Dead Eyed Sleeper Interview

Dead Eyed Sleeper aus Süddeutschland wurden bereits seit einigen Jahren unter dem Namen Legacy als Death Metal Geheimtip im Underground gehandelt. Die musikalische Reise der Band begann mit der Scheibe „Art of Killing“ mit Mid-tempo lastigen, eingängigen Songs. Die Entwicklung zu härteren, kompromisslosen und komplexeren Songs war bereits auf dem Nachfolger „Pain for the masses“ abzusehen und wurde mit der MCD „Sickening Foresight“ weiter geführt. 2007 meldete sich die Band mit neuem Namen, neuem Album und wohlverdientem Plattenvertrag zurück. Der aktuelle Silberling „In Memory of Mankind“ konnte mich bereits beim ersten Anhören begeistern und auch nach einem Jahr ist das vielschichtige und abwechslungsreiche Album nicht langweilig geworden. Momentan befinden sich Dead Eyed Sleeper im Studio und werkeln am neuen Album, das ich bereits sehnsüchtig erwarte. Und neugierig wie ich bin, habe ich vorab ein paar Fragen rausgeschickt, die mir Sänger Sam bereitwillig beantwortet hat.

Zuerst möchte ich wissen, warum ihr den Bandnamen von Legacy in Dead Eyed Sleeper geändert habt. Warum paßt Dead Eyed Sleeper besser zu euch und welche Bedeutung verbindet ihr mit dem Namen?

Ja die Frage ist berechtigt und wir haben uns seit Jahren praktisch vor jeder Veröffentlichung mit dem Gedanken rumgeschlagen, bevor wir es für IMOM endlich realisiert haben. Der Name Legacy stammt noch aus unseren Anfangstagen als wir im zarten Alter von 13/14 begonnen haben zusammen Musik zu machen. Gestört hat uns jedoch recht bald die inflationäre Verwendung dieses Wortes besonders im Metal Bereich und gerade für Bandnamen. Dazu kommen noch die ganzen Legacy von und zus, was den Wiedererkennungswert einer aufstrebenden Band nicht gerade steigert. Ausschlaggebend war dann letztendlich unsere musikalische Entwicklung der letzten Jahre zusammen mit einigen Besetzungswechseln in der Rhythmusfraktion. Ferner sagt der Name einfach mehr aus und ist wohl auch etwas rätselhafter, da es sich um ein Kunstwort handelt, das für ein Wesen, eine Existenz, eine Form steht. So beschäftigen sich auch unsere Texte mit den Gedanken, Erfahrungen, Ängsten des D.E.S.

Mein Kompliment für das noch aktuelle Album „In Memory of Mankind“, dessen Veröffentlichung schon ein Weilchen (knapp ein Jahr) zurück liegt. Wie waren die Reaktionen auf die Scheibe? Gab es Feedback aus dem Ausland?

Erstmal vielen Dank für das Kompliment. Ja wir haben sehr positive Reaktionen für unser Album erhalten, was uns natürlich in unserer Marschrichtung bestärkt. Allerdings gab es natürlich auch Kritikpunkte, womit wir aber auch gut leben können und selbst ist man als Band ohnehin sein schärfster Kritiker. Bei einzelnen Reviews, durchaus auch namhafter Mags, die wir hier jetzt nicht namentlich nennen wollen, waren wir allerdings sehr von der journalistischen Herangehensweise enttäuscht, ja gar geschockt. Versteht uns bitte nicht falsch, die Platte muss sicher nicht jedem Gefallen und von produktiven Kritikpunkten kann man ja auch nur profitieren, aber manchmal haben wir uns schon gefragt, ob die Platte denn je gehört wurde, ohne dabei Fern zu sehen oder Staub zu saugen. Aber dieser Eindruck bestätigt sich leider immer wieder, dass den „kleineren“ Bands oft nicht die nötige Zeit gewidmet wird und Reviews lieblos nach einem Durchlauf verfasst werden. Gerade IMOM braucht sicherlich einige Durchläufe, bis sie vollends zündet und man jedes Detail wahrgenommen hat, was wir immer wieder auch von Fans bestätigt bekommen.
Was das Ausland betrifft waren gerade die Reaktionen aus dem AmiLand sehr erfreulich, und es hat uns einmal mehr bestätigt, dass es dort eine ausgedehntere Kultur des vielschichtigen Death Metals zu geben scheint als Hierzulande.

„In Memory of Mankind“ ist komplexer ausgefallen als das alte Material. Hattet ihr diese Entwicklung geplant oder hat sich das sozusagen ergeben? Wo seht ihr darüber hinaus die Weiterentwicklung zum Vorgänger „Sickening Foresight“?

Ich denke, da ist von beidem was dabei. Diese Art von Death Metal hat uns einfach schon immer fasziniert, doch braucht es natürlich eine gewisse musikalische Reife, um sich selbst dieser komplexeren Form des Death Metal zu widmen. Ich denke da natürlich an die spielerischen Fähigkeiten, besonders aber auch an das Songwriting. Aber unsere Songs entstehen, wie uns die Ideen kommen, da wird nicht geplant jetzt ein besonders komplexes Riff zu schreiben oder ähnliches. Was uns umtreibt fließt in die Musik, so einfach ist das.
Der Hauptunterschied dürfte darin liegen, dass wir verstärkt genrefremde Einflüsse integriert haben, teilweise auch eher unterschwellig ohne den groben Rahmen des Death Metal zu verlassen. Diese Entwicklung haben wir auch auf unserer kommenden Scheibe noch ausgeweitet unter anderem durch die Verwendung verschiedener Gitarrensounds, oder Drumrhythmen, die nicht unbedingt dem Metal entspringen.

Vielleicht ein paar Worte zu jedem der Songs auf dem Album. Gibt es ein Textkonzept?
Ich denke eine Stärke des Albums ist, dass es von allem etwas hat. Es gibt straightere Songs wie Erupting Hatred oder das punkig grindige From Cave to Grave, sehr melodische Midtempostampfer wie The Nail Song oder Short Flickering of Bliss oder auch verworrenes düsteres Material wie Sickening Foresight oder Drowned in Reality. Dazu kommen noch die zwei akkustischen Zwischenstücke sowie das Outro mit Cello und Violine. Diese Variabilität zusammen mit einer leicht hektischen Grundstimmung ist dann wohl auch ein Hauptgrund, warum man der Scheibe einfach etwas Zeit geben sollte.
Die Texte von „In Memory Of Mankind“ sind genau genommen Requiems für die Menschheit und im Ganzen eher als Themenkonzept zu verstehen. Es sind Eindrücke, Erkenntnisse und damit Erinnerungen an die Menschheit, welche leider ein sehr enttäuschendes Bild bei uns hinterlassen hat. Übrigens, wir sind Momentan wieder im Studio, um den Nachfolger von IMOM einzuzimmern, welches voraussichtlich im Juli fertig sein wird. Das Kind wird ein Konzeptalbum, man kann also sehr gespannt sein!

Dann erzähl mal gleich etwas über die neuen Songs! Ist schon alles im Kasten? Und für wann ist die Veröffentlichung geplant?

Ja, da sprichst Du unser aktuelles Lieblingsthema an. Wir haben die Aufnahmen zu unserer neuen Scheibe gerade abgeschlossen und haben für Juni erneut die Iguana Studios gebucht, um den Mix sowie das Mastering abzuschließen. Da wir schon für IMOM einen Großteil der Aufnahmen selbst durchgeführt haben (an dieser Stelle nochmals besten Dank an unseren Kumpel Ingo von den Fragments Of Unbecoming & Veneral Disease) und dies auch diesmal beibehalten haben, merkt man einfach unseren Zuwachs an Erfahrung zum einen bei der Soundqualität. Aber auch was das Songwriting betrifft haben wir unserer Meinung nach erneut einen großen Schritt nach vorn gemacht. Die neuen Songs sind etwas zugänglicher ausgefallen, ohne jedoch an Komplexität oder Verspieltheit einzubüßen, im Gegenteil! Sowohl vom gesanglichen als auch musikalischen Aspekt sind die Songs vielschichtiger ausgefallen als je zuvor. Es handelt sich, wie bereits angedeutet, um ein Konzeptalbum, das sich thematisch um den Dead Eyed Sleeper dreht. Das Album wird den Namen „Through Forests Of Nonentities“ tragen und ist in drei Kapitel (Enclosure – Transformation – Exit) eingeteilt. Thematisch geht es um die dramatisch-emotionale Entwicklung unseres Sleepers.
Zuviel wollen wir über den Inhalt noch nicht verraten, nur soviel dass die Texte mehr denn je eine Einheit mit der Musik und dem Gesamtwerk eingehen. Ferner sind die Texte trotz Konzept offen genug gehalten, dass jeder mit seinem eigenen „eye“ Facetten entdecken wird. Für das Cover ist Sascha Ehrich verantwortlich, der ja ebenfalls von unseren brothers von Fragments Of Unbecoming ist. Vorab kann man schon mal sagen, dass es sich um eines der intensivsten Artworks handelt, die wir in unserer bisherigen Bandhistory je hatten.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass ihr mit eurem Label (Musicaz Records) Probleme hattet (Verzögerung der Veröffentlichung o. ä.). Was ist da vorgefallen und wie läuft die Zusammenarbeit allgemein? Seid ihr in Verhandlungen mit einem neuen Label?

Also zu Musicaz können wir nun wirklich nichts schlechtes sagen. Die Veröffentlichung musste zwar leicht verschoben werden, was aber andere Gründe hatte und es handelte sich lediglich um ein paar Wochen. Ferner sollte man nicht vergessen, dass es sich um ein kleines Underground-Label handelt und der Kai hat sich in seinem Rahmen wirklich voll reingehängt. Was uns etwas gefehlt hat wären erschöpfendere Vertriebswege im Ausland gewesen, aber wir bewundern es eher, dass es noch Leute in der Szene gibt die mit viel Herzblut an aufstrebende Bands glauben und ihnen eine Plattform bieten.
Unsere Zusammenarbeit ist zwar in diesem Jahr ausgelaufen, was aber nichts mit Zwistigkeiten zu tun hat und es wäre nicht ausgeschlossen, dass man irgendwann noch mal in irgendeiner Weise zusammenarbeitet. Noch ist was die kommende Veröffentlichung angeht nichts gesichert. Wir werden nach dem Mastering eine Reihe Demos an Labels verschicken. Wer sich also angesprochen fühlt, möge sich gerne bei uns melden!

Ich bin gerade bei Youtube auf das Schweisser-Cover-Video („Eisenkopf“) gestoßen. Was ist das für eine DVD, von der die Aufnahme stammt?

Die Aufnahme stammt von einem Festival namens „Pain in the Ass“, das unser Kumpel Cashi von moshkeller.de jährlich im Cafe Central in Weinheim veranstaltet. Zu diesem Anlass wurden von den fünf beteiligten Bands jeweils 4-5 Songs für eine DVD mitgeschnitten.

Sind für diesen Sommer Festivalauftritte geplant oder habt ihr Tourpläne?

Ein schönes Festival in Österreich, für das wir fest gebucht waren, musste leider aus diversen Gründen von den Veranstaltern abgesagt werden. Ansonsten wird der Sommer (leider) etwas ruhiger, was hauptsächlich mit der aktuellen Konzentration auf die Studio Arbeit sowie mit momentanen beruflichen Umständen zu tun hat.

Sind die Legacy Alben noch erhältlich? An dieser Stelle kannst Du gern Werbung für Merchandise etc. machen.

Die Pain For The Masses Scheibe und das Sickening Foresight 5-Track Demo sind noch erhältlich. Ein paar shirts und diverse Buttons haben wir auch noch zu bieten. Unser Debut Art Of Killing ist leider seit Jahren vergriffen, wobei wir jedoch mit dem Gedanken spielen es in einer kleinen Auflage selbst noch einmal zu veröffentlichen, da doch immer mal wieder anfragen kommen. Ansonsten werden wir für die neue Scheibe auf jeden Fall wieder T-Shirts drucken lassen und wohl auch ein paar Kapus.

Wo seht ihr eure Einflüsse? Welche Musik/Bands hört ihr privat?

Das mit den Einflüssen ist immer die schwierigste Frage, da einen unbewusst denke ich das Leben an sich ständig beeinflusst. Was unser privates Musikvergnügen angeht könnte es bunter wohl kaum sein. Von extremem Metal wie Morbid Angel, Pestilence, Meshuggah, Carcass, Cryptopsy, Cephalic Carnage, Death etc… über progressiver Töne wie Opeth, Tool, Porcupine Tree, Amplifier, Spacerock a la Hawkwind und Monster Magnet bis hin zu Portishead, Björk oder Sigur Ros und etc… ist bei uns alles im heimischen CD Regal zu finden.

Wie ist euer Eindruck von der deutschen Death Metal Szene?
Es gibt immer wieder sehr guten Death Metal aus deutschen Landen. Der Underground lebt
und das ist gut so!!!

Gibt es noch etwas, was ihr unbedingt loswerden wollt? Ansonsten danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

„Through Forests Of Nonentities“ wartet nur noch darauf kommendes Wochenende gemastert und von einem interessierten Label veröffentlicht zu werden. Es wird definitiv ein walzendicker, tötender Knochenbrecher!! Und was fürs Auge gibt es ohnehin noch dazu!! Fahrt es Euch rein!!!

http://www.myspace.com/DeadEyedSleeper

www.deadeyedsleeper.com
www.musicaz.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*