Abdullah Interview

Wenn man sich Solitude Aeturnus mit einem Schuss Stoner Rock vermischt vorstellt, hat man in etwa eine Ahnung, wie Abdullah auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum klingen. Mich konnte das Duo sofort überzeugen, so daß ein Interview selbstverständlich war.

– Pessimistische Glückspilze –

Dem Großteil unserer Leser wird der Name ‚Abdullah‘ noch vollkommen unbekannt sein. Gib uns aus diesem Grund bitte einen Abriß der Bandgeschichte.
Jeff: Ich hatte vor ‚Abdullah‘ schon in einigen anderen Bands gespielt, bei denen ich aber nicht besonders am Songwriting beteiligt war. Also beschloß ich, meine eigene Band zu gründen und versammelte Ende 1998 ein paar Freunde um mich. Das war die Geburt von ‚Abdullah‘.
Anfangs hat unsere Musik sehr nach EyeHateGod und Cavity geklungen, aber mit der Zeit hat sich unser eigener Stil entwickelt. Wir haben ein paar Demos aufgenommen, aber es stellte sich schnell heraus, daß wir musikalisch alle in verschiedene Richtungen wollten. Schließlich stand ich wieder alleine da und entschied mich, neue Songs zu schreiben und das dritte Demo aufzunehmen. Schließlich benötigte ich es, um andere Musiker zu finden. So traf ich dann wenig später auf Alan. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der die Vorstellung mit mir teilte, wie die Musik unserer Band klingen sollte.
Dann folgte das ‚Snake Lore‘ Demotape, das wir auf der Suche nach einem Deal sogleich an diverse Labels geschickt haben. Wir haben dann bei MeteorCity und Rage of Achilles unterschrieben und sind nun, wo das Album veröffentlicht ist, auf der Suche nach anderen Musikern, damit wir auch live spielen können. Es wird jetzt langsam Zeit, eine ‚richtige‘ Band zu formen, nachdem wir schon zwei CDs geschrieben und aufgenommen haben.

„Die eigentliche Inspirationsquelle war der Wrestler ‚Abdullah the Butcher‘, aber das ist mittlerweile so weit weg gerückt, daß ich unseren Bandnamen eigentlich nicht mehr damit in Verbindung bringe.“

Eine Frage brennt mir ganz besonders auf der Zunge: warum habt ihr den Namen ‚Abdullah‘ gewählt? Welche Bedeutung hat er für euch?
Jeff: Wie ich eben schon sagte, haben wir in der Anfangszeit noch einen anderen, brutaleren Stil verfolgt und wir wollten einen Namen finden, der das widerspiegelt ohne albern oder melodramatisch zu wirken. Ich habe dann ‚Abdullah‘ vorgeschlagen, weil der Name irgendwie unbestimmt ist und dennoch ein mystisches oder sogar ungutes Gefühl hinterläßt. Die eigentliche Inspirationsquelle war der Wrestler ‚Abdullah the Butcher‘, aber das ist mittlerweile so weit weg gerückt, daß ich unseren Bandnamen eigentlich nicht mehr damit in Verbindung bringe. Ich denke, daß die Leute sich ihre eigene Bedeutung hineindenken… vielleicht sogar eine doppeldeutige, esoterische…

Wie kam der Stilwandel von dem EyeHateGodSound zum Doom zustande? Hat sich der Wandel erst nach dem Ausscheiden der anderen Bandmitglieder vollzogen oder ist das über einen längeren Zeitraum entstanden?
Jeff: Wir waren schon damals auch von Black Sabbath, der ersten Cathedral, St. Vitus und The Obsessed beeinflußt, das steht außer Frage. Das erste Demo war mehr oder weniger ungeprobtes Material, das wir auf Tape gebannt haben. Heute würde ich sagen, es war Avantgarde Sludge Metal. Die meisten sagen, daß es unkoordiniert klingt uns schwer hörbar ist. Das zweite Demo hat viel zu sehr nach EyeHateGod und Iron Monkey geklungen, mal abgesehen von den melodischen Vocals, die ich hier und da eingestreut habe.
Keins dieser Demos wurde richtig veröffentlicht, aber das bedeutet nicht, daß ich nicht stolz darauf bin. Sie haben nur etwas sehr unkoordiniert geklungen. Das dritte Album war eigentlich mehr ein Soloprojekt, das ich aber trotzdem als ‚Abdullah‘ Demo verstanden haben möchte. Der Sound auf diesem Demo ist dem, was wir heute machen, sehr viel ähnlicher, da das Ganze melodischer und doomiger war. Ich habe das Demo an einige Fanzines  und Ezines geschickt und ein sehr positives Review von Metal Maniacs bekommen. Während dieser Zeit habe ich mit Alan bereits an der Fertigstellung unseres vierten Demos ‚Snake Lore‘ gearbeitet. Dieses Demo stellt definitiv unsere Vision davon, was wir tun wollten, dar und beinhaltet sehr viel mehr Stoner und traditionelle Doom Einflüsse.

Wie haben die Fans und die Magazine auf eure Demos reagiert?
Jeff: Die Reaktionen auf unser drittes Demo und auf ‚Snake Lore‘ waren fantastisch. Wir haben tonnenweise gute Review aus aller Welt erhalten, aber ‚Snake Lore‘ hat definitiv den Großteil der positiven Reaktionen erhascht. Es hat sehr viel mehr Aufmerksamkeit erlangt, als ich gedacht und sogar gehofft hätte. Aber ich neige dazu, die Dinge pessimistisch zu sehen. Ich schätze, das ist eine gute Einstellung, wenn man Doom Metal macht…

‚Snake Lore‘ ist dann über Rage of Archilles wiederveröffentlicht worden. Wie kam der Kontakt zustande? Was kannst Du uns sonst noch über ‚Snake Lore‘ erzählen?
Jeff: Das passierte alles so schnell und unvorhergesehen. Ich habe ein email von ihnen bekommen, in dem sie Interesse an ‚Snake Lore‘ gezeigt haben, worauf ich es ihnen schickte. Ein paar Tage später teilten sie uns mit, daß sie das Material veröffentlichen wollen. So einfach war das. Wir hatten zu dieser Zeit bereits bei MeteorCity unterschrieben, welche Rage aber erlaubt haben, ‚Snake Lore‘ rauszubringen. Für mich ist das Ganze immer noch unglaublich… wir sind richtige Glückspilze.  Vor allem, weil ‚Snake Lore‘ ursprünglich als Vorabtape zu einem Demo gedacht war. Ein Typ, mit dem ich zusammen gearbeitet hatte, hatte sich gerade ein Homestudio zugelegt und zeigte Interesse, uns als erste Band zu produzieren. Also sind wir mit den Songs, die eventuell auf ‚Snake Lore‘ landen sollten, zu ihm hin, um ihm zu zeigen, wie unsere Musik klingt, welchen Sound wir wollen etc. Irgendwie kam die Zusammenarbeit mit ihm nicht zustande und wir entschieden uns, die Songs, die wir bereits aufgenommen hatten, an verschiedene Labels und Zines zu senden. Ich hätte mir niemals träumen lassen, daß das ein offizieller Release werden könnte, aber so kam es. In einigen Rezis wurde die Soundqualität bemängelt, aber vielen gefiel es. Ich persönlich finde, daß es großartig klingt, sehr warm und spontan.

„Ich habe die Gitarrensoli Wochen später an verschiedenen Tagen auf einem Futonbett sitzend eingespielt, während Jeff  im Flur den anderen Kram gemacht hat.“

Alan: Die Aufnahmen zu ‚Snake Lore‘ waren wirklich eine aufregende Zeit für mich. Sie wurden in Jeff’s altem Haus  einer Art größeren Apartment  gemacht. Wir haben die Gitarrenparts in einem kleinen Flurstück  zwischen den Schlafzimmern eingespielt. Ich glaube, die Basis Passagen wurden in zwei oder drei ‚Sessions‘ mit ein paar Wochen Pause dazwischen aufgenommen. Die Drums wurden kurz vor den Gitarrenpassagen eingespielt.  Ich habe die Gitarrensoli Wochen später an verschiedenen Tagen auf einem Futonbett sitzend eingespielt, während Jeff  im Flur den anderen Kram gemacht hat. Alles übrigens mit einem winzigen Amp, der einige Probleme mit der Stromversorgung hatte.
Der Mittelteil von ‘Path to Enlightenment’ wurde in etwa 15 Minuten improvisiert und fertig gestellt. Jeff hat seine Vocal Parts immer dann, wenn er mit der Ausarbeitung der Texte und Melodielinien  fertig war, alleine eingesungen. Und im Gegensatz dazu, was immer wieder behauptet wird, gibt es auch einen Baß auf ‘Snake Lore’. Ich habe den Baß (den Gitarrenlinien folgend) eingespielt. Besonders spannend war es zu beobachten, wie die Songs Schritt für Schritt entstanden sind. Mit jedem Part, den wir dazu gefügt hatten, hörte es sich besser an und als der Gesang dann auch fertig war, war ich der Meinung, daß wir wirklich etwas besonders geschaffen hatten. Ich vergaß, daß es eigentlich nur das Demo für ein Demo werden sollte. Es war ganz gut so, daß wir nicht mit dem Typen, von dem Jeff gesprochen hat, zusammen gearbeitet haben. Als wir sein Haus betreten hatten, haben wir uns schon gedacht, daß das nichts werden könne. Überall standen Kreuze und Bibeln und er sagt uns, daß er der Musik Direktor der Kirche wäre. Nun, natürlich ist das grundsätzlich alles vollkommen okay, aber für die Abdullah Aufnahmen stellte es nicht so ganz den richtigen Rahmen dar. Wirklich vorbei war es dann, als er eine Akustik Gitarre rausholte und fröhliche Lieder anstimmte. Du hättest unsere Gesichter sehen müssen…

Abdullah ist seit einiger Zeit eine ZweiMannBand. Habt ihr bisher überhaupt keine geeigneten Musiker gefunden oder war es zwischenzeitlich auch ganz angenehm nur zu zweit zu sein?
Jeff: Ganz richtig, wir suchen eigentlich erst sein ein paar Monaten wirklich aktiv nach neuen Bandmitgliedern, aber bisher haben wir noch niemanden, der unseren Erwartungen entspricht. Als wir die Songs geschrieben haben, war es gut, zu zweit zu sein; vor allem, weil wir genau die gleichen musikalischen Vorstellungen haben. So kam es natürlich nicht zu Konflikten. Aber momentan ist es wirklich frustrierend, daß wir keine Musiker finden, da wir gerne live spielen möchten.

Welche Posten sind jetzt eigentlich vakant?  Würdest du, wenn ihr ein komplettes Lineup hättet, weiter singen oder Schlagzeug spielen (oder beides)? Und Alan?
Jeff: Ich würde lieber nur singen. Ich liebe es, Schlagzeug zu spielen, aber ich kann nicht beides gleichzeitig…
Alan: Ich werde auf jeden Fall weiter Gitarre spielen. Wir haben uns überlegt, daß wir auch noch einen zweiten Gitarristen bräuchten, um den Sound unserer Alben besser rüberzubringen. Wir haben auch schon davon gesprochen, daß Jeff die zweite Gitarre übernehmen und dazu singen könnte, aber das ist alles noch nicht spruchreif. Vielleicht wäre es Jeff live auch zu viel, zu singen und Gitarre zu spielen.

Für euer neues ‘Abdullah’ betiteltes Album habt ihr ein paar der älteren Songs neu aufgenommen. Warum?
Jeff: Ja, von den Songs hatten wir nur Demoversionen aufgenommen und wollten sie gerne noch mal mit professionellem Sound präsentieren, da wir sie sehr gut fanden. Das war eine Zwickmühle, da wir einerseits die alten Songs noch mal aufnehmen wollten und andererseits den Leuten, die das alte Material schon kannte, auch die neuen Songs präsentieren wollten. Wir haben übrigens schon wieder einige neue Songs, werden aber sicher auch für das nächste Album den einen oder anderen alten Song neu einspielen, da wir die meisten der alten Songs einfach lieben.

Wenn das Endresultat dann wie bei ‘Abdullah’ ein knapp 70Minütiges Album ist, kann sich auch keiner, der einige der Songs schon hatte, beschweren. Wo habt ihr die Songs eigentlich aufgenommen?
Jeff: Wir haben sie im Juli bei Suma Sound Recordings in der Nähe von Cleveland aufgenommen. Tonnen von klassischen Alben wurden dort produziert, z. B. von Grand Funk Railroad, Bloodrock, The James Gang und Pere Ubu. Eine andere Band, die dort produziert hat, hat uns das Studio empfohlen und ich weiß nun auch warum.
Ich kann kaum beschreiben, wieviel Spaß mit die Aufnahmen dort gemacht haben und der Tontechniker Paul Hamann war einfach großartig und hat uns einen Killersound verpaßt für das geringe Budget, das wir hatten. Ich denke, alles in allem haben wir etwa $2400 ausgegeben und alle Songs in weniger als 24 Stunden eingespielt. Dann in ca. 10 Stunden gemixt und in einigen wenigen gemastert. Natürlich hätten wir uns gewünscht, mehr Zeit gehabt zu haben, um das eine oder andere zu ändern oder auszuprobieren, aber ich denke dennoch, daß die CD großartig klingt.
Wir wollten einen richtig fetten Sound und das ist gelungen. Anfangs wollte ich es roher, dreckiger, aber jetzt bin ich froh, daß es nicht so klingt, weil einfach schon zu viele Stoner Bands diese Schiene fahren.
Alan: Suma war wirklich cool. Es scheint sich mitten im Nichts zu befinden. Man muß erst eine sehr lange, verlassene, dreckige und mit Bäumen umsäumte Straße langfahren bis man zu einer Lichtung mit einem alten Haus kommt, das sie in ein Studio umgebaut hatten. Dort hängen die ganzen Scheiben von Grand Funk, Bloodrock und Wild Cherry an der Wand. Überall liegen Aufnahmeutensilien, Magazine, Papiere, Tapes und anderer Kram rum. Diverse Hunde und Katzen sind ein und aus gegangen und ich schätze, den Großteil des Equipments haben sie selbst gemacht. Und Paul wußte genau, wie er damit umgehen mußte.
Die Zeit war toll, obwohl wir mächtig unter Streß waren, weil wir nicht viel Zeit und vor allem nicht viel Geld hatten. Aber ich denke, daß wir sicher wieder dort aufnehmen werden. Ich denke auch, daß das Album toll geworden ist. Ich habe es auch ein, zwei Monate am Stück gehört, nachdem wir es fertig hatten.

Habt Ihr schon Reaktionen auf das Album bekommen?
Jeff: Wir haben ein paar von Übersee bekommen und sie waren alle positiv. Ich hoffe, daß wir mehr hören werden, wenn die CD Zeit hatte, sich zu verbreiten.
Alan: Ich habe bisher sechs Reviews gelesen und sie waren alle gut. Ich bin sehr froh, daß die Leute unsere Musik mögen. Man würde  zwar auch weiter machen, wenn man keine Reaktionen bekommen würde, aber es ist trotzdem schön, wenn sich die Leute dafür interessieren, was man geschaffen hat.

Habt ihr eigentlich einen Lieblingssong auf dem Album?
Jeff: Puh, das ist eine schwere Frage! Ich schätze, es ist ‘Awakening the Colossus’, weil er so hart und trotzdem emotional mit Gothic Einflüssen ist. Aber ich mag sie alle sehr gerne. Es gibt sehr viele Musiker, die ihre Songs irgendwann nicht mehr hören können, aber das ist mir noch nie passiert.
Alan: Ich mag einfach alle! Aber wenn Du unbedingt eine Antwort willst, würde ich auch ‘Awakening the Colossus’ sagen. Ich denke, wir haben mit dem Song das Mark des Heavy Doom getroffen und Jeffs Gesang ist auch besonders gut gelungen.

Wer hat eigentlich euer Covermotiv gemacht?
Jeff: Mein Bruder und ich haben das Artwork für die CD gemacht. Ich hatte bereits eine bestimmte Vision, wie das ganze aussehen sollte und ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden. Es sollte einen Gothic Touch und auch etwas esoterisches haben, während Erdtöne farblich überwiegen sollten.
Ich denke, daß mein Bruder wirklich ein großer Künstler ist. Der visuelle Aspekt des Albums ist genauso wichtig wie die Musik an sich und mir war es wichtig, daß beides gut harmoniert.

Euer Album ist bei MeteorCiry Records in den Staaten und bei uns über ‚I used to fuck people like you in prison Records‘ erschienen. Wie seid ihr bisher mit eurem Label zufrieden?
Jeff: People Like You haben den ganzen MeteorCity Katalog für Europa lizensiert. Wir sind sehr zufrieden mit der Promoarbeit von People Like You in Europa. Sie waren auch einverstanden, unsere CD als DoppelLP zu veröffentlichen. Ich habe auch schon Anzeigen und eine Menge Reviews gesehen.
Alan: Außerdem sind wir große Fans der MeteorCiry Bands und ich denke, es ist wichtig, daß wir zu den anderen Bands passen und bei einem Label sind, daß qualitativ hochwertige Veröffentlichungen hat. Besonders gut gefallen mir Solace, Eternal Elysium und Spirit Caravan.

„Wenn ich die Texte schreibe, schließe ich mich ein einen Raum ein, höre mir den Song an und schreibe alles auf, was mir einfällt.“

Wovon handeln eure Texte?
Jeff: Ich bin sehr beeinflußt von Schriftstellern wie William Blake, John Milton und Edgar A. Poe, sie sich mit Übernatürlichem beschäftigen. Diese Themen sind auch in meinen Texen wieder zu finden. Ich achte allerdings darauf, daß die Texte nicht zu sehr meine persönliche Sicht widerspiegeln, damit der Hörer eine gewisse Interprätationsfreiheit hat und seine eigenen Gefühle reinprojezieren kann. Wenn ich die Texte schreibe, schließe ich mich ein einen Raum ein, höre mir den Song an und schreibe alles auf, was mir einfällt. Oft habe ich auch quasi im Traum eine Idee und muß sie schnell festhalten, wenn ich aufwache, damit ich sie nicht wieder vergesse.

Habt ihr eigentlich SessionMusiker, die bereit wären, für das eine oder andre Konzert einzuspringen?
Jeff: Nein, leider nicht. Wir hatten das Glück, daß Jamie von Boulder im Studio den Baß für uns eingespielt hat, aber nicht so viel Glück, daß er bereit gewesen wäre, auch live zu spielen… Es ist wirklich traurig, ich habe noch nie live gespielt. Und das, wo es so viele Bands gibt, mit denen ich gerne live spielen würde wie z. B. Tummler, Boulder, Spirit Caravan, Slow Horse, Penance und Solace.

„Ich schätze, ich würde unseren Stil als GothicDoomGrooveRock bezeichnen.“

Fühlt ihr euch eigentlich eher als ein Teil der Doom oder der Stoner Szene? Eure Musik vereint beide Stile…
Jeff: Ja, wir gebrauchen Elemente von beidem in unserer Musik, aber ich denke, daß wir eindeutig mehr Doom Einflüsse haben. Stoner Rock ist grooviger und nicht ganz so düster.
Allerdings ist unsere Musik grooviger als die von z. B. Candlemass oder Solitude Aeturnus. Außerdem höre ich Gothic Einflüsse in unserem Sound… Ich schätze, ich würde unseren Stil als GothicDoomGrooveRock bezeichnen. Hilft dir das weiter?
Alan: Nun, wir sind ein Teil einer Szene, wenn die Leute sagen, daß wir das sind. Mir ist es eigentlich egal, ob die Leute es so oder so bezeichnen, da ich beide Stile sehr mag. Persönlich tendiere ich aber eher zum Doom.

Wie entsteht bei euch ein neuer Song?
Jeff: Normalerweise habe ich zuerst die Idee für ein Riff… seltsamerweise oft kurz bevor ich einschlafe oder kurz nachdem ich aufwache. Es hört sich vielleicht bekloppt an, aber manchmal träume ich von einer JamSession und wenn ich aufwache ist die Idee immer noch in meinem Kopf. Das nehme ich dann mit meinem alten Kassettenrecorder auf und überlege mir die anderen Gitarrenparts.
Wenn das fertig ist, folgt der härteste Part: die Gesangslinie. Dieser Prozeß kann mehrere Stunden oder auch mehrere Wochen in Anspruch nehmen und wenn alles fertig ist, bin ich unheimlich erleichtert.
Alan: Bis zum jetzigen Zeitpunkt, war ich noch nicht in der Lage einen Song im Kopf zu haben, ich probiere meist etwas auf der Gitarre herum. Ich spiele vor mich hin mit einem gewissen Feeling im Hinterkopf und so entsteht das eine oder andere Riff. Dann versuche ich, verschiedene Ideen zu kombinieren.

Wodurch seid Ihr musikalisch beeinflußt?
Jeff: Natürlich von Bands wie Black Sabbath, Iron Maiden, Type O Negative und Agents of Oblivion: Bands, die Melodien mit düsterer, harter Musik verbinden. Anfangs habe ich eigentlich nur Sabbath und Maiden gehört. Diese haben dann den Weg für Slayer, Voi Vod, DRI etc. geebnet, die ich die meiste Zeit meiner High School Jahre gehört habe. Später bin ich dann zu Jane’S Addiction, Liquid Jesus und Alice in Chains gekommen; zu der Zeit habe ich mich den Melodien geöffnet. Dann folgten EyeHateGod, Acid Bath und andere, die langsam und hart waren. Ich verspürte dann auch die Lust, selbst Musik zu machen.
Alan: Ich habe wegen Angus Young und Iron Maiden angefangen Gitarre zu spielen. Ich wollte auch so spielen können, wie ich es bei ihnen gesehen hatte. Es sah so aus, als müßte es furchtbar Spaß machen und ich liebte die Musik. Es kommt zwar bei ‘Abdullah’ überhaupt nicht zur Geltung, aber gelernt habe ich unheimlich viel von Maiden. Ich habe damals in einer Band gespielt und wir haben all unsere Lieblingssongs nachgespielt. 50% davon war Maiden und der Rest bestand aus Judas Priest, Scorpions, Black Sabbath etc. Was ‘Abdullah’ angeht, bin ich von Black Sabbath, Type O Negative, Cathedral und auch ein bißchen von Hawkwind beeinflußt.

Was haltet ihr von Saint Vitus, Candlemass, Trouble, Black Sabbath und Solitude Aeturnus?
Jeff: Sie sind alle wirkliche Legenden. Bei jeder einzelnen Band kann ich mich erinnern, wann ich sie das erste Mal gehört habe. Das macht deutlich, wie sehr sie mich beeindruckt haben. Saint Vitus waren die erste Band, die ich in meinen frühen HeadbangerTagen gehört habe, die diesen Spirit hatten. Nicht viel später habe ich dann die anderen entdeckt.
Alan: Ich mag all diese Bands. Die ‘Wino’Alben von Saint Vitus gehören zu meinen absoluten Faves. Einfach großartiger Doom. Von Candlemass kenne ich nur die ersten drei Alben, aber sie sind schöner, epischer Doom mit diesem Opernähnlichen Gesang. Von Trouble habe ich alle Alben und sie sind alle großartig. Aber das beste ist meiner Meinung nach das selbstbetitelte. Zu Black Sabbath braucht man wohl nichts mehr zu sagen.. die größte Metal/Doom Band aller Zeiten. Solitude Aeturnus sind cool. ‘Adagio’ habe ich zwar noch nicht gehört, aber ich mag ‘Through the darkest hour’. Sie haben so ein Candlemass Feeling  bloß moderner.

Welche sind eure momentanen Lieblingsbands und welche haltet ihr für absolute Klassiker?
Jeff: Ich habe es zwar schon erwähnt, aber ich liebe Sabbath, Maiden, Jane’s Addiction, EyeHateGod, Acid Bath, Neil Young, Sisters of Mercy… Sie alle haben mich beeinflußt. Momentan mag ich auch Electric Stuff ganz gerne. Um ein paar Namen meiner momentanen Faves zu  nennen: Covenant, Arcturus, EverEve, Anathema, Tiamat, Tummler, Solace, Slow Horse, Penance, Agents of Oblivion und Tonnen von Black Metal und Grindcore.
Alan: Immer wieder gern höre ich: Sabbath, Maiden, Motorhead, Hawkwind, Slayer, Ratt, Mercyful Fate, Goblin, Tool, Ozric Tentacles, Judas Priest.
Was ich in letzter Zeit so höre: Electric Wizard, Dokken (old), Suffocation, Church of Misery, Slow Horse, Acid Bath, Agents, Emperor, Rainbow und alles, was Doom ist.

Interessiert ihr euch neben Musik noch für andere Dinge wie z. B. Literatur, Malerei, Sport, Filme etc.?
Jeff: Ich interessiere mich sehr für Kunst und Literatur. Außerdem bin ich ein großer Fan von italienischen Horrorfilmen wie Dario Argentos ‘Suspiria’, Fulcis ‘The Beyond’ und andere Filme von Avati, Deodato, Martino, Bava etc. Ihnen gelingt die Gradwanderung zwischen purem Ausverkauf und wirklicher Kunst am besten. Und ich liebe ‘Gummo’.
Alan: Für professionellen Sport interessiere ich mich überhaupt nicht. Ich spiele höchstens noch ganz gerne Pool. Aber ich lese sehr viel. Momentan Bücher über Magie, diese wahren Krimis oder Biografien. Außerdem mag ich Joe Lansdale und Lovecraft. Was Filme angeht, haben Jeff und ich den gleichen Geschmack. Europäische Horrorfilme und ‘Gummo’ haben mich sehr beeindruckt. Dokumentationen sehe ich auch ganz gern.

Glaubt ihr an Gott bzw. gehört ihr einer Glaubensgemeinschaft an?
Jeff: Ich spreche nicht gern öffentlich über meinen Glauben. Aber ich gehöre keiner Religionsgruppe an und ich möchte auch betonen, daß wir keine Satanisten sind! Also wer auch immer uns diese dämlichen Broschüren geschickt hat, sollte seine Briefmarken lieber sparen.
Alan: Keine organisierte Religion und kein Gott im traditionellen Sinn. Ich beschäftige ich zwar viel mit den elementaren Fragen wie: Warum sind wir hier? Wo kommen wir her?…, aber ich bin vollkommen gegen dogmatisches Denken. Wenn man eines Tages sagt: ‘das ist es was ich glaube und nichts anderes und das wird immer so sein’, dann hat man aufgehört zu denken. Jeder Tag bringt neue Erfahrungen und Erkenntnisse und so formt sich auch die Sicht des Universums. Und um Jeffs Aussage zu bestärken: wir sind keine Satanisten. Satanismus ist nur die Kehrseite des Christentums und das Christentum bedeutet mir nichts.

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft von Abdullah?
Alan: Zuerst werden wir versuchen, das Lineup zu komplettieren. Dann werden wir natürlich an neuem Material für das nächste Album arbeiten und hoffentlich auch eine EP produzieren (davon reden wir schon eine ganze Weile).

Last words
Alan: Ich denke, es ist alles gesagt.

Mehr Infos gibt es unter:
www.stonerrock.com/abdullah oder Abdullah, P.O.Box 159, Richfield, Ohio, 44286, USA

Abdullah bei metal-archives.com

Interview aus Eternity #16