Grabak – „20th Anniversary“ Show

Grabak 20th KonzertNur wenige immer noch bestehende deutsche Black Metal Bands können von sich behaupten, die BM-Welle der Neunziger miterlebt zu haben. Noch weit weniger Gruppen allerdings haben in dieser auch noch aktiv mitgewirkt. Zu jenem überschaubaren Konglomerat gehören jedoch die Sachsen von GRABAK, die sich seit 1995 stetig und mit gegenwärtig fünf Alben einen Namen machten. Nun luden die Musiker am 29.01.2016 zu einem fulminanten Geburtstagskonzert in Leipzig ein, um die zwanzig Jahre ihres Bestehens ordentlich zu feiern.

Unter der Flagge „Two Decades Under The Serpent’s Wings“ waren EMINENZ mit dabei, welche ebenso auf ein paar Jahrzehnte in der Szene zurückblicken können und unter anderem für ihren berühmten Auftritt anno 1990 mit Mayhem bekannt sind. Unterstützung erhielten GRABAK außerdem von SADO SATHANAS aus Dresden sowie seitens der Leipziger von AD-HOC. Zusammengefasst standen somit unglaubliche 87 Jahre Bandgeschichte auf der Bühne der Moritzbastei, auf der eine geballte Ladung an sächsischem Black Metal dargeboten wurde.

Eingeleitet wird der Abend von AD-HOC, die mit einem noch etwas verhaltenen Publikum zu kämpfen haben. DennochDSC_0977 wird vor allem die gesangliche Stärke der Band schnell deutlich, mit welcher sie sich das Prädikat „Avant-garde Black Metal“ redlich verdienen. Auch die familiäre Grundstimmung des ganzen Abends macht sich bereits bei AD-HOC schnell bemerkbar und von der Bühne aus werden auch mal ein paar bekannte Gesichter im Publikum begrüßt. Die Mischung aus alten und neuen Songs zeigt hörbar die musikalische Entwicklung der jungen Band, die spätestens ab jetzt konsequenter im Auge behalten werden muss. Obwohl der Sound noch nicht optimal sitzt, kann der Auftritt überzeugen und macht Lust auf mehr. Die Band verabschiedet sich nach dem Stück „Wandel“ vom neusten Album mit einem „Hey, das war’s“ und macht Platz für SADO SATHANAS.

DSC_0044Bitterkalt wird die Atmosphäre nun mit Keyboardklängen und einer in blaues Licht getauchten Halle. Hier gibt es für die sich langsam füllenden Reihen recht klassisch unterkühlten Black Metal auf die Trommelfelle und wiederum macht vor allem der Gesang den Auftritt interessant. Bei SADO SATHANAS, die ebenfalls seit den Neunzigern ihr Unwesen treiben, zieht nun allerdings eher die schleichende, gespenstische Bühnenpräsenz des Sängers die Aufmerksamkeit auf sich. Nichtsdestotrotz passt das Ganze aber auch stimmlich ins skandinavisch angehauchte Bild. Ein schöner Anblick ist außerdem der Keyboarder, welcher furios und ausdauernd headbangt, sobald seine Finger die Tasten verlassen. Positiv anzumerken ist auch das instrumentale Stück, das übergreifend zum kollektiven Kopfnicken einlädt. Dass eine der Gitarren allerdings überlaut aus den Boxen schallt, stört den Höreindruck zunehmend und mildert leider auch die starken Momente, die SADO SATHANAS definitiv darbieten konnten. Die Dresdner schließen mit „Nomos Hamartia“, dem namensgebenden Stück von ihrem neusten Album.

Fortgesetzt wird das Konzert mit EMINENZ. Der Sound sitzt, die Stimmung ist hervorragend und die Recken ausDSC_0135 Annaberg-Buchholz beweisen nachhaltig, wie viel Kraft in ihnen steckt. Mit einer ungeahnten musikalischen Dichte feuern EMINENZ der mittlerweile gut gefüllten Halle Songs wie „Army Of Immortals“ oder „Infernal Majesty“ um die Ohren. Die ganz und gar althergebrachten Keyboardklänge in Kombination mit dem klassischen Auftreten der Band (natürlich wird auch mit einem überdimensionalen umgedrehten Holzkreuz im Takt aufgestampft) hört und sieht man so heute nur noch selten. Soll heißen: diesen coolen Säuen aus einem vergangenen „Black-Metal-Jahrhundert“ kann man nur anerkennend zuprosten. Im Laufe des Auftritts mag das Corpsepaint zwar so langsam schwinden, die Kraft aber noch lange nicht. Nachdem EMINENZ sich dessen mit einem „Könnt ihr noch?!“ auch beim Publikum rückversichert haben, steigern sie sich nochmals kontinuierlich und machen ihren 27 Jahren Bandgeschichte alle Ehre.

DSC_0354 Die Verschnaufpause vor GRABAK kommt nun gerade recht und als diese bald darauf die Bühne betreten, werden sie von einem epischen Intro begleitet. Sogleich wird mit einer stürmischen Offensive losgeballert und die zuvor bereits bei EMINENZ wahrgenommene musikalische Dichte wird bei GRABAK nochmals intensiviert. Das trifft nicht nur beim neuen Stück „Seelensammler“ auf Zustimmung, sondern auch bei vergleichsweise älteren Songs wie „Beyond A Black Horizon“. Doch GRABAK haben nicht nur eine ausgewogene Setlist im Gepäck, sondern können auch mit einem in drei Teile gegliederten Auftritt mit jeweils wechselndem Line-Up aufwarten. Selbstsicher und lässig schmettern die Sachsen mit einer Wand aus Geknüppel die Gehirnwindungen frei und ehren die eigene Bandgeschichte inDSC_0487 Part II und III ihres Konzerts mit Gastauftritten von Musikern vergangener Tage. So schwingt im letzten Drittel beispielsweise Sebastian S. die Drumsticks, welcher bei den Alben „Agash Daeva“ und „Sin“ mit zugange war. Obendrein sorgt die Band mit der Unterstützung von Andre R., der bis 2011 bei GRABAK mitwirkte, als zweitem Mann am Bass für Variation und im zweiten Akt betritt auch R.B. die Bühne um mit alten Verwandten ein paar Songs zu spielen . Daneben wird sich zwischen den einzelnen Parts nicht nur humorvoll bei der Technik, den vorangegangenen Bands und dem Publikum bedankt, sondern auch ein Drummerwechsel angekündigt. Der Auftritt ist geprägt von einem durchdachten Abwechslungsreichtum und dass die verschiedenen Parts so flüssig über die Bühne gehen, weist auf eine gute Vorbereitung hin. DSC_0321Doch nicht nur dadurch machen GRABAK auf sich aufmerksam. Auch die unglaubliche Lautstärke, die aus den Boxen schallt, wird einer Vielzahl der Besucher im wahrsten Sinne des Wortes noch einige Tage in den Ohren nachklingen. Die Band schließt mit „Code 666: Blasphemy“ vom 2007er Album „Agash Daeva“.

Nachdem die letzte Saite verklungen ist, wird sogar noch einheitlich nach einer Zugabe gerufen, doch hier bleibt wohl das nächste Konzert der Band abzuwarten. Insgesamt ist da also enorm viel los bei GRABAK und die nächsten zwanzig Jahre sowie ein neues Album können nach diesem lebhaften Konzertabend gerne kommen.

Insgesamt konnte der Abend in der Moritzbastei vollends überzeugen. Nicht nur der familiäre Charakter sorgte für eine ausgelassene Stimmung, sondern auch die gelungene Bandauswahl. Neben vielen klassischen Elementen der alten Schule waren auch einige aktuelle Strömungen herauszuhören und die Mischung war daher schlichtweg abwechslungsreich. Somit war auch so mancher Soundpatzer oder die ungewohnte Kulisse mit einer nicht nur von Konzertgängern gut besuchten Moritzbastei nicht störend. Dieses Geburtstagskonzert wirkt lange nach – und wenn es im schlimmsten Fall auch nur durch das Klingeln im Gehörgang ist.

In Zusammenarbeit mit Carolin Teubert

Bilder gibt es hier:

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