesagt, daß soll hier kein Aufruf zum Internetboykott sein, auch möchte ich die zahlreichen interessanten Homepages (ich möchte hier nicht die Eternity-Seite erwähnen, da das der Kai aus Bescheidenheit wieder herauslöscht, hähähä) keineswegs diskreditieren. Auch sollte dieses Geschreibsel nicht als Neid aufgefaßt werden. Doch ist die Verlockung der Technik (wie man ja auch daran sieht, daß jeder kleine W…… heute mit einem Handy herumrennt) ziemlich groß. Und wenn man den Kram einmal hat (selbst mit dem Vorsatz : „ich werd’s schon nicht übertreiben…“), benutzt man ihn auch. Und von Tag zu Tag mehr. Ich schließe mich bei dieser Prognose nicht aus, auf keinen Fall!

Ein Bekannter hat mir kürzlich gesagt, über kurz oder lang würde ich nicht umhin kommen, auch mit SinIsThere ins Internet zu gehen, weil bald keiner mehr gewillt ist, Fanzines zu kaufen, welche sich auch mit anderen Themen als Musik befassen. Nun, wenn es soweit kommen sollte, wäre die richtige Zeit, mit dem Heft aufzuhören, denke ich. Jemand hat mal geschrieben: „Denken heißt nein sagen können!“

(Das Entstehungsdatum dieses Artikels wurde geschätzt.)

Maik Godau 35 Artikel

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*