Blackend Interview

Blackend

BlackendWas die Thrash-Metaller Blackend angeht, könnte man uns nicht ganz unberechtigt Hofberichterstattung vorwerfen. Allerdings lassen uns die Schwaben gar keine andere Wahl, denn der dritte Longplayer ‘The last thing undone’ hat wieder alle Erwartungen übertroffen und bietet durchweg hochklassige, melodische Thrash Metal Songs mit Hitcharakter.

Euer drittes ‘The last thing undone’ betiteltes Album steht seit kurzem in den Läden. Welche Erwartungen verbindet ihr mit dem Album? Und wie sind die bisherigen Reaktionen ausgefallen?
Erstmal, Hallo Katja! Wie geht´s Dir? Das Album steht seit Montag in den Läden. Natürlich hoffen wir, dass wir damit so viel wie nur möglich erreichen können, machen uns aber trotzdem nicht so viele Gedanken. Hauptsache ist, dass wir unserer Meinung nach ein sehr gutes Album gemacht haben, das Ding jetzt endlich in den Händen halten dürfen und es jeder ohne Probleme im Plattenladen kaufen kann.. Wenn wir durch das Album einen Schritt weiter kommen würden, wäre das natürlich eine feine Sache. Ich bin jedenfalls guter Dinge, denn was unsere Promo-Agentur bis jetzt geleistet hat ist schon ziemlich gut. Auch die Plattenfirma kümmert sich recht gut um uns und Konzerttechnisch sieht´s auch sehr gut aus. Wir freuen uns darauf, das Zeux live zu präsentieren und endlich mal wieder on the road zu sein.
Die bisherigen Reaktionen sind bis jetzt sehr positiv ausgefallen, obwohl mir bisher noch nicht so viele vorliegen. Das wird aber alles noch geschehen…

Versuche mal, das neue Album mit 5 oder 6 Adjektiven zu beschreiben.
Neu, hart, fett, thrashig, cool, zeitlos.

Was zeichnet deiner Meinung nach eure Weiterentwicklung von ‘Mental.Game.Messiah.’ zu ‘The last thing undone’ aus?
Songwritetechnisch sind wir natürlich reifer geworden. Wäre schlimm, wenn es nicht so wäre, denn sonst könnten wir es gleich lassen. Die Songs sind einfach kompakter und homogener; einfach direkt auf den Punkt gebracht. Die Songs hören sich auf den ersten Eindruck nachvollziehbarer an, trotzdem gibt es viele Finessen, die einem erst bei mehreren Durchläufen auffallen mögen. Wir lieben Alben, auf denen man bei jedem hören neue Sachen entdeckt, und genau das wollten wir umsetzen. Ausserdem ist die Bandbreite weiter ausgedehnt als bei MGM. Auf TLTU gibt´s den schnellsten und auch den ‘kuscheligsten’ Song aller Songs, die wir je geschrieben haben. Produktionstechnisch ist das neue Album ganz klar roher als MGM. Wir wollten ganz bewusst unseren Live-Charakter unterstreichen. MGM war sehr sauber und glattpoliert produ-ziert, was wir ja auch damals so wollten, aber wir wollen, dass jedes Blackend-Album von der Produktion her vom anderen zu unterscheiden ist. Wir fänden es langweilig, immer die selbe Art von Produktion abzuliefern.

Die Produktion ist diesmal sehr viel kraftvoller und authentischer ausgefallen als auf ‘Mental.Game.Messiah.’. Seid ihr mit dem Gesamtsound zufrieden oder hättet ihr gerne noch etwas geändert oder verbessert?
Auf gar keinen Fall. Es ist alles so wie wir es wollten. Wie Du gesagt hast, es klingt einfach authentischer, so wie wir auch live sind. Wir haben in den ganzen Jahren sehr viele Erfahrungen in verschiedenen Studios sammeln können und deshalb konnten wir unserem Engineer genau klar machen, was wir wollen. Ich finde das Ding kickt ohne Ende.

Wie hat euch die Studioarbeit in dem Berliner Studio im Vergleich zum House of Audio gefallen?
Die Studios waren schon sehr unterschiedlich. Das House Of Audio ist ein richtiges Luxus-Studio mit Sauna, Whirlpool und vielem anderen Schnickschnack, wahrend die Tonzelle ein kleines aber feines Studio in einem Berliner Hinterhof ist.
Im House of Audio hatten wir mehrere Leute die die Technik abgecheckt haben, während wir in Berlin einen Tontechniker hatten, was sich als äusserst positiv herausgestellt hat. Dadurch, dass wir ihm genau klarmachen konnten, was wir wollen ist die Produktion sehr gut ausgefallen. Unser Berliner Tontechniker Julian Müller-Scherz ist genau auf unsere soundtechnischen Bedürfnisse eingegangen.

Warum habt ihr euch gerade für dieses Studio (die Tonzelle) entschieden?
Julian ist ein alter bekannter von Manuel und mir. Er hat vor ein paar Jahren bei uns in Heidelberg gelebt und hatte hier auch ein Studio. Manuel und ich haben damals bei ihm das Demo unserer anderen Band aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit ihm war sehr gut und wir haben sehr schnell gemerkt, dass er das versteht, was er tut. Er ist aber kurz danach nach Berlin gezogen um dort ein Studio aufzumachen und dann dachten wir, dass wir ihn mal wieder besuchen könnten. Dass wir seine Arbeitsweise kannten, war ein sehr grosser Gesichtspunkt für die Entscheidung. Ausserdem hatte er noch nie was mit Metal zu tun und wir wollten auf keinen Fall ein Studio oder Produzenten auswählen, wo uns einen Soundstempel verpasst wird. Und so war das Ganze dann schnell klare Sache…

Habt ihr soetwas wie ein Traumstudio, in dem ihr gerne die nächste Scheibe aufnehmen würdet, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden?
Darüber haben wir uns bisher keine Gedanken gemacht. Das wird sich aber bald herausstellen…..

Zuerst sollte das Album ja ‘The last undone thing’ heißen, was aufgrund von nicht korrekter Grammatik geändert worden ist. Allerdings singt Michi immer noch ‘last undone thing’. Ihr hättet den alten Titel also im Grunde auch lassen können, oder?! Das wäre vielleicht noch als künstlerische Freiheit durchgegangen…
Für uns heisst der Song trotzdem The Last Undone Thing. Es ist zwar wirklich falsch, aber das ist unserer Meinung nach trotzdem künstlerische Freiheit. Wegen uns wurde der Titel nicht geändert. Die Plattenfirma wollte es anders und wir hatten keine Chance mehr, unseren Kopf durchzusetzen. Darüber haben wir uns ziemlich geärgert, aber was soll man machen…

Und warum habt ihr überhaupt den Titel gewählt?
Wir fanden, dass sich der Titel ziemlich cool anhört.

Bitte ein paar Worte zu jedem Song auf dem Album.
1. Wohl einer der am meisten typischen Blackend Nummern. Er enthält alles, was uns ausmacht, ähnlich wie Eye Of The Observer vom letzten Album
2. Ein ziemlich harter Song mit ziemlich eingängigem Refrain. Michi singt sehr evil. Könnte der ‘Hit’ des Albums sein.
3. Ein ziemlicher Brutalo-Song. Killt alles.
4. Unser erstes richtiges Instrumental. Wir hatten ja auf MGM zwar auch mit ‘Liquid Surroundings’ ein Instrumental, was aber eher als Outro von Beyond Forever gedacht war. Long Now ist diesmal ein sehr episch ausgelegtes Ding mit ziemlich vielen geilen Gitarrenmelodien.
5. Kurz und schmerzlos. Ein Megakracher mit sehr eingängigem Refrain und sehr melodiösem Mittelteil.
6. Der langsamste und ‘kuscheligste’ Song, den wir jemals geschrieben haben. Wir sind sehr stolz auf den Song.
7. Ein Thrash-Metal Kracher. Geht ziemlich nach vorne los und geht in einen, mit vielen Melodien getragenen, Mittelteil über. Überraschendes Ende.
8. Der schnellste Song auf der Platte wenn nicht sogar überhaupt von uns. Wird live ziemlich krachen!!!

Von wem stammt euer Cover? Und was soll es darstellen??? Gibt es einen Bezug zwischen Titel und Covermotiv? Warum habt ihr dieses Cover gewählt?
Die Ideen des kompletten Artworks stammen von uns und Alexander Rauser, der Graphiker beim Metal Merchant, hat das dann schliesslich umgesetzt. Er hat exzellente Arbeit geleistet und hat es genau so hinbekommen wie wir es wollten.
Das Cover stellt ein Gesicht dar, über das eine Folie getackert worden ist. Genauer ist es das Gesicht unseres Drummers Alex. Ihn erkennt man aber aufgrund der graphischen Bearbeitungen nicht. Er hat sich dazu bereit erklärt, das Cover-Model zu sein. Aber keine Angst, wir haben ihm nicht das Gesicht zugetackert…
Es gibt keinen Bezug zum Titel. Das Cover sieht fantastisch aus und der Titel hört sich verdammt gut an. Mehr steckt nicht dahinter.

Unverständlicherweise wird der Gesang von Michael in Reviews immer wieder kritisiert (mir gefällt er). Wie steht ihr dazu? Habt ihr mal darüber nachgedacht, den Gesang im Studio noch zu bearbeiten o. ä.?
Ich kann nicht verstehen, wenn jemand Michi´s Gesang kritisiert, denn wir finden ihn super. Aber Geschmäcker sind eben verschieden und deshalb muss man das eben akzeptieren. Der Gesang passt perfekt zu unserer Mucke und ich könnte mir auch keinen anderen Gesang vorstellen. Ist Thrash-Metal, wie er sein sollte…

Hast du einen persönlichen Blackend Lieblingssong?
Ich finde jeden Song von uns immer noch geil. Aber natürlich habe ich auch meine Faves. Einen einzelnen Song könnte ich jedoch nicht herausheben. Vom neuen Album höre ich mir ‘I Am The Chosen One’, ‘Darkest Day’ und ‘The Last Thing Undone’ am liebsten an. Vom letzten Album höre ich mir ‘Beyond Forever’ und ‘Scar´s Can´t Tell’ noch sehr gerne an.

Was denkt ihr heute über ‘Sloth’ und ‘Mental.Game.Messiah.’. Ich finde ‘Sloth’ immer noch großartig (die Scheibe ist so schön ‘verspielt’).
‘Sloth’ und ‘Mental.Game.Messiah’ sind unserer Meinung nach immernoch grossartige Alben. Sie repräsentieren uns eben zu einem ganz bestimmten Zeitabschnitt. Wenn ich mir die Alben anhöre, erinnere ich mich immer an die Zeit zurück, in der die Songs entstanden sind und aufgenommen wurden. Sloth ist halt produktionstechnisch nicht mehr auf dem neuesten Stand, die Songs sind aber unserer Meinung nach trotzdem sehr gut.

Bastelt ihr eigentlich schon an neuem Material? Falls ja, kannst du uns schon verraten, wie die neuen Songs klingen?
Wir haben jetzt erstmal das Stage-Set für die anstehenden Shows ausgearbeitet. Mit dem Songwriting werden wir erst nach den Shows beginnen. Jetzt muss erstmal das neue Album präsentiert werden…

Werdet ihr das neue Album auf einer Tour präsentieren können? Irgendwelche Pläne?
Ich hoffe es. Wir konnten in der Vergangenheit nie richtig touren, da ich noch Schüler war und der Alex Azubi. Ich hoffe mal, dass wir mit diesem Album endlich mal richtig lange am Stück unterwegs sein können. Aber das wird sich alles erst noch herausstellen…

Ihr habt schon überdurchschnittlich viele Gigs gespielt und einen sehr guten Ruf als Liveband. Da gibt es doch sicher die eine oder andere kuriose oder lustige Geschichte zu erzählen, oder?!
Oh Gott, da gibt es sehr viele Geschichten zu erzählen. Wir haben schon jede Menge komische Dinge erlebt. Wir sind dem Alkohol nicht gerade abgeneigt und dann kommt es nicht selten vor, dass wir morgens aufwachen, und keiner von uns mehr ne Ahnung hat, was los war und wie wir unser Equipment in die Karre eingeladen haben und ob überhaupt. In Wuppertal, bei einer MGM Show, war unsere Karre am nächsten Morgen ordentlicher denn je eingeladen und keiner weiss bis heute nicht wie, wer, wann, weil wir einfach viel zu dicht waren. Wir haben da glaub ich noch nach dem Gig sämtliche Kneipen mit dem Taxi abgeklappert und noch ordentlich die Sau rausgelassen…

Was macht den besonderen Reiz des Thrash Metals deiner Meinung nach aus?
Für mich guter Thrash-Metal ist hart und melodisch gleichzeitig und anspruchsvoll vom Songwriting her. Leider gibt es viel zu wenig Bands, die das noch machen. Ich denke es liegt einfach daran, dass andere Musikstile angesagter und auch einfacher zu spielen sind.

Welche Bands/Alben haben euch in letzter Zeit am meisten beeindruckt? Ihr hört doch sicher nicht nur Testament, alte Metallica etc., oder?!
Natürlich nicht, aber gerade im Metalbereich gab in den letzten Jahren echt sehr sehr wenig, was mich von den Socken gehauen hat. Und sich immer die alten Sachen anzuhören hat man irgendwann auch keinen Bock mehr. Wir hören eigentlich alle sehr unterschiedliche Musik. Wir legen uns da eigentlich nicht fest. Ich höre von Gitarren-Pop bis Death-Metal alles, was gut ist. Wobei sich Ersteres immer öfter in meinem CD-Player breit macht.

Ist jemand von euch noch in anderen Bands oder Projekten aktiv?
Manuel und ich haben noch ‘ne andere Band namens Supervision. Wir machen das mit den Ex-Church Bizzare Kollegen Peter und Telat. Das ganze geht so in die Richtung Emo/ Gitarren-Pop, ist aber auch sehr rockig.
Früher hatten wir noch die Grind Core Kapelle Rejectamenta, aber da ist schon lange nichts mehr passiert. Vielleicht stellen wir mal wieder was an…

Warum habt ihr auf den aktuellen Promofotos keine Sonnenbrillen auf?
Ha, ha, coole Frage. Wir haben gedacht, wir machen mal was anderes und schmieren uns lieber mit Dreck ein. Das macht mehr Spass…

Die abschließenden Worte gehören euch.
Ein fettes Dankeschön an alle, die uns in den letzten zehn Jahren unterstützt haben. Schaut mal auf www.blackend.de. Die Seite steht seit dem Album-Release im neuen Outfit im Netz. Es lohnt sich auf alle Fälle, es gibt jede Menge Infos, Fotos und immer die aktuellen Konzertdates. Dankeschön an Dich, Katja, für´s Interview.

Blackend Management:
MDD Management, Fachriastr. 9,
74226 Nordhausen

www.blackend.de

 

https://www.metal-archives.com/bands/Blackend/3585

Interview aus Eternity #18

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*