Carved In Stone Interview

Die Band Carved in Stone dürfte vielen eher unbekannt sein.
So war sie auch mir nicht bekannt, bis ich eine Mail von Patrick von Schwarzdorn Productions ( www.schwarzdorn.de ) bekommen hatte, in der die erste Veröffentlichung von Carved in Stone angekündigt wurde. Carved in Stone spielen in keinster Weise Metal, sondern das Musik Projekt von Swawa ( Sie spielt z.B. auch in der Pagan Black Metal Band Taunusheim mit ) ist in den Gefilden des mystischen Folks zu Hause. So erinnert die Musik an solche Bands wie Hagalaz Runedance, nur dass hier eine sehr eigene Note vorhanden ist. Da ich von der Musik sofort begeistert war, kam ich über Patrick in Kontakt mit Swawa und führte ein interessantes und informatives Interview, mit dem auch hinter die Musik geschaut wird . Aber lest selbst.

Fangen wir erstmal mit der Standardfrage an. Carved in Stone gibt es ja schon länger, auch wenn die erste Veröffentlichung erst vor kurzem raus gekommen ist. Fasse mal kurz die Entstehungsgeschichte von deinem Musik Projekt zusammen und deine Intention, Carved in Stone zu gründen.


Hallo erst mal! Die Geschichte von CIS ist relativ unspektakulär. Ich habe seit frühster Kindheit gesungen, im Laufe der Zeit begann ich, eigene Lieder zu schreiben. Am Anfang waren es unbeholfene, einfache Lieder, doch sie bekamen im Laufe der Zeit mehr und mehr Tiefe. Nachdem ich meine Pubertät erfolgreich abgeschlossen hatte, und wusste, welchen Weg ich gehen würde, widmete ich meine Musik hauptsächlich dieser meiner Sicht der Dinge. Daraus entstand das Material für CIS.

Mit dem Namen Carved in Stone verbinde ich automatisch Runen, die in Steine geritzt wurden bzw. mystische Verziehrungen, die man heute noch findet. Wie bist du auf den Namen gekommen und warum hast du dich letztendlich für ihn entschieden? Gab es auch andere Namensideen?

CIS bezieht sich tatsächlich auf die Geheimnisse, die in alten Inschriften verborgen sind. Noch heute beschäftigen sich Menschen mit diesen Zeugnissen der Vergangenheit und sind fasziniert davon. Angefangen bei den Höhlenmalereien der Steinzeit sind diese Malereien und Einritzungen in Stein Geschichten, die von vergangenen Zeiten erzählen, Zeiten, die vielen fern und fremd sind. CIS soll diese Zeiten wieder in die Köpfe der Menschen holen. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Glauben an Geister und Götter, die den Europäern von den Christen „ aberzogen“ wurden. Ich dachte bei der Namensgebung auch an Sachen wie „ Forgotten Tales“, aber Blind Guardian haben ein Album mit diesem Titel, das wäre Blasphemie gewesen…

Du hast ja die CD über Schwarzdorn Production herausgebracht. Warum hast du dich für Patrick entschieden bzw. gab es auch andere Label Angebote? Und ist die CD so geworden, wie du sie dir vorgestellt hast?
Patrick kam mit meinem Material in Berührung, nachdem ich bei Taunusheim eingestiegen war. Er fand es gut und schlug vor, es auf seinem Label zu veröffentlichen, weil er der Musik eine reelle Chance gab. Sein Vertrauen wurde bestätigt, das Debut bekam bis auf eine Ausnahme durchweg gute bis sehr gute Kritiken von diversesten Underground Mags. Rückblickend kann ich sagen, dass ich mit seiner Arbeit zufrieden bin. Natürlich gibt es Sachen, die wir auf jeden Fall das nächste Mal besser machen werden, aber ich denke, dass das nach einer Erstveröffentlichung normal ist…

Musikalisch kommt einem, denke ich jedenfalls, sofort Hagalz Runedance in den Sinn, auch wenn es natürlich viele Unterschiede gibt. Inwieweit wurdest du von solchen Musikprojekten beeinflusst bzw. welche Bands hörst du die selber am liebsten im privaten an?

Den Vergleich mit Hagalaz Runedance habe ich schon oft gehört. Es schmeichelt mich ehrlich gesagt ein bisschen, denn sie ist im Bereich des Asatru eine sehr belesene Frau. Allerdings kenne ich ihre Musik kaum, denn ich tendiere eher zu Loreena McKennit…obwohl ich von der auch nur zwei Alben habe. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber…öh,….ich bin Metaller bis ins Mark! Ich hör Metal seit ich zehn bin, fing mit Guns ´n Roses an und hörte bei Burzum auf. 95% der Musik, die ich höre, ist Metal, der Rest besteht aus Klassik und traditioneller Mittelalter – Musik. Ich entschied mich bei CIS für diese Art von Musik, weil ich einfach keine Metal – Stimme habe und Folk die Musik ist, mit der ich mich in Hinblick auf die von mir gewählte Thematik am besten identifizieren kann. Bandmäßig feiere ich im Moment CATAMENIA aus Finnland ab ( die in meinen Augen völlig unterbewertet werden), und bange zu alten Blind Guardian – Klassikern. Ansonsten gibt es natürlich Sachen, die man schon über Jahre geil findet, wie zum Beispiel die alten Burzum – bis ´93 – , Morbid, alte Sentenced – Scheiben, Motörhead, Maiden, Megadeth, Wasp, Guns ´n Roses, etc…

Kommen wir mal mehr zu den Texten und der Musik selber. Ich würde gerne von dir Wissen, wie du versucht hast, die Texte in der Musik zu verwirklichen. Kannst du erklären, wie du normalerweise ein Lied entstehen lässt und durch was dich dabei Inspiriert.
Normalerweise beginne ich mit den Texten. Wenn ich spontan gute Textstellen entwickle, werden diese sofort notiert. Die Musik entsteht meistens parallel dazu. In dem Moment, wo ich die Texte lese, beginnt sich eine Melodie in meinem Kopf aufzubauen. Passt alles gut zusammen, nehme ich den Song gleich auf, weil ich keine Noten lesen und demzufolge die Lieder nicht exakt aufschreiben kann. Inspirationen nehme ich hauptsächlich aus der Natur und ihren Wesen, aus alten Gedichten und Balladen, sowie aus dem Bereich der Fantasy – Literatur.

In deiner Musik findet man sowohl „verträumte“ Lieder wie „Nächtlicher Tanz, als auch in meinen Augen/Ohren drängende, fordernde Lieder wie „The Forgotten Belief“. Versuchst du hier bewusst die verschiedenen Aspekte der Natur und des heidnischen Glaubens, wie die Schönen Seiten, aber auch die Vergessenen Seiten, aufzuzeigen? Und was bewegt dich , einen solchen Text wie „The Forgotten Belief“ zu schreiben?

Die Themen der Lieder sind Themen, die mir persönlich sehr wichtig sind, und ich schreibe darüber in der Hoffnung, andere Menschen wie mich dadurch zu erreichen. Mein Hauptziel ist jedoch, den Menschen, die nicht sind wie ich, eine andere Sicht der Dinge zu eröffnen, indem ich ihnen von Etwas erzähle, über das sie nie zuvor gehört haben oder was ihnen zuvor verfälscht präsentiert wurde. Zum Beispiel schrieb ich „Nächtlicher Tanz“, um den Leuten das Bild von Feen zu zeigen, das diesen Wesen gebührt: Sie sind keine kleinen fetten Babies in rosa Tüllkleidchen, sie sind edel und schön, weise und elegant. Die Engel der Christen würden verblassen vor ihrem Anblick… Das Wiederbeleben des heidnischen Glaubens ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen von mir. Das Lied „The forgotten belief“ ist ein vergleichsweise nett formulierter Song zu diesem Thema, auf den kommenden Veröffentlichungen wird diesbezüglich eine deutlichere Sprache gesprochen werden.

Es gibt ja viele verschiedene paganistische Strömungen, wie Asatru, Odinismus, Wicca etc. Fühlst du dich einer Richtung verbunden oder lebst du dein eigens Wissen aus, um deine eigene Verbindung zur Natur zu finden? In deinem Lied „Die zwei Raben“ geht es ja um einen typischen Aspekt der germanischen Sagen/Glaubenswelt, während die anderen Texte nicht so explizit auf bestimmte Götter eingehen. Ist diese „Trennung“ der einzelnen Aspekte bewusst geschehen und falls ja, warum?
Man kann sagen, dass ich mit gewissen paganistischen Strömungen sympathisiere, jedoch würde ich mich keiner Glaubensgemeinschaft anschließen. Der Glauben ist etwas völlig persönliches und jede dieser Gruppierungen ist an feste Regeln gebunden. Ich habe nicht vor, mir in diesem Bezug irgendwas vorschreiben zu lassen, ich habe meine eigenen Rituale, die ich sehr ernst nehme. Allerdings respektiere ich, wenn sich Leute solchen Gruppen anschließen, schließlich denkt nicht jeder so wie ich und sucht eher den Kontakt in der Gruppe. Das ist halt einfach nicht mein Ding. Ich habe „Die zwei Raben“ , ehrlich gesagt, nie unter diesem Aspekt gesehen – obwohl der Vergleich mit Hugin und Munin nahe liegt. In dem Lied ging es vielmehr darum, dass selbst der größte Held vom Leben verraten werden kann und alleine auf dem Schlachtfeld verwest, während ihn kaum jemand vermisst, egal, wie tapfer er im Leben war. Es ist vielmehr der Aspekt dieser Traurigkeit, der den Song durchzieht. Aber die neue Sichtweise ist nicht uninteressant. Der Bezug zu paganistischen Göttern findet sich allerdings in „The forgotten belief“ wieder. Dort geht es um die „Vergessenen“, die Götter, denen die Menschen den Rücken kehrten und die sie heute verleumden. Am Ende steht die Feststellung, dass derjenige ein wahrhaftiger Krieger ist, der sich auf die Wurzeln seiner Vorfahren bekennt, die in Eintracht mit diesen Göttern lebten und von ihrem Wissen und ihrer Kraft lernten. Auch hier werden in Zukunft klarere Worte gesprochen werden.

Im inneren der CD hast du einen interessanten Satz geschrieben, den ich hier kurz wiedergeben möchte : „Ihr habt Angst vor dem Wissen, das viel mehr weiß als ihr. Ihr habt Angst vor der Fremde, unser Platz sei nur hier. Es warten andere Welten und wir warten auf Sie, Welten von Großer Weißheit, voll von Wahrer Magie“ . Wen meinst du mit „Ihr“ und „Wir“ ? Und wie bist du darauf gekommen, diese Aussage abzudrucken?
Ich denke, dass sich in ihr viel verbirgt, von einem Aufruf zum Nachdenken bis zu einer Forderung nach Respekt. Der Satz stammt aus einem alten Lied von mir, das sich mit einer interessanten Frau befasst, die ich während meiner Gläserrück – Phase – so mit 16 -kennenlernte. Damals erlebten wir Dinge, für die es bis heute keine logische Erklärung gibt. Damals veränderte sich mein ganzes Weltbild und ich begann, die Welt um mich herum mit anderen Augen zu sehen. Mit „Wir“ meine ich in dem Fall Träumer, Philosophen und Leute, die den Mut haben, zu ihren Gedanken zu stehen, selbst wenn andere Leute sie dafür für bescheuert halten. Mit „Ihr“ ist die Gegenseite gemeint: Rationalisten und Leute, die alles wissen wollen, alles erklären wollen und die Wunder dieser Welt als nichtige chemische Reaktionen abtun. Leute, die aus lauter Angst vor dem Unbekannten das Unbekannte verteufeln und seine Anhänger anprangern.

Nun mal einen Bruch mit den vorhergehenden Fragen. Wer hat eigentlich den Entwurf für die Bilder gemacht und warum hast du gerade diese Fotos ausgewählt? Kannst du dir auch eine andere Gestaltung vorstellen, die z.B. mehr auf Zeichnungen als auf Fotos basiert?
Was die Wahl der Bilder betrifft, handelte ich aus absolut eigensinnigen Motiven. Alle Bilder, die im Booklet zu sehen sind, sind Aufnahmen aus meinem Garten zuhause. Der Baum auf der Titelseite war mein liebster von allen, denn ich weiß sicher, das sie eine Nymphe beherbergte. Ich sage „sie“, weil ich diesen Baum absolut personifizierte und sie sehr, sehr gerne hatte. Wenn ich Sorgen hatte, sprach ich mit ihr und im Sommer saß ich in ihrem Schatten. Sie wurde 2002 umgebracht, wie viele andere Bäume dieses Gartens auch. Dort, wo sie stand, wird jetzt ein Haus errichtet. Das werde ich niemals vergeben. Ich konnte nichts gegen all das tun, alles, was ich noch tun konnte, war, mich von ihr zu verabschieden und sie um Verzeihung zu bitten. Sie ist das Titelbild meines ersten Albums, ich wollte sie verewigen. Das nächste Layout wird bestimmt mehr gemalte Sachen beinhalten, ich versuche derzeit an das entsprechende Copyright zu kommen.

Bist du eigentlich noch in anderen Gruppen aktiv? Und falls ja, in welchen? Inwieweit ist Carved In Stone für dich „nur“ ein Musikprojekt oder ist es mehr?
Außer bei CIS spiele ich in der Band TAUNUSHEIM, die man im Bereich des Pagan Metal ansiedeln kann. Dort kann ich ordentlich lärmen, das ist mir sehr wichtig. Außerdem sind meine Bandkollegen saulustig drauf und wir sehen uns privat auch recht oft. CIS steht bei mir an erster Stelle, weil es mein alleiniges Baby ist, aber das macht Taunusheim nicht weniger wertvoll. Es sind halt zwei völlig verschiedene Stilrichtungen. CIS ist mehr für mich als nur ein Projekt, allerdings ist es schwer zu beschreiben, was mir das alles wirklich bedeutet.

Planst du in Zukunft weitere Veröffentlichungen? Wenn ja, wirst du weiterhin das ganze als ein „Soloprojekt“ durchziehen, oder denkst du vielleicht daran, die Band auszubauen… und falls ja, wird dies einen Einfluss aus die musikalische Entwickelung nehmen?
Wir sind am werkeln, und das zweite Album wird bald erscheinen. Im Moment spiele und singe ich alles noch alleine ein, einiges wird sich auch erst während der Aufnahmen entwickeln…welche Einflüsse das haben wird, kann ich allerdings jetzt noch nicht sagen…;-)

Zuletzt noch eine Frage, dich mich persönlich Interessiert. Bist du selber in irgendwelchen paganistischen Gruppen aktiv oder siehst du den Naturglauben eher als deine persönliche Sache an, die du mit niemand Teilst? Und wie stehst du generell zu Gruppen, die sich für ihren Glauben organisieren und einen Dachverband geben ( zu was das führt sieht man ja bei allen monotheistischen Gruppen ).
Hm, ich glaub, das habe ich bei einer vorigen Frage beantwortet…ich respektiere den Entschluss von Leuten, einer solchen Gruppierung beizutreten, aber meine Sache ist es nicht.

Die letzten Zeilen gehen an dich. Und meinerseits wünsche ich dir viel Glück auch weiterhin mit Carved in Stone.
Ich danke Dir für das Interview und die ungewöhnlichen Fragen. Ansonsten kann ich mich nur wiederholen: Öffnet Eure Augen auch für die Dinge, die man nicht unbedingt auf den ersten Blick sehen kann und Respektiert die Natur, aus der Ihr entstanden seid. Heil sei den Hohen…

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