Enid Interview

Ein wahrlich hervorragendes Werk mit Namen ‚Abschiedsreigen‘ wurde von ENID veröffentlicht. Das Album glänzt durch Vielschichtigkeit und Abwechslungsreichtum. Vor allem Martins Gesang sticht eindeutig heraus, was nicht weiter verunderlich ist, da er eine klassische Ausbildung genossen hat. Aber auch die Instrumentierung, die mit Piano und Flöte angereichert ist, weiß zu überzeugen. Im Folgenden nahmen Martin und Florian sich die Zeit, meine Fragen zu beantworten.

Im Vergleich zum vorherigen Album ‚Nachtgedanken‘ fielen die Stücke abwechslungsreicher aus. Die Geschwindigkeit wurde ebenfalls gedrosselt. Wo sieht Martin die Unterschiede zu ‚Nachtgedanken‘ und mit welchem Elan ist er an die Scheibe rangegangen?
Martin: Ich würde sagen, mit allem zur Verfügung stehenden Elan. Das ist meiner Meinung nach auch die Grundvoraussetzung für eine Scheibe. Ohne vollen Einsatz und ohne eisernen Willen ist das heutzutage nicht möglich. Du hast völlig recht, wenn du sagst, ‚Abschiedsreigen‘ sei abwechslungsreicher geworden. Das war auch eines der Grundziele der musikalischen Weiterentwicklung.
‚Abschiedsreigen‘ ist ja ein Konzeptalbum über einen alten Mann der im Sterben liegt. Wie kam Martin gerade auf solch eine Idee? Ob er über Leben und Tod an sich sinniert hat, als er Gedichte zitierend durch grüne Auen gewandelt ist? Oder gab es einen Bezug zu einem realen Ereignis? (Martins Grossvater verstarb vor geraumer Zeit, sein Vater ebenso) Und wie kann Ute Dammasch damit in Verbindung gebracht werden, welcher ‚Abschiedsreigen‘ gewidmet wurde?

Florian: Zu deiner letzten Frage möchte ich gerne ein paar Worte verlieren. Es ist seltsam, aber die Vergänglichkeit des Lebens und die Traurigkeit über diese Unumgänglichkeit hat unser beider Leben in den letzten Jahren vermutlich massgeblich geprägt. Wir haben lange darum gekämpft, diese CD in dieser Form veröffentlichen zu können, und als der letzte Ton gemixt und das letzte Wort gelayoutet war, endete nicht nur unser Kampf für dieses Album, sondern auch das Leben meiner Mutter, die ebenso hart gekämpft und dennoch verloren hat. Die Thematik von ‚Abschiedsreigen‘ ist für mich so authentisch und nachvollziehbar gewesen, dass es kaum eine andere Möglichkeit gab, das Album in seiner Gesamtheit meiner Mutter zu widmen. Über Details möchte ich bitte nicht sprechen, das wird wohl jeder verstehen können.
Martin: Wie wahr es Florian formuliert hat. In der Tat betrifft diese Thematik uns beide im Besonderen. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich die Texte, beziehungsweise die Musik vor diesem Hintergrund schrieb. Vor drei Jahren starb mein Grossvater und ein Jahr später mein Vater. Klar ist, dass solche Ereignisse prägend sind, aber sie haben unmittelbar nichts mit ‚Abschiedsreigen‘ zu tun. Das uralte Motiv, beziehungsweise der Gedanke daran, dass alles endlich ist, hat mich schon von jeher fasziniert. Ich fand diese Geschichte interessant, vor allem vor dem Hintergrund einer anderen Zeit. Wie mochten Menschen in früheren Zeiten mit diesem Thema umgegangen sein? Was mochten sie gefühlt, gedacht, wovor mochten sie Angst gehabt haben? Meine Gedanken dazu und Antworten darauf sind ‚Abschiedsreigen‘, keine Aufarbeitung meiner eigenen Vergangenheit. Das ist eine Sache, die schon viel früher passiert ist. Der Grundgedanke von ‚Abschiedsreigen‘ ist auch nicht der, den Tod als etwas furchtbar Trauriges und Schreckliches zu schildern. Die ganze Traurigkeit um den Tod herum erwächst im Prinzip nur aus dem Umfeld des Toten heraus, nicht etwa aus ihm selbst. Grundgedanke des Albums ist vielmehr der Versuch, den Tod aus der Sicht des Sterbenden selbst zu betrachten und insbesondere die Einflussnahme anderer Menschen auf das Leben eines Einzelnen. Man muss die Texte schon sehr genau lesen, um den vollen Gehalt zu ergründen, die Emotionen und die schlussendliche Intention des Ganzen. Es bleibt jedem selbst überlassen, zu interpretieren, denn es gibt grundsätzlich nicht eine Version, die exakt das widerspiegelt, was ich ausdrücken wollte und der Text will. Deshalb empfehle ich jedem, sich die Texte aufmerksam durchzulesen. Dann wird es auch völlig nebensächlich sein, wie ich darauf gekommen bin und was ich mir dabei gedacht habe. Jeder wird auf seine eigene Art darauf reagieren und Schlüsse ziehen…
Mal abgesehen von jener Thematik stiessen auch zwei ‘Neue’ zu Martin und Florian.
Für ‚Abschiedsreigen‘ konnten Moritz Neuner sowie Maria Dorn verpflichtet werden. Ich fragte Florian, ob diese zwei Neulinge bei Enid als vollwertige Mitglieder geführt werden oder ob ihre Beteiligung nur Session mässig war.

Florian: Moritz ist auf alle Fälle ein mehr oder minder festes Mitglied von Enid. Natürlich kann er nicht mit uns proben und nimmt auch am SongwritingProzess aus verständlichen Gründen nicht teil, aber sein Interesse an und sein Engagement für Enid beschränkt sich nicht nur auf die Aufnahme von ‚Abschiedsreigen‘. Sollten wir später einmal tatsächlich eine livefähige Band sein, so wird auch Moritz wann immer es geht mit uns auf der Bühne stehen. Bei Maria hingegen verhält es sich etwas anders  ihr Anteil auf dem Album ist verhältnismässig gering. Ob auf der nächsten CD wieder die Notwendigkeit einer weiblichen Stimme besteht, ist noch unklar, daher wird sich zeigen, ob Maria auch dann wieder diesen Part übernehmen können wird. Das lassen wir am besten auf uns zukommen.
Ein bisschen mag es schon verwundern, warum die Wahl auf Moritz und Maria fiel. Ich wollte von Florian wissen, was denn jene zwei Personen besonders auszeichnet.
Florian: Moritz Neuner kannte ich schon seit längerer Zeit durch seine Mitwirkungen bei Dornenreich, Korova, Evenfall und Dreams Of Sanity und habe ihn als äusserst fähigen, technisch enorm vielseitigen Drummer und ausserdem als extrem liebenswürdigen Zeitgenossen kennen gelernt. Trotz der Tatsache, dass er noch verhältnismässig jung ist, besitzt er bereits eine immense Erfahrung mit allen denkbaren Stilrichtungen der Musik. Sein Interesse an neuen Herausforderungen ist ungebrochen. Vor etwa eineinhalb Jahren kam mir die Idee, ihn zu fragen, ob auch Enid solch eine Herausforderung für ihn wäre, und ohne zu zögern sagte er zu, für uns das nächste Album im Studio einzuspielen. Was anfänglich eher eine Vision als eine konkrete Form war, nahm jedoch langsam Gestalt an und gipfelte in einer überragenden Leistung, die Moritz auf ‚Abschiedsreigen‘ gezeigt hat. Sein Drumming ist technisch perfekt, exakt und darüber hinaus scheint er grossen Spass an der Aufnahme gehabt zu haben. Mit Maria kam ich über einige Ecken, das heisst über Freunde und Bekannte in Österreich in Kontakt. Sie ist ebenfalls in unserem Alter, studiert Gesang und Komposition in Wien und kam daher für uns genau in Frage. Ich muss gestehen, dass wir nach ihr mit keiner anderen Sängerin mehr in Kontakt getreten sind, da entweder jede mit ihrer Band beschäftigt ist, in Marias Fall ist das Stardust, eine GothicBand aus Österreich, mit dieser Art von Musik nichts am Hut hat, einen Haufen Geld für die Beteiligung fordert oder aber überhaupt nicht fähig genug für die Anforderungen ist. Maria hat eine saubere Leistung auf ‚Abschiedsreigen‘ abgeliefert. Zugegeben, mit Proben und mehr Zeit hätte das Resultat noch ein wenig verbessert werden können, im Endeffekt sind wir ihr für ihre Mühe und ihre liebe Art sehr sehr dankbar. Leider hat sich der Kontakt mit ihr auf den Studioaufenthalt und die vorausgehenden Planung beschränkt, was ich ein wenig bedauere. Es soll nicht der Eindruck entstehen, wir hätten versucht sie auszunutzen.
Ausserdem wollte ich wissen, ob noch andere Musiker für Enid angeheuert werden sollen. Für ein Live Lineup würden nur noch Bass und Keyboard fehlen.
Martin: Seit längerer Zeit planen wir, endlich mit Enid live zu spielen. Ein Lineup zu finden ist jedoch nach wie vor ein grosses Problem. Als Bassist hat sich mein Freund Michael von der Osnabrücker Band Draconis Sanguis angeboten, auf den wir gerne zurückgreifen werden. Martin würde singen, Moritz spielt Drums, ich übernehme die Rhythmusgitarre. Maria wird jedoch aus Zeitgründen nicht mit von der Partie sein. So fehlen uns noch ein Keyboarder sowie ein Leadgitarrist, die hier im Raum extrem schwer zu finden sind. Ein Freund von uns, der grossen Spass daran hätte mit mir zusammen die Saiten zu malträtieren, findet leider innerhalb des nächsten Jahres keine Zeit, da er mit seiner Schule sehr beschäftigt ist. Wir haben noch Möglichkeiten in der Hinterhand, die jedoch ebenfalls sehr schwierig zu realisieren sind. Je nachdem wie das Material ausfällt, werde ich auf jeden Fall auf dem nächsten Release Rhythmus, vielleicht auch Leadgitarre spielen.
Ich bat Martin, die Lieder auf ‘Abschiedsreigen’ einzeln vorzustellen. Martin: Der erste Titel heisst ‚Erinnerungen‘ und setzt sich als Auftakt der Geschichte sinngemäss mit der Jugend auseinander. Wie fast alle Titel auf ‚Abschiedsreigen‘ ist auch ‚Erinnerungen‘ ein Traumgebilde. Der alte Mann sieht verblasste Erinnerungen seiner Kindheit, eine Zeit der Unbeschwertheit und des Lachens.
‚Weg Der Weisung‘ markiert den, vielleicht entscheidenden, Wendepunkt und die Beeinflussung der Familie des Alten, der dazu gezwungen wird, als Soldat ins Feld zu ziehen. Gleichzeitig zeigt sich das Wunschbild in Form eines alten Gelehrten, der den Jungen durch Ideenreichtum und Aufgeschlossenheit bei gleichzeitigem hohen Alter beeindruckt; ein Gegenpol zu den Eltern und der Familie der Hauptfigur.
Track Nr. 3, ‚Reverie Of Youth In Spheres Of Dream‘, stellt die Jugendjahre vor, erzählt von Tatendrang und ungestümen Kampf gegen das Alter.
Kapitel vier widmet sich der Liebe, die ja in einer solchen Geschichte nicht fehlen darf. Das Mädchen seiner Träume stürzte sich ins Meer, weil sie vom inzwischen zum Ritter geschlagenen eines Feldzuges wegen vernachlässigt wurde. Der alte Mann sieht sie in seinen Träumen wieder und verflucht seine Torheit.
‚Zug Der Vergessenen Reiter‘, fünftes Kapitel der Geschichte, zeigt den Sterbenden als Anführer eines Heeres. Er sieht sich im Traum, an der Spitze voran reitend, mit seinem Heer eine Lichtung passieren, wo sein TraumIch steht und dem Zug der Reiter zusieht und die Taten dieses Heeres und seines Anführers verflucht.
Von den Schattenseiten der Macht und den Kehrseiten von Träumen und Zielen handelt der sechste Song ‚Bondage’s Coronation‘, ‚Krönung Der Knechtschaft‘. Der Titel unterstreicht, dass das grosse Ziel seines Lebens, König zu werden, die Krönung eines aufgezwungenen Lebensweges war. Der alte Mann sieht, dass, sowie er an der Spitze der Macht angelangt ist, andere ihn von dort zu verdrängen suchen, ganz so, wie er es getan hat und er erkennt, dass sein ganzer Weg und seine ganze Herrschaft Verfall und Elend gebracht hat. Insgeheim wünscht er zurückgehen zu können in seine Kindheit, um alles von neuem beginnen und zum Guten wenden zu können.
Im siebten Kapitel ‚Herbststurm‘ sieht sich der alte Mann dem Ende gegenüber. Im Traum steht er vor einem Graben, in dem alles Gewesene und Vergangene vereinigt ist und er weiss, dass er eines Tages hineinstürzen und verschlungen werden wird.
Das achte Lied schliesslich ist ein Abschied. ‚Whispering Of Goodbye‘ ist das einzige Kapitel, das in der Gegenwart des Erzählers spielt. Der alte Mann fühlt sein Ende nahen. Es ist abend und er wird ein letztes Mal einschlafen, um nie wieder zu erwachen. Er verabschiedet sich von der Welt und hofft, dass er nicht ganz vergessen wird.
Dieser letzte Song fällt auch musikalisch aus dem Rahmen, weil er sehr ruhig und melancholisch ist und nicht zuletzt ohne die charakteristischen verzerrten Gitarren auskommt, die in den vorhergehenden sieben Songs einen Stammplatz haben. Über die Musik will ich bewusst nicht viele Worte verlieren. Nur so viel sei gesagt: Die Songs sind wie gewohnt eingängig, jedoch wesentlich abwechslungsreicher und durch das Drumming von Moritz erheblich dynamischer. Eine intensive Beschäftigung mit der Scheibe lohnt sich!
‚Abschiedsreigen‘ ist, so denke ich, ein eigenständiges Album, da es sich nicht wie jede xbeliebige Veröffentlichung auf dem ‘Schwarz“Sektor anhört. Ich würde es gar als avantgardistischer klassischer Gothic Black Metal bezeichnen. Glaubt Martin, dass es für besonders extravagante Bands schwerer ist, Anerkennung zu finden?
Martin: Schwerer oder nicht ist doch völlig egal. Tatsache ist, dass ich Musik für Enid nicht mache, um wie ein toller Hecht von wer weiss wie vielen Leuten cool gefunden zu werden. Es wäre für mich keine Herausforderung, etwas haargenau zu kopieren, beziehungsweise einem Trend zu folgen. Überhaupt ist Trend ein fürchterliches Wort, das zu Musik überhaupt nicht gut passt. Trends sind ultrascharfe, absolut angesagte Klamotten oder irgendein beknackter Firlefanz, den alle Leute unbedingt kaufen müssen und nach einer Woche in die Mülltonne schmeissen. Aber da es in der Musik offenbar auch Trends gibt, benutze ich das Wort trotzdem und sage: Enid folgt keinem Trend. Ich denke, die grosse Anzahl guter Reaktionen auf das bisherige Schaffen Enids spricht für sich, obwohl einige Leute immer noch der Ansicht sind, Enid sei ein SummoningAbklatsch. Dieser Irrglaube wird uns wahrscheinlich auf ewig anhängen, aber so gibt es wenigstens einen Haken, an denen Bösewichter einen Verriss aufhängen können. Auch ein Vorteil…
Ich bedaure sogar ein wenig, dass Enid sich mehr und mehr vom Summoning ‘Stil’ entfernt. Das Majestätische, das Summoning auszeichnet, fehlt mir einfach bei Enid. Enid ist weniger atmosphärisch und eingängig.
Florian: Ich muss zugeben, dass ich deine Meinung in gewissem Masse teile. Summoning ist bezüglich der Atmosphäre tatsächlich unerreicht. Allerdings vergisst du, dass Enid mit Summoning nichts mehr gemein hat, wirklich NICHTS! Die Eigenständigkeit der Musik ist ja nicht durch Zwang erreicht worden, sondern durch eine natürliche schnelle Entwicklung. Von daher ist es wohl verständlich, dass Martins Musik heutzutage vollkommen anders klingt als die von Silenius und Protector, was im übrigen auch sehr viel ehrlicher ist als ein Bandleben lang eine Kopie zu bleiben, wie es manch anderer vorzieht.
Martin: Ich kann mich Florian nur ganz und gar anschliessen. Fanfaren, Hall, Macht und Königliches ist ja schön und gut. Aber diese Attribute müssen nach meiner Meinung auch immer zum Text beziehungsweise zur Stimmung passen. Und ich will nicht Zeit meines Lebens ein und dieselbe Stimmung in meinen Songs reflektieren, das ist mir schlicht gesagt einfach zu engstirnig. Summoning mag ja für eine Weile ganz gut und schön sein, aber irgendwann nervt es mich und ich muss der Monotonie Einhalt gebieten, indem ich den StopTaster betätige. Was ich mit ‚Abschiedsreigen‘ erreichen wollte, ist, dass es zwar eingängige Teile gibt, dass sie aber immer wieder durch unvorhersehbare Elemente abgelöst werden, die im Zusammenhang mit den Texten, beziehungsweise der Intention des Ganzen stehen. Es ist einfach etwas ganz anderes als Summoning. Und mir geht es auch auf den Senkel, ewig Vergleiche mit dieser Musikrichtung anzustellen. Wer Summoning hören will, muss Summoning hören, nicht Enid.
Der Markt ist mehr als gesättigt. Wie sieht Martin eigentlich die Chancen für ‘Abschiedsreigen’? Wird sich das Album gut verkaufen? Oder setzen die Hörer vielleicht lieber auf Altbewährtes, sprich ‘die alten Helden“?
Martin: Ach, meine Devise ist immer: Wer sich selbst keine Hürden aufbaut, fällt auch über keine. Ich weiss, dass die Aussichten für ‘neue’ Bands absolut nicht rosig sind. Ich weiss aber auch, dass ich nichts zu verlieren habe. Ich habe mein Bestes für diese Scheibe gegeben, nun muss der Hörer entscheiden. Ich denke, dass ‚Abschiedsreigen‘ durchaus Potential hat sich gut zu verkaufen, aber ich rechne mir für den Moment mal noch überhaupt nichts aus. Ich kann nur sagen, dass die Musik wie das ganze Produkt sehr gut geworden ist; basta. Der Rest wird sich zeigen. Ob die Hörer eher auf ‘alte Helden’ setzen, kann ich nicht sagen, aber ich weiss nur, dass der Geldbeutel nicht gerade locker in der Tasche sitzt. Von daher werden die ‘Alten’ wahrscheinlich blauäugiger gekauft werden als neue Bands. Dagegen muss man sich eben behaupten.
Ist Florian denn mit seiner Arbeit als Manager der Band soweit zufrieden?
Florian: Wenn ich mir anschaue, wie wir mit Enid angefangen haben und wo wir heute stehen, dann könnte ich wahrscheinlich relativ zufrieden mit dem sein, was ich für das Projekt getan habe. Das Seltsame ist bloss, ich bin es nicht! Das liegt vermutlich einfach an meinem Perfektionsfimmel  ich muss auf alles was ich tue 100% Kraft verwenden, sonst bin ich nicht der Ansicht, dass es tatsächlich das Maximum von dem ist, was ich herausholen kann. Ich denke, mit zehn Stunden Aufwand am Tag und grossen finanziellen Mitteln hätte ich natürlich mehr für Enid tun können. Nichtsdestotrotz hat Enid in den dreieinhalb Jahren seiner Existenz schon mehr erreicht als manch andere Band, was zu 80% natürlich Martins musikalischem Genius zu verdanken ist. Was nutzt schon das beste Management, wenn es nur Scheisse zu managen gibt? Ich vermute einfach, meine Kontakte zu sehr vielen Leuten in der Metalszene haben eine Menge dazu beigetragen, dass alles so gekommen ist wie es gekommen ist. Ich fühle, dass Enid den Rest des Weges mehr oder weniger alleine gehen muss, weil ich an diesem Punkt der Entwicklung nur noch sehr selten in das Schicksal eingreifen kann. Ich werde mich mehr und mehr aus dieser Rolle zurückziehen und mich in die Rolle als Gitarrist einfinden.
Welche Zukunftspläne haben die beiden für Enid?
Martin: Man darf gespannt sein, was in der Zukunft von Enid zu hören sein wird. Ich habe sehr viel Zeit in sound und klangfarbentechnische Weiterentwicklung investiert, um die Atmosphäre transparenter zu machen. Weiter wird natürlich der Einsatz von echten Gitarren noch einen enormen Schub bringen. Ich glaube, dass Enid noch einiges Potential aufweisen kann, was auf Vielversprechendes hoffen lässt. Aber letztlich kommt es auch auf meine ‚Form‘ an. Es kann ja sein, dass ich plötzlich einen akuten Ideenmangel kriege? Oder was passiert, wenn sich Florian den Mittelfinger bricht und er amputiert werden muss? Was passiert dann?…
Florian: Da könnte ich keinen Thrash Metal mehr spielen und auch dir den Finger nicht mehr zeigen, wenn du mal wieder blöde Bemerkungen machst!
Ich bat Martin vom Demo ‚Enid‘ bis zum zweiten öffentlichen Release ‚Abschiedsreigen‘ zu blicken und eine Bilanz zu ziehen. Ist er mit Enid ‘gewachsen’?
Martin: Man darf doch nie mit dem zufrieden sein, was man erreicht hat. Dann wäre doch jedweder Anreiz zum Weitermachen dahin. Was die Entwicklung angeht, kann man eigentlich nur hocherfreut sein. Nicht jeder schafft das, was wir mit Enid auf die Beine gestellt haben. Sicherlich sind wir mit den Jahren der Arbeit an Enid gewachsen. Ich kann nur für das Musikalische sprechen. War das Demo ‚Enid‘ noch ein erster Gehversuch in Anlehnung an ein grosses Vorbild, zeigten sich dennoch in den eigenen Songs schon Ansätze der Eigenständigkeit. Diese wurden in ‚Nachtgedanken‘ ausgebaut und in ‚Abschiedsreigen‘, wage ich zu behaupten, habe ich doch zu einem Stil gefunden, den man selbstbewusst als eigenständig bezeichnen kann. Das allein ist schon eine respektable Leistung, die, da möchte ich noch mal Florian recht geben, ohne Florians tatkräftige Mithilfe niemals zustande gekommen wäre. Dennoch muss noch jede Menge getan werden, und das ist gut so; Enid bleibt damit eine grosse Herausforderung, die immer höhere Ansprüche stellen wird. Zum Beispiel werden wir in allernächster Zukunft etwas an der Präsentation ändern müssen. Denn sich vor dem Hintergrund unserer Musik und vor dem Hintergrund der Zielgruppe, die wir mit unserer Musik ansprechen wollen, müssen einfach die Fotos von uns ein gewisses glaubwürdiges Bild der Band übertragen. Wir haben das vorher nicht so recht ernst genommen, weil wir dachten, dass die Musik sowieso das Wesentliche ist. Dass aber das ‘Image’, wieder so ein grauenhaftes Wort, nicht unbedingt besser wird, wenn man sich mit einer übergrossen, gezeichneten Katze ablichten lässt, und dass man nicht unbedingt Glaubwürdigkeit ausstrahlt, dürfte wohl klar sein. Aber das sind Fehler, aus denen wir gelernt haben und in Zukunft abstellen werden. Man sieht also, es gibt viel zu tun…
Wie steht eigentlich Martins Mutter zu Enid? Martin geniesst ja eine klassische Ausbildung, die so gar nicht zum urwüchsigen ‘Schwarz’ Sound passen mag.
Martin: Da meine Erzeugerin von Natur aus sehr tolerant und allem gegenüber aufgeschlossen ist, gibt es da wenig Probleme. Ausserdem sehe ich da eigentlich keinen grossen Gewissenskonflikt. Nur weil ich gemeinhin ‘schwarze Musik’ mache, heisst das noch lange nicht, dass ich den Nachbarskatzen den Garaus mache, Leichen ausgrabe, oder satanische Messen abhalte. Was das Singen angeht, ist das Kreischen nicht unbedingt schädlich. Ich beschränke es allerdings auf das Nötigste, da es schon eine grosse stimmliche Belastung ist. Und dass eine klassische Ausbildung einem schwarzen Sound überhaupt nicht schadet, zeigt sich ja. Ich denke, dass viele Bands erst einmal vernünftig lernen sollten, ihr Instrument zu beherrschen, bevor sie sich mit eigenen Ergüssen aus dem Fenster lehnen…
Mir ist bekannt, dass Florian Martin in den Black Zirkus führte. Nun hätte ich gerne von Florian erfahren, wie er denn in Kontakt mit dem ‘Schwarz’ Sound kam. Wie wurde er denn darauf aufmerksam beziehungsweise wie hat er zum ‘Bösen’ gefunden?
Florian: Böse bin ich zuallererst natürlich nicht im geringsten!!! Wie ich zum Black Metal gekommen bin… nun ja, da gab es viele Faktoren. Irgendwann vor etwa sechs Jahren bekam ich einen ‚EMP’Katalog zugeschickt, in dem eine Menge Reviews zu Veröffentlichungen dieser Musikrichtung, die mir damals noch komplett verschlossen war, standen. Zudem lag dem Katalog ein CDSampler bei, auf dem unter anderem Samael mit einem Ausschnitt des ‚Ceremony…’Albums vertreten war. Dieses Stück war eines der fantastischsten das ich je gehört hatte und brachte mich auf den Trichter, mich über diese Band und deren Umfeld ein wenig zu informieren. Es folgten Bestellungen und wenig später die Lektüre des ‚Ablaze‘, mit dem ich endgültig in den BlackMetalStrudel hineingerissen wurde. Ich lernte Timo Kölling vom ‚Moondance’Magazin kennen, zu dem ich damals wie zu einem Lehrer aufschaute. Dieser Mann brachte mich regelmässig dazu, vor Ehrfurcht zu erstarren vor seinen Ansichten und dem, was er in seinem jungen Leben auf den Weg gebracht hatte. Rückblickend muss ich mir eingestehen, mich wie ein dummes kleines Kind benommen und mich vermutlich der Lächerlichkeit vollends preis gegeben zu haben. Diese Lehrphase jedoch war es mir wert, denn die Erinnerung an diese Zeit ist trotz allem eine schöne. Über Timo bekam ich Kontakt zu Christoph Dobberstein, der zu dieser Zeit gerade sein Label ‚Ars Metalli‘ gegründet hatte, und wenig später auch zu seinen Bands Menhir, den Die Apokalyptischen Reiter und Anticrisis. Diese gefielen mir alle so gut, dass ich ins Auge fasste, sie ein wenig zu befragen. Zusammen mit der Herausforderung, einen ähnlichen Weg wie Timo einzuschlagen und ein Fanzine ganz alleine zu veröffentlichen, machte ich mich an die Arbeit und hatte ein Vierteljahr später die erste Ausgabe meines Fanzines ‚Magacinum Ab Ovo‘ fertiggestellt. Das war im Sommer 1997. Seit dem haben sich meine Kontakte und Freundschaften zu allen möglichen Bands, Labels und Fanzines um ein Vielfaches erhöht, wofür ich im Endeffekt nur Timo unendlich dankbar sein kann. Ich vermute, ohne seine Existenz würde es auch Enid heute nicht geben, auch wenn das absurd klingen mag.
Wenn man nun einen Blick in die Zukunft wagen würde… Wie würden denn Martins berufliche Ziele lauten?
Martin: Ja, ich werde voraussichtlich der Musik treu bleiben und meine erlernten Fähigkeiten einsetzen. Ich beginne im Oktober mein Schulmusikstudium für die Sekundarstufe II. Von dieser Basis aus werde ich dann meine Stimme voll ausbilden lassen und vermutlich in die Kammermusikrichtung gehen. An einer Instrumentalkarriere habe ich überhaupt kein Interesse. Erstens gibt es genug Leute, die viel bessere Pianisten oder Organisten abgeben. Meine Leidenschaft ist und bleibt der Gesang. Jedoch gleich alles auf eine Karte zu setzen und nur Gesang zu studieren, ist mir doch ein klein wenig zu riskant.
Martin wirkt kein bisschen wie der ‘klassische’ Metaller. Hat er denn nie in Betracht gezogen, dem Klischee gerecht zu werden und sich lange Haare wachsen zu lassen, Kontaktlinsen zu tragen und einen auf mächtig ‘evil’ zu machen?
Martin: Mächtig ‘evil’ ja nun sowieso nicht. Jetzt mal zu den Haaren. Du machst dir  verständlicherweise  keine Vorstellung davon, was man mit meinen Haaren so anstellen, beziehungsweise nicht anstellen kann. Mit zigtausend Wirbeln und einer Wolle, die selbst das dichteste Schaf vor Neid erblassen lassen würde, kann man beim besten Willen keine lange Mähne zaubern. Ausserdem sehe ich das überhaupt nicht als notwendig an. Metaller ist man erstens mit der Seele und nicht mit den Haaren. Die Brille gehört ebenfalls zu mir wie der Schwanz zum Hund, da wird auch nichts geändert. Ausserdem kann ich damit ein wenig Intelligenz vortäuschen… Ich denke, wenn der Rest, sprich Kleidung und die Stimmung der Fotos selber, stimmt, wird es keinen  zumindest keinen, der ernsthaft beurteilt  geben, der mich meines ‘unevilen’ Aussehens wegen verurteilt.
Mit dem Bandnamen ‘huldigen’ Martin und Florian der schönsten Jungfrau zu König Arthurs Zeiten. Haben die zwei doch Enid ursprünglich gegründet um Summoning ihre Ehrerbietung zu erweisen? Warum nahmen sie nich z. B. einen Begriff aus den Büchern Tolkiens?
Florian: Ich denke, im Hinblick auf die textliche Ausrichtung und den Anspruch, nicht ein Leben lang eine Kopie zu bleiben, war es schon geschickter keinen Namen aus dem ‚Der Herr Der Ringe‘ zu wählen. Für mich wäre solch ein Name auch nicht angebrachter gewesen, er wäre schlicht stinklangweilig gewesen und 80% aller Leute hätten ihn sofort wieder vergessen. Das war nie unsere Intention!
Würde Florian gerne zu Zeiten leben, als noch Könige herrschten und holde Jungfrauen aus den Klauen eines üblen Schurken gerettet werden mussten? Übt das Mittelalter einen starken Reiz auf ihn aus? Behagt ihm das 20. Jahrhundert nicht?
Florian: Ich fühle mich im 20. Jahrhundert halbwegs wohl, habe alle seine Annehmlichkeiten zu schätzen und alle seine Nachteile zu hassen gelernt. WCs mit Spülung, EHerde und Autos, Eistee, Telefone, CDPlayer, Deo, wer würde gerne darauf verzichten? Sicher, das Mittelalter ist eine sehr mysteriöse Zeit gewesen, die als Epoche ganz bestimmt einen starken Reiz auf mich ausübt, aber leben möchte ich zu dieser Zeit lieber nicht. Nicht mal die holden Jungfrauen könnten mich dazu zu bewegen!
Martin: Wie immer  und wie könnte ich es wagen, ihm zu widersprechen  schliesse ich mich Florians Meinung an. Mittelalter hin, Jungfrauen her, eine lebenswerte Zeit wäre das glaube ich nicht. Ich bin derart wohlstandsverweichlicht, dass ich auf die Annehmlichkeiten der heutigen Gesellschaft, Keyboards, Computer, Sampler, Sequenzer, Mikrofone, und vieles andere mehr, nicht verzichten kann. Aber nichts desto trotz ist das Mittelalter ein Teil unserer Geschichte, unserer Vorfahren; es lohnt sich sich näher damit auseinander zu setzen.
Welche Fantasy Filme mögen die beiden?
Florian: ‚Conan‘ ist natürlich ungeschlagen, darüber müssen wir bestimmt gar nicht diskutieren. Den ‚1. Ritter‘ fand ich sehr sehr enttäuschend, ähnlich wie den ’13te Krieger‘, dessen Handlung wirklich mehr als absurd war. Ich frage mich nur, wo die 11 Krieger dazwischen geblieben sind! Ausserdem liebe ich historische, blutige und schnulzige Epen, in deren Kategorie meine Lieblingsfilme ‚Braveheart‘ und ‚Gladiator‘ gehören. Generell bleibt aber nicht viel Zeit, um Filme zu sehen, leider. Wenn doch, dann schaue ich auch gerne Streifen anderer Stile, wie nahezu das geschlossene MontyPythonProgramm und Helge Schneider, ‚Das Boot‘, ‚Fight Club‘, ‚Sixth Sense‘ oder ‚Die Neun Pforten‘, auch ‚American Pie‘ war göttlich. Eigentlich habe ich bezüglich Filmen einen recht kommerziellen Geschmack.“
Martin: Ach, das alte ’13te Krieger’Thema. Der Florian fand den ’13te‘ nun mal nicht so toll, ich hingegen mochte ihn. Handlung hin, Handlung her, ist halt ein FantasyFilm und die Stimmung stimmte. Aber lassen wir das. ‚Gladiator‘ und ‚Braveheart‘ sind natürlich göttlich, da kann man nicht meckern, meine absoluten Lieblingsfilme. Auch wenn das jetzt wieder ‘unevil’ ist, ich bin ein absoluter ‚Star Wars‘ und ‚Star Trek‘ Fanatiker, wenn man so will. Science Fiction hat es mir sowieso angetan, ebenso wie Utopien jedweder Art.
Aber zurück zur eigentlichen InterviewThematik. Enid hat bei ‚CCP‘ einen Deal unterzeichnet. Sind Florian und Martin mit der Arbeit welche ‚CCP‘ für Enid verrichtet soweit zufrieden? Lag ihnen nie daran, vielleicht einen Wechsel zu ’nem Label anzustreben, welches mehr Geld in Werbung stecken könnte? Wie zum Beispiel ‚Metal Blade‘ oder ‘Nuclear Blast’.
Florian: Wo du diese beiden Labels gerade ansprichst: ein Wechsel zu einem der beiden käme, egal wie utopisch das auch ist, für mich niemals in Frage. Auf die Geschäftsmethoden von ‚Blast‘ kann ich verzichten, und zu ‚Metal Blade‘, das ich aber für ein sehr gut arbeitendes Label halte, würde Enid ohnehin nicht im geringsten passen. Ein kleineres, ideelleres Label mit einem ungewöhnlichen Geschmack würde zu ENID sicher sehr viel besser passen.
Martin: Uffa, da bewegen wir uns aber auf schlüpfrigem, gefährlichen, treibsandigen Grund. Da Claus und Eva vermutlich ihre Augen überall haben, halte ich lieber das Maul… aber mal im Ernst. Wir können uns echt nicht beschweren. ‚CCP‘ haben ihre Sache bisher ganz ordentlich gemacht.
Wie würde Martin denn Werbung für ‚Abschiedsreigen‘ machen? Warum muss man ‚Abschiedsreigen‘ kaufen?
Martin: Man muss ‚Abschiedsreigen‘ einfach kaufen, weil es zu gut ist, um im Laden stehen zu bleiben. Die Musik ist ergreifend und abwechslungsreich und ein richtiger ‘Hit’ ist mit dem achten Stück auch noch drauf. Die Texte sind tiefsinnig und regen zum Nachdenken an; und nicht zuletzt ist auch noch das Artwork sehr hübsch. Also: Kaufen, sonst verpasst ihr was!!
Martin spielte ‚Abschiedsreigen‘ im ‘berühmten’ ‚CCP‘ Studio zu Linz ein. Anders noch als bei ‚Nachtgedanken‘, wo er alles in seinen vier Wänden eingespielt hatte. Wie waren seine Eindrücke im Studio?
Martin: Die Aufnahmen im ‚CCP‘ Studio waren eine sehr wichtige Erfahrung für mich. Einstimmungsprobleme befallen mich grundsätzlich nicht. Ausserdem hatte ich mich auf die Aufnahmen optimal vorbereitet. Jede Note, die zu singen war, hatte ich vorher zu Papier gebracht und von daher nahmen die Aufnahmen auch nicht sehr viel Zeit in Anspruch. Ich hatte das Material so oft gesungen, dass ich eine genaue Vorstellung hatte und sie auch umsetzen konnte. Mit Claus gab es einen fähigen Produzenten, mit dem die Arbeit absolut reibungslos ablaufen konnte. Der Sound ist auch sehr zufriedenstellend, obwohl ich mit den Keyboards noch nicht ganz glücklich bin. ‚Nachtgedanken‘ war natürlich soundtechnisch weitaus schlechter, aber hatte auch einen gewissen Charme. Ich würde das nicht unbedingt negativ sehen. Aber sicherlich reicht auf Dauer mein ‚Wiesensound Studio‘ nicht aus. Vorproduktionen lassen sich wohl machen, aber keine endgültige CD.
Das Interview näherte sich leider schon seinem Ende. Bevor ich es jedoch ausklingen liess, wollte ich von Martin wissen, was er zum Spruch: ‘Wer das Dunkel liebt, spielt nicht mit dem Licht.“, denkt.
Martin: Wer gerne im Dunkeln lebt ist ein Ärgernis für die Stromerzeuger. Da das unserer Volkswirtschaft nicht gut tut, ist das ein weiterer Grund dafür, warum Metaller in unserer Gesellschaft nicht unbedingt die angesehensten Zeitgenossen sind. Der Satz versprüht in meinen Augen eigentlich nicht viel Weisheit. Es ist einfach eine Logik. Ein Kind, das das Licht scheut, wird kaum, beziehungsweise nur einmal mit einer Taschenlampe spielen. Man könnte natürlich über den tieferen Sinn dieser Worte eine Philosophiepromotion schreiben, man könnte es aber auch bleiben lassen. Da sich Florian in seiner ungewohnt diskreten Art hier schon zurückhält, scheint auf nichts Gutes hinzudeuten. Entweder, er weiss nicht was Licht ist, oder er hat einfach keine Lust, etwas zu sagen. Was ist Licht? Licht ist Leben, ohne Licht gäbe es kein Dunkel, Licht ist Anfang, Ursprung. Dunkel ist böse, das Gegenteil von Licht, die Schattenseite des Daseins, der Teufel verbirgt sich darin, Dunkel ist Tod und Verdammnis. Die Kirche ist das Licht, Jesus ist das Licht der Welt und alle Heiden verkörpern das nebulöse, undefinierbare Dunkel, die Unwissenheit, die Ketzerei, das Schamanentum und die Vielgötterei, die Völlerei, das Übermass und nicht zuletzt die Polygamie. Hahaaaa, was für ein Stuss, ja, ja, aber so ist es nun einmal. Für mich persönlich kann ich nur sagen, dass ich das Dunkel der Nacht und Schwarz als Farbe als inspirierend schätze, aber ohne das Licht nicht leben könnte. Der Satan möge mich dafür mit seiner Forke in den Hintern stechen, mir all seine Dämonen auf den Pelz jagen und mich in einem grossen Kessel schmurgeln lassen; ist mir alles furchtbar egal. Schluss mit den menschlichen Fiktionen. Alles, was ich anerkenne, ist die Natur und die ist eine nie ganz ergründbare Waage, auf der Licht und Schatten gleichauf liegen.
Da Martin solch weise Worte sprach, war es ihm natürlich vergönnt zum Abschluss uns einen guten Rat mit auf den Weg zu geben.
Martin: Ich habe zwei gute Ratschläge. Erstens: Kauft euch das Enid Album. Das ist ein wirklich guter Ratschlag, keine kommerzielle Redewendung. Zweitens: Nutzt eure Zeit sinnvoll und hängt nicht dauernd vor der Glotze rum. Treibt nicht die allgemeine Volksverdummung zusätzlich voran, indem ihr euch beknackte Fernsehsendungen reinzieht. Tut lieber was.  Schliesslich lebt man nur einmal. Rumliegen und rumsitzen kann man im Sarg noch lange genug…
Martin: Mrt.wiesensound@tonline.de, Florian: magacinum@surfeu.de, HP: www.8ung.at/Enid

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