7 Songs: Schmerz

7 Songs an jedem 7. eines Monats. Heute: Schmerz! Ein düsteres Thema und genau deswegen ist es unglaublich beliebt beim Metal-Songwriting. Von Anbeginn der Zeit war Schmerz eine ausgezeichnete Motivation, um Texte zu schreiben und diese Gefühlszustände zu verarbeiten bzw. sich so richtig schön in seinem Leid zu baden. Wenn man sich mit diesem Thema beschäftigt, tut sich ein ganzes Spektrum an Arten von Schmerz auf – sei es nun Verlust, ein gebrochenes Herz oder gar Folter. So ziemlich jede Band hat dieser Thematik ein paar Songs gewidmet, manche haben sich sogar ganz dem Schmerz verschrieben (hier könnte man u.a. eine ganze Reihe von DSBM-Bands nennen). In 7 Songs ist das Thema natürlich bei Weitem nicht abgedeckt, jedoch möchte ich zumindest ein paar Facetten aufzeigen und Lieder vorstellen, die ganz besonders berühren – und zwar bunt durch alle Metalgenres!

Demolition Hammer – „Skull Fracturing Nightmare“

Meiner Meinung nach kann keine Band so gut Gewalt und Zerstörung ausdrücken wie Demolition Hammer. Ihre Musik ist wie ein mächtiger Schlag ins Gesicht. Das 1992 veröffentlichte Album „Epidemic Of Violence“ bietet den so ziemlich brutalsten Thrash Metal, den man sich vorstellen kann! In dem Song „Skull Fracturing Nightmare“ wird detailliert das Innenleben einer Folterkammer beschrieben. Glühende Eisen bohren sich in Fleisch, Menschen werden bis zum Zerreißen auf der Streckbank in die Länge gezogen, Knochen splittern…wen die weiteren Details interessieren, sollte sich einfach mal den Text durchlesen. Kurzum: das Grauen, die Qualen und das Elend werden mehr als deutlich. Der Eindruck des enormen körperlichen Schmerzes wird auch durch die tödliche Stimme von Reynolds, sowie die aggressiven Riffs und Drums unterstützt.

Faster Pussycat – „House of Pain“

„House of Pain“ ist eines der bekanntesten Lieder von Faster Pussycat und gleichzeitig eines der berührendsten. Taime Downe beschreibt aus der Sicht eines kleinen Jungen, wie sein Vater ihn und seine Mutter verließ und versteht nicht, wie er dies tun konnte. Er sitzt auf der Verandatreppe, wartet und hofft auf die Rückkehr seines Vaters. Er fragt sich sogar, was er selbst falsch gemacht haben könnte und ob er es nicht wert war. Am Ende des Songs ist der Junge 18 und es macht ihm immer noch zu schaffen – schließlich braucht ein Kind seinen Daddy, egal, wie alt er ist.
Ich finde die Lyrics und auch das Video sehr ergreifend. Dass sich ein Elternteil abwendet, ist so ziemlich das schmerzhafteste, was einem Kind passieren kann.

Austere – „This Dreadful Emptiness“

Zum Thema Schmerz könnte man bei Austere eine ganze Reihe an Songs nennen. Dennoch ist „This Dreadful Emptiness“ der repräsentativste für die Band, wie ich finde. Austere schaffen es, innere Zerrissenheit auf die schönste und poetischste Art und Weise zu beschreiben. Explizit in diesem Song geht es um das Gefühl innerlicher Leere und Kälte. Im Gegensatz dazu steht eine undefinierte 2.Person, wahrscheinlich eine Frau, die im Sonnenlicht badet und unberührt von der Grausamkeit der Welt ist. Musikalisch wird dieser Gegensatz ganz wunderbar wiedergegeben, wie ich finde. Denn die Band schafft es, dass der Song gleichzeitig warm und liebevoll, sowie kalt und trostlos klingt. Neben den hohen, schmerzerfüllten Schreien, die für Depressive Black Metal sehr typisch sind, setzen Austere stellenweise gerne auch Clean Vocals ein. In diesem Lied betrifft das den letzten Teil: „I craved your warmth, but it was too late. Too late you realised that I was in the cold.“. Nehmt euch die Zeit und schaut euch die unglaublich schönen Lyrics von Austere an!

Dark Angel – „Pain’s Invention, Madness“

Dark Angel waren eine Thrash-Metal-Band aus Los Angeles, die mit „Time Does Not Heal“ ihr viertes und letztes Album hinlegten (1991). In „Pain’s Invention, Madness“ erlebt man mit, wie sich der Geist und die Seele des Protagonisten total verändern. Er hat zu Beginn eine sehr düstere Weltsicht, für ihn ist Schmerz die einzige Wahrheit im Leben, Glück und Freude sind für ihn nicht in Sicht. Die unerträglichen Schmerzen führen dazu, dass der Wahnsinn sich seiner bemannt, obwohl er sich dagegen wehrt. Eine Art Verwandlung findet statt, er hat sich verändert und fühlt sich freier, jedoch noch immer gefangen im Labyrinth seiner Gedanken. Es endet schließlich darin, dass er eine Zwangsjacke trägt, trotzdem sind Erleichterung und Sicherheit vorrangig: „Madness has set me free!“
Ein tragischer und obskurer Song. Durch die Geschwindigkeit der Gitarren, die vielen Tempowechsel und die abgedrehte Stimmführung hat man ebenfalls das Gefühl, durch das Innenleben das Protagonisten zu rasen, das in die Irre führt.

Cinderella – „Heartbreak Station“

Die Glam-Metal-Band Cinderella befasst sich in ihrem Song „Heartbreak Station“ mit Trennungsschmerz, verpackt in einer hübschen Metapher. Tom Keifer singt davon, dass er am Bahnhof sitzt und probiert, den Schmerz zu verstecken, den er empfindet. Seine große Liebe, die sich gerade von ihm getrennt hat, fährt mit dem Zug davon. Im Refrain heißt es: „She took the last train out of my heart“. Auch nach Jahren kann er sie und die Pläne, die die beiden für die Zukunft hatten, nicht vergessen. Ein wirklich schönes Lied mit tollem Video!

Stormwitch – „Tears By The Firelight“

„Tears By The Firelight“ ist eine sehr ruhige und tragische Ballade der Heavy-Metal-Band Stormwitch, die eigentlich kein bisschen nach Metal klingt. Allein durch den Einsatz ungewöhnlicher Instrumente wie Querflöte und Orgel wird man in eine mittelalterliche Stimmung versetzt, was sehr untypisch für diese Band ist. Der Song handelt von einer Frau, die am Kamin sitzt und auf die Heimkehr ihres Geliebten wartet. Sie ist voller Sehnsucht und hat Angst, denn er ist für den König in den Krieg gezogen. Am Ende des Liedes kehren die Soldaten zurück, der Krieg ist vorbei. Doch die Frau hat einen Brief erhalten, in dem der Tod ihres Geliebten verkündet wird. Voller Trauer und Schmerz sitzt sie am erlöschenden Kaminfeuer und weint.

Gehennah – „Under The Table Again“

Und zum Abschluss die Art von Schmerz, die wir wahrscheinlich alle kennen: der Kater am Morgen danach! Ich finde nach wie vor, dass das niemand so gut in Wort und Ton fassen kann, wie Gehennah. Mr.Violence besingt, wie es ist, voller Erbrochenem und/oder Essensresten unter dem Tisch, wahlweise auch im Krankenwagen aufzuwachen, nach Qualm und Alkohol riechend.
Dennoch tut das der Lust nach mehr keinen Abbruch: „Wake’em up, it’s time to drink some more!“. Hier also mal jemand, der nicht in seinem Leid badet, sondern nach vorne schaut und weitertrinkt! Bei diesen harten, schwarzmetallischen Riffs wird man direkt mitgerissen. We love Alcohol! Schon weil es die beste Art und Weise ist, den Schmerz zu vergessen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*