Abigor Interview

Was soll man zu ABIGOR noch groß sagen? Nach diversen Demotapes, fünf Alben und zwei MCDs melden sich die Österreicher mit ihrem neuesten Werk ‘Satanized’ eindrucksvoll zurück und zelebrieren rauhen, rohen Black Metal auf hohem musikalischen Niveau. Das neue Album ist eine willkommene Gelegenheit einmal von all dem ‘Keyboardmetal’ etwas auszuspannen und sich die archaische Brutalität ursprünglichen, aber dadurch nicht minder gehaltvollen Metals in die Gehörgänge blasen zu lassen.

Wie würdest Du Euer neues Album ‘Satanized’ in das bisherige Schaffen Abigors einordnen? Was sind seine markantesten Merkmale?
‘Satanized’ ist ein neues Kapitel in der Geschichte Abigor’s. Nicht nur wegen dem Line-Up Wechsel der letzten Jahre, auch musikalisch haben wir uns etwas verändert und umstrukturiert, was nicht bedeutet, dass ‘Satanized’ ein Stilbruch ist. Meiner Meinung nach ist ‘Satanized’ intensiver, melodiöser, dadurch eingängiger und härter als unsere vorangegangenen Alben.

Seid Ihr jetzt, kurz nach der Veröffentlichung von ‘Satanized’ hundertprozentig zufrieden mit Eurem Werk oder würdet Ihr etwas verbessern wollen, wenn es die Möglichkeit dazu gäbe?
100%-ig zufrieden sind wir nie, aber ‘Satanized’ ist bis jetzt definitiv unser ausgereiftestes Album, vom musikalischen und auch vom produktionstechnischen Standpunkt her. Wenn ich mir jetzt das Album anhöre, hätte ich doch noch da und dort einige 3.Gitarrenlinien einspielen sollen, einige Samples usw. aber nichts gravierendes, im großen und ganzen sind wir wirklich sehr zufrieden!

Wie haben sich Deiner Meinung nach die Lineup-Wechsel auf ‘Satanized’ ausgewirkt?
Moritz ist ein exzellenter Drummer und Thursiaz‘ Bass und Gesangpassagen sind auch sehr professionell und abgefahren, daher hat sich dieser ‘Wechsel’ mehr als nur positiv auf Abigor und das neue Material ausgewirkt. Es ist zwar nach wie vor typisch Abigor, wenn zu z.B. Songs von ‘Satanized’ hörst, aber dennoch neue Einflüsse und ein erfrischender Wind der in das Material eingebracht wurde.

Seid Ihr mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?
Ich habe bis jetzt noch nicht allzu viel Reaktionen auf ‘Satanized’ bekommen/gehört. Bis die Napalm Promotion voll anläuft dauert das meist ein wenig, noch bin ich am laufenden was Magazine bzw. Reviews angeht, mal abwarten.

Die Produktion von ‘Satanized’ ist wieder wesentlich dünner, dumpfer und verwaschener geraten, als noch auf dem Vorgängeralbum ‘Channeling the Quintessence of Satan’. Was sind die Gründe hierfür? Am Budget wird es ja schätzungsweise nicht gelegen haben… War es eine bewußte Entscheidung?
Blödsinn! Die Produktion ist im Vergleich zu allen Vorgängeralben bei weitem besser und ausgereifter. Weder dünner, noch dumpfer, die Instrumente sind einfach klar (besser!) definiert und die Produktion trocken und rauh! Dies bedeutet nicht, das wir nicht genügend Budget hatten, es war einfach eine bewusste Entscheidung um ‘Satanized’ nicht als 08/15 Produkt mit einem Sound der schon X-mal gehört wurde zu veröffentlichen!

Wo wir gerade beim Budget sind: Könnt Ihr mittlerweile von Abigor leben, oder erscheint Ihr nach außen erfolgreicher, als Ihr eigentlich seid?
Vielleicht, ich kann dir das nicht beantworten. Jeder von uns hat einen Job bzw. studiert, also hat sich die Frage nie gestellt, außerdem sind wir so unabhängiger und können nach wie vor extreme und nicht ‘massenkompatibel’ Musik machen die uns gefällt und müssen nicht Album nach Album veröffentlichen und darauf achten ob dies momentan im Trend liegt oder nicht. Ich denke, dass ist der Grund, den uns viele Fans anrechnen: Abigor= keine Kompromisse!

Außerdem gibt es ja noch einige Sideprojects, wie ist dort der Stand der Dinge?
Momentan bin ich dabei Hellbound wieder zu rekrutieren, Moritz ist ja auch noch bei Korovakill und Dornenreich tätig. Thurisaz wird eventuell einige Songs für Amestigon beisteuern, aber das kann ich nicht versichern. Das war’s eigentlich. Heidenreich liegt auf Eis und momentan habe ich keine große Mo-tivation in diese Richtung wieder etwas zu unternehmen, Hellbound aber wird recht rauher und krasser, zum Teil recht primitiver Black-Metal, was mich momentan an die alten Tage erinnert.

Ihr habt das Album ja nun doch über Napalm Records veröffentlicht. Was hat Euch dazu bewogen ihnen doch die Treue zu halten, und keines der sicherlich zahlreichen und lukrativen Angebote anderer Labels anzunehmen?
Nun ja, die anderen Angebote waren wirklich gut, aber nicht besser als das von Napalm, also fiel meine Entscheidung letztendlich wieder auf Napalm. Ich kenne die Leute seit 1993, sie sind aus Österreich, arbeiten recht zuverlässig und schnell und trotz diverser Differenzen sind Napalm nach wie vor eines der besten Labels im Extrem-Metalbereich das waren eben die Hauptgründe für den neuen Vertrag, den wir wieder bei Napalm unterschrieben.

Wenn Du auf die zahlreichen Veröffentlichungen Abigors zurückblickst, welche ist, wenn wir ‘Satanized’ ausschliessen, Dir im Nachhinein die liebste und warum?
‘Apokalypse’ repräsentiert nach wie vor die Essenz des Black-Metal und jene Abigor’s, daher ist diese Veröffentlichung nach wie vor mein ‘all-time fave’.

Wie würdest Du die Entwicklung Abigors von 1993 bis heute musikalisch, und geistig beschreiben und wie beurteilst Du sie?
Es war/ist einfach ein ständiger Werdegang und eine persönliche Entwicklung, man sammelt durch die Jahre Erfahrungen, Eindrücke die Abigor beeinflussen und sich in der Musik, sowie den Texten niederschlagen. Meiner Meinung nach ging es von ‘Verwüstung’ bis ‘Opus IV’ aufwärts, dann begannen die Probleme mit Thomas, dann Silenius, was letztendlich das Ausscheiden beider zur Folge hatte, doch seit Anfang 2000, eben mit dem neuen Line-Up bin ich sehr zuversichtlich und Stagnation war nie ein Teil von Abigor!

Wie beurteilst Du die Entwicklung der Black Metal Szene und auch der Metal Szene allgemein über die Jahre hinweg?
Mit Black-Metal ging es meiner Meinung nach seit 1995 steil bergab, wobei ich die Metal-Szene generell eher im Aufschwung sehe. Aber ich bin nicht am Laufenden, noch interessiert es mich sonderlich was im Bereich des Black-Metal oder gar Metal momentan passiert. Abigor steht zwar für Black-Metal, hat aber den Werten der heutigen Szene nichts zu tun.

Denkst Du, daß die Szene auf eine Übersättigung des Marktes und einen damit verbundenen vorübergehenden Zusammenbruch zusteuert?
Die Metal-Szene ist schon seit Jahren übersättigt. Jedes Label, jede Band erwartet sich den Durchbruch und versucht Trends nachzueifern nur um bekannt zu werden und vernachlässigt dadurch einfach das Aufkommen jeglicher Individualität und Eigenständigkeit der Band, das wird letztendlich den Zusammenbruch auslösen, oder eine Abstumpfung der Leute zur Folge haben, was in Anbetracht der heutigen Situation schon was zu befürchten ist, denn nur der 08/15 Abyss-Sound wird akzeptiert, wenn man nicht nur annähernd wie z.B. Dimmu Borgir oder abgefahren Kovenant klingt wird einer Band schon jegliche Chance verwährt.

Was war die Beste und die schlechteste Erfahrung, die Du je mit Abigor gemacht hast?
Die besten Erfahrungen im Bezug auf Abigor sind die positiven Resonanzen von Fans, Freunden und deren Unterstützung, das kann man nicht auf eine Erfahrung reduzieren. Die schlechteste Erfahrung war wohl Thomas, da er unsere Freundschaft und Zusammenarbeit über Jahre hinweg einfach Aufgrund seiner Drogenabhängigkeit und geistigen Schwäche seine Fehler einzugestehen aufs hinterhältigste missbraucht hat.

Ihr seid über all die Jahre, im Gegensatz zu manch anderer Band, Eurem satanistischen Konzept treu geblieben. Wie wichtig ist dieses Image für Abigor? Könnte Abigor ohne den eingewobenen Satanismus existieren?
Es ist überhaupt nicht wichtig für uns, da es so oder so ein Bestandteil unserer persönlichen Ansichten ist, also ist Abigor einfach das Sprachrohr als auch der Visuelle Ausdruck zu dieser Philosophie. Persönlich gesehen ist ‘Satanist’ wohl ein sehr einengender Begriff, der mich/uns letztendlich in eine Schublade steckt und uns Grenzen setzt die es nicht gibt. Ich befasse mich zum Beispiel mit Okkultismus generell, speziell mit der Unterwelt, die mit dem Satanismus, wie 90% der Leute diesen bezeichnen und zu kennen glauben nichts zu tun hat! Aber ‘Satanismus’ reiht uns bzw. Abigor in eine Richtung die jegliche Diskussion abblockt und genau das wollen wir. Abigor soll als Black-Metal Band definiert sein, was ich mit Satanischer Band gleichsetzte und somit haben wir persönlich unsere Ruhe und können unseren Okkulten Interessensgebieten nachgehen.

Verkörpert Abigor eine Botschaft oder eine Philosophie?
Abigor ist das Verbindungsstück zwischen unserer Welt und derer die man als Realität bezeichnet, eben jener in der wir momentan existieren. Abigor ist das Sprachrohr der Dunkelheit und der Unterwelt, das ist die Botschaft der Text und die Philosophie ist jene Satans und seiner Engel.

In welchem Verhältnis siehst Du Christentum, Heidentum und Satanismus?
Mit dem Christentum habe ich nichts zu tun, in keiner Weise. Heidentum und auch Satanismus ist ein Teil von jedem von uns, da beides (auch Satanismus!) einen Teil vom Glauben unserer Vorfahren widergespiegelt, also schlummert im Herzen jedes einzelnen noch ein Funke dieses vergessenen Wissens, unsere Urinstinkte und es liegt an jedem Individuum selbst diesen Funken wieder zum Entflammen zu bringen.

Was hältst Du von simpler ‘Kreuzverdreherei’? Ist derartiger Satanismus umgekehrter Katholizismus, zumal wenn man Satan als Wesenheit anerkennt?
Es ist einfach ein Kreuz umzudrehen, aber es ist schwer den wahren Hintergrund zu verstehen, jedoch kümmere ich mich nicht darum wie man welche Symbolik am Besten definieren könnte.

Wie ist es um Deine Bibelfestigkeit bestellt?
Ich habe die Bibel gelesen, das Alte und Neue Testament. Irgendwie ein Märchenbuch, aber ich lese gerne Abhandlungen und Bloßstellungen der angeblich zugetragenen Ereignisse.

Was hältst Du vom derzeitigen Esoterikboom?
Ist teilweise witzig anzusehen wie jemand der im Stress einer Millionenstadt, im 7. Stock, in einer 30 qm Wohnung wohnt versucht seine Seele und seinen Geist durch Räucherungen in Einklang zu bringen. Ich meine, teilweise finde ich es gut, dass man die Leute vor dem Kopf stößt und ihnen klar macht, dass es mehr als materialistisches Denken gibt, aber andererseits ist es ein Trend der gerade in Städten ins Lächerliche gezerrt wird, aber andererseits wird mit der Dummheit der Leute Geschäft gemacht, also was soll’s?! Wer sich eingehend damit beschäftigt wird zur Wahrheit finden, die anderen kann man schröpfen.

Seht Ihr Euch selbst eigentlich als Künstler? Was ist Kunst allgemein?
Ich sehe mich nicht als Künstler. Die Künstler, speziell in Österreich sind zu 90% Anarcho-Chaos-Gruppierungen die das Geld in den Arsch geschoben bekommen, mit denen hat Abigor absolut nichts zu tun! Auch mache ich mir nicht sonderliche Gedanken was Kunst eigentlich ist, bzw. wie man diese allgemein definieren könnte.

Ok, das soll es erstmal gewesen sein. Gibt es noch etwas, was die Leser wissen sollten? Last Words…..
Danke für das Interview und die Unterstützung. Visualise – Frotress – Hell -Satanized!

http://www.abigor.at/
www.napalmrecords.com

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