Bellgrave Pre-Listening Session im Access, Berlin

Donnerstag Abend, wir biegen in die Hufelandstraße ein: „Scheiße, wie immer an einen Parkplatz wieder nicht zu denken…..!“ Schließlich finden wir doch einen und schieben uns durch die Tür des Access (in Berlin), wo die Pre-Listening Session stattfinden soll. Einen Moment stehen wir dumm da, doch dann erspähen wir die Jungs von Bellgrave. Es ist eine gemütliche Runde, neben Danny (Vocals), Ulf (Gitarre), Alex(Gitarre), Rico (Bass) und Lars (Schlagzeug) sitzen ausschließlich Freunde am Tisch. Von der schreibenden Zunft sind lediglich mein Kollege, der sich denkt „um so besser, mehr Freibier für mich“ und ich anwesend. Pech, wenn man der Fahrer ist. Bedauerlicherweise konnte man sich von der neuen Scheibe kein klares Bild machen.

Auch als die Anlage lauter gedreht wird, kann man durch den Geräuschpegel der Gespräche und dem Fußballlärm vor der Leinwand nur Fragmente erhaschen. Also unterhalten wir uns zunächst mit Gitarist Ulf, der eine interessante Anekdote zum Besten gibt, wie es zum Titel „My Soul Is My Gun“ des neuen Albums gekommen ist. Ulf stand gerade an einer Ampel, als er den Aufkleber auf einem Van mit Surfbrettgepäckträger bemerkte. “My board is my soul“, wie bescheuert, dachte Ulf zunächst. Doch nach und nach fand er Gefallen an dem Spruch, natürlich in umgewandelter Form. Der Titeltrack ist auch der einzige Song, dessen Text aus der Feder des Gitaristen stammt. Zum Cover, der Madonna mit den knarren, gibt Ulf zu Protokoll, dass es sich um die Madonna della Guardia handelt. Er witzelt, dass sie vielleicht Ärger bekommen könnten. Hoffen wir es nicht, denn in der jüngsten Vergangenheit gab es ja immer wieder Beispiele von religiöser Hypersensibilität, man denke nur an das „Ugra Carma“ Cover von Impaled Nazarene oder die Geschichte mit Ancient Rites. Auf die Frage hin, ob sich Bellgrave stilistisch als Death´N´Roll einordnen lassen, antwortet Ulf mit einem lakonischen Grinsen „Soll ich wirklich darauf antworten? …Okay wir spielen Hard Blues!“ (Tja das hat man dann wohl als Schmierfink vom Schubladendenken)

Plötzlich stößt noch jemand hinzu. Es ist der Produzent von Bellgrave Manfred Pokrandt, von ihm erfahren wir, dass er gemeinsam mit Ulf an den Reglern saß. Ab und zu musste er den Eifer bremsen. Es sei ein allgemeiner Irrtum, dass der Druck in der Musik durch starke basslastige Frequenzen erzeugt wird, viele übertreiben es einfach. (Ulf grinst etwas schuldbewusst zu seinem Produzenten über den Tisch hinüber.). Das 2. Demo Demo-Tape “The Path On Which I Walk” (1997) wurde noch mit Andreas Hilbert (Golem; Soundforge Studio) an den reglern eingespielt. Seit der ersten eigenproduzierten CD “Hard Blues 1” (2001) setzen Bellgrave und Manfred Pokrandt ihre Zusammenarbeit fort.

Danny und Ulf sind die einzigen, die von der Originalbesetzung übrig blieben, somit geben sie auch maßgeblich den Ton bei Bellgrave an, obwohl Lars und Tim auch Mitspracherecht haben. Wir kommen auf die Einflüsse bei Bellgrave zu sprechen von Ulf hatte ich bereits erfahren, dass Entombed zu einer seiner Lieblingsbands zählt, nebenbei erfahren wir, dass Lars auch Mitglied der Punkband Skeptiker ist. Danny zählt ganz klar Cannibal Corpse zu seinen Faves, aber auch Dissection. Er trägt sogar das Motiv der Storm Of The Lightsbane als Tattoo auf seinem Arm. Abschließend frage ich Danny wie die Zukunftspläne aussehen, er antwortet, dass sie auf jeden Fall viel live spielen wollen, außerdem stehen die Jungs in Verhandlungen mit einem vertrieb. Man hatte bereits zwei Plattenverträge in Aussicht, doch über die Konditionen konnte keine Einigung erzielt werden. Ein Streitpunkt war z.B. dass Bellgrave selbst bestimmen wollten auf welchen Sampler sie vertreten sein würden, hierbei unterstreicht Danny das Bellgrave keine politische Band sind und deshalb auch nicht auf solch einen Sampler vertreten sein möchten. (Michael König)

Nach dem wir uns einige zeit mit „Manne“ über die aktuelle Situation der Plattenindustrie unterhalten haben, gesellt sich Danny zu uns. Von ihm erfahren wir dass Bellgrave in der Vergangenheit bereits einige Erfolge zu verzeichnen hatten, so gewannen sie einen Wettbewerb beim Rock Hard Magazin. So kam es, dass sich die Jungs als Support für Bolt Thrower wiederfanden. Auch auf Bikerfestivals wie zum Beispiel Biesental traten, bzw. treten die Jungs auf. Nach der Frage ob denn nun Bellgrave eher als Biker Mucke angesehen werden könnte stellt Danny klar dass die Hörer von Bellgrave eher Spartenübergreifend sind. Auf die frage hin, ob er eine bestimmte Stimmung zum Songs schreiben braucht erläutert er, dass es eher seine Umwelt ist, die ihn inspiriert. Die Texte werden bei Auszugsweise enthalten sein, während man die kompletten Lyrics auf der Homepage nachlesen werden kann. Zum Songwrittingprozess erzählt Danny, dass Ulf die Riffs, bzw. auch schon fast fertige Songs zur probe mitbringt. Wenn bei der nächsten probe, keiner sich an das Material erinnert wird der Song verworfen, natürliche Auslese, bleibt der Song nicht im Ohr , fliegt er raus. Lars wirft ein, dass es manchmal schon vorgekommen ist, dass Ulf dann einige Riffs später wieder einbaut.

Da sich die Hörprobe vor Ort sehr schwierig gestaltet hatte, fand Kollege Wittig zu Hause die Muße „My Soul Is My Gun“ mit angemessenem Sound hineinzulauschen: In ihrem neuesten Werk „My Soul Is My Gun“ schaffen es Bellgrave, eine Mixtur aus unzähligen metallischen Einflüssen unterzubringen. Dieser Cocktail ist zwar einer der härteren Sorte, allerdings verfeinert mit zahlreichen, aber nicht übermäßigen Spielereien. Heraus kommt eine Scheibe, die ordentlich rockt. Wenn man die Platte unbedingt in eine Schublade einordnen will, dann muss man bei Bellgrave irgendwo zwischen Rock und Death suchen, was soviel heißt wie, das eine Einordnung äußerst schwer ist. Aber das ist gerade der große Vorteil von dieser Scheibe, weil somit Langeweile nicht aufkommen kann. Jeder Song ist absolut einmalig und voller unterschiedlicher Varianten und lässt nicht erkennen, wie er sich oder die CD weiter entwickelt und zwingt somit den lauschenden Metaller zum Zuhören. Songs wie „Rattlesnakes Rattle“ und „A Place For Sale“ bieten einen wunderbareren Kontrast. Einmal brachial, dicker Gitarrensound und einmal melodiös, rockig. Ein weiterer Pluspunkt ist die Spielzeit. Alles zusammen fast eine Stunde finde ich mehr als bemerkenswert. Insgesamt ein gut gelungenes Album, welches aber stellenweise dann doch ein klein wenig mit zuviel Schnickschnack überladen wirkt. Auch ist der Gesang teilweise zu sehr im Hintergrund, aber das kann auch an meiner Promo-CD liegen. Bis auf diese kleinen subjektiven Beanstandungen gibt es nicht wirklich etwas auszusetzen. Alle weiteren Infos über Bellgrave wie Termine, „My Soul……..“ etc. findet ihr auf der Seite www.bellgrave.de. (Alexander Wittig)

Kontakt: Booking
Tel.: 0173 / 7 65 91 37
booking@bellgrave.de
kontakt@bellgrave.de (allgemein)

Mehr Infos: www.bellgrave.de

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