Dark Troll Festival 2018

Zum neunten Mal fand in diesem Jahr das beliebte kleine Festival statt – auch, wenn es mittlerweile gar nicht mehr so klein genannt werden kann. Denn war die Teilnehmerzahl in den ersten Jahren noch im kleineren dreistelligen Bereich, so kletterte sie mit dem wachsenden guten Ruf des Festivals auch kontinuierlich nach oben, was den Veranstalter in diesem Jahr dazu zwang, einen dritten Campingplatz am Fuße der Schweinsburg in Bornstedt, Sachsen-Anhalt für die Gäste zu eröffnen. Ein Segen und ein Fluch gleichermaßen, möchte man sagen, denn diejenigen, die kein Campingticket mehr für Zeltplatz A ergattern konnten, müssen wohl oder übel den Berg erklimmen, wenn sie die Auftritte der teilnehmenden Bands sehen wollen. Keine unlösbare Aufgabe zwar, doch je öfter man sich gezwungen sieht, den Weg anzutreten, desto aufreibender wird es nach ein paar Tagen. Sei es drum: Ich selbst machte mich reichlich häufig an den Auf- und Abstieg denn immerhin hatten sich ganze 27 Bands für dieses verlängerte Wochenende angekündigt.

Am Donnerstag eröffneten Waldtraene das Festival, so wie sie es bereits seit einigen Jahren tun. Das Konzept des Duos ist klar: hier gibt es kein Metal, sondern ruhige, mittelalterlich-paganistische Klänge mit klarem Gesang zu hören. Ein schöner, wenngleich etwas sehr ruhiger Opener für eine Meute, die anlässlich der erhöhten Zuschauerzahl schon jetzt sehr zahlreich auf der Burg vertreten ist und offensichtlich Lust auf Metal hat.

Als erster Metal-Act des Tages betreten im Anschluss Mornir (Zitat) „aus…bei München“ die Bühne. Diese Band spielt zum ersten Mal beim Dark Troll und liefert Pagan Metal mit Geigenuntermalung. Dafür, dass es erst die zweite Band des Tages ist, ziehen sie schon reichlich Publikum, welches mitunter durch stark piepsende Amps malträtiert wird (was an diesem Tag leider nicht das einzige Versagen der Technik bleiben sollte). Songs wie „Ein Licht“ und „Erdenblut“ offenbaren zwar keine neuen musikalischen Konzepte, aber dennoch ist die Kapelle gut in dem, was sie tut. Insbesondere das Gefiedel passt sehr gut in die musikalische Mischung und ist mit Bedacht eingesetzt, die Clean Vocals sind indes noch etwas ausbaufähig.

Apathie aus Dresden stellen eine jener blutverschmierten 3-Mann-Bands dar, für die eine solch frühe Stunde einfach noch zu früh ist, denn die düstere Stimmung bleibt so auf der Strecke. Der kloppige, mit viel zu übersteuerter Snare dargebotene Sound schafft es zwar, das Publikum vor der Bühne zu halten; allerdings fehlt der Enthusiasmus, der zuvor noch zu spüren gewesen war. In den schier endlosen gesangsfreien Passagen nervt die Snare übrigens ganz besonders stark; fast kommt man sich vor wie auf einem Konzert von Dog Eat Dog. Der Drummer hat es zwar wirklich drauf und legt auch krasse Blastbeats hin; insgesamt würde sich das Ganze aber in ordentlich abgemischter Form von Platte wesentlich besser anhören.

Offenbar sollte die Eröffnung durch Waldtraene nicht die einzige Ausnahme von der Regel bleiben, denn auch Odroerir, ebenfalls alte Bekannte beim Dark Troll, spielen vorwiegend akustische Musik , wobei sie in instrumentaler Hinischt vor allem auf Geige, Flöte, Laute und Percussion setzen. Die anwesenden Tontechniker sind leider heillos überfordert mit all dem Geraffel auf der Bühne, so dass sich der Beginn der Show weit nach hinten verzögert. Als es dann losgeht, eröffnet sich dem Zuhörer eine ruhige und eher meditativ zu nennende Darbietung, die an Omnia erinnert. Direkt nach dem ersten Song gehen die Soundprobleme weiter, und schon jetzt lässt sich erahnen, dass diese Verzögerungen für den Rest des Tages nicht mehr aufholbar sein werden. Immerhin: Odroerir überzeugen das Publikum mit ihrer Musik.

Die Kombo Sojourner bildet sich aus einem Konglomerat mehrerer Musiker aus Neuseeland, Schweden und Italien, die heute ihren ersten Deutschlandauftritt überhaupt feiern. Vielleicht kann man dies als „atmosphärischen Black Metal mit Folk-Einschlag“ bezeichnen; vor allem die kraftvolle Stimme des Sängers fällt direkt positiv auf. Die Riffs erinnern bisweilen stark an Suidakra oder Craving, aber insgesamt geht diese Band noch deutlich aggressiver zu Werke. Auch Sängerin Chloe an der Gitarre spielt nicht nur Musik, sondern lässt hin und wieder auch ihre Stimme ertönen. Nebenbei haben sie auch noch ein Faible für lange instrumentale Interludes, wobei sich die tragenden Instrumente jeweils abwechseln. Man kann nur empfehlen, sich diese Band anzusehen, falls man die Chance dazu erhält. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass bisher auf diesem Festival immer irgendwas zu stark aufgedreht ist. In diesem Fall ist es der Bass, der wesentlich stärker drückt, als es eigentlich nötig wäre.

XIV Dark Centuries fangen mit mittlerweile über 35 Minuten Verspätung an und sind eine dieser Bands, bei denen man durchaus sagen kann: „Och echt, schon wieder?“ Die Herren gehören zu den Bands, die man auf einschlägigen Festivals leider viel zu häufig sieht und die dadurch leider etwas langweilig werden. Ungeachtet meiner persönlichen Meinung ist es aber nach wie vor gut voll hier oben, und Songs wie „Die falschen Propheten“ kommen gut an. Auch ein Song vom neuen, noch nicht erschienenen Album („Waldvolk“) namens „Ich bin das Feuer“ wird angestimmt.

Der Leadsänger von Firtan hat sich zwar „die Loden“ abgeschnitten und dadurch rein optisch Einiges an Metal-Credibility eingebüßt; der Musik tut dies indes keinen Abbruch. Das neue Album, welches am 13.06. dieses Jahres erscheinen soll, wird hier auf der Schweinsburg zum ersten Mal präsentiert und in voller Länge gespielt. Und das Brett von Firtan macht einfach immer Spaß, denn sie verstehen es blendend, genau die richtige Mischung zwischen ehrlicher Melancholie und knüppelharter Vorwärtswalze zu treffen. Auch in gesanglicher Hinsicht lässt sich die Musik kaum anders denn als Ohrenschmaus bezeichnen; fulminante Blast- und Gitarrensoli runden das Ganze ab. Der befürchtete Regen bleibt bislang aus, und so ist es auch weiterhin brechend voll vor der Bühne; auch der Soundmann scheint das Gleichgewicht endlich wiedergefunden zu haben. Dem Sound nach zu urteilen scheint das neue Album etwas zu werden, auf das man sich definitiv freuen darf.

Gernotshagen sind die nächsten Dauergäste des DT, haben sich über die Jahre hinweg eine solide Fanbase erspielt, was sich auch darin äußert, dass vor der Bühne ordentlich hart herumgeschubst wird. Es ist immer wieder interessant, die Diskrepanz zwischen der Optik des Sängers und seines Stimmspektrums zu beobachten, denn eigentlich erwartet man zunächst ausschließlich Black Metal-Gekeife. Und obgleich er auch darin versiert ist, geht das Können weit darüber hinaus und reicht von Growls über Screams bis hin zu klarem Gesang. Wie schon gesagt: dies ist ebenfalls eine Band, der man einfach nicht zu entkommen scheint, die aber mit ihrer Mischung aus Black- und Pagan Metal ein altes Erfolgsrezept immer wieder gekonnt aufkochen.

The Committee beschließen den ersten Abend auf der Burg und bringen nun doch noch den verdammten Regen mit sich, der jetzt wirklich nicht mehr hätte sein müssen. Als Fotomotiv gibt die Band nicht sonderlich viel her, denn alle tragen schwarze Strumpfmasken und sind auch in musikalischer Hinsicht dem „Pitch Black“ aus dem Hause F41.0 nicht unähnlich. Allerdings kommen sie klanglich nicht gar so düster daher und schlagen auch ein flotteres Tempo an. Das aufgebaute Rednerpult ist ziemlich obsolet, da der Sänger auch Gitarre spielt und eher hinter dem Ding verschwindet, als dass er daran „thronen“ würde. Aufgrund des Rausschmeißerslots und des stärker werdenden Regens hat es sich vor der Bühne stark geleert. Schade, dass solch gute Bands immer erst als letztes spielen dürfen, denn sie hätten durchaus ein größeres Publikum verdient. Die jetzt noch anwesenden Gäste sind offensichtlich als Fans zu bezeichnen und halten auch wacker durch.

Am Freitag geht es am frühen Nachmittag mit einer Band los, die eine eher weite Anreise hinter sich hat: Martyrium aus Malta gibt es schon erstaunlich lange. Bereits im Vorfeld kursierte das Gerücht, dass Sängerin Sandra Misanthrophe sich auf der Bühne gerne mal freizügig gibt – was sich zwar als wahr herausstellt, jedoch kein Kriterium zur Beurteilung der Musik sein soll. Und diese Spielart des Extreme Metal (oder des, wie die Band es selbst nennt, Blackened Industrial Death Metal and beyond) hat in der Tat Einiges für sich: nicht nur das stimmliche Repertoire von Sandra ist beeindruckend, sondern auch die im Einheitsdress auftretenden Herren legen sich ordentlich ins Zeug, was offenbar auch das Publikum zu schätzen weiß. Eine Zugabe wird der Band leider nicht gewährt.

Krater folgen nach und haben ihren „furiosen“ Black Metal im Gepäck. Auch diese Herren sind mit Farbe und Dreck bemalt; der bassklampfende Sänger dominiert klar das Geschehen und wird gesanglich gelegentlich von den Kollegen an den Gitarren mit Backing Vocals unterstützt. Insgesamt wird ein ziemlich flottes Tempo vorgegeben, aber auch ruhige Passagen finden mitunter den Weg in die Songs. Auch progressive Riffwechsel gibt es erstaunlicherweise bei Songs wie „Flammen im Vakuum“ bisweilen zu hören. Obwohl die Refrains bisweilen schon recht eingängig sind, bleibt festzuhalten, dass diese Band weniger „Erinnerungseffekt“ hat als beispielsweise Firtan.

Im Anschluss betreten Crimfall aus Finnland die Bühne. Das Publikum ist am Anfang kaum zugegen, so dass es sich zum ersten Mal anfühlt wie auf früheren Troll-Festivals zu so früher Stunde. Der Platz vor der Bühne füllt sich allerdings zusehends, nachdem die Band mit ihrer Show begonnen hat. Obwohl sie im Programmheft quasi als „Soundtrackmetal“ angekündigt wurden, wiegen die Black Metal-Elemente live doch ziemlich schwer und dominierend. Sängerin Helena beherrscht ihr Handwerk zwar, ist aber keine Tarja Turunen, was in diesem Fall jedoch durchaus angebracht gewesen wäre, um den stimmlichen Kontrast zur Musik stärker hervorzuheben. Vielleicht ist die Musik gerade auch nur schlecht abgemischt, aber bei dem Klang vor der Bühne nimmt der weibliche Gesang eher eine enervierende Rolle ein, wohingegen der männliche Gesangsart ziemlich eindimensional daherkommt. Die Orchesterparts kommen aus der Konserve; vielleicht sind Crimfall doch eine dieser Bands, die man lieber auf Platte hören sollte.

Bornholm kommen entgegen dem, was ihr Name suggeriert, nicht aus Dänemark, sondern vielmehr aus Ungarn und legen mit ihrem paganistisch angehauchten Black Metal einen ziemlich strikten Vorwärtsgang ein, bei dem auch längere instrumentale Melodiebögen wieder mehr Gewichtung erhalten. Mit Songs wie „Acheron“ schaffen sie es immerhin partiell, das Publikum zu animeren und die nach Crimfall etwas angeschlagene Stimmung wieder deutlich zu heben. Definitiv eine Band, die gut ins Programm passt.

Havukruunu ist die Band, auf die ich mich persönlich am meisten freue – und deren Vocals-Soundcheck mit „Vittu, Vittu, Perkele, Kakka, Pissa“ schon mal äußerst vielversprechend abläuft. Der Ruf der noch relativ jungen Band, deren aktuelles Album „Kelle Surot Soi“ in der Erstpressung quasi direkt ausverkauft war, eilt ihnen offenbar voraus, denn der Publikumsandrang ist nochmal deutlich größer geworden. Trotz des düster-melancholischen Charakters der Musik ist die Band zwischendurch immer mal wieder zu Scherzen aufgelegt und nimmt sich selbst offenbar nicht allzu ernst. Weiterhin merkt man hier beim Zuhören schnell, dass der Anteil, den Gesang und Instrumente am Gesamtkunstwerk haben, bei mindestens 50 – 50 liegt, denn es wird großer Wert auf lange und virtuose Instrumentalparts. Wo genau diese Musik indes „romantisch“ sein soll, denn so wird sie im Programmheft charakterisiert, versteht hier niemand so richtig. Vielmehr entfesseln Havukruunu auf der Bühne eine gehörige Portion Wut. Dieses Konzert kann klar als gelungene Deutschlandpremiere gewertet werden.

Dynfari aus Island sind bisher zwar schon gut rumgekommen, heute aber ebenfalls zum ersten Mal in Deutschland. Das ist jetzt allerdings ziemlich schwere Kost, und das nicht nur, weil eine Post Metal Band auf diesem Festival eher unüblich ist. Vielmehr kommen die ruhig-gemäßigten Post-Parts ziemlich zäh und langatmig rüber, und auch der extra angekündigte Black-Metal-Song hat ein enervierend langes Intro, bevor er endlich zur Sache kommt. Viel gesungen wird auch hier nicht, wodurch die Anleihen aus der Post-Schiene wieder deutlich zutage treten – letztendlich wird bei diesem Song nur ein paar Mal unverständlich ins Mikrophon gebrüllt. Die Band könnte zur Verdichtung ihres Sounds definitiv noch eine zweite Gitarre gebrauchen und passt insgesamt nicht so recht hierher; andererseits finde ich es gut, dass der Veranstalter auch solche Bands verpflichtet, um die Vielfalt ein bisschen anzukurbeln.

Der Headliner des Abends kommt aus Viking-Gefilden angesegelt: Ereb Altor werden ziemlich euphorisch begrüßt und beginnen direkt mit ihren schnörkellosen, aber dennoch beeindruckenden Anrufungen der alten Götter, bei denen sie Schlagzeug, Gitarre, Bass und Gesang für sich sprechen lassen. Und mit einem Mal ist die erste Mosh Pit auf diesem Festival zu sehen, während der ganze Mob allgemein recht viel Bewegungsfreude aufweist. Anscheinend wollen alle mit in die Schlacht ziehen. Fans von Amon Amarth, Týr und Thyrfing gleichermaßen kommen hier voll auf ihre Kosten, auch wenn Ereb Altor diese Bands nicht kopieren, sondern ihre eigene Nische gefunden haben. Hier wird der Bass auch schon mal mit den Fäusten verhauen, während der Männerchor singt. Trotz des ganzen Heroismus wirkt die Show nicht aufgesetzt oder peinlich und der Wechsel von aggressiven Passagen mit melancholischen Parts wird durch freundschaftliches Gekuschel auf der Bühne ergänzt. Definitiv eine Live-Empfehlung für jedermann!

Der Rausschmeißer-Slot wird an diesem Abend von Horn ausgefüllt, die immens lange für ihren Soundcheck brauchen. Sie spielen zum allerersten Mal einen Open-Air-Gig und sind vielleicht auch deshalb erpicht darauf, dass alles hinhaut, aber das schlussendlich einsetzende Gebolze bleibt trotz des partiellen Einsatzes von Retortengeiger und Cello eher stumpf und grölend; ein Catchy-Effekt will sich zumindest zu dieser späten Stunde nicht mehr einstellen. Festzuhalten bleibt, dass die akustischen Parts wesentlich reizvoller sind als das sonstige Geknüppel der Westfalen.

Der Samstag wird von der Schweizer Band Soulline eingeleitet. Hier hat der Hörer es mit Melodic Death Metal zu tun, der mit ein bisschen Hardcore durchsetzt wurde. Sicher ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber die anwesenden Zuschauer scheinen dennoch ihren Spaß zu haben.

Weiter geht es mit Trollort und dessen Name bereits im Vorfeld Einiges über die Musik verrät. Ein bisschen macht sich der Eindruck breit, als seien die Jungs partiell schon ein bisschen angedüdelt, während sie fröhlich mit dem Soundmann rumalbern. Entgegen aller Erwartungen fehlt ein Keyboard, ein Akkordeon oder ähnliches. Als es dann losgeht, fällt zwar auf, dass ein bisschen musikalische Untermauerung aus der Konserve kommt; der Fokus liegt aber dennoch klar auf den klassischen Instrumenten und den damit erzeugten Stilmitteln. Anleihen von Bands wie Finntroll und Trollfest sind definitiv herauszuhören. Letztendlich holt der Sänger dann auch noch seine Irish Bouzouki heraus und entlockt ihr passende Klänge. Es sind noch nicht genügend Menschen da um so richtig abzugehen, aber dessen ungeachtet steigert sich die Band von Song zu Song und macht einfach Spaß.

Den Black Metal von Unlight hatte ich letztes Jahr schon mal auf dem WGT gesehen und war nicht sonderlich angetan davon; hier klingt das Ganze rein vom Sound her erstaunlicherweise besser und man hört mehr Vielschichtigkeit heraus. Der Bass wummert etwas zu stark vor sich hin, aber dennoch sind die Melodien der Gitarristen zu erkennen. Das Publikum ist auch wieder zahlreich zur Stelle und offenbar motiviert, was auch die Band dankend zur Kenntnis nimmt. Auf die Dauer ist der Sound aber echt etwas zermürbend; vor allem dann, wenn man weit vorne steht.

Shade Empire schleppen dann doch mal das schon fast vermisste Keyboard auf die Bühne. Bei sechs Bandmitgliedern überrascht es nicht weiter, von einer ziemlich dicken Soundwand halb überrollt zu werden. Sehr flotte Riff- und sprunghafte Tempowechsel lassen durchblicken, dass man es hier mit etwas ganz Eigenem zu tun hat. Von der überschaubaren Zuschauerzahl lassen sich die Finnen nicht groß irritieren, zumal die Anwesenden auch zunehmend Spaß an der Musik zu finden scheinen.

Obscurity ist eine weitere „Hausband“ des Veranstalters und hat hier auch jede Menge Fans. Entsprechend voll ist es vor der Bühne und bereits während des Intros hagelt es Vorschusslorbeeren für die NRW’ler. Deren blackened Viking Metal mag ja ganz eingängig sein, aber irgendwas fehlt noch. Mehr Gitarrensoli? Möglich. Überzeugendere Vocals? Auf jeden Fall! Vielleicht sogar ein bisschen Keyboard? Wer weiß? Sympathisch ist auf jeden Fall die Interaktion mit den Fans, die insgesamt doch sehr herzlich ausfällt. Geburtstagsgrüße sind ebenso drin, wie ein Stelldichein mit der Wikingertruppe, die traditionell ihr Lager auf der Burg aufgeschlagen haben, auf der Bühne.

Bei Illdisposed steht eines von Anfang an fest: dies ist eindeutig die Band, die die meisten Leute auf diesem Festival zum Headbangen animiert. Ein weiteres Mal hört sich die Musik stark nach Melodic Death Metal an, der hier zwar eigentlich eine Seltenheit ist, beim Publikum aber gut anzukommen scheint: dem frenetischen Gekreisch des Sängers folgt der Drummer in einem Meer aus fliegenden Haaren, und auch wenn die Schießbude mal wieder einen Zacken zu laut ist, groovt das Gesamtkonzept doch seht stabil. Diese Band ist ebenfalls kein junger Fisch im Wasser, und das merkt man auch sofort. Hier arbeiten Routine, Talent und Professionalität Hand in Hand. Zwischen den Songs ist immer noch Platz für einen Scherz. Sympathische Jungs!

Skyforger ist eine dieser altgedienten Bands, bei denen es einem nie langweilig wird. Das Quartett aus Lettland ist zwar bereits seit 1995 aktiv, hat aber noch lange nicht ausgedient – zumindest lässt dieser Auftritt nichts davon erkennen. Trotz ihrer musikalischen Vielschichtigkeit passen sie ausgezeichnet in die Kulisse und zum Publikum, welches sich wieder stark vergrößert hat. Das klangliche Spektrum reicht von schnellen, komplizierten Riffs bis hin zu eingängigen Anrufungen in eher gemäßigtem Tempo. Das Schlagzeug hat endlich sein klangliches Gleichgewicht gefunden, und die Letten sind dank ihres hervorragenden Gitarrenspiels kaum auf die hin und wieder erfolgenden Einspieler angewiesen. Zwischendurch gibt es interessante Nachhilfeminuten in Geschichte, denn Leadsänger Peter erzählt manchmal etwas ausladender, worum es im nächsten Lied geht, zum Beispiel um Heilerinnen, die vermeintlich Hexen sind, sowie um brennende Kirchen. Mit dem Song „Melnās Buras“ schließt ein erfolgreicher Auftritt.

Muss man über den Headliner Arkona noch viele Worte verlieren? Die Russen sind nach acht Jahren wieder einmal zu Gast auf Burg Bornstedt und haben haargenau denselben Slot inne, der Ihnen schon damals zugedacht wurde. Etwas Neues stellen Deko und Kostümierung dar (zum Beispiel trägt Masha ihren Wolfspelz nicht mehr)und mit „Khram“ wird das aktuelle Studioalbum präsentiert. Auch in klanglicher Hinsicht hat sich hier Einiges getan, denn der wohlausgewogene Mix aus Growls und klarem weiblichen Gesang, den Masha früher präsentierte, ist bei den neuen Songs zugunsten von aggressiverer Herangehensweise etwas in den Hintergrund gerückt. Dennoch findet die Show allgemeinen Anklang, und wer geduldig abwartet, wird auch belohnt: die zweite Hälfte des Auftritts ist gespickt mit allerlei Klassikern á la „Goi, Rode, Goi!“ „Od Serdtsa K Nebu“ und sogar „Zov Bitvy“. Diese zweite Hälfte ist definitiv für alle Anwesenden stimmungsvoller und wird auch mit reichlich Gehüpfe und Getanze belohnt. Unterm Strich ist Arkona eine Band, die man sich mit einem wenig zeitlichen Abstand zwischen den Konzerten immer wieder anhören kann.

Als letzte Band des Festivals ziehen Wederganger ihren ganz persönlichen Schlussstrich – denn es handelt sich bei diesem Konzert um den letzten Auftritt der Holländer. Diese Ankündigung wurde erst am Vortag via Facebook für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sicher haben es zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht alle mitbekommen. Kerzen, Laternen, Dreck in den Gesichtern, der eigentlich eher von Auferstehung als von Beerdigung künden soll, gepaart mit einem kaum zu toppenden Bewegungsdrang lassen nicht viel Todeswillen erkennen. Die Musik lässt sich eigentlich eher schwer in dieses Genre einordnen, denn hier sind auch deutliche Post-Einflüsse sowie viele eigenwillig aneinander geknüpfte Parts im Spiel, die den Hörer von melodischen Passagen überraschenderweise in Humppa-Sphären entführen, bevor es wieder gen BM-Geballer zurückgeht. Der Burginnenraum ist immerhin noch halb voll; aber zu einer etwas besseren Zeit hätte die Band sicherlich auch mehr Publikum für ihren finalen Auftritt haben können.

Damit endete ein weiteres, insgesamt sehr gelungenes Dark Troll Festival. Mit neuen Speisen, ein paar Kooperationen unten im Dorf (günstiges Essen im Gasthaus) und einem weiteren Zeltplatz sind die Veranstalter einen weiteren Schritt in Festival-Vergrößerung und Verbesserung gegangen. Doch, soviel sei als persönliche Einschätzung gesagt: größer sollte es wirklich nicht werden. Es ist schon schade, dass es oben auf dem Berg nicht genug Platz gibt, um alle campenden Gäste zu beherbergen – aber das ist noch nicht einmal das Hauptproblem. Bei weiterer Vergrößerung droht der familiäre Charakter verloren zu gehen0 und auch auf der feinen, aber kleinen Burg wird es bei noch mehr Leuten sicherlich ungemütlich. Die Auswahl der Bands war, bis auf die eine oder andere Kapelle, die gefühlt einfach schon zu oft da waren, ebenfalls wieder sehr gelungen, denn für jeden war etwas dabei. Insgesamt darf man dem zehnjährigen Jubiläum im nächsten Jahr mit Freunde und Spannung entgegensehen.

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