Amon Amarth „Deceiver Of The Gods“ 6/6

Metal Blade Records
Bewertung: 6/6 -> Tipp!
Spielzeit: 48
Songs: 10


Der Metal wird dieses Jahr gefühlte 150 Jahre alt. Von einem selbst ganz zu schweigen. Auch der Death Metal hat mit seiner Hochzeit Mitte der Neunziger mittlerweile so einige Jährchen auf dem Buckel und je länger er vor sich her röhrt, desto schwieriger wird es in diesem Bereich echte Highlights zu setzen,- vor allem angesichts der Tatsache, dass es sich hierbei um ein Subgenre handelt, dessen Rahmen auf natürliche Weise begrenzt ist. Mit „Deceiver of the Gods“ ist nun ein Album erschienen welches diese Genre weder neu erfindet, noch seine nicht all zu großzügig definierten Rahmen sprengt – und mich dennoch dazu veranlasst mein schreiberisches Exil zu verlassen um diese Zeilen hier auf quasi digitalem Papier zu hinterlassen. Ein solcher Umstand kann eigentlich nur bedeuten, dass des Metals letzte Stunde geschlagen hat, der Untergang bevor steht und es Zeit für einen letzten Abgesang ist. ODER: Das ein Album erschienen ist, welches mich schlicht und einfach aus meiner schreiberischen Lethargie gerissen hat und mir keine andere Wahl lässt, als jedem einzelnen Ton auf dieser Scheibe zu huldigen und zu lobpreisen. Um die Spannung aufzulösen: Mit „Deceiver of the Gods“ ist meiner bescheidenen Meinung nach letzteres eingetreten!

Amon Amarth begleiten mit ihrem Schaffen das des Eternitys im Grunde von Anfang an. Schon mit „Once Sent from the Golden Hall“ waberte der Sound der Band im Jahre 1998 durch die heiligen Hallen der Eternity Redaktion. Was kaum einer weiß ist, dass Amon Amarth um ein Haar ihren ersten Deutschland Gig im Rahmen des geplanten Eternity Festivals 1998 absolviert hätten – wenn nicht die damalige Location wenige Monate vor der Veranstaltung das Ganze hätte platzen lassen. Am Ende gabs 1998 kein Eternity Festival. Amon Amarth gabs und gibt’s natürlich trotzdem und stand seither, allerdings nicht nur wegen der beinahe viel enger verbundenen Vorgeschichte, immer irgendwie im Focus unserer, bzw im speziellen meiner Aufmerksamkeit.
Mit der „Versus The World“ lief die Band allerdings Gefahr sich irgendwie nur noch selbst zu covern, das Thema schien ausgereizt. Dann erschien mit „Fate of Norns“ ein Album, welches durchaus neue Akzente setzte, ohne einen Stilbruch zu begehen. Dem mittlerweile ureigensten Amon Amarth Thema wurde neues Leben eingehaucht und die Band setzte in den folgenden Jahren zu einem beeindruckenden Höhenflug an. Nach „Surtur Rising“ schien es allerdings wie seinerzeit nach der „Versus The World“ – Die Luft war gefühlt etwas raus und ich muss ehrlich sagen das ich dem Ganzen nicht mehr wirklich viel Entfaltungsfreiraum zugetraut hätte.

Ich habe mich getäuscht. Mit „Deceiver of The Gods“ ist es Amon Amarth gelungen sich selbst neu zu definieren. Erstaunlicherweise ohne sich in endlos ergießender Langeweile selbst zu kopieren und vor allem ohne ihren ureigensten Stil zu verwässern. Ein Drahtseilakt, der so gegensätzlich erscheint, das es sich schier unmöglich liest. Der Beweis ist mit knapp 50 minütiger Länge aber nicht zu leugnen. „Deceiver of the Gods“ hat alles was ein Amon Amarth Album braucht. Es hat alles was ein Death Metal Album braucht. Es hat alles was ein Metal Album braucht. Ich würde fast soweit gehen zu sagen: Das Album hat alles was ein Metalherz braucht .

In der letzten Eternity Metal Talk Podcast Episode (#8) haderten meine Kollegen vor allem mit dem Fehlen etwaiger Hymnen. Einem Kritikpunkt dem ich energisch widersprechen muß! Bereits beim Opener und Titeltrack stellt sich spätestens beim „Refrainpart“ ab 1:05 das erste „Hymnengefühl“ ein. Der Song als solches entfaltet sich im weiteren Verlauf mit einer für Amon Amarth Verhältnisse ungewohnten Vielschichtigkeit und Melodien, die einem die Tränen in die Augen treiben. Zumindest wenn man auch nur annähernd was mit der Band und dem gesamten skandinavisch geprägtem Death Metal Kram anfangen kann. Mit „Father of the Wolf“ befindet sich ein weiterer Gassenhauer auf der Platte, der das Potential hat noch in 10 Jahren selbst im Vollsuff mitgegröhlt zu werden und spätestens „We Shall Destroy“ bietet das Fundament DIE Amon Amarth Hymne schlechthin für die nächste Generation Metalheads zu werden.
Mein Metal Konsum erstreckte sich die letzten 2-3 Jahre mehr und mehr darauf, weitestgehend nur einzelne (meist ältere) Songs, einzelner Bands, zusammengewürfelt in einer Random Playlists zu hören. Vielleicht mal 2-3 Songs aktueller Alben aus diversen Spotify Empfehlungen. „Deceiver of the Gods“ hingegen ist seit Jahren das erste Album, welches ich gezielt mehrfach, am Stück und komplett durchhöre. Das hat es in dieser Form bei mir seit Unanimated „Ancient God of Evil“ nicht mehr gegeben. „Deceiver of the Gods“ würde ich, zugegeben womöglich etwas im Überschwang der Gefühle, derzeit als das beste Amon Amarth Album seit „The Fate Of Norns“, wenn nicht als das beste Amon Amarth Album überhaupt bezeichnen.

Was sonst als 6/6 Punkten wären also hierfür gerechtfertigt? Eben.

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