Adorned Brood Interview

Mit „Erdenkraft“ haben Adorned Brood sich ein enormes Stück weiterentwickelt und ihre Songs viel melodischer und eingängiger gestaltet als das noch auf ihrem letzten Werk „Asgard“ der Fall war. Black Metallische Raserei findet man daher nur noch selten auf der neuen CD, sondern diese wird vornehmlich von folkigen, bzw. melodischen Passagen beherrscht. Wie es zu dieser Entwicklung kam und was Eric Fish von Subweay To Sally auf dem Album verloren hat könnt ihr hier nachlesen.

Am Anfang würde ich gerne wissen, wie ihr nach einiger Zeit zu eurem letzten Album „Asgard“ steht? Was würdet ihr jetzt noch ändern wollen, denn „Erdenkraft“ ist ja schon ein ganz schön grosser Schritt gewesen. Es ist viel ruhiger und melodischer. Beschreibt die Veränderungen doch einmal selbst?

„Asgard“ für sich ist ein gutes Album, dass wir auch gerne so stehen lassen. Es war unser erster Versuch eines Konzeptalbums und das ist uns unserer Meinung nach recht gut gelungen.
Für die neue CD hatten wir uns allerdings vorgenommen, die Songs kompakter zu machen ohne die musikalische Vielseitigkeit aufgeben zu müssen. Wir haben dafür stark an unserem Songwriting gearbeitet und das Ergebnis auf „Erdenkraft“ lässt sich sehr gut sehen. Zu dem wollten wir die melodiöse Seite unserer Musik stärker hervorheben und im Gegensatz zu „Asgard“ nicht mehr so viel auf die klassischen Black Metal Parts zurückgreifen. Wir haben die Songs verstärkt auf rhythmischerem Riffing aufgebaut und konnten so die Stimme von Ingeborg viel stärker in unsere Musik integrieren. Unser Stil klingt durch diese Eingriffe jetzt viel kompakter und ausgereifter als auf „Asgard“; unser Vorgänger war dabei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu „Erdenkraft“.

Wie waren die Reaktionen bisher auf das Album? Sowohl von der Presse als auch von den Fans (neu und vor allem alt)?

Die Reaktionen, die wir bisher bekommen haben sind insgesamt sehr gut. In allen Metalzines liegen wir nur 2 Punkte unter der maximal erreichbaren Punktzahl und auch alle anderen Reviews waren überwiegend gut. Im Vergleich zu unserem Vorgänger „Asgard“, mit dem wir nur überwiegend in Black/Death – Zines gut gepunktet haben, sind die Reaktionen zu „Erdenkraft“ somit sehr ausgeglichen.
Dies spiegelt sich auch in der Reaktion der Fans wieder. Mit „Erdenkraft“ sprechen wir ein weitaus größeres Publikum als mit unserem Vorgänger an. Wir haben viele Fans aus der „Folk-Ecke“ und ganz anderen Musikrichtungen hinzugewonnen ohne dabei unsere Trademarks die Adorned Brood seit jeher ausmachen zu verleugnen. Das zeigt uns, dass uns die Symbiose aus Metal und folkloristischer Musik dieses mal sehr gut gelungen ist.
Viele unserer Fans sind gerade von dieser „einzigartigen“ Mischung sehr begeistert, da ihnen bei vielen anderen „Mittelalter“ Bands einfach die Härte in der Musik fehlt.
Die Fans, die schon die „Asgard“ gut fanden und kein älteres Album von uns kennen, sind überwiegend sehr begeistert von der „Erdenkraft“ – unsere alten Fans die eine Rückentwicklung zu unseren Vorgängern erwartet haben waren natürlich ein wenig enttäuscht. Aber im grossen und ganzen sind auch sie mit der neuen CD zufrieden. Einige Stimmen unserer „alten“ Anhänger räumten auch ein, dass die Qualität von „Erdenkraft“ erst nach ein paar mal hören richtig zur Geltung kommt…
Alles in allem sind da die Meinungen über unser neues Album sehr breit gestreut; und das ist ja auch nicht anders zu erwarten wenn man sowohl Fans aus der Black/Death Szene als auch aus der Folk und Mittelalter Szene anspricht.

Ab wann hat sich denn herauskristallisiert, dass ihr vom Black Metallischen weg und hin zu mehr Melodie und Folk gehen würdet?

Bis jetzt haben wir uns von Album zu Album immer bewusst weiterentwickelt. An diesem Prozess hat sich natürlich auch bei unserem neuen Release „Erdenkraft“ nichts geändert. „Asgard“ als solches war uns (im Rückblick) ein wenig zu unausgewogen – die Black Metal Parts dominierten größtenteils das Geschehen und wir wussten, dass bei uns noch mehr Potential im melodiösen Bereich vorhanden ist. Für das neue Album hatten wir uns daher vorgenommen einerseits den Härtegrad von „Asgard“ teilweise beizubehalten und andererseits mehr Wert auf die Clean-Vocals zu legen. Zudem haben wir uns seit „Asgard“ musikalisch wieder stark weiterentwickelt, was dazu führte, dass unser Riffing rhythmischer wurde und damit auch automatisch Platz für mehr Melodie war.
So konnten wir z.B. die Stimme von Ingeborg stärker in unsere Songs integrieren was sich stark in den filigraner ausgearbeiteten Gesangslinien bemerkbar macht.

War dies eine bewusste Entscheidung oder ein rein organischer Prozess in der Band?

Dieser Prozess beruhte auf der natürlichen musikalischen Weiterentwicklung der gesamten Band. Mit der Zeit sind wir einfach offener für andere Musikrichtungen geworden und waren nicht mehr so auf den Black Metal fixiert. Zudem sind wir an unseren Instrumenten alle musikalisch besser geworden, was unseren Horizont natürlich auch um einiges erweitert hat. Aber der maßgebliche Punkt für die Weiterentwicklung der Band war die Verbesserung unseres Songwritings.

Wie passen in dieses Konzept die härteren Songs der Marke „Old Great Master“ oder „Liar“?
Wie schon gesagt wollten wir den Härtegrad von unserem Vorgänger „Asgard“ teilweise beibehalten und zudem mehr Wert auf die Clean-Vocals zu legen. Diese beiden Songs fügen sich wunderbar in dieses Konzept da sie auf der einen Seite sehr hart sind, auf der anderen Seite aber auch viel Clean- Gesang und die typischen „Adorned Brood“ Akustik- Passagen enthalten.

Wenn man zu euch sagt : „Ich mag „Erdenkraft“, aber es ist einfach anders als erwartet ausgefallen.“. Was würdet ihr demjenigen antworten?

Zunächst bedarf diese Aussage ja eigentlich gar keiner Antwort da es eine subjektive Meinung über unser neues Album ist. Und da gibt es neben dieser noch viele andere.
Generell würde ich aber auf diesen Kommentar antworten, dass wir keine Musik machen um Erwartungen anderer zu erfüllen. Wir machen die Musik und schreiben die Songs die uns gefallen und wir sind daher von unserem neuen Album sehr überzeugt. Die Intention unserer Musik ist immer noch dieselbe, wie auf unseren Vorgängeralben und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Folk und Melodie war ja schon immer ein Bestandteil eurer Musik. Was macht diese Elemente für euch so interessant?

Folk und Melodie sind ein ganz wichtiger Bestandteil des Konzeptes von Adorned Brood. Die andere wichtige Seite unserer Musik sind dagegen die harten und aggressiven Metal-Parts und in Verbindung miteinander schaffen sie den typischen Adorned Brood Sound.
Die Melodie und die Folk Parts sind so wichtig, da sie im starken Kontrast zu den harten Metal Parts stehen. Dieser Gegensatz von harten und „weichen“ Parts macht die Musik interessanter und bietet uns zudem einen größeren musikalischen Spielraum. Zudem wollen wir mit unserer Musik, und gerade mit den Folk-Parts, einen Flair vergangener Zeiten erzeugen. Der Hörer soll bei unserer Musik die Möglichkeit haben den Mythos und unsere Faszination für vergangener Epochen nachzuempfinden und den Trotz der heutigen Gesellschaft zu vergessen.

Was würdet ihr jetzt im Moment sagen sind die „typischen“ Adorned Brood Trademarks?

Die Erkennungsmerkmale unserer Musik waren und sind immer noch der starke Gegensatz bzw. die Kombination von hartem Metal und mittelalterlicher Folklore.
Im einzelnen wären da natürlich auf der einen Seite die bezaubernde Stimme und das wunderschöne Flötenspiel von Ingeborg kombiniert mit unseren typischen folkloristischen Akustik-Parts zu nennen – Das andere Gesicht von Adorned Brood ist die harte Musik: Schnelles Drumming, rhythmisch- metallisches Gitarrenriffing und der aggressive Gesang.

Eurem Image seid ihr dagegen treu geblieben und arbeitet viel mit nordischen oder auch Naturelementen? Wie wichtig ist euch dieser Aspekt bei Adorned Brood?

Unser Interesse an der Zeit des Germanentums und anderen Völkern vor dem Christentum entstammt einer Art Lebensphilosophie. Das was größtenteils unsere Aufmerksamkeit geweckt hat, sind einige Tugenden und Lebensweisen dieser Völker, die wir als „vorbildlich“ und zugleich übertragbar auf unsere heutige Gesellschaft ansehen. Die alten Stämme waren aufgrund ihrer Mythologie allesamt sehr naturverbunden und haben diese dadurch zu schätzen gewusst. Auch wurden Tugenden wie Ehrlichkeit, Stolz und Ehre höher gehalten als es in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft der Fall ist. Solche Lebensweisen und „Philosophien“ z.B. sind es, mit denen wir uns identifizieren können und die wir sehr an dieser Zeit schätzen. Wir wollen mit unserer Musik, natürlich auch den Texten und unserem Outfit, den Flair und Mythos dieser vergangenen Epoche am Leben erhalten und dem Hörer verdeutlichen, dass man noch eine Menge von solchen auf den ersten Blick „primitiven“ Völkern lernen kann.
Dies ist das Konzept von Adorned Brood – Mythologie und Natur sind da unsere Hauptaspekte und demzufolge auch nicht aus unserer Musik wegzudenken!

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Subway To Sally auf „Erdenkraft“ ergeben? Wie war die Zusammenarbeit dann im Studio mit STS? Könntet ihr euch vorstellen, z.B. auch mal auf einem STS Album zu spielen?

Erik und die Subway’s haben wir auf den beiden Konzerten in Sondershausen und Glauchau kennen gelernt, bei denen wir sie als Vorband unterstützten durften.
Als wir während unserem Songwriting zu „Erdenkraft“ an den Gesangslinien zu dem Song „Der Fluch“ gearbeitet haben, dachten wir, dass die Stimme von Erik perfekt auf dieses Lied passen würde. Darauf hin haben wir ihn einfach angerufen und gefragt, ob er nicht Lust hätte die Vocals auf diesen Song zu singen. Erik wollte den Song erst mal hören, und da ihm der Song gefallen hat, kam er dann zu uns in die Ratinger Soundstation um die Vocals zu dem Song einzusingen. Da Erik sich nicht ganz mit unserem alten Text zu „Der Fluch“ identifizieren konnte, hat Bodenski den ursprünglichen Text von Grund auf überarbeitet und damit auch erheblich verbessert.
Na ja, das war wohl nach eigener Aussage von Erik das erstemal, dass er zu einem „Doublebase“ –Part vom Schlagzeug singt, aber das Einsingen verlief trotzdem sehr professionell und völlig reibungslos. Erik kam sogar noch ein zweites Mal zu uns ins Studio, da die ersten Aufnahmen durch einen Festplattenfehler verloren gingen!

Klar würden wir ein Angebot für einen Gastauftritt auf einem Subway Album dankend annehmen, aber realistisch ist dieser Gedanke wohl eher nicht.

Vieles auf „Erdenkraft“ klingt ein wenig nach STS und „Der Fluch“ könnte so in dieser Form auch auf deren „Bannkreis“ Album stehen. Fühlt ihr euch in dieser Ecke wohl?

Die Musik von Subway to Sally gefällt uns sehr gut, sie ist aber nur ein Einfluss von vielen die sich in unseren Songs wiederspiegeln. Weder wollen wir in die Fußstapfen von den Subway’s treten, noch versuchen wir jetzt den Subway to Sally Stil zu kopieren. Wir werden immer unserem eigenen Stil treu bleiben und die Songs auf „Erdenkraft“ klingen für uns immer noch eindeutig nach Adorned Brood.

Habt ihr deswegen Bedenken, dass man euch ein wenig die Exklusivität absprechen könnte, welche ihr mit euren ersten Alben ja durchaus in Anspruch nehmen konntet?

Wie gesagt sind wir der Meinung, dass unsere Songs eindeutig nach Adorned Brood klingen. Wir haben noch nie einen Stil übernommen oder kopiert. Daran wird sich auch in der Zukunft nichts ändern und daher haben wir überhaupt keine Bedenken was die Exklusivität von Adorned Brood angeht.

Gibt es bereits Gedanken zu der nächsten Scheibe, bzw. wie ist es um den weiteren Werdegang von Adorned Brood bestellt?

Wir haben schon einige neue Songs geschrieben und haben uns grobe Gedanken zum Cover und Layout gemacht. Es wird hier und da sicherlich wieder zu einigen Überraschungen kommen: z.B. werden wir bedingt durch unseren Neuzugang Benjamin auch ein neues Instrument auf der neuen CD einsetzten (…mehr sei hier noch nicht verraten!).
Die bisherigen Songs stellen für uns wieder eine logische Weiterentwicklung zum Erdenkraft Album dar, was nicht bedeutet, dass wir jetzt der „Härte“ ganz entsagen – im Gegenteil! Aber lasst Euch überraschen!
Die Aufnahmen zum neuen Album sind im Sommer 2003 geplant und wenn nichts dazwischenkommt wird im Herbst 2003 eine neue CD von uns in den Läden stehen.

Wie ist denn die Zusammenarbeit mit eurem Label Moonstorm Records?

Wir haben seit Vertragsunterzeichnung ein gutes Verhältnis mit Moonstorm Records, und die Zusammenarbeit ist für beide Seiten zufriedenstellend. Unser Vertrag bei Moonstorm wird ja mit dem Release unseres nächsten Albums auslaufen, aber aufgrund unserer guten Zusammenarbeit denken wir schon über eine Vertragsverlängerung bei Moonstorm nach.

Kann man in näherer Zukunft mal auf eine Tour von Adorned Brood hoffen, da alle Konzerte die ich bisher von euch gesehen habe, sehr geil waren?

Wir hoffen im nächsten Jahr mit Unterstützung von unserer Booking -Agentur „Extratours“ endlich mal eine Tour auf die Beine zu stellen. Bis jetzt ist eine solche Tour immer aus organisatorischen Gründen nicht zustande gekommen, aber im nächsten Jahr sind wir zuversichtlich, dass es endlich mal klappt!
Es sind auf jeden Fall eine Menge Konzerte in Planung, und ob man uns auf einer Tour sieht oder nur auf einem Einzelkonzert ist doch eigentlich egal oder?

Zum Abschluss noch die Frage, wie ihr die gesamte Schaffenszeit von Adorned Brood mit einem Satz beschreiben würdet?

Tut mir Leid, doch diesen Satz will mein Gehirn trotz einiger Überlegungszeit nicht ausspucken…

Die letzten Worte gehören euch.

Wir möchten uns bei all unseren Fans bedanken, die uns immer tatkräftig unterstützt haben. Stay Metal und schaut mal unter www.adornedbrood.de rein!

Danke sehr.

www.adornedbrood.de

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