Deadend in Venice Interview

DEADEND IN VENICE konnten mich mit ihrem Debüt „See you on the ground“ vom Fleck weg begeistern. Angefangen von der recht knappen Spielzeit ist zwar noch nicht alles Gold, was glänzt, aber der Fünfer kommt authentisch rüber und versprüht soviel Spielfreude, dass ich mich dem nicht entziehen konnte. Im Doppelpack stellten sich Gitarrist Kevin und Growler Christian meinen Fragen zu den Anfangstagen der Band, Namensgebung, dem untergehenden Venedig, Familienbande in der Band und Klassenfahrt nach Tomlin. Damit geht es auch gleich los…

Hi Kevin und Christian, Ihr seid gerade eben vom Metalcamp in Slovenien zurück. Wie war es? Was habt Ihr für Eindrücke mitgebracht? Den Fotos nach, sieht es ein bisschen aus wie Deadend-in-Venice-Klassenfahrt…

Christian: Ja, wir haben diesmal auch die Fotos vom Zeltplatz bevorzugt, da die Konzertbilder sich am Ende sowieso doch alle sehr gleichen und wir mehr von der Umgebung und Stimmung einfangen wollten, die dort in Tolmin eben doch einfach einzigartig ist. Nicht umsonst haben wir uns gegen VIP Camping entschieden und die von uns bevorzugte Stelle der letzten Jahre als Gäste besetzt. Nichtsdestotrotz war auch die Show ein echter Erfolg und gut gefüllt gewesen, doch das eigentliche Highlight sind beim Metalcamp immer die vielen Gesichter aus den verschiedensten Nationen und das Feiern miteinander.

In Eurer bisherigen Live-Geschichte scheint das schon ein kleiner Höhepunkt gewesen zu sein, zumindest der erste Auftritt im Ausland. Wie kam es dazu?

Christian: Ein Höhepunkt war es definitiv. Im Ausland ist es immer etwas anderes, da das Publikum dort oft anders reagiert als in Deutschland. Außer Frank und mir hat noch keiner dahingehend Erfahrung gehabt, doch scheinen wir die Show souverän gemeistert zu haben. Spaß gemacht hat es jedenfalls! Wir werden dieses Jahr gleich noch eine zweite Auslandserfahrung beim Brainstorm-Festival in den Niederlanden sammeln. Da darf man auch gespannt sein! Beim Metalcamp fing es damit an, dass wir uns für das Voting angemeldet hatten bezüglich der Slots für die 2nd Stage. Schon vor Beendigung bekamen wir allerdings Nachricht, dass Interesse vorhanden sei – die Zusage unsererseits war ja klar und die Freude groß!

Lasst uns mal über die Anfänge Eurer Band sprechen: in Eurer Bio liest sich relativ unspektakulär, dass ihr Euch 2008 gegründet habt, im selben Jahr folgte das erste 3-Track-Demo. Was gibts sonst aus Euren Anfängen zu erzählen?

Kevin: Wichtig ist wohl das es eine Ur-Version von Deadend in Venice gab, allerdings unter anderem Namen, die über die Jahre gereift ist. Es gab mehrere Pausen und Wechsel, weil einige Mitglieder mit der musikalischen Entwicklung nicht zufrieden waren. Speziell mit dem Eintritt von Christian und dem daraus folgenden Wechselgesang zwischen Frau und Mann gab es für manche Probleme. Wir wollten diese Mischung jedoch sehr gerne beibehalten. So kristallisierte sich langsam aber sicher der feste Kern der Band heraus. Schließlich gründeten wir dann 2008 (nach der längsten Pause) schließlich die Band unter dem heutigen Namen und mit der Prämisse 100% zu geben und das immer! Kurz darauf folgten auch schon unsere Demos und erste Konzerte. Mit dem Abschluss von Franks Studium begannen dann endlich die Arbeiten am Album.

Gab es für Euch vor Deadend in Venice bereits andere musikalische Berührungspunkte/ Gehversuche? Speziell in Bezug auf Annabell interessiert mich, ob die klare Stimme natürlich gegeben oder durch Unterricht geschliffen ist.

Kevin: Schon vorher Musik gemacht und ordentlich unterwegs gewesen sind vor allem Frank und Christian. Beide spielten in der Gothic Metal Band Monoblock über zehn Jahre zusammen und tourten mit ihrem anderen Projekt xCROSSCHECKx durch alle möglichen Ecken bis sogar nach Indonesien. Was Annabell betrifft, war sie auf „See you on the ground“ noch nicht durch Unterricht geschliffen, jedoch arbeiten wir mittlerweile unter anderem auch an ihrer Stimme und von daher nimmt Annabell nun schon seit einiger Zeit Gesangsunterricht. Damit ist sie nicht die einzige. Die gesamte Band ist darauf bedacht sich stets zu verbessern, zum einen durch Unterricht, wie Annabell, Christian oder ich oder zum anderen auch durch viel eigenständige Übung.

Fragen gibt mir auch Eure Namensgebung auf: welche tiefere Bedeutung steckt hinter Deadend in Venice?

Christian: Eine häufig gestellte Frage… Meine Idee war eigentlich, gefangen in einer dem Untergang geweihten Umgebung fest zu hängen. Da schien mir Venedig mit seinem ständig schlimmer werdenden Hochwasser-Problem, gefördert durch das Ansteigen des Meeresspiegels als optimale Metapher. Ein untergehendes Juwel alter Tage, wenn man so will. Dort dann in einer Sackgasse festzusitzen, ohne Ausweg, kam meiner Vorstellung im Bezug auf Individuum und Weltgeschehen schon extrem Nahe. Nicht zuletzt kam daher auch die Idee für den Albumtitel „See you on the ground“.

Ihr seht (vom Alter her) aus, als wärt Ihr nicht unbedingt mit dem melodischen Death Metal der frühen/mittleren Neunziger aufgewachsen. Was hat Euch zu diesem Stil gebracht?

Kevin: Ich für mich kann sagen das ich durch die frühen Children of Bodom zum Metal gekommen bin. Von da aus habe ich einige Arch Enemy Sachen angehört und durch Christian einige Songs und Alben von In Flames.

Christian: Was die Neunziger betrifft haben Frank und ich da schon einiges mitbekommen. Auch Annabell dürfte beizeiten in Berührung mit dieser Musik gekommen sein, da ihr Vater schon immer einen Hang zur härteren Gangart hatte. Ich selbst habe die Göteborger Schule durch In Flames „Whoracle“ kennen und lieben gelernt, vorher allerdings schon Bands wie Death sehr gern gehört.

Gesanglich setzt Ihr neben der klaren Stimme Annabells auf Christians Growls/aggressive Vocals. Wonach richtet sich der Einsatz der Beiden? Wie es musikalisch am besten passt oder auch bezogen auf die jeweiligen Textpassagen?

Kevin: Wir überlegen recht lange wer was singt, es sollte textlich und musikalisch schon passen.

Christian: Bei den neueren Songs arbeite ich auch nicht mehr mit vollständigen oder finalen Textfassungen, damit wir zugunsten des Songs und des Arrangements noch Änderungen und gegebenenfalls Ergänzungen vornehmen können. Gerne erarbeite ich am Song oder an Annabells Melodien noch finale Textstrecken bis der Song ein Ganzes ergibt. Wir tauschen uns dann auch über die Inhalte aus, damit die Empfindungen der jeweiligen Passagen klar, nachvollziehbar und für jeden auch passend sind. Ich denke gerade diese Arbeit wird man dem neuen Material auch anhören.

Neben diversen positiven Reviews habe ich auch einiges an mittelmäßiger oder sogar unterdurchschnittlicher Kritik für Eure Musik gelesen. Wie geht Ihr mit wenig wohlwollendem Feedback um? Was nehmt Ihr Euch für die weitere Arbeit mit der Band zu Herzen und was lässt Euch einfach nur den Kopf schütteln?

Kevin: Manche Kritikpunkte kann man tatsächlich gut nachvollziehen andere hingegen nicht. Wir nehmen uns schon manches zu Herzen, doch oft sind gerade das Sachen, die wir selbst schon festgestellt hatten. Die Simplizität der Songs z.B. ist gelegentlich Thema und ich kann guten Gewissens behaupten, dass sich hier einiges tun wird.

Christian: Das Niveau der Rezensionen ist wichtig. Gerade bei schlechten Bewertungen neigen einige Redakteure anscheinend dazu ihren Gefühlen zu sehr freien Lauf zu lassen, was besonders ins Gewicht fällt wenn der Schreiberling offensichtlich nicht im geringsten etwas mit der Musikrichtung anfangen kann, da er beispielsweise sturer Black Metal Fan der ersten Tage ist.

Kevin: Das stimmt. Gerade Annabell hat sich anfangs gerade diese Art von Rezensionen sehr zu Herzen genommen, doch ich denke mittlerweile weiß jeder in der Band, dass es solche und solche gibt und immer geben wird. Ändern werden wir nichts, nur weil es ein Redakteur gerne so hätte.

Euer Album mit einer Spielzeit von ca. 32 Minuten Spielzeit als Grundlage genommen + das 2008er Demo scheint Euer Repertoire momentan nur um die zehn Songs zu umfassen. Das kann doch nicht alles sein, oder? Seid Ihr schon mit dem Komponieren neuen Materials beschäftigt?

Kevin: Leider ist das derzeit so. Ich habe jedoch bereits angefangen am zweiten Album zu arbeiten. Es gibt massig gute Ideen, die wir viel sorgfältiger ausarbeiten wollen um eine deutliche Steigerung zu erzielen. Die Musik hat sich meiner Meinung nach enorm weiterentwickelt und es wird deutlich abwechslungsreicher und tiefer sein als es „See you on the ground“ noch war. Ich bin sehr gespannt auf die Meinungen von außen…

Christian: Ein paar mehr als zehn Songs sind es schon… Wie schon erwähnt haben die Arbeiten am neuen Material schon begonnen und schreiten auch gut voran. Ich bin extrem gespannt wie die Verbesserungen der einzelnen Mitglieder sich bemerkbar machen werden.

„See you on the ground“ erschien beim englischen Label Casket Music, das zwar mit Plastic Head einen starken Vertrieb im Hintergrund hat, ansonsten aber kaum in Erscheinung tritt. Von ca. 40 Veröffentlichungen in 2011 ist mir kaum eine überhaupt bekannt. Das hat ein bisschen was von Masse statt Klasse. Was ist Euer Fazit der bisherigen Zusammenarbeit? Welchen Support habt Ihr erhalten? Erscheint ein eventueller „See you on the ground“-Nachfolger auch noch bei Casket?

Kevin: Es ist nicht besser oder schlechter als andere Label in der Größenordnung. Der Support ist aber wirklich eher bescheiden. Der Nachfolger wird mit aller Wahrscheinlichkeit mit einem anderen Partner veröffentlicht werden.

Apropros „See you on the ground“ – welcher Ort ist das für Euch?

Christian: Wie schon angerissen ist der Album Titel passend zum Bandnamen gewählt. Umgekehrt betrachtet also werden wir uns alle irgendwann, wenn wir alles verbraucht und dem Erdboden gleich gemacht haben umschauen und uns auf dem sprichwörtlichen Boden der Tatsachen wiederfinden. So wie wir Venedig vielleicht demnächst auch lieber mit Taucherausrüstung besuchen sollten… Um das zu unterstreichen haben wir mit „Tomorrow never comes“ als finalen Track auch nochmal genau dieses Thema aufgegriffen.

Mich würden generell einige andere Details zu Euren Texten interessieren: Kannst Du ein paar Worte allgemein dazu sagen? Speziell interessieren mich dann noch „Long way home“, „The monkey in my closet“ und „Dirty little princess“.

Christian: Generell wird mir nachgesagt, dass meine Texte sehr kritisch wären – sind sie auch abgesehen von etwas älteren Gefühlsduseleien („Last chances“). „Long way home“ hingegen ist tatsächlich als eine Art Bandhymne geplant worden. Es geht um die Band und wie wir selbstbewusst und stur in die Welt hinausgehen, bis wir auf dem langen Heimweg schließlich mit unseren Liedern auf den Lippen zurückkehren und hoffentlich einen besseren Platz zum Leben vorfinden als der den wir anfangs verlassen hatten. Der „Monkey“ handelt von Ängsten. Diese die wir uns selbst auferlegen, anstatt uns ihnen zu stellen. Jeder hat seinen eigenen Affen im Schrank und muss mit ihm klar kommen. Ich für meinen Teil habe keine Lust in irgendeiner Art von Furcht zu leben. „Dirty little princess“ ist ein Text, bei dem ich speziell versucht habe auf Annabells Vorstellungen einzugehen. Sie bat mich nach bestimmten Gesichtspunkten einen Text zu schreiben. Mit meinen Einflüssen und Vorstellungen gepaart ist es ein Text geworden, bei dem ich oft in mich hinein lächeln kann. Wie schon erwähnt sollen die neueren Songs sich dann noch mehr an unser beider Vorstellungen orientieren. Sie werden sicher auch deutlich persönlicher ausfallen.

Ihr nutzt die breite Palette der sozialen Plattformen und Netzwerke für die Band (Twitter, Facebook, Reverbnation, YouTube…). Welche nutzt Ihr privat am liebsten und welche ist in Bezug auf die Band am hilfreichsten & bringt das meiste Feedback?

Kevin: Ein breites Spektrum an Plattformen ist heutzutage beinahe unumgänglich. Wir wollen überall Präsenz zeigen und auch überall etwas bieten können. Facebook bietet hier aber offensichtlich das meiste an Feedback und das sehr direkt und schnell. Man ist Nahe am Hörer und hat sehr guten Einblick auf Zugriffe und Zahlen.

Christian: Privat nutzen sicherlich alle in der Band am meisten Facebook. Ich selbst allerdings bin ein großer Fan von LastFM. Gerade was Musik angeht halte ich diese Plattform für sehr repräsentativ. Wer sich dort anmeldet ist an Musik interessiert und auch bereit neue kennen zu lernen. Als Band hat man hier super Einblick, ob die eigene Musik von Interesse ist und kann auch sehr schön und schnell Vergleiche ziehen.

In Euer Band taucht zweimal als Nachname Klein auf – bei Dir (Kevin) & Annabell. Ich nehme an, dies ist nicht zufällig. Wie wichtig ist die familiäre Verbindung innerhalb des Bandgefüges?

Kevin: Annabell und ich sind jetzt seit 2009 verheiratet. Ich würde schon sagen, dass da die familiäre Bindung wichtig ist. :-)

Aber auch zu allen anderen Bandmitgliedern ist die Beziehung durchaus familiär. Das ist essentiell wichtig für uns denke ich. Man muss die Menschen in seiner Band mögen, verstehen und respektieren, anders funktioniert es nicht – zumindest nicht gut.

Was gibts noch zu Euch zu wissen/ zu sagen?

Christian: „Always straight forward“, das ist der Weg. Wer’s noch nicht getan hat, hört einfach rein bei uns und seid definitiv auch auf unseren neuen Stuff gespannt! Wir wollen und werden kein „See you on the ground 2“ abliefern – ein Grund mehr sich das alte zu sichern und auf’s neue zu warten!

Ansonsten haltet Ausschau auf

www.deadend-in-venice.de
http://de-de.facebook.com/deadendmetal

Vielleicht sind wir ja mal in eurer Nähe, dann kommt vorbei und wir lassen es zusammen krachen!

Bis dahin, Cheers!

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