Akrea Interview

AkreaDie Melodic Death Metal Band Akrea wurde schon mit ihrem Debütalbum „Lebenslinie“ als Geheimtipp gehandelt. Und die Oberpfälzer haben kaum Zeit verstreichen lassen und mit „Lügenkabinett“ das zweite Album nachgeschoben, das auch die letzten Zweifler überzeugen sollte. Im nächsten Jahr geht es mit den Apokalyptischen Reitern auf Tour, doch vorher wollte ich die Band nach ihrem Erfolgsrezept fragen. Gitarrist Schäffer hat mir bereitwillig Rede und Antwort gestanden…

Die Band wurde im Jahr 2005 unter dem Namen „Inner Agression“ gegründet. Wie seid ihr auf den Namen Akrea gekommen, was bedeutet er und warum paßt er mittlerweile besser zu euch?
Wir konnten uns schon längere Zeit nicht mehr 100%ig mit dem Namen Inner Aggression identifizieren als wir uns entschieden pünktlich zum Plattenvertrag den Namen zu wechseln. Die Suche nach einem neuen Namen war eine Qual. Wir haben wochenlang nach einem Namen gesucht, jedoch fanden sich nur Vorschläge mit denen nicht alle einverstanden waren. Nach einem solchen Vorschlag meinte Jonas, dass er gerne einen Namen hätte, welcher die Härte der deutschen Sprache enthält. So wie „Akrea“. Alle fanden den spontanen Einfall gut und so war die Suche beendet.

Der Name hat keine spezielle Bedeutung, er passt einfach zu dem wie wir unsere Musik benennen würden.

Bitte stell uns die Bandmitglieder von Akrea vor.
Akrea besteht aus unserem Sänger Sebi (Student, 21), seinem Bruder und Gitarrist Fabi (Student, 22), unserem Bassisten Chris (Kfz-Mechatroniker, 22), Drummer Jonas (werdender Mediengestalter Bild und Ton) und mir, Schäffer (Gitarre, Student, 22). Wir haben ganz normale Hobbies wie jeder andere auch. Als gebürtige Oberpfälzer wissen wir natürlich ein gutes Bierchen in guter Gesellschaft zu schätzen. Ansonsten zocken wir gerne, hören viel Musik und Sebi, Fabi und Chris skaten des öfteren.

Bitte ein paar Worte zu eurem aktuellen Album „Lügenkabinett“. Seid ihr voll und ganz zufrieden mit dem Album oder hättet ihr gern noch etwas verändert?
Zu unserer eigenen Überraschung sind wir immer noch sehr zufrieden mit der Platte. Wir sind schon recht kritisch was das angeht und versuchen immer besser zu werden, aber bisher gefällt uns das Album noch genauso gut wie zu dem Zeitpunkt als wir die fertigen Werke zum ersten mal hörten. Ich denke Lügenkabinett ist genau richtig so wie es ist.

Wie waren die bisherigen Reaktionen?
Die Platte wurde sehr gut aufgenommen und auch live kommen die neuen Songs sehr gut an. Natürlich gibt es immer ein paar Leute denen etwas nicht so gefällt wie z.B. auf Lebenslinie, aber das ist ganz natürlich. Das Cover z.B. hat ziemlich polarisiert. Den einen gefällt es sehr gut, andere finden es nicht so gut. Wir stehen aber voll und ganz dahinter und sind immer noch davon überzeugt dass kein anderes Motiv den Inhalt des Albums so gut widerspiegeln kann.

Wie unterscheidet es sich von „Lebenslinie“? In welchen Bereichen habt ihr euch verändert oder weiterentwickelt?
Im großen und ganzen ist Lügenkabinett im Vergleich zu Lebenslinie härter geworden. Die Songs wurden schneller, die Riffs böser und die Vocals etwas tiefer. Wir hatten nicht geplant dass es härter werden sollte, es ergab sich einfach so. Beim ersten durchhören der Songs waren wir selbst erstaunt wie viel mehr Energie in den neuen Songs steckt. Die melodischen und atmosphärischen Parts kommen trotzdem nicht zu kurz. Alles in allem würde ich sagen dass Lügenkabinett von allem was Akrea ausmacht noch einen Tick mehr hat als Lebenslinie.

Wie hat euch die Zusammenarbeit im Woodshed-Studio gefallen? Ihr habt „Lebenslinie“ dort auch schon aufgenommen, oder?!
Ja, das ist richtig. Victor hat uns schon bei Lebenslinie einen Sound auf den Leib geschneidert. Dieses mal ging alles noch leichter von der Hand, weil wir uns inzwischen gut einschätzen können. Victor kennt unsere Stärken und weiß diese hervorzuheben und uns beim Aufnehmen zu Höchstleistungen zu animieren. Auch wenn das nächste Album noch in der Zukunft liegt – sehr gerne würden wir wieder mit Victor zusammen arbeiten. In den Wochen des Recordings war er fast wie ein 6. Bandmitglied für uns.

Kannst Du kurz auf die textliche uns musikalische Bandbreite des Albums eingehen?
Die Texte befassen sich mit dem Alltäglichen das uns umgibt. Was bei Lebenslinie noch etwas in einer fantastischen Welt versteckt war, wird nun klar auf die Gegenwart bezogen. Somit wird das ganze für den Hörer verständlicher und so manch einer kann sich bestimmt mit Sebis kritischer Sichtweise identifizieren. Wer hat nicht die Nase voll von Lügen und leeren Versprechungen, von stumpfsinnigen Parolen und egozentrischen Selbstdarstellern. Sebi hat über den alltäglichen Wahnsinn geschrieben – Lügenkabinett ist sozusagen seine Abrechnung.

Musikalisch gesehen geht es weniger modern zu, insofern man „modern“ mit dem steigenden Anteil an Core-Einflüssen verbindet. Wir sind unserem Stil treu geblieben, haben aber dennoch an ein paar Ecken etwas neues versucht. Passend zu den Texten zeigt sich das Album jedoch etwas aggressiver und treibender als Lebenslinie. Von kleinen Ausflügen in Richtung Rock/Blues bishin zu Black Metal Gewittern wird die Scheibe von vielen Einflüssen durchzogen, was das ganze Abwechslungsreicher macht und für kleine Highlights innerhalb eines jeden Songs sorgt.

Hast du einen  Lieblingssong auf dem Album? Falls ja, welcher ist es und warum?
Das ist eine schwere Frage… Natürlich gefällt einem der eine oder andere Song etwas besser, jedoch hat ausnahmslos jeder Song mindestens einen Part intus welcher das gewisse Extra hat. Auf einen einzigen Song kann ich mich nicht festlegen, allerdings würde ich „Vier Sonnen“ und „…so schön“ schon ziemlich an der Spitze sehen. „Vier Sonnen“ gefällt mir aufgrund der durchgängigen Melodielastigkeit besonders gut. „…so schön“ tritt dagegen einfach nur richtig geil in den Arsch und lässt mich durch seinen ironischen Text immer wieder schmunzeln. Stichwort: HDL.

Das Artwork ist gut gelungen, finde ich. Von wem stammt es und wer hatte die Idee?
Das Artwork haben wir wieder in Zusammenarbeit mit unserem Designer (webprojaggt) und unserem Fotografen (360°Design) erstellt. Auch das Cover zu Lebenslinie fand so schon seinen Weg ans Licht der Welt.

Es gab viele Überlegungen, wie wir die Songs optisch darstellen könnten und letztlich landeten wir bei der Idee von „Kalle“ als Repräsentant des Lügenkabinetts. Wir alle haben daran gearbeitet und ich möchte hier noch einmal unserem Lieblingsdesigner Andi für seine Geduld danken. Auch wenn die Arbeit nicht selten bis tief in die Nacht ging – das Ergebnis ist einfach genial!

Seid ihr mit der Zusammenarbeit mit eurem Label Drakkar zufrieden?
Ja, sehr sogar. Wir haben einen sehr familiären Umgang und wenn wir (was selten vor kommt) einmal nicht einer Meinung sind, dann wird nichts getan womit nicht beide Parteien zu 100% einverstanden sind. Ich sehe das als einen wahren Glücksgriff, denn zu oft hat man das Gefühl dass Bands und ihre Plattenfirmen eher gegeneinander arbeiten als miteinander. Bei uns läuft das ganze sehr harmonisch ab.

Ihr seid verhältnismäßig schnell recht erfolgreich geworden. Was meint ihr, woran das liegt?
Wenn ich das nur wüsste… Wir hatten einfach extrem viel Glück seit wir mit der Band angefangen haben. Wir hatten es nie drauf angelegt erfolgreich zu sein, sondern haben immer nur Musik gemacht weil wir Spass daran haben.
Anscheinend geht es jedoch nicht nur uns so, und so kam das eine zum anderen. Als ich damals bei Inner Aggression einstieg hätte ich mir nie erträumt einmal einen Plattenvertrag zu unterschreiben und wochenlang auf Tour zu gehen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass gerade wir dieses Glück haben und hoffe natürlich dass es uns nicht so schnell verlässt.

Nach dem Debütalbum habt ihr keine Zeit verloren und schnell das neue Album nachgeschoben. Seid ihr so fix oder hattet ihr schon neue Songs fertig, als „Lebenslinie“ erschienen ist? Oder hat euer Vertrag vorgesehen, dass das zweite Album so schnell folgen soll?
Die ersten Songideen kamen relativ bald nach dem Release von „Lebenslinie“. Wir haben einfach weiter an den Ideen gearbeitet und irgendwann einen Termin für die Recordings festgelegt. Dass zwischen den Alben nur 1,5 Jahre liegen war uns damals gar nicht so arg bewusst. Die Zeit war einfach reif dafür die neuen Songs auf CD zu verewigen. Die ersten Songideen nehmen auch jetzt nach „Lügenkabinett“ schon wieder Form an, jedoch lassen wir uns bis zum nächsten Album etwas mehr Zeit um noch mehr Arbeit in die Platte investieren zu können. Außerdem steht mit 2011 erstmal ein sehr ereignisreiches Jahr vor uns – wir freuen uns unglaublich auf die Tour im März/April.

Wie läuft der Songwriting Prozeß generell bei euch ab?
Wenn einer von uns eine Idee hat, dann wird die dank moderner Technik auf dem PC festgehalten und per Internet an die anderen weitergeleitet. Jeder bastelt so für sich und ungestört an den Ideen herum. Wenn genug Material da ist fügen wir das ganze zusammen und Sebi schreibt die Texte zu den (fast) fertigen Songs. Dadurch dass wir inzwischen recht verstreut in der bayrischen Landschaft wohnen, bleibt nur das Internet als schnelle Möglichkeit die anderen an einer neuen Idee teil haben zu lassen.

AkreaAus welchem Grund sind eure Songtexte in deutsch verfasst?
Sebi fühlt sich mit der deutschen Sprache deutlich wohler und kann somit metaphernreicher und tiefgängiger schreiben als er es z.B. auf Englisch könnte. Außerdem passt die kantige deutsche Sprache einfach perfekt zu unserer Musik. Das gibt dem ganzen noch etwas mehr Kanten, so dass der Charakter der Musik nochmal hervorgehoben wird.

Wie wichtig sind euch die Texte und welche Themen behandeln sie?
Die Texte sind uns auf jeden Fall sehr wichtig. Belanglose Texte oder Klischeegegrunze über Mord und Totschlag passt nicht zu uns. Sebi verpackt seine eigenen Gedanken in die Texte. Mal subtil und fast schon märchenhaft wie auf „Lebenslinie“, mal moderner, gewürzt mit bissigem Sarkasmus wie auf „Lügenkabinett“. So handeln die Texte von alltäglichen Situationen, Menschen, aber auch Träumereien und Fantasien wie sie ein jeder von Zeit zu Zeit hat.

Welche Einflüsse lasst ihr in eure Musik einfließen? Was inspiriert euch?
Hier kann ich leider nicht für alle sprechen, aber ich denke dass jeder von uns seine Inspiration zu einem großen Teil aus dem eigenen Musikgeschmack bezieht. Wir hören natürlich auch selbst viel Musik und ein jeder hat seine Lieblingsbands. In meinem Fall war zum Beispiel die Melodieführung von Amorphis eine große Motivation selbst so viel Atmosphäre zu erzeugen. Doch auch treibendere Beats wie z.B. die schnelleren Stücke von Soilwork haben es mir angetan.

So versucht eben jeder seine Vorlieben in die Songs einfließen zu lassen und was herauskommt ist Akrea.

Zum Verbreiten der neuen Scheibe ist eine Tour mit den Reitern und Turisas geplant. Freut ihr euch schon?
Und wie wir uns freuen! Es ist eine große Ehre so lange mit solch genialen Bands auf Tour zu gehen. Wir können es kaum erwarten.

Ihr wart im letzten Jahr schon mal mit den Apokalypischen Reitern auf Tour. Wie war es? Gibt es etwas interessantes darüber zu erzählen? Und wie kam es dazu, dass ihr wieder zusammen auf Tour geht?
Das war auf jeden Fall der bisherige Höhepunkt in unserem Leben als Musiker. Die Reiter sind ein großes Vorbild für uns – mit ihnen die Bühne zu teilen war ein geniales Gefühl. Noch dazu haben wir uns alle super verstanden, so dass der Abschied nach den 5 Tagen schon sehr schwer fiel. Wenn man zum ersten mal als Band auf Tour geht ist natürlich alles interessant. Die Organisation, die vielen verschiedenen Städte und das Vertraute, dass trotzdem bei jedem Konzert ein gewisses heimisches Gefühl vermittelt.

Die Reiter waren auf der Suche nach passenden Vorbands für ihre Tour. So ergab es sich dass sie uns gefragt haben ob wir noch einmal mitmachen würden. Die Antwort ist ja selbstverständlich. Wir freuen uns wirklich sehr auf die gemeinsame Zeit und sind glücklich dass es dieses mal gleich über drei Wochen sind.

Wird es wieder Tourvideos auf YouTube geben?
Die Kamera wird auf jeden Fall dabei sein und hoffentlich auch die eine oder andere sehenswerte Situation einfangen. Ich bin sicher dass das eine oder andere Video dann auf YouTube zu sehen sein wird.

Apropos Videos, ihr filmt eh eine ganze Menge. Gebt es zu, ihr seid einfach zu gern im Rampenlicht, oder?!
Nein, eigentlich nicht. Ich würde eher sagen dass wir oftmals einfach zu viel Unsinn im Kopf haben. Zum Zeitvertreib und für ein paar private Erinnerungen war die Kamera schon zu frühen Inner Aggression Zeiten mit dabei und irgenwann kamen wir auf die Idee, dass auch andere Leute ihren Spass daran haben könnten. Dass das ganze solche Ausmaße angenommen hat war nicht geplant, es ergab sich einfach so. Da wo viel Blödsinn gemacht wird entstehen eben auch viele Videos.

Bestimmt ist auch ein Videoclip zur neuen Scheibe geplant, oder?!
Es gibt ein paar Ideen und generell auch den Willen noch einmal ein Video zu drehen. Allerdings ist da noch nichts konkret und es wird wohl auch noch etwas dauern. Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf die Tourvorbereitungen.

Welche anderen Pläne habt ihr für die Zukunft?
Wir lassen die Zukunft auf uns zu kommen. Es ist viel passiert in den letzten Jahren und wir haben gelernt, dass man nichts erzwingen kann. Für 2011 sind schon ein paar Festivalgigs geplant, mal sehen was da noch so kommt. Abwarten und abrocken würde ich sagen.

Noch ein paar Worte an unsere Leser?!
Ich hoffe ihr habt an „Lügenkabinett“ genau so viel Spass wie wir. Kommt doch bei dem einen oder anderen Tourtermin vorbei – eine große Party ist garantiert!!!

Fotos: Severin Schweiger

Akrea Online:
http://www.akrea.de
http://www.myspace.com/akreametal
http://www.facebook.com/akrea
http://www.lastfm.de/music/Akrea
http://www.youtube.com/akreatube

Label:
http://www.drakkar.de/

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