Dissection, Berlin K17

Berlin, K17, 11.11.04

Neben der Reunion von Suffocation und Obituary, dürfte man wohl die Wiedergeburt Dissections definitiv als Highlight des auslaufenden Jahres bezeichnen. So war es natürlich eine Selbstverständlichkeit, am 11. 11. 04 in die Pettenkofer Str. 17A, also das K17, zu pilgern. Zugegeben, anfangs stand man voller Erwartung, jedoch mit gemischten Gefühlen im Hof, würden Dissection dem entsprechen, was man sich erhofft?

Los geht’s in den Konzertsaal, diesmal nicht im Jailbreak Concert, sondern in einem weitaus größeren Raum im gegenüberliegenden Gebäude. Wie erwartet ist der Raum trotz seines Fassungsvermögens gut gefüllt, und die Leute stehen sich teilweise bis in den hinteren Bereich des Merchandise die Beine in den Bauch. Ich hechle gleich zum Merchandise, denn ich habe ein klasse oldschooliges Dissection Tourshirt erspäht, dass ich mir sofort auserkoren habe. Hmm…, allerdings hat man früher für 20 Euro schon ein Longsleeve bekommen, aber egal „früher hatten wir ja noch´n Kaiser…“. Ärgerlicher empfinde ich da hingegen schon meinen „Katze im Sack Kauf“ der „ Maha Kali“ Mcd für 6 Euro. Nach genauerer Betrachtung stellte ich nämlich fest, dass sich neben dem neuen Song Maha Kali lediglich eine neue Version von „Unhallowed (Rebirth Version)“ auf dem Silberling befindet, also eher ne´Singel. Ebenfalls auffällig ist, dass NB anscheinend Dissection nicht mehr unter Vertrag zu haben scheinen, da die Maha Kali Single CD unter Escapi Music veröffentlicht wurde.

Als erstes stehen Watain auf dem Programm. Ich bin froh, dass nicht wie in Stockholm die Deathstars als Vorband gewählt wurden. Bah! Soulreaper war eine annehmbare Band, doch dieser unsägliche Industrial/Goth Hybrid, nee danke! Doch zurück zu Watain, obwohl es sie seit 1998 gibt und ihr aktuelles Album „Casus Luciferi“ bereits die 7. Veröffentlichung markiert, muss ich leider zugeben, dass ich im voraus weder den Namen kannte, noch sonst irgendwelche Informationen über den Support Act des Abends – Watain – hatte. Doch einige Leute sind eigens wegen Watain zum Konzert geeilt. Vor dem Bandbanner stehen zur Linken und Rechten Kuhschädel, sowie Fackeln und ein dickes umgedrehtes Eisenkreuz. Dann erfolgt der Einzug der Gladiatoren. Watain wirken authentisch. Sänger Erik Danielsson (nebenbei Herausgeber des „Hellish Massacre Zines“) trägt im wahrsten Sinne des Wortes ein fetziges T-Shirt, es ist sogar so zerfetzt, dass ich den darauf befindlichen Bandschriftzug nicht erkennen kann. Bassist Tore Stjerna (Funeral Mist, In Aeternum) trägt seinen Bass an einer Stahlkette, während Gitarrist P. Forsberg an selbiger ein großes umgedrehtes Kreuz um den Hals baumeln hat. Dann brettern die Jungs los. Ein guter Schuss Dark Throne ist stellenweise vorhanden. Kein Keyboard, kein Gedudel! Watain beweisen, dass auch anno 2004 roher, ursprünglicher BM voll ins Schwarze trifft. Besonders die Rhythmik der Band hebt sich doch von anderen gleichgearteten Combos ab. Schlagzeuger H. Jonsson ist ein durchaus fitter Drummer, der im Gegensatz zu einigen anderen seiner Kollegen im Schwarz Metal durchaus abwechslungsreich klingt. Leider spielen Watain nicht lange, etwa eine knappe halbe Stunde. Nach dem letzten Song dreht sich Sänger Danielsson unvermittelt um und schreitet grußlos von der Bühne. Die restlichen Mitglieder folgen. Ein etwas merkwürdiger Abgang. Umherstehende spekulieren, der Sänger sei aufgrund zu weniger Resonanz seitens des Publikums beleidigt und deshalb mit Flappe abgezogen. Falls dem so gewesen sein sollte, kann ich dies nicht ganz nachvollziehen, denn es gab wohl Jubelrufe etc., auch wenn bei Watain nicht jeder abging. Bei so einem Abgang denkt man doch eher an eine bockige Diva…

Doch dann folgte der Moment auf den fast alle gewartet hatten. Dissection entern die Bühne. Zwei Fans waren sogar eigens aus Südschweden angereist, um Dissection zu sehen. Auf die Frage hin, warum sie denn nicht in Stockholm gewesen sein, antwortet einer von ihnen, dass die Entfernung fast die gleiche sei und sie es cooler fänden, sich Dissection in Berlin anzugucken. Ich frage weiter, ob sie einen billig Fluganbieter in Anspruch genommen haben. Nein, sie fuhren mit dem Bus von Südschweden nach Berlin. Na, wenn das keine Fantreue ist.

„Nanu, der John hat ja ne Glatze und der Gitarrist auch!“. Überhaupt muss John im Knast wohl nichts anderes gemacht haben, als sich auf die Auftritte zu freuen und Body Building zu betreiben. Man, ist der breit geworden, ein regelrechter Muskelkoloss, der wie eine große Ausgabe von Edward Norten in American History X aussieht. [Anm. Micha: dieser Vergleich soll in keinster Weise der Band oder John eine gewisse polit. Haltung unterstellen, denn auf der Bandpage distanzieren sich Dissection ausdrücklich vom Rassismus]. Man merkt John und den anderen Mitgliedern ihre Spielfreude an. Anfangs ist der Sound etwas zu leise und es fehlt etwas Saft bei Johns Stimme, doch nach einigen Zwischenrufen „Lauter!!“ wird der Sound besser. Nach wenigen Minuten wird klar, John hat in den Jahren der Abwesenheit im Gefängnis nichts verlernt. Dissection frösteln den geneigten Hörer live ebenso wie auf den gepressten Werken „The Somberlan“ und „Strom Of The LightsBane“. Endlich hat der ermüdende Werbefeldzug „Band XY sind die neuen Dissection“ ein Ende, denn sie sind zurück. „Rebirth of Dissecrtion!“ Im Laufe des Gigs wird das aktuelle Line-up der Band durch John Nödtveidt (Vocals/Gitarre) vorgestellt. Und die Männer, die er sich rekrutiert hat, sind keine unbeschriebenen Blätter: Set Teitan (aka. Sethlans bei Aborym)– Gitarre; Brice Leclercq (Nightrage)– Bass; Thomas Asklund (aka. Alzazmon bei Dark Funeral, Dawn, Infernal)– Schlagzeug. Live überzeugt die neue Mannschaft komplett. Die Fans bekommen, wonach es ihnen verlangt: Unter anderem “Nights Blood” (Storm Of The Light’s Bane,1995) und viele andere Perlen. Auch ein Instrumental wird eingespielt „Feathers Fell“(The Somberlain,1993/Where Dead Angels Lie [EP],1996). Wer diese Melodie nicht kennt, der hat wirklich etwas verpennt. Weiter geht’s mit den Klassikern „Where Dead Angels Lie“(Storm Of The Light’s Bane,1995/ Where Dead Angels Lie [EP],1996), “Retribution- Storms Of The Lights Bane” (Storm Of The Light’s Bane,1995) Dann folgt die Primiere des neuen Songs “Maha Kali”. Er klingt schon nach Dissection, John verwendet hier auch cleane Vocals und eine eingespielte, leise Stimme singt wiederholend „Maha Kali“. Irgendwie scheint es, als würde John versuchen,die Reaktionen des Publikums auf den neuen Song einzufangen. Es scheint, als würde das Publikum „Maha Kali“ wohlwollend aufnehmen. Auch der zweite auf der Single befindliche Song “Unhallowed” (Storm Of The Light’s Bane,1995/Maha Kali, 2004) findet heute Abend seinen Weg auf die Bühne. „Elisabeth Bathory” (Tormentor Cover auf Where Dead Angels Lie [EP],1996) soll eigentlich den Auftritt beschließen. Natürlich machen die Fans einen Strich durch die Rechnung-„Zugabe!!!!!“ So lassen sich Dissection natürlich nicht lumpen und treten wieder auf die Bühne. Es folgt der Abschluss “Thorns Of Crimson Death” (Storm Of The Light’s Bane,1995) und schließlich “A Land Forlorn” (The Somberlain,1993). Die meisten werden sich wohl darüber einig sein, dass dieses Konzert ein großer Comeback Erfolg für Dissection war.

Nach einer Spielzeit von über einer Stunde neigt sich leider auch diese Konzert dem Ende. John Nödtveidt wird von Fans umlagert, die mit ihm reden, ihm auf die Schulter klopfen oder Shirts und Bookletts signiert haben wollen. Da es keinen einzigen Stift im K17 zu geben scheint, müssen Fans ihren Stift an John verleihen, damit er überhaupt Autogramme geben kann. Da es wie gesagt nur einen Stift gab, haben die anderen Bandmitglieder entsprechend in die Röhre geguckt. Irgendwie fiel es schwer, das Bild des Mannes dieses Abends, der ruhig sprach und geduldig alles über sich ergehen ließ, mit dem Bild eines Mörders in Einklang zu bringen, seltsam…Willkommen zurück Dissection!

Dissection: www.dissection.nu
Watain: www.templeofwatain.com
K17: www.k17.de

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